blut_und_glas
Fixer
- Registriert
- 23. Februar 2003
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- 34.932
Es handelt sich zwar nicht um eine Anekdote, und ist in Bezug auf das angegebene Thread-Thema auch deutlich off-topic, aber da ich mich durch Ausführungen in diesem Thread hier – vor allem durch einiges das Zornhau sagte – dazu veranlasst sehe, diesen Beitrag zu verfassen, habe ich mich dazu entschlossen ihn hier unterzubringen. Ich habe das Gefühl, dass er in einem eigens eröffneten Thread zu sehr aus dem Zusammenhang der ihn hervorgebracht hat herausgerissen wäre.
Die Frage was Rollenspiel eigentlich darf ist beliebt, aber ich möchte sie so hier gar nicht stellen, noch weniger beantworten. Einiges hierzu ist bereits in vorangehenden Beiträgen gesagt worden, vor allem in Bezug auf mögliche Motivationen des Rollenspiels und Dinge, zu denen Rollenspiel geeignet oder ungeeignet ist. Manche Dinge sind also ungeeignet, sie stören und lenken, vielleicht sogar auf unangenehme Art und Weise, von dem ab, was man sich vom Rollenspiel erhofft. "Würde so etwas einem Spieler gefallen?" ist gefragt worden, in Bezug auf Situationen die dem beschrieben Ziel der gemeinsamen Aktivität zuwiderlaufen. Natürlich nicht. Begriffe wie "Rücksichtnahme" oder "Gruppenvertrag" sind gefallen, um zu erklären, dass das Problem hier in der Überschreitung von, manchmal nur angenommenen, nie ausgesprochenen, Absprachen liegt.
Zornhau war es, der sich darüber gewundert hat, wo meine Motivation liegen könnte, da ich abstritt nur durch en Wunsch nach Unterhaltung getrieben zu sein. Diese Verwunderung wird umso verständlicher, wenn man bedenkt, dass er hier auch die These vertrat, Rollenspiel sei, ausserhalb eines professionellen therapeutischen Umfeldes, prinzipiell für nichts anderes als eben Unterhaltung geeignet.
Diese beiden Punkte habe ich noch einmal herausgestellt, da ich sie für die folgenden Betrachtungen frisch im Gedächtnis der Leser wissen möchte.
Innerhalb einer Runde, deren Gruppenvertrag, dem von Zornhau erwähnten "Normalgebrauch" entspricht, ist die Zielsetzung klassisch Unterhaltung. In einer solchen Runde, beispielsweise auf einer Convention, wo der Gruppenvertrag darüber hinaus nur als eine Annahme existiert, und ob der Tatsache, dass sich die einzelnen Spieler mehr oder minder unbekannt sind, auch gar nicht als etwas anderes existieren kann, in einer solchen Runde also, würde ich vermutlich niemals auf die Idee kommen meine Krebsprobleme ins Rollenspiel einzuflechten.
- Dennoch tue ich genau dies in anderen Runden.
Wenn ich mit den Leuten spiele, mit denen ich auch ansonsten über diese Dinge sprechen würde, mit denen ich tatsächlich über solches spreche, dann tauchen die gleichen Themen auch im Rollenspiel auf. Warum auch nicht? Was sollte sie so plötzlich tabu machen? Was ausser einem gemeinsamen Verständnis, dass einen auch in anderen Situationen, nicht nur am Spieltisch, dazu bringt manche Themen, auch wenn man ansonsten frei über sie spricht, manchmal nicht anzuschneiden?
Kennt jemand hier Captain Chemo? Vermutlich nicht. Folgt man dem Ansatz, dass Spiel, dass Triviales, dass "Unterhaltung" eben nur der Unterhaltung, und nichts anderem dienen kann und darf, dann darf es Captain Chemo nicht geben. Captain Chemo, das sind billige Comicfiguren und billigere Flash-Games. Captain Chemo ist simple, stumpfe Unterhaltung. – Simple Unterhaltung, die über Krebs informiert. Stumpfe Unterhaltung, die krebskranken Kindern über ihr Leiden hinweghelfen soll. Billige Unterhaltung, die von Betroffenen entwickelt wurde.
Nichts als Unterhaltung? – Dann darf es Captain Chemo nicht geben, weil solche Themen für Unterhaltung ungeeignet sind.
Mehr als Unterhaltung? – Dann darf es Captain Chemo nicht geben, weil Unterhaltungsspiele eben nur unterhalten dürfen.
