Brainstorming Taugt "Dark" als Genredefinition?

Imho taugt Dark als Genrebezeichnung durchaus.
Ich sehe nicht in wie weit Abweichungen von der Dysternys die Genredefinition aufweichen.

Nur weil man ein Urban Fantasy Setting auch ohne Stadt/Urbanitaet spielen kann, heisst es ja nicht das Urban Fantasy ein schlechter Begriff waere.
 
Dark Fantasy. - Dark Sci-Fi. - Dark Steampunk. - viele weitere Genres, die mit "dark" zusammengehen, gibt es nicht.
Dark Romance

Was soll "Dark Horror" sein? Horror ist IMMER irgendwie "dark".
Was soll "Dark Sword&Sorcery" sein? Sword&Sorcery ist ja IMMER ein Subgenre der Fantasy, und zwar ein DÜSTERES Subgenre der Fantasy.
Das es bereits dunkel ist, heisst ja nicht das man es nicht noch dunkler machen koennte.

Was soll "Dark Western" sein?
Ganz spontan, Spiel mir das Lied vom Tod im Vergleich zu Bonanza.

"Dark" rangiert für mich in derselben Aussagekraftskategorie wie "Cool", "Spannend", "Fast-Moving" oder dergleichen. - Da kann man sich wirklich NICHTS KONKRETES darunter vorstellen, sondern nur seine eigene, momentane Assoziation mit dem Adjektiv "Düster" und dem benannten Genre wie Sci-Fi zusammenbringen. Und dann wird man eh meist ENTTÄUSCHT, weil die Spieleentwickler als "Dark" was ganz anderes aufgefaßt haben, als man selbst darunter erwartet.
Man kann von allen moeglichen Etiketten enttaeuscht werden.
Die einen finden die World of Darkness gar nicht duester, die anderen schon. Dark heisst nur das die Entwickler der Ansicht waren das es ihrer Meinung nach duester ist.

Genauso kann aber auch bei einem Werk "Horror" drauf stehen, obwohl es fuer einen selbst weder eklig, noch gruselig, oder schauring oder sonstwie Horrorhaft ist.

Dark Fantasy bezeichnet das Nibelungenlied, Conan, Fafhrd&Grey Mouser, Elric, den Herrn der Ringe, die Dragonlance-Chroniken, Glorantha, World of Darkness, Codex Alera, Dresden Files und He-Man and the Masters of the Universe.
Das man das Adjektiv Dark voran oder in den Namen packt legt lediglich ein Spotlight darauf wo man den Fokus sieht.

Wenn man Beispielsweise Alice in Wonderland in der Variante Fairy-Tale kauft, kann man die original Geschichte erwarten und wird eher davon ausgehen das es eine unterhaltsame Erzaehlung mit phantastischen Elementen ist, die jenachdem positiv oder negativ sein kann.
Wenn man Alice in Wonderland in einer Dark Fairy-Tale Variante erwirbt, kann man sich recht sicher sein das die dunkleren bzw. bedrohlicheren Elemente der Erzaehlung hervorgehoben wurden oder fuer den Autor im Vordergrund stehen.

Voraus dann noch folgt das die Etikettierung unter Umstaenden die Wahrnehmung des Lesers beeinflusst.
 
Ganz spontan, Spiel mir das Lied vom Tod im Vergleich zu Bonanza.
Nur das dort die Bezeichnungen schon in eine andere Richtung gehen. (Und dabei eigentlich ziemlich klare Umschreibung hatten, warum das so sein soll. Krieg aber gerade weder die genaue Zuordnung nicht mehr zustande. Und die Bücher zur Philosophie des Western-Filmes sind derzeit in irgendeiner Umzugskiste verschwunden.)
 
Sehe ich wie Teylen.

Bei den filmischen Bearbeitungen von „Conan der Barbar“ hat der neue Film mit Jason Momoa in der Hauptrolle eine Freigabe ab 18 Jahren. Die alten Schwarzenegger-Filme besitzen eine FSK-Einstufung ab 16 Jahren. Die Fernsehserie mit Ralf Möller als Conan zielte auf das Nachmittagsprogramm und ist ab zwölf Jahren freigegeben. Dann gab es noch eine Zeichentrickserie für das Kinderprogramm mit einer Eignung ab 6 Jahren.

