AW: [Ventrue] NSC-Sammlung
Matthias Brügg von Strathern
Beschreibung:
In seinem modischen, doch gleichermaßen elegant wie bürokratisch wirkenden Maßanzug scheint dieses Mitglied des Clans des Szepters jung und dynamisch. Seine männlichen Gesichtszüge eines attraktiven Mittdreißigers sind markant, haben jedoch ebenso etwas spitzbübisch-selbstsicheres an sich, was ihm einen Charme verleiht, dem man sich nur schwer entziehen kann. Sein Auftreten ist von einer meist sehr offenen Art, was den optischen Eindruck bloß noch verstärkt. Er scheint, als wisse er was er erreicht hat, und wie er es erreicht hat, aber dieser Ausdruck in den Augen, der für die meisten Machtmenschen so typisch ist, fehlt bei ihm meist vollständig.
Gerüchte:
Lässt man in seiner Heimatstadt einmal über ihn Erkundigungen einziehen, kann man herausfinden, dass er während der ’48er Revolution sehr aktiv gewesen sein soll – auf Seiten der Revoluzzer. Manche behaupten gar, seine Clanszugehörigkeit sei seit seinem plötzlichen Auftauchen in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg niemals wirklich überprüft worden, und munkeln, es handele sich bei ihm aufgrund seiner Vergangenheit in Wirklichkeit um einen Brujah. Ein harter Verdacht, der jedoch bestätigt sein mag, hört man dem überzeugten Demokraten einmal beim Reden zu.
Kurzabriss:
Konzept: republikanischer Adel :|:
Wesen: Idealist :|:
Verhalten: Direktor
Geburtstag: * 12.06.1819 :|:
Todestag: † 01.01.1849 :|:
Generation: achte
Status: Ancilla, Prätor, Prinz :|:
Clan: Ventrue :|:
Linie: Saulus
(Reinhard von Trotta)
Clansnachteil: kann nur von Politikern trinken, von denen er glaubt, nicht korrupt zu sein
Attribute:
körperlich: Körperkraft 3, Widerstand 4, Geschick 2
gesellschaftlich: Charisma 5, Manipulation 4, Erscheinungsbild 4
geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 4, Geistesschärfe 4
Fertigkeiten:
körperlich: Ausweichen 2, Fahren 2, Handgemenge 1, Heimlichkeit 2, Nahkampf 1, Schusswaffen 1, Sicherheit 1, Sportlichkeit 2
gesellschaftlich: Ausdruck 3, Ausflüchte 2, Empathie 3, Etikette 3, Führungsqualitäten 5, Politik 3, Szenekenntnis 1
geistig: Akademisches Wissen 2, Aufmerksamkeit 3, Finanzen 2, Gesetzeskenntnis 4, Linguistik 3 (MS Deutsch; Französisch, Englisch, Italienisch, Latein, Polnisch), Nachforschungen 2
Disziplinen:
Beherrschung 3, Präsenz 4, Seelenstärke 2, Auspex 2, Stärke 1
Kombinierte Disziplinskräfte: Lebenslied (Auspex 1, Präsenz 1)
Vorzüge & Schwächen:
Niedrige Generation (5)
Geborener Führer (2)
Feind (-2)
~ bei seinem Feind handelt es sich um Dr. Ferdinand Groß
Besessenheit (-3)
~ arbeitet fanatisch darauf hin, demokratische Wege in der kainitischen Gesellschaft zu etablieren
Tugenden:
Gewissen 4, Selbstherrschung 4, Mut 4
Moral:
Menschlichkeit 7
Willenskraft 7
Hintergründe:
Ressourcen 4, Status 3, Clanprestige 2, Clankenntnis 3, Einfluss
(Politik) 4, Kontakte 2, Gefolgsleute 4, Zufluchtsicherheit 3, Fahrzeugsicherheit 2
Ansichten über seine Disziplinen:
Beherrschung:
Viele Menschen und die meisten Kainiten wissen nicht, was sie tun. Der Nationalsozialismus hat gezeigt, dass die Horden sich leicht durch Demagogie zu Schandtaten verführen lassen. Man muss in ihren Geist vordringen und diese Agitationen zunichte machen, bevor sie mehr Schaden anrichten, als ein Einzelner ertragen kann. Das beste Mittel hierzu ist die Beherrschung, ein einfaches „Tu das nicht!“ genügt, und er lässt es sein. Doch wirkt diese Kraft nur kurzfristig. Man kann einem tollwütigen Köter das „Aus!“ befehlen, doch dreht man sich um, fällt er einem in den Rücken. Trotzdem lässt sich mit Manipulation in dieser Richtung sehr viel machen, und der vergessliche Geist lässt aufwieglerische Reden niemals gewesen sein. Die Konditionierung jedoch muss wohldosiert eingesetzt werden, dann jedoch vermag sie großes zu leisten, wenn man die richtigen Leute kontrolliert – man kann sie entweder für seine Zwecke einsetzen, oder sie lahm legen, sollten sie gegen seine eigenen Ziele sein.
