[Toreador] NSC-Sammlung

Feyamius

Borbaradianer
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28. Februar 2007
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Die Toreador sind bekannt für ihre hedonistischen Tendenzen, wenngleich dieser Eindruck der wahrhaftigen Seele des Clans nicht gerecht wird. Toreador nehmen Schönheit in all ihren Nuancen - auch der Hässlichkeit und dem Abnormen - intensiver wahr als andere. Wie alle Künstler suchen die Toreador nach einem tieferen Sinn für eine Existenz, von der sie fürchten, dass sie bedeutungslos ist. Dieses Streben nach der Wahrheit, und letztlich nach Vollkommenheit und Erlösung ist es, was das Herz der heiligen Mission des Clans bildet: Den Genius der menschlichen Rasse zu bewahren.

(Ich bitte, in diesem Thread wirklich ausschließlich selbsterstellte Charaktere vorzustellen (sowohl V:tM als auch V:dA ist erwünscht) und dabei ein Mindestmaß an Orthographie beizubehalten. Danke.)
 
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Gabriel Freudenreich





Beschreibung:

Gabriel unterstreicht seinen Namen (von dem er übrigens behauptet, es sei kein Künstlername) mit der Wahl seiner Kleidung: eleganter Schnitt und reinstes Weiß lassen den Vampir wie einen Engel Kains erscheinen. Doch sein Blick und seine Mimik lassen erkennen, dass er bereits „ausgebrannt“ ist, wie die Toreador fehlende menschliche Gefühle treffend zu umschreiben wissen. Seine zynische Art macht ihn zu einem nicht gerade gerngesehenen Gast der Domäne, vor allem nicht unter den meisten Neugeborenen.


Zitate:

~ "Mein Fürst, bitte legt mich gepfählt unter die Sonne, sollte ich mir auch nur einmal denselben Etikettebruch leisten, dessen sich dieser Welpe nun bereits mehrfach erdreistete."
~ "Ich möchte, dass Sie den Raum verlassen, damit wir hinter Ihrem Rücken über Sie reden können."
~ "Wenn ich einmal wissen möchte, wie ich etwas am besten nicht mache, frage ich Sie vielleicht noch einmal nach Ihrer Meinung. Bis dahin wahren Sie in meiner Anwesenheit bitte die Stille."


Gerüchte:

Freudenreich hat viele Kontakte zur Modebranche. (Dies und seine vollkommen divergierende Einstellung gegenüber jener Degenhardts machen ihn zu einem gefährlichen gesellschaftlichen Feind des jungen Ventrue.)
Einhergehend mit seinem Einfluss auf die Reichen und Schönen (oder gerade umgekehrt?) hat Freudenreich sehr viele attraktive Ghule um sich geschart. Weiterhin soll er sehr gerne mit menschlichen Gefühlen spielen, um den Schmerz über seine verlorene Menschlichkeit im mit Gefühlen angereicherten Blute der Gequälten und ihrer Angehörigen zu ertränken.
Manche bezeichnen ihn als den Luzifer unter den Kainskindern. Ein Name, der ihm eher gerecht zu werden scheint als sein wirklich eigener; wie jeder behauptet, der ihn auch nur flüchtig kennt.


Kurzabriss:

Konzept: gefallener Engel :|: Wesen: Monster :|: Verhalten: Sadist
Clan: Toreador :|: Generation: elfte :|: Status: Ancilla

Clansnachteil: vergisst und ignoriert beim Hervorholen der allerinnersten Gefühle eines Wesens vollkommen seine Umwelt; besonders wenn die Objekte seiner Begierde attraktiv sind

Attribute:
körperlich: Körperkraft 2, Widerstand 2, Geschick 3
gesellschaftlich: Charisma 4, Manipulation 3, Erscheinungsbild 5
geistig: Wahrnehmung 4, Intelligenz 3, Geistesschärfe 3

Fertigkeiten:
körperlich: Ausweichen 1, Fahren 1, Schusswaffen 1, Sportlichkeit 2
gesellschaftlich: Ausdruck 2, Ausflüchte 2, Einschüchtern 4, Empathie 4, Etikette 4, Führungsqualitäten 1, Politik 2
geistig: Akademisches Wissen 1, Aufmerksamkeit 3, Finanzen 2, Gesetzeskenntnis 1, Linguistik 2 (MS Deutsch; Französisch, Latein), Nachforschungen 2, Naturwissenschaften 1, Okkultismus 2

Disziplinen:
Auspex 4, Geschwindigkeit 1, Präsenz 5

Vorzüge & Schwächen:
Niedrige Generation (2)
Blasiert (3)
Selektive Verdauung (kann nur in Momenten, die mit starken Gefühlen durchsetzt sind, trinken) (-2)
Seelischer Sadist (-3)

Tugenden:
Gewissen 1, Selbstherrschung 5, Mut 4

Moral:
Menschlichkeit 4
Willenskraft 8

Hintergründe:
Ressourcen 4, Einfluss (High Society) 2, Kontakte (Modeschöpfer, Modelmanager) 4, Herde 2, Status 2, Clankenntnis 2, Gefolgsleute 3
 
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Ja hi, ich wieder :D
Wieder ein wenig aus der Art geschlagen, wieder ein Antitribu, wieder ein Char, bzw. zwei Chars die ich sehr gemocht habe:

Reno or Bust

„Hoy Syd…“, der massige Biker wippte lässig in der ausgefransten und vor langer langer Zeit einmal poppig geblümten Hollywoodschaukel auf der Veranda des ungepflegten Farmhauses vor und zurück „was ist los, Alter?!“. Der jüngere Mann sprang aus dem großen Chevy Van hinab in den Staub und grinste breit:“…alles was nicht fest ist, Dan! Ich kann nicht klagen, mein Dicker… schlechten Menschen geht’s immer gut. Und bei dir, alles klar?“
„Gestern gings noch…“ der alte Rocker hustete heiser: „…Arzt meint, ich brauch ne neue Hüfte… aber du weißt ja wie das ist…“ Der Jüngere nickte nur… er wusste es anscheinend. „Hey Kleines… wir sind da…“, sagte es sanft zu dem kleinen Berg Decken auf dem Beifahrersitz und eine junge Frau steckte ihren Kopf aus dem Wust und brummelte etwas unverständliches während sie am Türöffner herumfummelte und herzhaft gähnte. „Nancy mein Augenstern…“, bollerte Dan herzlich und grinste breit: “Geh ruhig rein Kleines… Roxy freut sich schon total dich mal wieder zu sehen…und Kitty hat Junge bekommen, die musst du dir anschauen…“. Das Mädchen nickte müde und schlurfte folgsam Richtung Haustür, allerdings nicht ohne ihren Gefährten im Vorbeigehen liebevoll anzustubsen. Die beiden sahen ihr nach wie sie im Haus verschwand. Sie wäre sehr hübsch gewesen, aber sie sah müde und ausgemergelt aus und ihr Glanz schien ein wenig getrübt zu sein.
„Alles in Ordnung mit ihr?!“, fragte Dan Syd leise als sie außer Hörweite schien. Syd seufzte und ließ sich neben Dan in die Polster fallen. „Es ist keine verdammte Grippe, Dan…“, sagte er kraftlos und tastete seine abgewetzte Lederjacke nach der Packung Marlboro ab die er an der letzten Tankstelle gekauft hatte. Er riss das Silberpapier des Softpacks ab und steckte sich eine an während die beiden Männer schweigend nebeneinander saßen und den spitzen Freudenschreien von Dans Braut lauschten. „Der Arzt in Tucson gibt ihr noch ein Jahr wenn sie keine Behandlung bekommt… der Tumor hat Metastasen gebildet und drückt auf den Kortikallappen und wenn sie nicht bald operiert wird dann…“, er brach den Satz ab und Dan kam nicht umhin zu bemerken wie die Zigarette in Syds Hand zitterte. Der bärige Rocker brummte etwas was tröstend wirken sollte und leckte seine Selbstgedrehte zu. „Verdammte Schande das… so ein süßes Ding und so ihr passiert so ein Scheiß…“, die Sprache des alten Mannes war vielleicht hart, aber Syd wusste, dass es dem alten Mann ebenso wie ihm das Herz zerbrach Nancy vergehen zu sehen. „Was ist denn mit der Operation? Du hast doch Geld, du Bastard! Hier…“ Er warf Syd einen Briefumschlag in den Schoß:“15 Riesen, wie vereinbart… dann kneifst du Mal den Arsch zusammen und frisst nen paar Wochen Katzenfutter!“ Syd seufzte und schob Dan seinerseits die Umhängetasche zu, die er zwischen seinen Füßen abgestellt hatte. „Du verfluchter Dreckskerl…“, Syds Stimme zitterte vor Wut: “Du weißt genau, dass ich…“ er ballte eine Faust und schien das richtige Wort nicht zu finden: “…alles für sie geben würde ALLES!!! Verstehst du, Mann?! Erzähl nicht so nen Scheiß, verdammt!!!“ Seine Faust zitterte und Dan hob abwehrend die Arme während der junge Mann sichtlich um seine Fassung rang: “Schon gut, Alter… ich wollt ja nicht…“
Syd funkelte ihn finster an: “Ich wollt ja nicht, ich wollt ja nicht… scheiße, klar wolltest du, verdammt! Hast du nen Plan was das kostet? Egal was ich mache… und wenn ich ganz Tucson mit Stoff versorge hab ich die Kohle nicht schnell genug zusammen, Mann!“ Dan nickte schuldbewusst: “Fuck… ja, hast ja Recht, und nu?“
Syd seufze vernehmlich und fuhr sich mit der Hand durchs eh schon wirre Haar. „Ich hab mit Bill gesprochen… du weißt schon- der große Blonde mit der Fatboy und dem Adler auf dem Arm. Er meinte, der hätt nen Schwager in Reno der bei nem Radiosender arbeitet und ihr nen Job besorgen kann… Kummertante oder so ein Scheiß und darüber bekommen wir dann ne Krankenversicherung für Nancy. Der Schwager hat mal im Suff ne minderjährige Nutte auf dem Rücksitz von Bills Truck gebumst und Bill hat alles auf Tape, verstehste und daher soll er schön das Maul halten und abdrücken… es geht ja nur darum irgendwas zu haben was erklärt wo Geld herkommt, verstehste? Ich kann nicht dahergehen und für die Kleine ne Police abschließen wenn niemand erklären kann wo die Asche herkommt, klar oder?“ Syd zog immer noch gereizt an seiner Kippe…“Ich sags dir… dieses Land wird mit jedem Jahr beschissener!“ Dan nickte bestätigend. „Reno also, huh? Und wie stellst du dir das vor? Warum findest nicht hier was?“ Syd sah traurig auf den Boden: “Saint Mary´s ist das beste Krankenhaus in Nevada... ausserdem, auf normalem Wege findest du doch nix… zumindest nix wobei man versichert wäre und schon gar nix wenn man wie Nancy ab und zu zusammenklappt, oder…“ Dan sah Syd unvermittelt in die Augen und hielt den Blick als er ihn unterbrach: “…oder seit 30 Jahren keinen Tag gealtert ist, meinst du?!“