Ähnliches ließe sich nun auch für „Batman“, „Starship Troopers“, verschiedene Vampir-Darstellungen usw. durchexerzieren. Man kann ein und denselben Stoff auf verschiedene Weise bearbeiten. Auch der „Herr der Ringe“, der hier als potentielle „Dark-Fantasy“ angeführt wird, ist in den Illustrationen von John Howe deutlich düsterer visualisiert als etwa bei den Illustrationen der Brüder Hildebrandt.

Kurz: Man kann nicht alle Bearbeitungen eines Stoffes oder eines Genres über einen Kamm scheren!

„Sword & Sorcery“ gibt es mit „Xena“ sowohl in der familientauglichen All-Age-Version als auch in der grim & gritty Dark-Fantasy-Variante, etwa „Kane der Verfluchte“.

Auch „High Fantasy“ existiert mit Werken wie „Eragon“ als „All-Age-Fantasy“ ebenso wie als „Dark Fantasy“, z.B. die Hexer-Reihe von A. Sapkowski oder das Computer-Spiel „Dragon Age – Origins“.

„Dark Fantasy“ ist ein Sammelbegriff, der über alle Subgenre hinweg besonders düstere Werke der „Fantasy“ kennzeichnet. Er stellt in dieser Hinsicht einen klaren Orientierungspunkt dar und hat somit meiner Meinung nach durchaus seine Berechtigung.
 
Es gibt „Fantasy“, bei der ist die Ordnung der Welt zeitweilig gestört, beispielsweise durch das Auftauchen einer äußeren Bedrohung [...] Daneben existiert auch Fantasy, bei der die Ordnung der Welt tiefergehend gestört und die Gesellschaft an sich korrupt ist.
Problem: Auch bei lichter Fantasy kann die Bedrohung aus dem Inneren kommen, auch bei düsterer Fantasy von außen. Um mal ein besonders berühmtes Beispiel zu bringen, das Rollenspiel Dragon Age bezeichnet sich selbst als Dark Fantasy, hat aber eine ganz klassische Bedrohung von außen. Auch in der Sword & Sorcery kommt das Böse zumeist von außen, gut ist, was der eigene Geist und die eigene Kraft schaffen, nicht, was du mit magischer Hilfe übernatürlicher Wesen erreichst (weshalb dann in jeder zweiten Geschichte ein böser Magier oder Untoter umgehauen werden muss).

Kurz: Das Etikett Dark wird einfach inflationär für alles mögliche benutzt, es gibt praktisch keine normale Fantasy mehr, von der es sich abheben könnte. Daher halte ich es im Augenblick für reichlich nichtssagend.

Etwas zugespitzt, bedeutet "Dark" schließlich, dass es kein klar voneinander abgrenzbares, klar erkennbares "gut" und "böse" gibt; dass sich selbst Figuren, welche im Verlauf der Erzählung die Stelle von "Helden" einnehmen, immer in einer Grauzone zwischen diesen Bereichen bewegen; und dass ihre Handlungen nicht automatisch durch die Konstruktion der Spielwelt als "heldenhaft" gelten können, sondern jederzeit hinterfragt werden müssen; kurzum, es verleiht der Erzählhandlung eine Komplexität und Tiefe, welche über das Lösen von Aufgaben und Erreichen von Zielen hinausgeht.
Das ist totaler Blödsinn, du verwechselt Dark mit Anspruchsvoll oder Hochwertig. Anspruchsvolle Literatur kann ich aber sowohl in düsteren als auch in lichten Welten spielen lassen, das ist überhaupt kein Problem, da haben düstere Welten überhaupt keinen Vorteil. Ich kann das Düstere auch als Vorwand nehmen, meine niederen Gelüste auszuleben, weil die Welt ja sowieso total verdorben ist. Oder ich kann das Lichte nehmen, um den Kontrast zum Dilemma, vor dem der Charakter steht, herauszustellen.
 