Präsenz:
Eine der großartigsten Disziplinen für den Umgang mit anderen, um sie für seine eigenen Ziele zu begeistern. Gepaart mit rhetorischer Kunst stehen einem alle Türen offen, gehört zu werden.
Entzücken verschafft längerfristige Verbündete, besonders bei Sterblichen eine sehr machtvolle Kraft.
Der Blick der Furcht ist ein gutes Werkzeug, um sich unliebsame Personen vom Leib zu halten und seine Situation zu überdenken, bevor man flieht oder verhandelt.
Seelenstärke:
Wenn keine Verhandlung auf fruchtbaren Boden stößt, wenn jedes Wort ungehört bleibt, dann lässt der geistig minder herausgeforderte Gegner oft die Waffen sprechen. Wer darauf nicht vorbereitet ist, ist ein Kleingeist.
Auspex:
Auf seine Umwelt zu achten, ist immer von Vorteil. Diese Disziplin vermag einen Gefahreninstinkt zu wecken, der mehr als einmal das Unleben retten kann. Seelenschau scheint sehr interessant, man darf wohl gespannt sein, welche Vorteile einem die Kenntnis der Gefühlswelt des Gegenübers in einem Dialog noch bringen wird.
Hintergrund:
~ Adel sitzt im Gemüte, nicht im Geblüte.
Der zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts in die Auseinandersetzungen zwischen den Monarchisten des Wiener Kongresses und der neuen Reform- und Nationalbewegung hereingeborene Adlige (* 12.06.1819) schlug sich schon früh auf die Seite der Demokraten. Sein Vater war von altem preußischem Adel, jedoch verschuldet durch die Dekadenz und die teure Präsentation eines Status’, den man sich nicht mehr leisten konnte. Er erwählte sich also eine Tochter aus gutem bürgerlichem Hause, einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Die Familie seiner Mutter erwarb sich somit den Adelstitel, jene seines Vaters die Möglichkeit, den gewohnten Lebensstil wahren zu können. Dies zeigte Matthias von Geburt an, dass Adel nicht ausschließlich durch Erbfolge erworben werden kann und dass daher alle irgendwie gleich sein müssen, wenn sie die nötigen Voraussetzungen erfüllen: Adel im Geiste.
~ Ein Diplomat ist ein Mensch, der die Paukenschläge der Staatsmänner in zarte Harfenklänge verwandeln soll.
Die Nationalbewegung erfüllte seine gesamte Familie mit Stolz und Begeisterung, wobei er jedoch der einzige war, der die anderen politischen Interessen der Bewegung guthieß: Demokratie und damit einhergehend den Sturz des Absolutismus. Er integrierte sich gegen das Wissen seiner Familie mehr in die ganze Sache, als er selbst es zunächst plante, so sehr riss ihn die Euphorie mit. Er war immer derjenige, der Verhandlungen führte, wenn es an der Zeit war, und der Aufstände organisierte, wenn es sein musste. Bis schließlich die Bewegung mit der ’48er Revolution soweit erstarkte, dass sich ihnen die Gelegenheit bot, in der Frankfurter Paulskirche eine Verfassung auszuarbeiten. Zu behaupten, er sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, wäre ein wenig übertrieben, doch brachte er einige Vorschläge ein und versuchte immer wieder zwischen den intervenierenden Parteien zu vermitteln.
~ Zwischen „Entweder“ und „Oder“ führt manches Sträßlein.
