Die deutsche Situation ist ja besonders schlecht, nachdem Prometheus Games schon nicht gut gearbeitet hatte, kein einziges eigenständiges deutsches Setting produziert hatte (dabei war ja Nebula Arcana in Arbeit), ist seitens Ulisses nicht nur nichts, sondern weniger als nichts an Unterstützung zu bemerken.
Und Pinnacle hat bisher nur noch "Neuen Aufguß von altem Material" für die SWADE produziert, keine eigenen neuen Settings mehr.
Rippers, Deadlands, etc. einfach nur auf die SWADE umgezogen, mehr nicht. Da ist kreativ vollkommen die Luft raus.
Es gibt durchaus einige Lizenznehmer, die Settings (teils auch interessante) erstellen, doch ist hier die Frage, ob sie diesen Aufwand für ein Savage-Worlds-Produkt treiben sollen, das nur einen kleinen Bruchteil dessen an Interessenten finden wird, als es eine noch so lahme D&D-5E-Adaption findet.
Aktuell finden sich - wie zur alten D20-Schwemme - für D&D 5E wirklich JEDE MENGE Settings und gefühlt JEDER, der ein eigenes oder ein lizensiertes oder gar ein neu aufgelegtes Setting herausbringt, der greift zu 5E, weil das einfach das nötige Geld via Crowdfunding eintreibt.
Sicher sind da so einige Rollenspielsettings darunter, die man deutlich BESSER mit Savage Worlds spielen könnte, aber das Geld liegt bei 5E.
"Das neue Schwarz" sind aktuell eh andere Regelsysteme, wie z.B. die Year Zero Engine von Fria Ligan (ein, wie ich finde, übles "Whiff"-System, bei dem die Charaktere selbst in ihren besten Fähigkeiten ständig jämmerlich versagen - was für Settings wie Mutant: Year Zero oder Alien noch OK ist, aber schon bei Coriolis total daneben ist). Aktuell gibt es ja die Ankündigung eines Bladerunner-Rollenspiels auch auf Basis der Year Zero Engine (welch ein Mißgriff!).
Und andere Settings, für die SW sicher eine gute Wahl wären, wie Stargate oder Hellboy, die gibt es nur als 5E-Adaption, wie gesagt, weil dort das Geld liegt.
Savage Worlds bräuchte mal ein paar neue frische Produkte, insbesondere SETTINGS, von Pinnacle. Aber die machen nur noch Resteverwertung und Aufhübschen alter mottenzerfressener Supplements wie das aktuell kommende Superhelden-Companion, das nur eine SWADE-Adaption von bereits seit der Revised Edition 2004 abgefrühstückten Superhelden-Adaptionen darstellt (Necessary Evil 2004, hatte später eine SW:EX Ausgabe bekommen, dann die Superhelden-Regeln herausgezogen als Superpowers Companion, den gab es dann nochmal aufgefrischt auf die SW: Deluxe Edition und jetzt neu auf die SWADE - Ansatz immer derselbe, kein wirklich neues Produkt).
Schon vor der SWADE hatte Pinnacle via Kickstarter nur quick&dirty Copy&Paste-Jobs abgeliefert: The Sixth Gun, Fear Agent, The Goon, Weird War One, etc. - alles mit minimalem Aufwand erstellt, mit ebenso minimaler Kreativität und mit NULL Unterstützung über Folgeprodukte. Das sind einfach nur Produkte, die Pinnacle rausgeschmissen hat, um Kickstartergelder abzugreifen, während die Gegenleistung extrem dürftig ist.
Sogar ihre eigenen Settings haben sie versaut. Das GENIALE Deadlands: Lost Colony wurde ver-SWADE-t zu einem unbefriedigenden Murks verhunzt, der sich zu spielen nicht lohnt (die Classic-Version war zwar nur zwei Bücher stark, aber GUT!).
Weird West hat einen beknackten Ret-Con der Alternativhistorie abbekommen, nach der die idiotische Begründung "Morgana war's" jetzt für alles verantwortlich gemacht wird. Der KERN-Konflikt, der sich in Deadlands seit Gettysburg bis Hell on Earth und Lost Colony durchgezogen hat, daß es nämlich ZWEI Staaten in Nordamerika gibt, die USA und die CSA, die dauerhaft im kalten, bzw. manchmal heißen, Krieg liegen, und deren Dauerkonflikt erst die Existenz der Indianer-Nationen und der unabhängigen Staaten wie Deseret ermöglicht hat, ist jetzt komplett weg. Damit fällt einfach das ganze Setting in sich zusammen.
Western mit ein paar Geistern und Monstern, die kann man auch mit Rippers spielen, oder gleich mit dem Grundregelwerk - der Deadlands-Hintergrund wurde damit einfach lebendig begraben - und mit ihm eben auch Deadlands: Noir, Hell on Earth und Lost Colony.
Gerade Deadlands: Noir, mein Lieblings-Deadlands-Setting, lebt davon, daß man einen Kalten Krieg zwischen Nord und Süd hat, mit Spionen und Geheimgesellschaften usw., die eben für den Norden oder den Süden arbeiten. Das ist jetzt auch hinfällig.
Dann der Deadlands: Dark Ages Einblick. Oh, SCHEISSE! - Die böse Hexe Morgana läßt "irgendwo und irgendwann im Fäntelalter" böse Monster böse Dinge tun, aber der gute Magier Merlin gibt seinen Ritter-Paladinen Revolver und es springen im Fäntelengeland lauter Druiden, Alchemisten (Mad Scientists) usw. herum und zaubern, was das Zeug hält. - Das ist ödeste, ätzendste DOOFMEIER-Fantasy mit Revolver-Paladinen als einzigem Versatzstück, das irgendwie nach Deadlands aussieht - und überhaupt nicht in die Ritter-und-Pisspagen-Umgebung paßt.
Savage Worlds ist sowas von durch.
Wie gut, daß die alten Settings und die alten Regeln ja nicht schlecht werden und man diese immer noch nutzen kann.
Nur bei neuen Produkten muß man sich halt vorsehen, weil die SWADE massiv für mehr "Damage pro Kampfrunde" ausgelegt ist und in Settings mit Magie ein Charakter ohne Zauberei einfach die Arschkarte hat, denn alle Arkanen Hintergründe wurden massiv(st!) aufgewertet und stehlen den Normalos die Schau. Daher: ALLE MÜSSEN zaubern oder ähnliche Powers haben, ansonsten sind die Normalo-Spieler schnell - und zurecht - gefrustet ohne Ende.
Interessanterweise wurden gerade die Zauber bei der Savage Pathfinder Ausgabe wieder generft, deutlich heruntergepowert, weil es einfach sogar für ein D&D-artiges Setting wie Pathfinder zuviel überpowerte Magie ist, wenn man sie nach SWADE spielt.
Auch Savage Pathfinder ist ja Resteverwertung. Die Spielwerte sind schnell gemacht, der Rest, Setting-Info und die Abenteuer, sind reine Copy&Paste-Jobs. Da ist seitens Pinnacle keine kreative Schweißperle aufgekommen.
Savage Worlds ist (noch) nicht tot, aber es ist verdammt uninteressant geworden und wird sogar vom Original-Verlag lieblos unterstützt.
Schade drum. Jammerschade.
Aber, andere Mütter haben auch schöne Töchter.