Problem: Auch bei lichter Fantasy kann die Bedrohung aus dem Inneren kommen, auch bei düsterer Fantasy von außen. Um mal ein besonders berühmtes Beispiel zu bringen, das Rollenspiel Dragon Age bezeichnet sich selbst als Dark Fantasy, hat aber eine ganz klassische Bedrohung von außen. Auch in der Sword & Sorcery kommt das Böse zumeist von außen, gut ist, was der eigene Geist und die eigene Kraft schaffen, nicht, was du mit magischer Hilfe übernatürlicher Wesen erreichst (weshalb dann in jeder zweiten Geschichte ein böser Magier oder Untoter umgehauen werden muss).

Kurz: Das Etikett Dark wird einfach inflationär für alles mögliche benutzt, es gibt praktisch keine normale Fantasy mehr, von der es sich abheben könnte. Daher halte ich es im Augenblick für reichlich nichtssagend.

Das ist totaler Blödsinn, du verwechselt Dark mit Anspruchsvoll oder Hochwertig. Anspruchsvolle Literatur kann ich aber sowohl in düsteren als auch in lichten Welten spielen lassen, das ist überhaupt kein Problem, da haben düstere Welten überhaupt keinen Vorteil. Ich kann das Düstere auch als Vorwand nehmen, meine niederen Gelüste auszuleben, weil die Welt ja sowieso total verdorben ist. Oder ich kann das Lichte nehmen, um den Kontrast zum Dilemma, vor dem der Charakter steht, herauszustellen.

Dass "Dark" immer mal wieder in Zusammenhängen benutzt wird, in denen es nicht passt, ist richtig, aber das hat dieser Begriff mit praktisch allen anderen gemeinsam und ist kein Problem der Begrifflichkeit an sich. Dass viele Anbieter von Waren fälschlicherweise behaupten, ihre Produkte seien "günstig" oder "billig", obwohl dies gar nicht so ist, bedeutet ja auch nicht, dass es keine billigen oder günstigen Waren gibt, oder dass diese Attribute keinen Sinn ergeben. (Und auch hier, ebenso wie bei "Dark", ergibt diese Bezeichung dann am meisten Sinn, wenn man sie im Kontext einer Abgrenzung benutzt.)

Blödsinn ist übrigens, dass Du aus meiner Textpassage "anspruchsvoll" oder "hochwertig" herausliest! Richtig ist lediglich, dass einige Aspekte von Erzählungen, die mit "Dark" nicht vereinbar sind, auch mit "anspruchsvoll" und "hochwertig" nicht vereinbar sind. Nichtsdestotrotz gibt es sowohl ((nicht "dark") & "anspruchsvoll/hochwertig")), als auch (("dark") & (nicht "anspruchsvoll/hochwertig")). Komplexität ist nicht gleich Anspruch, und Tiefe nicht gleich Hochwertigkeit.
 
Problem: Auch bei lichter Fantasy kann die Bedrohung aus dem Inneren kommen, auch bei düsterer Fantasy von außen. Um mal ein besonders berühmtes Beispiel zu bringen, das Rollenspiel Dragon Age bezeichnet sich selbst als Dark Fantasy, hat aber eine ganz klassische Bedrohung von außen. Auch in der Sword & Sorcery kommt das Böse zumeist von außen, gut ist, was der eigene Geist und die eigene Kraft schaffen, nicht, was du mit magischer Hilfe übernatürlicher Wesen erreichst (weshalb dann in jeder zweiten Geschichte ein böser Magier oder Untoter umgehauen werden muss). [...]

Ob die Bedrohung von innen oder außen kommt, war nicht als Unterscheidungskriterium gemeint.

Wird der böse Großwesir aus 1001 Nacht gestürzt und ist die Welt danach wieder in Ordnung, dann ist es lichte „Fantasy“. Sind die gesellschaftlichen Probleme durch Sklaverei, Vielweiberei, Dekadenz jedoch struktureller Natur und lassen sich nicht so einfach abstellen, dann ist es eher düstere Fantasy, also tendentiell „Dark Fantasy“. Beides Male innere Probleme.