Syds Story

Syd hielt einen Moment inne und sah Dan mit schief gelegtem Kopf an: “Ist dir also aufgefallen, huh?!“ Dan musste grinsen: “Alter… ich hab ne Platte im Schädel und ne Menge fieses Zeug gefressen, aber ich bin nicht debil weißt du…“ Syd grinste halbherzig mit: “Ja schon klar nur…“ „Nur weil ich nie gefragt habe, meinst du?“, fragte der bärtige Alte und zog sein Tabakbeutelchen erneut aus der Tasche:“ Du hast immer noch die Kugel neben dem Herzen die der Charly auf mich gefeuert hatte… so was vergess ich nicht, Mann … außerdem würd ich’s eh nicht verstehen, oder?“
Syd konnte dem trüben Blick seines alten Freundes nicht standhalten und sah auf den Boden der staubigen Veranda: “Ich verstehs doch selbst nicht Mann…“, sagte er schließlich leise nach einer Weile. Er zauberte ebenfalls eine Zigarette hervor und für einen Moment war es still draußen bis auf das Knistern des brennenden Tabaks: “Als wir nach Hause kamen war alles am Arsch, weißt du ja selber… an einem Tag bewegst du Kriegsgerät für ne Million Dollar und am nächsten bekommst du nichtmal mehr nen Job als Parkplatzwächter weil du dich bei jeder Fehlzündung ins Gebüsch wirfst… und die scheiß Hippies beschimpfen dich als Mörder weil du deine Pflicht getan hast, kein Plan…“ Syd betrachtete nachdenklich die Glut seiner Zigarette als wäre sie etwas magisches: “Naja… ich war jedenfalls schwer unterwegs, weißt du ja… bin auf dem Morphium klebengeblieben, habs mit Heroin probiert… allen Scheiß aber das muss ich dir ja nicht erzählen… irgendwann war ich jedenfalls unten in Santa Cruz und irgendwer aus der Gang… Ricky wars glaub ich erzählte von dem Riesengig der draussen in der Wüste stattfinden sollte und wir sind halt auf unsere Hobel und los, raus in die Wüste, oh Mann…“ Syd schüttelte gedankenverloren seinen Kopf:“…was für ein Fehler.“, er lachte heiser:“…keinen Plan wie ich das beschreiben soll… n´Dutzend Kerle und Weiber und alle tanzen halbnackt um so ein riesengroßes Feuer, springen durch und all so ne Scheiße und wir, doof wie wir waren natürlich alle „Ey… geil, hier geht was!“ und erstmal waren die auch alle voll freundlich und haben uns abgefüllt und ich natürlich eh voll auf Stoff und dann…“ Syds Augen blickten ins leere und seine Stimme klang hohl, so als wäre er gar nicht mehr wirklich hier bei Dan auf der Veranda:“…und dann… dann gings los, die haben….“ Er sprach nicht aus was dann passierte aber seine Fingerknöchel waren weiß als er sich in der Erinnerung verlor:“Ich weiss nicht man… ich war mit so ner Alten zurande und auf einmal krieg ich voll den Mordskick und alles wird ganz hell und ich wird ganz leicht und dann… dann wachst du auf und atmest Sand ein…“, seine Stimme war jetzt ganz leise. „Die haben mich lebendig vergraben weißt du?!“, beinahe nur noch ein wispern. „Ich hab mich freigegraben, Mann… mit meinen blossen Händen hab ich mich sechs Fuß hochgegraben und dann haben die mir nen Spaten übergezogen…“ Dan konnte sehen, dass Syds Hände in einem Anfall von Panik zitterten und ihm etwas feuchtes schimmernd die Wangen runterlief. „Ich erinnere mich an kaum noch was… ich hab gesehen wie die Tussi von einem Feuerball zerissen wurde…oder wie irgendso ein kleiner Fucker von nem Meter Fünfzig Bobby Joe in der Mitte durchgerissen hat… Alter…“ Syd sah Dan jetzt direkt an und dieser konnte sehen, dass es keine klaren Tränen waren die seinem Freund die Sicht trübten:“Es war wieder wie in `Nam… nur schlimmer… als hätte man Acid gefressen und wäre dann von Charly beharkt worden… viel viel schlimmer… ich hab… ich hab Dinge gesehen die…“, er brach ab und schluchzte unkontrolliert während ihm der Dicke unbeholfen die Schulter klopfte und ihm ein schmockiges Taschentuch hinhielt. „Schon gut Mann… du bist ja hier… wir sind nicht mehr da Mann…“, murmelte Dan halbherzig in seinen voluminösen Bart während er über das gehörte nachdachte….

Syd und Nancy

Syd hatte nach seinem Heulkrampf nicht mehr weitererzählt und Dan hatte nicht mehr weiter gefragt, sondern die beiden waren stattdessen in das Haus hineingegangen wo sie von einer freundlichen, rotwangigen Frau im Ledermini Ende 50 begrüßt wurden: „Na ihr… hi Syd, gut schaust aus! Ich hab deine Frau oben ins Bett gesteckt… war ja völlig durch die arme Kleine.“ Sie bedachte Syd mit einem tadelnden Blick: “Kein Wunder mit 30 Pfund Untergewicht! Und Du?! Du siehst auch nicht besser aus… nur Haut und Knochen! Ihr müsst auch mal was essen… man lebt nicht von Luft und Liebe, wisst ihr?!“ Syd konnte nicht anders als über die matronenhafte Frau zu lächeln, Roxy war einfach eine Urgewalt von Weib. „Hat sie noch was gesagt?!“, fragte Syd beiläufig während er Dan dabei zuschaute wie dieser die kleine Tasche unter den Wohnzimmerdielen verstaute. „Nein… nur, dass sie dich liebt, Syd…“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und musterte Syd von Kopf bis Fuß: „Manchmal frage ich mich, was so ein nettes Mädchen von nem Kerl wie dir will…“ Syd wirkte nachdenklich als er die Treppe hinauf ins Leere starrte: “Ja… das frag ich mich auch…“ Syd hatte Dan und Roxy nie erzählt wie er Nancy kennen gelernt hatte, größtenteils deshalb, weil er fand, dass es keine Geschichte war, auf die man besonders stolz sein konnte.
Syd hatte Nancy beim Pokern gewonnen zu einer Zeit in der er dabei war sehenden Auges auf den Abgrund zuzutanzen. Nachdem er in Santa Cruz aus den Trümmern eines Gebäudes gekrochen war, war er einfach losgerannt, weg von den Geschehnissen dieser Nacht und den Alpträumen die damit verbunden waren. Er war quer durchs Land gezogen- hatte mit Drogen gedealt und jeden noch so schmutzigen und gefährlichen Job angenommen um sich durchzuschlagen und weiß Gott- auf vieles davon war er nicht sonderlich stolz. Syd bemerkte selbst, wie er immer skrupelloser und reizbarer wurde bis zu dem Tag in dem er sich in dem Hinterzimmer eines schmierigen Bordells in Alabama wieder fand und die Worte hörte die sein Leben umdrehen sollten: “Ich setz die Kleine hier…“
Drei Könige später trat er mit einer spindeldürren Blondine mit leerem Blick und einem seltsam schalen Geschmack im Mund hinaus in die Nacht. Er wusste nicht so Recht was mit ihr anzufangen, also trank er einen Schluck, drückte ihr 100 Dollar in die Hand und verschwand in der Nacht- drei Wochen später fand er sie auf einer zugepissten Matratze unter einer Brücke wieder. In dieser Nacht wurde ihnen klar, dass sie ohneeinander nicht besonders gut zurechtkämen. „Wann geht’s weiter?“, unterbrach Roxy Syds Gedanken: “Lass sie doch erstmal ein wenig Kraft tanken bevor du sie wieder in diesen miefigen alten Van sperrst!“ Syd zuckte bedauernd mit den Schultern „Sorry… wir müssen spätestens morgen weiter, der Typ der den Papierkram für uns erledigen soll, damit das alles klargeht ist ab Donnerstag im Urlaub und je früher wir alles beieinander haben, desto besser…“

