Benutzt hier irgend jemand "Immersion" in irgend einem anderen Sinne als "ich fand das Spiel gut"? (oder meinethalben "ich fand das Spiel fesselnd"?) Sieht mir eher nicht so aus. Und das erklärt einiges, was meine Kommunikationsschwierigkeiten in Rollenspielforen (im Gegensatz zu anderen Orten) bzgl. Immersion angeht.
Hmmpf, ich hatte Immersion eigentlich im Sinne von mit der Spielwelt verschmolzen, bzw. vollkommen darin abgetaucht verstanden.
Wikipedia schreibt: (siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Immersion_(virtuelle_Realität)
Immersion (fachsprachlich "Eintauchen") beschreibt den durch eine Umgebung der Virtuellen Realität (VR) hervorgerufenen Effekt, der das Bewusstsein des Nutzers, illusorischen Stimuli ausgesetzt zu sein, so weit in den Hintergrund treten lässt, dass die virtuelle Umgebung als real empfunden wird.
Ich denke hier spielen eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle.
In meinen Augen sind die zahllosen unterschiedlichen Antworten eher Resultat einer unterschiedlichen Gewichtung dieser Faktoren, als die eines Missverständnisses der ursprünglichen Frage.
Gerade im kommerziellen Umfeld scheint hier vor allem die technische Komponente, wie etwa photorealistisch und in Echtzeit berechnete Bilder in den Vordergrund gerückt zu werden.
Etwa um Technologien wie 3D Brillen an die Frau / den Mann zu bringen.
Ich streite nicht ab, dass durchaus auch die technische Komponente einen wesentlichen Beitrag zum Abtauchen in eine virtuelle Realität spielen kann.
Halte es aber für einen Fehler alles auf diese eine Komponente zu reduzieren.
Aus der Kategorie Technik habe ich das Spiel
Doom 1 gelistet.
Für jemanden, der die Zeit vor in Echtzeit aus 3D Daten berechneten virtuellen Welten und der ersten 3D Grafikkarte nicht kennt, mag das nur schwer nachzuvollziehen sein, aber für mich war dieses Spiel ein einzigartiges Erlebnis.
Besonders die Horror Komponente hat dabei für mich als jungen Hüpfer eine große Rolle gespielt.
Tagelang habe mich ins stockfinstere Zimmer verkrochen. Bin bei jedem schabenden und kratzenden Geräusch der Imps und wie die ganzen Monster alle hießen zusammengezuckt und habe mich durch finstere Gänge geschlichen, nicht ohne mich nach jedem dritten Schritt schreckhaft umzudrehen.
Die Technik mag heute ein wenig weiter voran geschritten sein.
Dennoch gab es in dem Bereich "first-person Spiele" keinen weiteren Titel, der mich so sehr in seinen Bann schlagen konnte.
Möglicherweise ein Hinweis darauf wie schnell vergänglich einzig auf der technischen Komponente beruhende Ansätze sein können.
Zumindest für mich spielt sich die Faszination des Eintauchens in eine virtuelle Welt vor allem in meinem
Kopf und in meiner
Phantasie ab und nicht so sehr auf der Ebene sensorischer
Wahrnehmung.
Gerade um diesen Aspekt, will heißen wie gut sich die Sinne (akutell beinahe ausschließlich akkustische und visuelle) des Spielers täuschen lassen, um ihm eine virtuelle Realität vorzugaukeln, geht es aber im wesentlichen im technischen Bereich.
Spielen vor allem die Dinge eine Rolle, die sich in Kopf und Phantasie eines Spielers abspielen, so kann sich der Versuch einer überzogen detailgetreuen Wiedergabe in meinen Augen sogar eher schädlich als förderlich auf die Immersions-Wirkung einer Spielwelt auswirken.
Ein in ASCII-Art gepinseltes Dungeon a la
nethack kann meine Phantasie sehr viel stärker anregen und sehr viel eindrucksvollere und scheinbar realere Bilder in meinem Kopf produzieren als ein bis auf das letze Staubkorn modelliertes 3D-Modell.
Bei den in meinem vorangegangenen Beitrag genannten Spielen
Hero's Quest und
Kings Quest 3 ist es gerade der grobkörnige, pixelige, nur eine grobe Form gebende Look, der anregt bestehende Lücken zu füllen.
Je ungenauer die Darstellung, desto größer die Projektionsfläche für die Geschichte, die ich daraus mache.
Ich denke auch bei der
Open World Kontroverse, die ich zwischen den Threads gelesen zu haben glaube, spielt gerade der Aspekt der eigenen Phantasie eine große Rolle.
Ähnlich wie
@Scathach es bei Mount & Blade, beschrieben hat:
Und dabei funktionieren für mich sowohl Spiele mit großem Storyfokus ..., als auch Spiele gänzlich ohne Story, wie Mount & Blade bei dem ich die Story selbst schuf ...
bin auch ich den Spiel
Morrowind vorgegangen, das sich als letztes in meiner Liste findet und für mich noch immer das immersivste Computer-Rollenspiel darstellt, das ich je gespielt habe.
Bei einer der ersten Aktionen, einem Einbruch, die ich als frisch aus der Haft entlassener Schurke in Balmora durchgeführt habe, stieß ich zu meinem eigenen Schrecken auf die Leiche eines Elfen.
Klar - Rückblickend auf der Meta-Ebene lediglich ein Wegpunkt auf einer Mission, die ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hatte.
Blankes Entsetzen und ein wilder Adrenalinrausch haben mich dennoch in wilder Panik aus dem Gebäude fliehen lassen und den genannten Umstand erst sehr viel später entdecken lassen.
Genau so stelle ich mir gelungene Immersion vor.