Gibt es bei einer äußeren Bedrohung einen bösen Aggressor, nach dessen Vernichtung dauerhaft Friede einkehrt, ist es wiederum lichte „Fantasy“. Haben jedoch beide Konfliktparteien gute Beweggründe, die jedoch miteinander unvereinbar sind oder handelt es sich um eine Dauerfehde, wo jede Aktion einer Seite zwangsläufig Blutrache der Gegenseite nach sich zieht oder sind die Heerführer beider Seiten gleichermaßen von Machtgier und Gewinnsucht zerfressen, dann entsteht eine Zwiespältigkeit, die sich nicht sauber auflösen läßt und solch dreckige Konflikte sind wieder ein Merkmal der „Dark Fantasy“.
 
Kurz: Das Etikett Dark wird einfach inflationär für alles mögliche benutzt, es gibt praktisch keine normale Fantasy mehr, von der es sich abheben könnte. Daher halte ich es im Augenblick für reichlich nichtssagend.
Das hat "Dark" mit "Pulp" oder "-Punk" gemein.

Da diese Vorsätze oder Anhängsel wirklich zu KEINER Abgrenzung beitragen, kann man sie genauso gut weglassen, ohne daß irgendwelche Information verloren geht.

Ist Mantel&Degen eigentlich Pulp (actionreiche Fechtduelle, viel Kollateralschäden, Verfolgungsjagden, unkaputtbare Helden) oder Dark (bitterste Konsequenzen, endlose Rachepläne, die wie bei der Graf von Monte Christo brutal durchgezogen werden, boshafte Intrigen des Kardinals, Folter in der Bastille, erbarmungsloses Sklavenlos) oder Punk (verarmte Adelige begehen ständig Schurkereien, nur um etwas zu Essen zu bekommen, Dreck und Seuchen bei der Belagerung von La Rochelle, ein abgehärmter, freudloser Puritaner kämpft sich mit Pistole und Rapier quer durch den Schwarzen Kontinent, watet durch Dreck und Blut und Gedärme und mehr Blut)?

Richard Lesters Musketier-Zweiteiler ist in meinen Augen nicht dark (da sehr humorvoll umgesetzt), dafür aber punkig (verarmte Adelige, die Pariser Gesellschaft "von unten", Dreck und Hoffnungslosigkeit wird durchaus dargestellt, daß einem das Lachen im Halse steckenbleibt) und pulpig (furiose, gewitzte Fechtszenen, Ausnutzen aller Gegebenheiten eines Schauplatzes).

Andere Verfilmungen und andere Mantel&Degen-Stoffe sind hier von der Gewichtung ganz anders gelagert.

Vor allem ist diese Gewichtung aber ALLEIN IM ZUSCHAUER bzw. bei Spielen ALLEIN IM SPIELENDEN gelegen.

Der Spieleentwickler kann nur wenig tun, um ein Setting WIRKLICH "dark" oder "punkig" oder "pulpig" zu machen. (Das gelingt bisweilen durch geradezu geniale Regelmechaniken, die man bei regeltreuem Spiel auch nicht umgehen, vermeiden oder auch nur beugen kann.)

Deadlands ist an den Italo-Western orientiert (übrigens: Bonanza ist in der Tradition der Familiengeschichten und Edelwestern angesiedelt, Spiel mir das Lied vom Tod ist ein Italo-Western, was ein markant anderes und - vor allem - EIGENSTÄNDIGES Western-Subgenre ist). Aber Deadlands hat neben dem "Grit" auch Horror und Steampunk als Elemente eingebaut. Das Setting bietet also einen enorm breiten "Spielraum", in welchem ein Spielleiter seine Kampagne ansiedeln kann. - Ein Spielleiter spielt das Element Steampunk runter, Verrückte Wissenschaft taucht bei ihm kaum auf, Monster ebenso, so daß er praktisch kaum übernatürlich angehauchte "normale" harte (Italo-)Western-Geschichten spielt (wie in den All Star Western Comics, in denen aktuell ja Jonah Hex geradezu deadlandsartige Abenteuer erlebt). - Ein anderer Spielleiter fährt stark die Steampunk-Schiene, läßt die SCs in die urbane Hölle von Junkyard, der höchstindustrialisierten Stadt der Welt, eintauchen und sich den dortigen Problemen des "Fortschritts von ganz unten betrachtet" stellen. Übernatürliches kann hier eine Rolle spielen, aber Western ist zwischen all den Dampfmaschinen, Uhrwerkrobotern usw. kaum noch zu erkennen.