Syd hasste es Nancy schon wieder alleine im Hotel zurücklassen zu müssen, aber er hatte nach wie vor etwas zu erledigen, bei dem er sie zu ihrem eigenen Schutz unmöglich mit dabei haben durfte. Eines der größten Probleme daran tot zu sein waren die anderen Toten, die die Orte die Syd betrat bereits in Besitz genommen hatten… sie waren bisweilen sehr territorial was Syd mehr als einmal auf die harte Tour hatte lernen müssen. Diesmal war jedoch ein wichtiges Detail anders als bisher- er musste um jeden Preis in dieser Stadt bleiben und konnte diesmal nicht auf die Autoritäten scheißen und notfalls seine Zelte abbrechen und irgendwo anders neu aufbauen.
Die Regeln nach denen die Vampire zum größten Teil lebten hatten einen großen Haken, denn sie erschwerten sich selber in ungeheurem Maße.
Einerseits hieß es, dass niemand wissen dürfte, dass es Vampire gab was Syd durchaus einsah… er hatte genügend Filme gesehen, die den Verdacht nahe legten, dass die Chancen für eine friedliche Koexistenz mit Normalsterblichen hart gegen null gingen- Vampire hatten- nicht zu Unrecht eine miserable PR. Andererseits- und das war der Haken bestanden die älteren (und dummerweise in direkter Konsequenz auch diejenigen mit den dickeren Eiern) beinhart darauf, dass man sich vorzustellen hatte wenn man in eine neue Stadt kam und genau hier kam das Problem: Wenn niemand wissen darf, dass es einen gibt- wie findet man ihn dann?!
Syd hatte nie sonderlich viel Kontakt mit anderen seiner Art gepflegt und die wenigsten von denen die er kennen gelernt hatte standen sonderlich hoch in seiner Gunst… was dummerweise auch andersherum galt und das einholen von Informationen im Vorfeld nahezu unmöglich gemacht und dazu geführt hatte, dass Syd nicht die geringste Ahnung hatte wer in der Stadt das sagen hatte. Es gab zwei Sekten von denen er wusste und mit denen er auch bereits zu tun gehabt hatte. Der Sabbat… die meisten waren abartige Soziopathen, aber andererseits waren sie ihm persönlich bisweilen mit einer überraschenden Herzlichkeit begegnet, was er- auch wenn er viele ihrer Ansichten nicht zwingend… oder zumindest nicht in voller Härte teilen konnte- durchaus zu schätzen gewusst hatte. Ihre verhassten Gegner war die Sekte die sich selbst Camarilla nannte- anscheinend die größere der beiden.
Sie hatte ihm mehr Steine in den Weg gelegt wenn es darum ging sein Dasein in Ruhe und Frieden zu fristen, aber andererseits schienen ihre Anhänger allgemein ein klein wenig netter zu sein. Syd selbst war es im Prinzip egal wen er hier vorfand Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing, oder wie hieß der Spruch noch gleich?! Es ging hier nicht um ihn. Es ging um Nancy und wenn ein alter Mann sterben musste damit ein junges Mädchen leben konnte erschien es ihm als ein guter Deal. Die einzige Herausforderung bestand darin schnell genug herauszufinden mit wem er es zu tun hatte und dann die Zähne zusammenzubeissen bis er die Stadtrechte erworben hatte.

Der erste Schritt war getan. Er hatte sich mit dem Mann getroffen, der Nancys Unterlagen frisieren sollte und hatte ihm einen Großteil seines Ersparten für Schmiergelder und Gefallen überlassen. Jetzt war es an ihm seinen Teil beizusteuern. Er würde ebenfalls wieder ins Leben zurückkehren müssen, denn irgendwie würden sie dem Finanzamt und der Versicherung erklären müssen wie sie überlebten und das was auf Nancys Gehaltsscheck stehen würde ließ bisher die Frage offen was sie essen und wo sie schlafen würde. Um nach Möglichkeit beide Probleme denen er gegenüberstand auf einmal zu lösen hatte Syd sich seinen guten Anzug angezogen, den er damals für Rodneys Beerdigung gekauft hatte (wieder ein alter Freund den er überlebt hatte. Er hatte ganz hinten gesessen und war als erster gegangen.) und stand nun vor dem Silver Legacy Casino welches er dem Augenmass nach für das größte hielt. Aktiv nach Vampiren zu suchen machte wenig Sinn, aber sie hatten andererseits zum Teil die schon fast beängstigende Fähigkeit ihn zu finden, also war in Syds Augen die einfachste Möglichkeit zu dem Herrscher der Stadt vorzudringen aufzufallen und zu hoffen, dass die richtigen Leute auf ihn aufmerksam wurden. Das Silver Legacy war sein vierter Versuch Kontakt herzustellen und langsam aber sicher näherte er sich dem Punkt an dem er die Schnauze voll hatte.
Er ging vorbei an den klingelnden und rasselnden Automaten und den Roulettetischen und hielt auf die Pokertische zu. Poker war ihm sympathisch. Es ging weniger um die Karten die man bekam… die konnte man nicht beeinflussen, so wie man nur die wenigsten Glücksspiele berechnen konnte- es ging hierbei um die Mitspieler. Das Geheimnis bestand darin zu wissen was in den anderen Leuten am Tisch vorging ohne zuviel von sich selbst preiszugeben und diese Fähigkeit hatte Syd mehr als einmal geholfen die entscheidende Sekunde schneller zu sein. Er nannte es „die Gabe“, Syd verstand es gut andere Leute um den Finger zu wickeln und dafür zu sorgen, dass man ihn mochte während er selbst die Signale las die ihm verrieten wann er weitergehen und wann er aufgeben sollte. Er setzte sein strahlendstes Lächeln auf als er die oberste Regel des Pokers brach (spiele nie gegen eine Frau) und sich an einen der Tische setzte: “500 bitte…“ Er schob die ordentlich gefalteten 20 Dollar Noten über den Tisch.