...ich bin dankbar dafür, dass es Captain Chemo gibt, ob es ihn nun geben darf oder nicht...
mfG
jdw
PS: Wenn sich jemand angegriffen fühlen sollte durch diesen Beitrag – Zornhau, besonders einen Teil deiner Beiträge habe ich hier ja (wieder) (in?)direkt angegangen – dann möchte ich mich schon hier dafür entschuldigen. Dieser ganze Themenkomplex, was Rollenspiel darf, warum es das darf, und warum man selbst es betreibt, bewegt mich schon immer sehr - und in dem obigen Spezialfall nur noch mehr als sonst.
Die Frage was Rollenspiel eigentlich darf ist beliebt, aber ich möchte sie so hier gar nicht stellen, noch weniger beantworten. Einiges hierzu ist bereits in vorangehenden Beiträgen gesagt worden, vor allem in Bezug auf mögliche Motivationen des Rollenspiels und Dinge, zu denen Rollenspiel geeignet oder ungeeignet ist. Manche Dinge sind also ungeeignet, sie stören und lenken, vielleicht sogar auf unangenehme Art und Weise, von dem ab, was man sich vom Rollenspiel erhofft. "Würde so etwas einem Spieler gefallen?" ist gefragt worden, in Bezug auf Situationen die dem beschrieben Ziel der gemeinsamen Aktivität zuwiderlaufen. Natürlich nicht. Begriffe wie "Rücksichtnahme" oder "Gruppenvertrag" sind gefallen, um zu erklären, dass das Problem hier in der Überschreitung von, manchmal nur angenommenen, nie ausgesprochenen, Absprachen liegt.
Zornhau war es, der sich darüber gewundert hat, wo meine Motivation liegen könnte, da ich abstritt nur durch en Wunsch nach Unterhaltung getrieben zu sein. Diese Verwunderung wird umso verständlicher, wenn man bedenkt, dass er hier auch die These vertrat, Rollenspiel sei, ausserhalb eines professionellen therapeutischen Umfeldes, prinzipiell für nichts anderes als eben Unterhaltung geeignet.
Diese beiden Punkte habe ich noch einmal herausgestellt, da ich sie für die folgenden Betrachtungen frisch im Gedächtnis der Leser wissen möchte.
Innerhalb einer Runde, deren Gruppenvertrag, dem von Zornhau erwähnten "Normalgebrauch" entspricht, ist die Zielsetzung klassisch Unterhaltung. In einer solchen Runde, beispielsweise auf einer Convention, wo der Gruppenvertrag darüber hinaus nur als eine Annahme existiert, und ob der Tatsache, dass sich die einzelnen Spieler mehr oder minder unbekannt sind, auch gar nicht als etwas anderes existieren kann, in einer solchen Runde also, würde ich vermutlich niemals auf die Idee kommen meine Krebsprobleme ins Rollenspiel einzuflechten.
- Dennoch tue ich genau dies in anderen Runden.
Wenn ich mit den Leuten spiele, mit denen ich auch ansonsten über diese Dinge sprechen würde, mit denen ich tatsächlich über solches spreche, dann tauchen die gleichen Themen auch im Rollenspiel auf. Warum auch nicht? Was sollte sie so plötzlich tabu machen? Was ausser einem gemeinsamen Verständnis, dass einen auch in anderen Situationen, nicht nur am Spieltisch, dazu bringt manche Themen, auch wenn man ansonsten frei über sie spricht, manchmal nicht anzuschneiden?
Kennt jemand hier Captain Chemo? Vermutlich nicht. Folgt man dem Ansatz, dass Spiel, dass Triviales, dass "Unterhaltung" eben nur der Unterhaltung, und nichts anderem dienen kann und darf, dann darf es Captain Chemo nicht geben. Captain Chemo, das sind billige Comicfiguren und billigere Flash-Games. Captain Chemo ist simple, stumpfe Unterhaltung. – Simple Unterhaltung, die über Krebs informiert. Stumpfe Unterhaltung, die krebskranken Kindern über ihr Leiden hinweghelfen soll. Billige Unterhaltung, die von Betroffenen entwickelt wurde.
Nichts als Unterhaltung? – Dann darf es Captain Chemo nicht geben, weil solche Themen für Unterhaltung ungeeignet sind.
Mehr als Unterhaltung? – Dann darf es Captain Chemo nicht geben, weil Unterhaltungsspiele eben nur unterhalten dürfen.
...ich bin dankbar dafür, dass es Captain Chemo gibt, ob es ihn nun geben darf oder nicht...
mfG
jdw
PS: Wenn sich jemand angegriffen fühlen sollte durch diesen Beitrag – Zornhau, besonders einen Teil deiner Beiträge habe ich hier ja (wieder) (in?)direkt angegangen – dann möchte ich mich schon hier dafür entschuldigen. Dieser ganze Themenkomplex, was Rollenspiel darf, warum es das darf, und warum man selbst es betreibt, bewegt mich schon immer sehr - und in dem obigen Spezialfall nur noch mehr als sonst.