Somit ist Deadlands durchaus eine Art "darkes" Rollenspiel. Aber OB es für die eigene Runde WIRKLICH "dark" ist, das weiß man erst, wenn man es bei einem bestimmten Spielleiter in einer bestimmten Gruppenzusammensetzung spielt.

Da kann man das "dark" genauso gut weglassen und einfach nur Deadlands spielen.
 
Großartige Leistung, Zornhau, gerade in dem Post, in dem Du begründen willst, warum gewisse Attribute keine Aussagekraft besäßen, mit detaillierten Beispielen zu demonstrieren, wie viel Aussagekraft sie offensichtlich tatsächlich besitzen!

Bleibt nur noch die eigentlich triviale Feststellung, dass einzelne Rollenspiele oder Settings dem Spielleiter natürlich Anknüpfungspunkte bieten, Geschichten in unterschiedlichen Genres und Stimmungen zu erzählen. Nichtsdestotrotz sind viele Rollenspiele/Settings mit Schwerpunkten auf bestimmte Genres oder Stimmungen ausgelegt.
 
Die Aussagekraft für einen Einzelnen mag ja bei so einem Etikett wie "dark" gegeben sein. Aber da wirklich JEDER etwas ANDERES unter "dark" versteht - was dieser Thread ja vorzüglich untermauert - und da es im Rollenspiel darauf ankommt, WIE man mit einem wie auch immer etikettierten Setting umgeht, ist "dark" als Zusatz zur Unterscheidung von anderen Rollenspiel-GENRES oder auch nur als Subgenre-Bezeichnung einfach UNTAUGLICH.

Man kann in demselben Setting, wie oben am Beispiel Deadlands dazulegen versucht, eben VIELE EIGENSCHAFTEN in seiner Verwendung, seiner spielerischen Interpretation des Settings aufgreifen, die hier im Thread als "dark" ausmachend aufgeführt wurden. Darunter sind solche Punkte wie moralische Grauzonen, keine Heile-Welt-Idylle, Horror- bzw. Grusel-Elemente, "Punk"-Elemente, Monster, Tod, Pest, Krieg und Hunger. Deadlands ist sozusagen ein "prä-apokalyptisches" Setting. Aber ist das dann "dark"?

Wenn ich hier im Thread vier der teils sehr unterschiedlichen, ja sogar kaum vereinbaren Sichten auf "dark" aufgreife, dann könnte ich in einer Spielgruppe mit vier Spielern genau diese unterschiedlichen "dark"-Erwartungen antreffen. Wenn ich nun auch noch meine eigene Interpretation des Settings an den Spieltisch mitbringe, dann ist die Frage, ob mir ein Etikett "dark" hilft?

Bei WAS hilft den dieses "dark"-Etikett eigentlich?

Wenn ich auf einem Con einen Aushang zu Deadlands mache, dann steht da "Western-Horror-Steampunk-Genremischung" drauf. NICHT "dark". Mit Western, mit Horror, mit Steampunk und mit Mischung von Genres kann man etwas anfangen. Mit "dark" NICHT!

Wenn ich nun im Spiel selbst erst einmal mit dem Übernatürlichen zögerlich starten möchte, dann wird der Horror-Aspekt geringen Raum bekommen. Ebenso der Steampunk-Aspekt. Bleibt der Italo-Western. - Aber ist Italo-Western wirklich "dark"? - My Name is Nobody. Ein Italo-Western, aber eben NICHT "dark". Und auch Spiel mir das Lied vom Tod hat seinen eigenen, rauhbeinigen Humor zu bieten und ergeht sich nicht in "Dauer-Darkness" oder so etwas.