Tja, Syd und Nancy standen in der großen Tradition von Road-Movies wie True Romance oder Wild at Heart. Beide waren mit einem völlig unlebenswerten Leben und einem unbeugsamen Lebenswillen ausgestattet und es war ein Pärchen, welches den Vorzug "wahre Liebe" mal wirklich verdient hatte. Syd wusste, dass er in den Himmel kam, denn er war in Vietnam gewesen und Nancy hatte noch nie viel Glück gehabt- ein White Trash Trailorparkmädchen das sich auf die falschen Typen, denn es gab nunmal nur falsche Typen, eingelassen hatte.
Was Syd zu einem besonderen Charakter machte, war dass er tatsächlich auf dem Weg war für Nancy "ein besserer Mensch" zu werden. Nancy hatte einen Tumor und für ihn lag die absolute Priorität darauf sie zu heilen, was ziemlich viel Konfliktpotential bot, und da er ihr regelmäßig sein Blut spritzte auch spätestens sobald er die Kohle fürs Krankenhaus zusammen hatte, für eine wissenschaftlichen Sensation gesorgt hätte.
 

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Zwar schonmal hier irgendwo im Forum, aber passt hier, denke ich

Andrew Poe


Grausamer Mord in der Schwulenszene New Orleans


In der Nacht vom 24. 10. auf den 25.10. geschah ein Mord, der uns mal wieder zeigen konnte wie gefährlich die Schwulenszene unserer Stadt sein kann. Joseph Lethe, Lebensgefährte und Model des umstrittenen Fetisch – Fotographen Andrew Poe, wurde in dem gemeinsamen Appartement der beiden auf brutalste Art und Weise ermordet aufgefunden. Die Vermieterin der Beiden, die eine Wohnung unter dem Appartement bezogen hatte, wunderte sich darüber, dass aus ihrer Decke Blut tropfte und wollte nachsehen, woran das lag. Dabei entdeckte sie den grausam verstümmelten Liebhaber Poes. Von Andrew Poe selbst fehlt jede Spur, weshalb der, als Mitglied der S/M-Szene bekannte Fotograph, als Haupttatverdächtiger gilt. Eine Fahndung wurde bereits ausgerufen und die Ermittlungen gehen weiter.



New Orleans Times, 25.10. 1989



Schwulenmord aufgeklärt


Der Mord an Joseph Lethe (wir berichteten) ist nun aufgeklärt. Durch einen Fingerabdruck am Tatort konnte der mutmaßliche Täter überführt werden. Bei dem Mörder handelt es sich um einen Aktivisten des Ku-Klux-Klans. Die Beweggründe seien ein „tief sitzender Hass auf schwule Arschficker“ gewesen, so der O-Ton des Angeklagten. Dieser Hass begründet sich laut dem Angeklagten auf eine Vergewaltigung dessen Bruders durch einen Transvestiten.
Von dem ursprünglich als Täter verdächtigten Andrew Poe fehlt nach wie vor jede Spur, doch selbst wenn Poe ebenfalls ein Opfer des Klans-Aktivisten geworden ist, ohne die Leiche wird man ihm diesen Mord nicht anlasten können.



New Orleans Times, 12.11. 1989









Ein Foto. Auf dem Bild sieht man den feingebauten nackten Körper eines jungen Mannes, der sich stark durch seine reine, weiße Haut auszeichnet, die im vollen Kontrast zu dem schwarzen Wasser steht, aus dem er sich in gebeugter Haltung erhebt, während der Regen, der schwer auf ihn niederfällt und seine makellose Haut benetzt. Obgleich das Gesicht des jungen Mannes nicht zu sehen ist, so strahlt doch sein Körper, seine Haltung, einfach alles eine engelhafte Androgynität aus. Was hat es zu sagen? Vielleicht hat es sich ja doch gelohnt auf diese langweilige Soiree zu gehen.



Geboren in Schwermut. Das „Licht“ der Welt erblickte ich 1964 in einer verregneten Nacht, während der bedeckte Himmel schwer über den beleuchteten Straßen New Orleans hing. Doch entgegen aller Hoffnung empfing mich keine Wärme und Geborgenheit in mein neues Leben. Nein, das Licht, dass mich dort empfing war kalt, steril und irgendwie hart. Wie diese Welt und wie der glänzende Stahl meines Bettes, der schön im Kontrast zu dem weichen schwarzen Samt des Lakens, der Decken und der Kissen steht, in den Mann sich immer wieder hineinflüchten möchte und doch, genauso wie der Stahl ein existentieller Teil des Bettes ist, so ist auch der Schmerz, der Druck, die Einsamkeit und alles derartige ein wichtiger Bestandteil der Menschlichkeit nach der wir alle streben. Nun ja, zumindest alle, die nicht durch das Leben fehlgeleitet wurden. Ich möchte Ihnen gerne erklären, was diese Fotographien von mir zu bedeuten haben. Sie symbolisieren entscheidende Momente meines Daseins und deshalb möchte ich Ihnen gerne die Geschichte meines Lebens erzählen, doch reicht es nicht aus nur von meinem Leben zu erzählen um es zu verstehen. Es braucht mehr und so bitte ich Sie mir zu verzeihen, wenn ich abschweifen sollte. Wie ich bereits sagte, es war eine regnerische Nacht, die mich im Sternbild des Zwillings auf die Welt bringen sollte. Ein Zeichen, dass selbst das Schicksal Sinn für Humor hat, wie Sie sehen werden. Meine Mutter Josephine warf mir immer spaßeshalber vor, was für Schmerzen ich ihr bereitet habe. Mein Vater Alexander war ein junger zielstrebiger Bankkaufmann, der zu dieser Zeit gerade erst eine Beförderung bekommen hatte, so dass er nun Filialleiter war. Neben dem Stress seiner Arbeit war seine Bilderbuch-Familie ein Pol des Friedens für ihn. Auch meine Mutter genoss diese Zeit der Ruhe, wenn man von dem allgemeinen Babygeschrei mal absieht. So eine kleine eigene Familie kann sehr viel Frieden und Geborgenheit vermitteln. Doch diese Geborgenheit sollte ich noch früh genug zerstören, doch dazu später. Ich kann nicht behaupten, dass meine Kindheit eine Besonderheit darstellte. Es gab Gemeinschaft, Liebe, Zärtlichkeit, natürlich auf familiärer Basis, genauso wie es Streit und Zank gab. Ich ging gerne zur Schule, denn dort hatte ich Freunde, dort konnte ich lernen und vor allem konnte ich beweisen, dass ich was konnte. Das einzige Fach meine Liebe, dass ich schon immer verabscheut habe, war Kunst. Wie? Es verwirrt Sie so etwas aus dem Munde eines Mannes zu hören, der sich selbst für einen Künstler der visuellen Medien hält? Ich erkläre es gern. Stellen Sie sich eine alte Schachtel kurz vor der Pensionierung vor, deren Krampfader verwundernswerter Weise bei genauem hinsehen den Lauf des Mississippi nachzeichnen, die so ziemlich keinen ihrer Schüler leiden konnte, besonders aber einen Jungen namens Andrew Poe auf dem Kieker hatte und verpassen sie ihr den Namen Mrs. Thompson und Sie wissen, weshalb ich das Fach nicht leiden konnte. Zudem war ich, ob Sie es nun glauben wollen oder nicht, eine Niete in diesem Fach. Meine Malereien und Zeichnungen waren allesamt wirklich grässlich. Ich erinnere mich noch gut an einen Satz, für den ich ihr damals am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. Sie sagte damals: „Andrew Poe! Du bist wirklich ein hoffnungsloser Nichtsnutz. Du wirst nie in deinem Leben ein auch nur annehmbares Bild hervorbringen, also wie wäre es, wenn du am besten gleich aufgibst.“ Ich war zu diesem Zeitpunkt ungefähr 14 und ohne es zu wissen, hat meine Lehrerin erheblich dazu beigetragen, dass ich das bin, was ich heute bin. Dieser Satz war vielleicht sogar der notwendige Auslöser dafür. Wie dem auch sei, sie hatte es geschafft meinen Ehrgeiz zu wecken. Mir war durchaus bewusst, dass ich mit Pinsel und Stift nichts zu Stande bringen würde, aber mir viel eine andere Möglichkeit ein. Wozu hatte mein Vater mir schließlich sonst einen Fotoaperrat geschenkt?