Nun, die Nationalversammlung in der Paulskirche scheiterte – über ein Jahr dauerten die Verhandlungen, es ging eher zu wie auf einem Marktplatz denn wie in einer verfassungsgebenden Sitzung, unterdessen die Restauration erstarkte. Als nun endlich alle Paragraphen unterzeichnet waren, man sich einigermaßen geeinigt hatte und der neue Deutsche Kaiser gekrönt werden wollte, lehnte Friedrich Wilhelm IV. den „imaginären Reif aus Dreck und Letten“, dem der „Ludergeruch der Revolution“ anheftete, ab und oktroyierte eine eigene reaktionäre Verfassung. Dies erschütterte die streitenden Parteien sehr, da Friedrich Wilhelm IV. zur Zeit der starken Revolution in seiner „Rede an sein Volk und die deutsche Nation“ seine Zustimmung für die Bewegung bekundete, sogar mit schwarz-rot-goldener Armbinde durch Berlin ritt. Jeder schob die Schuld der anderen Partei in die Schuhe, sodass sich nichts nennenswertes mehr dem Wiederaufbau der Monarchie entgegen stellte. In diesem Chaos war es ein leichtes für den Clan Ventrue, das neue Küken davon zu überzeugen, dass seine Methoden und Fähigkeiten zur Leitung von Gruppierungen sehr zusagten, aber seine Einstellung falsch war. Er sträubte sich nicht sehr dagegen, zum Vampir zu werden († 01.01.1849) und er genoss die Macht, die damit einhergeht, von Anfang an. Doch seine Einstellung änderte sich mit den Jahren nicht ganz so, wie es sein Clan sich gewünscht hat. Im Hintergrund befürwortete und unterstützte er die sozialen Reformen Bismarcks und bloß eine Mahnung seines Erzeugers und Ahnen konnte ihn davon abbringen, die Maskerade durch einen direkten Angriff auf Bismarck zu brechen, nachdem jener per Sozialistengesetz die SPD verbot. Wohl wegen diesen die Politik der Sterblichen betreffenden Dissonanzen zwischen ihm und seinen Clansbrüdern kann Brügg unter den Ventrue nicht wirklich Fuß fassen, obwohl er dem Clan ansonsten treu ergeben ist und ihm sehr gut dient: sein Reichtum mehrt sich stetig und Hand in Hand mit diesem sein Einfluss auf die Stahlindustrie, die unter Wilhelm II. einen regen Aufschwung erhält. Doch der Segen zieht das Übel meist nach sich, und die Aufrüstung erfüllt ihren Zweck im Ersten Weltkrieg, in dem ein erst kürzlich von Brügg geschaffenes Kind – eine im Untergrund arbeitende SPD Anhängerin Marietta Dietrich – durch einen Flammenwerfer, der bei einer Hausdurchsuchung in den Keller gehalten wurde, vernichtet wurde. Doch nach dem Krieg geschieht etwas, mit dem die Ventrue nicht gerechnet haben: Brüggs Involvierung in die sozialdemokratischen Parteien trägt Früchte und er war es, der Maßgeblich an der Kundgabe der „Abdankung“ des Kaisers beteiligt war. Doch die Dinge, die danach geschahen, waren hierdurch nur ins Rollen gebracht worden – sein Einfluss war nicht groß genug, um die weiteren Geschehnisse zu lenken, die noch am selben Tag, dem 9. November 1918, geschahen: Der zweimalige Ausruf der Republik und die damit einhergehenden Komplikationen zwischen den gemäßigten Sozialdemokraten unter Philipp Scheidemann und den radikalen Kommunisten unter Karl Liebknecht.
~ Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.
Aber der Schein, alles unter Kontrolle zu haben, ließ sich leicht aufstellen und wahren, und somit stieg in der Zeit der Weimarer Republik die Dignitas Brüggs schnell so sehr, dass er bereits einige Jahre vor seiner Zeit am 20.02.’23 feierlich zum Ancilla erhoben und zum Ädil des Frankfurter Direktorates wurde, die Stadt jedoch wegen der fehlenden Vertrautheit eigentlich aller übriger Ventrue mit der Demokratie de facto beinahe leitete, was jedoch nicht allen Ahnen seines Clans behagte. Brügg bemerkte dies zwar, tat es aber als unwichtig ab. Er hatte die Zeichen der Zeit erkannt, und die Ahnen waren wohl bloß voller Gram – doch war er nicht dumm genug, zu glauben, dass neidische Ahnen nicht sehr gefährlich seien. Als erstes Zeichen seines neuen Status’ erschuf er sogleich einen bewährten Ghul – Lukas Anton Kupfer, ebenfalls SPD-Mitglied und mit einem untrüglichen Händchen für Leute, denen man vertrauen kann – zu seinem zweiten Kind.