Ein Spieler, der nun unter "dark" FÜR SICH eine Erwartung an Horror, bis den SCs das Blut in den Adern stockt, hat, der würde bei einem schwerpunktsmäßigen Italo-Western enttäuscht sein. "Wo bleibt denn das 'Darke', Mann?"
Ein Spieler, der unter "dark" FÜR SICH die ständigen moralischen Fragestellungen, die Grauzone, in welcher die Protagonisten agieren, erwartet, der würde davon enttäuscht sein, daß die SCs in Deadlands grundsätzlich die "Guten" sein sollen - gut immer relativ zu dem ganzen untoten Gezücht, den menschenverachtenden Kultisten, den Monstern und Verrückten Wissenschaftlern, die alle über Leichen gehen. Wenn nun dieser Spieler für sich, d.h. für seinen SC entscheidet den Outlaw-Trail zu reiten, wenn er sich als Verbrecher betätigt und die Lawmen hinter ihm her sind, dann mag das SEINER Sicht auf "dark" vielleicht noch entsprechen, aber andere Spieler werden hier einfach was anderes als "wir spielen Verbrecher auf der Flucht vor dem Gesetz" erwarten und sich unter "dark" mehr übernatürliche Einflüsse, mehr Monster als GEGNER, statt monströse Charaktere in derselben SC-Gruppe erwarten.

"Dark Western"? - So KANN man Deadlands bezeichnen. Aber welchen INFORMATIONSGEHALT hat das?

Vor allem: In Deadlands kommen die SCs längst nicht so schnell um wie in Aces&Eights. Aces&Eights kommt aber als "realistische" Old-West-Simulation daher und ohne irgendwelche "dark"-Etiketten. Doch der schnelle, ja geradezu lapidare, rein zufallsbestimmte und alles andere als irgendwie "heroische" Charaktertod bei A&E würde für manche "dark" charakterisieren.

Was ist nun "dark"? - Deadlands? Aces&Eights? Dust Devils? Dogs in the Vineyard? Weird West? Wild West Cinema? Gunslingers&Gamblers? Go fer yer gun? Coyote Trail? ... - Ist irgendetwas davon "darker" als was anderes?

Wenn man schon das Etikett "dark" verwendet, dann MUSS es doch möglich sein einen Komparativ aufzustellen!

Dark, darker, am Darkesten.

Ist Witchcraft darker als World of Darkness? Ich würde ja erwarten, daß Angel weniger dark als Unknown Armies ist, aber meine Spielerfahrung mit UA zeigt mir, daß man UA offenbar weit weniger dark spielen kann und immer noch UA spielt, jedoch eine Art "humorvoll-liebenswerte Gruppe Gestörter". Wo ist dann das "Darke" hin?

"Dark" hilft bei der KOMMUNIKATION über Settingeigenschaften eines Rollenspiels NICHTS! - "Dark" führt nur zu Mißverständnissen, enttäuschten Erwartungen aufgrund der unterschiedlichen Sichten auf das, was "dark" für jeden jeweils anderes bedeuten mag.

Damit ist "dark" für die Kommunikation über Rollenspiele, über Genres, über Settings, über Regeln(!) einfach UNTAUGLICH.

Genau wie übrigens solche anderen Etiketten wie "Cool", "Spannend", "Flexibel", "Einfach", "Schnell", usw.

Um auf den Eingangsbeitrag zurück zu kommen: "Dark" taugt NICHT als Genre-DEFINITION. Kein Stück!
 
Mensch Leute, muss man denn immer alles totdefinieren.
Wenn ihr wollt starte ich dann nämlich gerne wieder einen "Was ist Rollenspiel?"-Thread in dem ich dann mit ganz vielen GROSSBUCHSTABEN klar mache, dass so etwas wie "Rollenspiel" eigentlich niemals irgendwo existiert hat und das Wort voll unnötig ist...

"Dark"? - na irgendwie "düster" halt

Stellt sich darunter jeder was anderes vor?
Klar.

Das tut aber auch jeder bei dem Begriff "Rollenspiel"...

Dennoch taugt "Rollenspiel" als Abgrenzung recht gut ggü dem Hobby "Briefmarken sammeln" und "dark" grenzt sich relativ eindeutig von den Glücksbärchis ab.