Und dort ist wieder eines seiner Fotos. Es zeigt den selben jungen Mann, wie auf dem ersten Foto, doch diesmal sieht man ihn von hinten. Ich bin so gespannt auf das Gesicht, dass mir auch hier wieder verborgen bleibt. Die Haut des Models ist wie weiße Seide, denn auch diesmal ist er wieder nackt. Seine Hände sind am Rucken mit schwarzem Isolierklebeband zusammengebunden und das Haupt ist gesenkt, genauso wie seine Knie gebeugt sind. Was soll mir das sagen? Ich verstehe die Botschaft einfach nicht.



Für mich war es nun wichtig das passende, ja geradezu perfekte Motiv zu finden, um meiner Lehrerin zu zeigen, dass Andrew Poe doch kein Versager ist. Ich muss wirklich sagen, dieses Jahr stellt eine wirklich turbulente Zeit in meinem Leben dar. Das Jahr war veränderungsreich und spannend für mich. Es war wie ein unaufhaltsamer Fluss, auf dem man an neue Ufer gelang ohne, dass man etwas dagegen tun kann. Nun das ist eben die Dynamik des Lebens. Und genau deswegen erinnere ich mich gerne an diese Zeit, denn sie war wirklich lebendig und wenn ich mich darin erneut hineinfühle, dann ist es wie ein Stück neues Leben für mich. 1978 war außerdem auch das Jahr, in dem mir das erste Mal ein Junge aus meiner Schule besonders aufgefallen ist. Sein Name war Joseph Lethe und er ging in meine Parallelklasse. Doch in der Schule selbst ist er mir nicht aufgefallen. Dazu brauchte es ein wenig mehr. Nun, aber wir waren ja bei den Fotos. Mit den Fotos, die ich zu machen gedachte wollte ich vor allem zwei Dinge erreichen. Ich wollte einerseits meiner Lehrerin zeigen, dass ich durchaus in der Lage war Kunst zu machen und ich wollte sie im gleichen Zug schocken. Also nahm ich mir eines Tages meinen Fotoaperrat und schlenderte über den St. Louis Cemetary mit dem Ziel die letzte Ruhestadt der Toten auf einem Foto zu verewigen. Der St. Louis Cemetary ist unser ältester Friedhof. Er ist ein verwunschenes Labyrinth aus verfallenen Kapellen, moosbedeckten Mausoleen und weiß getünchten Gemeinschafts-Gruften mit mehreren Etagen, auf denen melancholische Engelsfiguren neben betrübten Marmor-Lämmern sitzen. Die Bürger von New Orleans wetteiferten schon immer darin die letzte Ruhestätte der Verstorbenen individuell auszuschmücken. Exzentrische Gedenksteine balancieren auf römischen Säulen. Griechische Obelisken streben himmelwärts. Grimmige Sphinxe wachen vor pseudo-ägyptischen Pyramiden: die Architektur der Welt im Miniaturformat. Doch auch heute werden dort noch Menschen zu Grabe getragen. Während meines Spazierganges sah ich dann einen Jungen zusammengerollt auf einem Grab liegen. Es war Joseph. Mir fiel auf, was für eine Schönheit er doch ist. Er war sehr feingliedrig und immer schon etwas androgyn gewesen. Er lag auf dem Grab und bemerkte scheinbar nicht den Regen, der langsam aufzog und schon die ersten Tropfen auf ihn nieder rieseln ließ. Ich weiß bis heute nicht warum, doch ich legte mich zu ihm, legte meinen Arm um ihn und aus dieser einfachen Umarmung wurden ein paar zärtliche Stunden gegenseitigen Entdeckens. Oh, Sie wussten nicht, dass ich homosexuell bin? Ich hatte schon befürchtet ich könnte niemanden mehr damit überraschen. Wie dem auch sei; am nächsten Morgen gab ich Mrs. Thompson mein Foto ab. Das Motiv war eine alte Engelsstatue. Auf dem Podest daneben stand Joseph, vollkommen nackt und seine Hand lag zärtlich auf der Brust des Engels. Das Bild bekam den Namen „Engel in Fleisch und Blut“. Meine Lehrerin war nicht nur schockiert, nein sie war erschüttert. Es folgten lange Gespräche mit dem Direktor und ich entging einem Schulverweis nur dadurch, dass ich versprach mit dem Schulpsychologen zu sprechen. Joseph und ich bemühten uns zwar unsere Liebe zu verheimlichen, allein schon, weil meine Eltern mich vermutlich rausgeschmissen hätten, doch der Stein war bereits ins Rollen gebracht. Sowohl der Direktor, als auch Mrs. Thompson hatten mit meinem Vater gesprochen. Zu Hause erwartete mich nur noch Streit und Geschrei. Es sei eine Schande für die ganze Familie, dass ich eine gottverdammte Schwuchtel bin meinte mein Vater. Klar, es hat ja auch sein Bild von der perfekten Kleinstadt-Familie vollkommen aus der Bahn geworfen. Er wusste, er konnte nichts dagegen tun, dass sein Sohn schwul ist und das hat ihn noch wütender gemacht und diese Wut bekam natürlich ich zu spüren, in Form von aus der Luft gegriffenen Bestrafungen und bei Zeiten auch in Form von Schlägen. Unsere Familie war vollkommen zerbrochen. Mein Vater hasste mich für das was ich war und meine Mutter stand jedes Mal felsenfest an seiner Seite, auch wenn sie insgeheim auf meiner Seite stand und dafür hasste ich sie. Sie hatte Angst und nicht die Kraft sich gegen meinen Vater zu stellen und statt dessen ließ sie lieber ihren Sohn leiden. Mein einziger Halt war Joseph. Ob es ihm auch so zu Hause erging? Nein. Seine Mutter wusste was los war und akzeptierte es und sein Vater war schon vor Jahren bei einem Autounfall gestorben. Es war übrigens sein Grab auf dem St. Louis, auf dem Joseph lag. Joseph und ich hielten auch nur wegen zwei Dingen gegen die Anfeindungen seitens der Schüler und Lehrer und meiner Eltern durch: weil wir uns hatten und weil wir ein Ziel hatten. Ich wollte Fotograph werden und wir wollten dann gemeinsam ein Appartement beziehen, denn ich wusste, dass Joseph der Mann war, mit dem ich mein Leben verbringen wollte und er wusste es auch. So ging es immer weiter, es änderte sich nicht viel, außer unserer immer inniger werdenden Liebe. Sobald ich meine Ausbildung begonnen hatte, waren wir zu Hause ausgezogen und in eine kleine Wohnung zusammengezogen. Wir wurden älter und uns offenbarte sich eine faszinierende Szene, die sich in eine wundervolle Symbiose einfügte mit den Vorstellungen, die ich mit meinen Fotos verband: die Gothic- und Fetisch – Szene. Die Clubs dieser Szene wurden mehr und mehr unser zu Hause.



