AW: The Clown Prince (feat. The Dark Knight) - Der wichtigste Film des Jahres
Der Grund weshalb The Dark Knight hier über den Klee gelobt wird, liegt ganz einfach daran, dass hier sowohl mit Rumms, Krach, Peng, Buff-Action als auch mit Inhalten, Themen und Fragestellungen unterhalten wird. Für die "denken macht keinen Spaß"-Fraktion natürlich vollkommen unverständlich und unangenehm. Während die "ich spiel proll"-Fraktion endlich mal ein Film der ihnen erlaubt mal das Hirn im Kino ein, statt nur auszuschalten (wie bei Michael Bay und Konsorten sonst so üblich).
Interessant finde ich, dass der Film die Heldenfigur Batman ähnlich wie Frank Miller inszeniert, dabei aber ohne den furchtbaren, zutiefst widerlichen und barbarischen Unterton, an dem sich Miller in seinen Geschichten immer aufgeilt, auskommt. Batman ist in der letzen Szene des Films mit nicht weniger Pathos und Heldenopfergestus inszeniert als bei Frank Miller. Aber Nolan gleicht diese Momente mit einer schlichten, humanistischen Aussage aus (die Szene mit den beiden Fähren) die das Handeln Batmans legitimiert, weil es die Werte und Ziele für die er steht klar und deutlich benennt.
Das mag für die naserümpfenden Elitaristen zu viel "Moral-ballast" sein, aber genau das liegt Superhelden (von DC zumindest) zu Grunde. Das Superhelden-genre hat, entgegen der Meinung und Ansichten mancher geistig weniger bewanderten, seine Wurzeln im Melodram und dem Lehrstück. Eine richtige Superheldenstory handelt immer von in breiten Zügen gezeichten moralischen Fragen und den ergreifenden Emotionen, die die Auseinandersetzung damit nach sich zieht. The Dark Knight ist der vielleicht sauberste und ehrlichste Superhelden-film nach Ang Lees The Hulk. Er ist offensichtlich der erfolgreichere und unterhaltendere.
Hier und da gibt es natürlich immer kleinere Verhaspler. Der Witz den Rachel dem nervösen Harvey erzählt, als sie auf dem Fundraiser sind, wird eine Szene fast wortgetreu wieder verwertet, nur um den Erzählfluss der parallel laufenden Szenen mit Bruce Wayne zu unterstützen. Das ist ungeschickt geschrieben bzw. geschnitten... aber was soll's. Wer sich an solchen Dingen aufhängt, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Der Film ist rund und wie aus einem Guss. Vor allem begeht er nicht den tragischen Fehler von Batman Begins, dass die thematischen Fragen zu Beginn im letzten Akt ignoriert werden, damit man ein paar mehr Explosionen und Trailer-taugliche Sprüche in den Film boxen kann. Der einzige Vorwurf dem man den Film machen kann ist, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, was man jetzt noch mit Batman als Filmfigur machen soll? The Dark Knight hat inhaltlich so ziemlich alles abgegrast was man mit Batman umsetzen könnte. Alles andere wäre nur noch Rumms, Krach, Peng, Buff-Action mit neuen Gesichtern. Kann man machen, muss man aber nicht.
Ironischerweise, hatte ich gestern nach dem Film vor allem den Wunsch einen Superman-film zu sehen, der mit so viel Sorgfalt und Mühe gemacht ist, wie The Dark Knight. Denn, ehrlich gesagt, Batman hat mir noch nie richtig zugesagt. Das stoische, leidende und grimmige Wesen der Figur liegt einfach nicht auf meiner Wellenlänge.