Der Nationalsozialismus kam schnell und unerwartet, jedoch heftig und brutal eskalierend im Zweiten Weltkrieg. Die Ahnen des Clans behaupteten, Adolf Hitler sei unmöglich zu manipulieren, doch Brügg glaubte, dies sei die brachiale Methode der missgünstigen Ahnen, seine Herrschaft für beendet zu erklären. Der „Gröfaz“ verkörperte all ihre Ideale: diktatorische Macht, in Händen einer einzigen Person vereint und alle Instanzen auf ihn ausgerichtet, unter seiner absoluten Kontrolle stehend. Wieso ihn also absetzen oder etwas ändern wollen? Die Judenfrage interessierte die Ahnen nicht, es waren für sie bloß Sterbliche, manche sehr alten Kainiten sahen Ähnlichkeiten zu früheren Massenvernichtungsschritten gegen Juden und befürworteten diese sogar. Letztendlich war es jedoch für die Meisten nur ein Opfer, das man bringen musste, um durch diese Sündenbocktheorie das Volk für seine Ideologie und seinen Rassismus hinter sich zu bringen. Hitler wurde von manchen alten Kainiten sogar als genial betrachtet, vor allem im Zuge der aufkommenden Eugenik, der rassischen Reinheit und Vollkommenheit. Brügg jedoch erinnerte sich an seine Vergangenheit und Herkunft, war seine längst verstorbene Mutter doch einst Jüdin.
~ Disziplin ohne Demokratie führt zur Gewalt, Demokratie ohne Disziplin zur Anarchie.
Der Zweite Weltkrieg war absehbar, jedoch nicht in der Härte, mit der er geführt wurde: Neue Waffen- und Nachrichtentechnologie waren unbekannte Gefilde, die vor allem von den eingerosteten Kainiten nicht vollends einschätzbar waren. So begann auch für jene, die Hitler zunächst wirklich unterstützten (und das waren bei weitem weniger, als Brügg glaubte), eine Zeit des Duckens, Flüchtens und Verbergens. Einige Ahnen, die es nicht verstanden oder zu stolz waren, sich den Gegebenheiten anzupassen und das einzig Mögliche zu tun, nämlich wie ein räudiger Hund zu fliehen, wurden ohne jede Chance vernichtet, als die Bomben fielen. Bis zum Einrollen der letzten US-amerikanischen Panzer gab es unter den Kainiten keinerlei Kontakt, niemand wusste, wer es überstanden hatte und wer nicht länger mehr als nur eine Prise von Asche zwischen den Trümmern der zerstörten Städte darstellte. Ebenso wie für die Sterblichen läutete es auch für die Kainskinder Deutschlands – existierte Deutschland jetzt überhaupt noch? – zur „Stunde Null“.
~ Die Demokratie lebt vom Kompromiss. Wer keine Kompromisse machen kann, ist für die Demokratie nicht zu gebrauchen.
Brügg und sein junges Kind Kupfer überlebten die Strapazen des Weltkrieges und brachten es recht schnell fertig, sich in der langsam aber stetig neu aufkommenden sterblichen Gesellschaft neu einzuordnen, zumal sich abzeichnete, dass die neue Regierungsform wohl eine demokratische sein wird. Nur wenige Jahre dauerte es, bis wieder Ordnung herrschte – in einem geteilten Deutschland zwar, aber der Westen war für Kainiten seiner Erfahrung bequem und leicht zu kontrollieren, sodass der Einfluss Brüggs schnell wieder auf sein altes Maximum wuchs. Und noch darüber hinaus, denn er setzte ein Direktorat der Ventrue als Führung der Stadt Köln ein, wo er sich niederließ, um aus einiger Entfernung die Geschicke, die in seiner alten Heimatstadt Frankfurt gemacht wurden, beobachten zu können: das Zentrum des Wiederaufbaus war ihm etwas zu viel um sich neu einzugewöhnen. Er selbst war nun Prätor dieses Direktorates, und das Vakuum, das durch den Krieg an alten deutschen Kainiten geschaffen wurde, bestärkte seinen Anspruch insofern, dass ihn ihm niemand mehr streitig machte. Er selbst nennt sich gern „
Vorsteher der Stadt Köln“.
Das Wirtschaftswunder erfreute die finanzspezialisierten Ventrue natürlich, doch waren die Frankfurter Kainiten (aus dem Hause Janus Lukas unter dem Regent Ferdinand von Hohenzollern), die sich im neu erblühten Zentrum der deutschen Börse eingenistet hatten, auf den meisten Sektoren einfach schneller, weil näher an der Quelle sowohl für Informationen als auch für Aktien. Die Wiedervereinigung ist spurlos an den Kölner Kainiten vorbei gegangen, einfach wegen der Distanz zur ehemaligen Grenze. Nun sind sie Zeiten ruhig, die Politiker streiten sich über Dinge, für die sie vor einigen Jahren nicht einmal Zeit gehabt hätten. Doch die Demokratie hat gesiegt, und die ruhigen Zeiten beweisen, dass sie funktioniert... oder?