Er führt mich zu dem nächsten Bild. Wieder der selbe nackte Männerkörper. Diesmal reißt er sich ein weißes Hochzeitskleid aus Spitze von dem Körper. Unter dem Kleid offenbart sich ein schwarzes Lack-Korsett und der freie Unterleib des Mannes. Und diesmal sehe ich auch endlich das Gesicht. Mein Gott ist er schön. Wahrlich wie ein Engel, doch in seinen Augen liegt Trauer und Zorn und es scheint, als weine er Tränen aus Blut. Der Hintergrund ist behängt mit schwarzem Samt. Wie wird seine Geschichte weitergehen? Sicher, der Kuss wird kommen, doch dieser Schmerz und Zorn muss einen anderen Hintergrund haben.



Ich vollendete meine Ausbildung und wurde zu einem bekannten Künstler der schwarzen Szene. Meine Bekanntheit übersteigt zwar die Grenzen der Szene nicht wirklich (mal von denen, die Schwule hassen abgesehen), dafür aber die Grenzen New Orleans, denn auf meiner Homepage gibt es genug Galerien meiner Bilder und ab und zu mache ich sogar eine Ausstellungstour. Scheinbar hatten meine Bilder allerdings noch die Aufmerksamkeit einer anderen Person erregt. Ich war gerade auf einem Clubbesuch in der Stadt unterwegs gewesen, als ich spät in der Nacht nach Hause kam. Ich ging in unser Schlafzimmer und dort bot sich mir ein Anblick, den ich nie vergessen werde. Die Wände, die ganze Einrichtung ja sogar die Zimmerdecke, alles war beschmiert mit Blut. Jemand hatte Joseph ermordet, doch es dauerte eine Weile bis sich die Frage „Wo ist denn die Leiche?“ in „Wo ist sie denn bitte nicht?“ veränderte und das Gesamtbild in meinen Kopf drang. Seine Gedärme waren wie Girlanden im Zimmer aufgehängt worden und auch der Rest war wie ein bizarres Kunstwerk in dem Raum verteilt worden. Wie lange stand ich in dem Raum? Ich weiß es nicht mehr. Eine Stunde, zwei Stunden? Keine Ahnung. So lange, bis das Klatschen einer anderen Person an mein Ohr drang.



Hier muss ich nun zum besseren Verständnis eine andere Geschichte mit einbinden. Es lag schon damals bereits einige Jahre zurück, dass Samantha DuBois die Erstgeborene der Toreador in der Stadt Cleveland war. Sie war ganz vernarrt in einen jungen Dichter. Es waren nicht einmal seine Werke, die sie faszinierten, es war die Schönheit des jungen Mannes, die Samantha in den Bann geschlagen hatte. Sie hatte sich die Erlaubnis des Prinzen geholt, dem jungen Mann mit dem Namen Benjamin den Kuss zu schenken und so wartete sie eines Nachts auf ihn in seiner Wohnung, auf das er wiederkommen würde. Er kam auch zurück, allerdings in Begleitung einer Frau, die ihm wie ein Zwilling ähnelte. Hingerissen von diesem Zwillingspaar holte sie beide in die Nacht. Ja, sie hatte ein unerlaubtes Kind erschaffen und anstatt es zu vernichten, sobald sie wieder zur Besinnung kam, nahm sie die junge Frau namens Lucretia mit und sperrte sie in ihrem Anwesen ein. Sie versorgte sie mit Blut und lehrte sie, doch hielt sie Lucretia immer fern von anderen, fern von sozialen Kontakten. Die Auswirkungen waren die selben, wie bei einer Rose, die man zwar gießt, aber nie in die Sonne stellt sondern immer im Schatten behält. So wie die Rose eingeht, so verwelkte und verkümmerte auch das Herz Lucretias und mit diesem Herz vertrocknete auch die Menschlichkeit in ihr. Eines Nachts kam Samantha von einer Soiree nach Hause und musste feststellen, dass ihr heimliches Kind verschwunden war. Niemand konnte sich erklären, wie es Lucretia gelungen ist das Anwesen zu verlassen, doch sie war ihrem Gefängnis entflohen. Um den Fehler zu korrigieren, den sie schon so lange hätte korrigieren sollen, ließ Samantha nach Lucretia suchen, doch sie war verschwunden bis zu der Nacht, an der sie nach New Orleans gekommen ist und jemand Samantha einen Tipp gegeben hatte. Und nun stand Lucretia hinter mir und schenkte mir Applaus, für etwas, was ich nicht getan hatte. „Ausgezeichnete Arbeit, mein Herr. Ein wundervolles Kunstwerk“, so lauteten ihre Worte. Innerlich raste ich. Die zerstückelte Leiche meines Geliebten ein Kunstwerk?! Der Hass und der Zorn in mir brach los und in der Vermutung, dass die Frau in meinem Zimmer die Mörderin Josephs sei, stürzte ich mich auf sie und griff sie an.

