KAM schrieb:
Ich behaupte hingegen: Wer das Umbra (als Extrem) zur Darstellung der von dir geschilderten Aspekte benötigt, simplifiziert die Komplexität derselben.
Denn: Unterschiedliche Menschenbilder, Konzepte, Realitäten können ebenso auf der Erde dargestellt werden, jedoch natürlich nicht in extremer Weise, wie dies in Parallelwelten möglich ist. Aber wer benötigt unbedingt das Extreme, wenn die Feinheiten dargestellt werden können ?
Da kommt man nicht umhin, süffisant zu grinsen. Da kommt einer daher und erzählt von Simplifizierung und Komplexität - ohne sich klar zu machen, dass es ohne Simplifizierung im Rollenspiel nicht geht. Und dann unterstellt er noch mit augenzwinkerndem Smiley, das man durch exemplarische Darstellung in der Umbra auf Feinheiten verzichtet (und impliziert so im Vorbeigehen, dass diese Feinheiten wünschenswert und irgendwie besser seien). Fast könnte ich wütend werden, ob so einer Frechheit - fast.
Durch deine Einlassung, KAM, wird in keinester Weise deutlich, weswegen du eine Darstellung der genannten Punkte in der Umbra ablehnst. Dass sie "ebenso auf der Erde dargestellt" werden können, bezweifle ich ernsthaft; denn auf der Erde kann man sich in der Darstellung nicht auf die wesentlichen Punkte beschränken und gleichzeitig den für die Mage-Erde nötigen "phantastischen Realismus" aufrechterhalten. Den von dir gewählten Begriff "Extreme" lehne ich ab und lasse ihn mir auch nicht unterjubeln. Es geht nicht um Extreme, es geht darum, sich Konzepte in Reinform anschauen zu können - Simplifizierung, die Kommunikation über das Konzept erst möglich macht. Deine sogenannten "Feinheiten" ersäufen doch bloß jede Idee im großen Ozean der Indifferenz. Außerdem sind deine Feinheiten auch gar keine Feinheiten, sie sind pseudorealistische Vermischung mit andern Problemen.
Ums mal auf den Punkt zu bringen: Hör endlich auf, so zu tun, als wäre MRev auch nur einen Furz realistischer als M2 (oder was das betrifft PP&P). Ob man sich einem Problem von der Seite der Idee her nähert, oder von der Anwedungsseite, sind zwei gleichrangige, unterschiedliche Möglichkeiten. M2 war eines der ganz wenigen RPGs, die die "Idee-Seite" in den Vordergrund gestellt haben, MRev hat das revidiert und ist dadurch Teil der Masse geworden, was ich laaaaangweilig finde (da nehm ich doch gleich Shadowrun als Original und spare mir die pastorale WW-Sülze im Vorwort - und ehe mich jemand falsch versteht: SR ist goil).
... ist diese Aussage IMO unrichtig, da "Enlightenment" =/= "Ascension". Die MRev-TU strebt "Enlightenment" an, also die Fähigkeit, durch Anwendung wissenschaftlicher Methoden auf die "Realität" zu schließen. Dies ist - weder in M2 noch in MRev - identisch mit den Zielen der Trads.
Das ist gelogen - zumindest für M2. In M2 wird "Enlightenment" von der TU nämlich gar nicht angestrebt. Es geht um Sicherheit und Kontrolle. Das intelligente (und vor allem erschreckende) am M2-TU-Konzept ist doch folgendes: Sicherheit und Kontrolle sind Selbstzweck - sie dienen keinem höheren Ziel mehr, nicht einmal der Menschheit; es gibt keine "Heilslehre", das "Heilsbild" ist nicht definiert.
Der wesentliche Unterschied bei MRev liegt in der Darstellung der TU, nämlich nicht nur als eigennütziges Instrument zur Unterjochung der Menschheit (wie in M2), sondern eben auch als Institution, die durch moderne Techniken Krankheiten bekämpft, den allgemeinen Lebensstandard fördert, Bildungseinrichtungen kreiert, vernetztes Wissen schafft und v.a. auch Realitätsabweichler wie Nephandi, Marodeure und Dimensionswesen bekämpft.
Du verlässt hier die angemessene Ebene: es ist nicht so, dass in M2 und MRev eine (tatsächlich vorhandene) TU unterschiedlich dargestellt wird, indem auf andere Eigenschaften das Schlaglicht geworfen wird. Die M2 und die MRev TUs sind völlig unterschiedliche Erzählfiguren, die zufällig denselben Namen tragen. Spar dir bitte abwertende Formulierungen wie "nur als eigennütziges ...", die M2-TU ist nämlich nicht einfach der Buhmann, der einen Goon nach dem anderen schickt. Themen der M2-TU sind u.a. "Verwaltung als Selbstzweck", "Entmenschlichung des Menschen" und "Wert(losigkeit) des Individuums". Themen der MRev-TU sind "Unterschied zwischen Anspruch und Realität", "Zweck und (heilige) Mittel", "Korruption - also gute Idee aber fehlbare Menschen" usw. Die MRev-TU ist ein typische (amerikanischer?) "Ja aber ..." Laden: Ja aber unsere Ziele sind gut. Ja aber die anderen sind auch böse. Ja aber wir müssen uns schützen. Ja aber jeder muss Geld verdienen.
...Ja
aber wo unterscheidet sich das von Vampire oder den SR-Konzernen?
Fazit: Die MRev-TU bietet nichts neues, schränkt aber Möglichkeiten ein, ist also Murks.
Fragt sich nur, wie sehr sich die Trads für die Massen einsetzen, in ihrem Streben nach persönlicher Erleuchtung sowie (vielleicht noch) in der Ausbildung ihrer Schüler.
Persönliche Erleuchtung ist ja auch leider ein Konzept, das erst mit MRev prominent wurde und als wohlfeile Begründung für das gerechte Scheitern dieser bösen Egomanen seitdem immer und immer wieder aus der Versenkung geholt wird. Wenn du allen Ernstes behauptest, die Traditionen aus M2 seien nicht an einer besseren Welt für alle interessiert gewesen, dann hast du die entsprechenden M2-Bücher entweder nicht gelesen ... oder du kannst nicht lesen.