Und wenn ich jetzt sage: "Boah Leute, ich hab gerade ne Idee für ein richtig durchgeknalltes Setting: DARK GLÜCKSBÄRCHIS", dann wird bestimmt genügend Bekloppten hier im Forum irgendwas dazu einfallen.
Und "noch mehr Regenbögen und Zuckerwatte-Wolken" wird dabei wohl niemand erwähnen.


Dann mal gute Nacht... moment, ist halb 4 noch nacht oder schon Morgen?
Boah scheiße, "Nacht" ist so ein blöder Begriff - das ist so dämlich und unpräzise und unnötig.
Ich sag einfach: "Gutes halb 4 und später dann noch!"
Ja, das ist gut...
 
"Wenn man schon das Etikett "dark" verwendet, dann MUSS es doch möglich sein einen Komparativ aufzustellen!"

Diese Schlussfolgerung ist nicht zulässig, nicht zulässiger und schon gar nicht am zulässigsten. Sie ist stattdessen falsch, falscher und am falschesten. Man kann zum Beispiel wunderbar das Etikett "regellos" für ein Rollenspiel verwenden, ohne dass es Sinn ergibt, nach regelloseren und dem regellosesten Rollenspiel zu suchen!

Abgesehen von diesem allgemeinen logischen Fehler KANN man "dark" (können wir aus sprachlichen Gründen behelfsweise ab jetzt in dieser Diskussion bitte "düster" verwenden? Danke!), also, "düster", selbstverständlich vergleichen!

Buffy war in Staffel 1 zum Beispiel, obwohl es in dieser Serie (vordergründig) um Monster geht, welche Menschen töten und sogar auf das Ende der Welt hinarbeiten, in seiner Gesamtheit gar nicht düster (wohl aber im Vergleich zu "Friends"! Natürlich ist "düster" ein komparativer Begriff.) Auf Staffel 2 hingegen konnte man dieses Attribut bereits sinnvoll anwenden - die klare Grenzlinie zwischen gut und böse verschwamm; ein allgemeingültiges Happy End war unmöglich, und die Protagonistin musste schwere Entscheidungen treffen, welche dauerhaft ihr Gewissen belasten würden und sie von denen, für die sie doch eigentlich kämpfte, entfremdete - alles Merkmale einer düsteren Handlung. Staffel 6 hingegen war eindeutig noch viel, viel düsterer!

Und "Rollenspiel", da hat Iolet Recht, ist ebenso wie "düster" ein Begriff, der nur zu Missverständnissen führt! Bei so manchen hier im Forum bin ich mir ziemlich sicher, dass deren Vorstellung davon sehr wenig mit meiner Vorstellung davon zu tun hat. Entsprechendes gilt auch für Begriffe wie "Party", oder, um zu den steigerungsfähigen Adjektiven zurückzukehren, "ausgelassen". Trotzdem ergibt es absolut Sinn, bei der Einladung zu einer Party darauf hinzuweisen, dass sie als ausgelassen angedacht ist! Und wenn wir schon bei lebensnahen Beispielen sind, dann muss ich auch auf den Begriff "pervers" hinweisen - wissenschaftlich wegen seiner Unschärfe und wertenden Natur abgelehnt, von jedem anders interpretiert und subjektiv anders empfunden, und nichtsdestotrotz mit Aussagekraft versehen, insbesondere, wenn er im Komparativ benutzt wird.

Im Vergleich dazu ist "düster" geradezu exakt definiert! (Siehe Fimbuls Post.) Und selbstverständlich ergibt es Sinn, eine Spielrunde zum Beispiel bei einem Con mit "düster" oder "Dark (X)" zu etikettieren, weil es eben Spieler gibt, die düstere Runden besonders mögen, und auch solche, die sie eben nicht mögen. Dass deren Erwartungshaltung dann vielleicht enttäuscht wird, ist richtig, aber das wird ihnen bei vielen anderen Aspekten auch so gehen ("Ich denke, wir spielen D&D - und dann geht es gar nicht in ein Dungeon?"), und dieses Etikett ist immer noch hilfreicher als keines.
 
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