In dieser Nacht starb ich als Mensch und erwachte als neugeborener Kainit. Das erste meiner Opfer wurde Lucretia selbst, als das Tier mich übermannte. Als ich erwachte lag ich in den Armen Samanthas, die bereits eingetroffen war und sie nahm sich meiner an. Ich wurde von ihr offiziell adoptiert. Sie erzählte mir die Geschichte meiner Erzeugerin, sie lehrte mich, was es heißt ein Kainit und vor allem ein Toreador zu sein. Sie brachte mir alles bei, was ich wissen musste um in der Camarilla zurecht zu kommen. Zu meinem Glück wurde der wahre Mörder gefasst, denn man hatte seinen Fingerabdruck am Tatort gefunden. Zunächst wurde ihm mein Verschwinden auch angelastet, doch dafür gab es keine Beweise. Noch heute kursieren Gerüchte über meine plötzliche Rückkehr in der schwarzen Szene. Weshalb Lucretia in meinem Appartement aufgetaucht ist? Nun, die einzige, die uns darüber aufklären könnte, das wäre sie selbst, doch wie Sie wissen ist sie tot. Allerdings konnten mir Samantha und Lucretias Bruder eine Erklärung geben, die vielleicht wahr ist. Sie sind der Meinung, dass in Lucretia unter all der Grausamkeit und all der Unmenschlichkeit, doch noch ein Funken ihrer selbst vergraben war, den sie nur nicht mehr selbst hervorholen konnte. Sie meinten sie wollte zu mir, da sie durch meine Fotos auf mich aufmerksam geworden war und sie meinen sie wollte mich zu einer solchen Grausamkeit heranerziehen, wie sie es war um mir dann den Kuss zu schenken. Warum sie das wollte? Nun, wenn sie jemanden wie sich schaffen würde, vielleicht würde ja die Grausamkeit von ihr auf mich übergehen und sie konnte wieder frei sein. Ich war ihre Schatzkarte zur Menschlichkeit. Nun hatte sie mich ja vor Josy’s Leiche stehen sehen und schrieb mir diese Tat zu, sah, dass ich die Grenzen, die sie in mir aufbrechen wollte anscheinend schon weit überschritten hatte und gab mir, geblendet durch die Verlockung der Freiheit, bereits in dieser Nacht den Kuss. Wie gesagt, wir wissen nicht ob es stimmt, doch es wäre doch schön, wenn wir annehmen können, dass Lucretia in ihrem tiefsten Inneren noch menschlich war und, dass die Menschlichkeit in uns doch nicht so schnell sterben muss, nicht wahr? Ja sie haben wohl recht, auf solche Ideen kann man nur in dem unerklärlichen und nach wie vor mystischen New Orleans kommen. Doch New Orleans wird mir langsam langweilig, Es stagniert und raubt mir meine Inspiration. Ich brauche etwas, dass mich schockieren kann und meine Kreativität wieder entfacht. Vielleicht finde ich bei meiner nächsten Ausstellungstour eine Stadt, die mich zum verweilen einlädt. Ich hoffe es zumindest.



Aussehen und Auftreten:



Für die Maßstäbe der meisten Menschen und auch einiger Kainiten würde man Andrew als recht gutaussehend bezeichnen. Zwar liegt er über dem Durchschnitt und weckt oft Interesse, doch würde man ihn noch nicht als unmenschlich schön bezeichnen. Zu seinem guten Aussehen kommt allerdings noch eine unglaubliche, nicht greifbare charismatische Ausstrahlung. Er zieht oft die Blicke anderer auf sich und die Menschen sind dazu geneigt ihm Achtung zu schenken.

Er hat kurzes schwarzes Haar, weiche Gesichtszüge und einen außergewöhnlich bleichen Teint, der durch das schwarze, jedoch dezente Schminken seiner Augen nur noch verstärkt wird. Er trägt zumeist schwarze Anzüge mit schwarzen Hemden und dazu ein paar Rangers. An seinen Händen trägt er viele silberne Ringe, unter denen einer besonders auffällt, der „Ring am Ring“ ein Symbol der Fetisch- und S/M-Szene. Als Anhänger an einer dünnen Kette trägt er ein stilisiertes Ankh aus Silber.

Von ihm geht eine starke Dominanz aus und es kann durchaus vorkommen, dass er in Begleitung eines schönen jungen Mannes ist, der ein schwarzes Lackhalsband mit einem Ring trägt, dass das Zeichen dafür is, dass sie als Sklaven Andrew als ihren Herren ansehen.









"Lange Wege auf denen ich geh’
Hohe Berge auf denen ich steh’
Schroffe Klüften aus scharfem Gestein
Erfüllt eine Einsamkeit mein Sein

Durchschritten habe ich die quälende Tür
Ein leerer Fleck im Herzen als Dank dafür
Die Wände weinten meines Liebsten Blut
Entfachten in mir eine tödliche Glut"

Name: Andrew Poe

Clan: Toreador

Generation: 12.

Status: Neugeborener

Disziplinen: Präsenz, Geschwindigkeit, Auspex

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