Rezension Streets of Bedlam - Savage Worlds "schwarz und hartgesotten"

Und ich dachte Clint Black von Pinnacle würde bei Rechtfertigungen nichtssagende Worthülsen absondern...
So "nichtssagend" fand ich die Antworten nicht. - Aber auch nicht so arg befriedigend.

Wenn er keine PPK gebaut hat, dann ist es auch keine.
Eben. - Es ist nur genau EIN Szenario - egal wie netzwerkartig er die Szenen miteinander gekoppelt haben mag. Man kann nicht dazwischen mal ein anderes Szenario einflechten oder so etwas.

Und das eine Liste von zu streichenden Talenten und Handicaps, sowie eine kurze Liste von Ausrüstung einfach in jedes Settingbuch reingehört, versteht sich ja von selbst.
Sehe ich auch so. - Vor allem die Liste der zulässigen und unzulässigen Edges und Hindrances ist enorm wichtig. Manche sind ja offensichtlich sinnlos wie Giant Killer. Aber andere kollidieren direkt mit den Sonderfähigkeiten der Archetypen. Und daher MÜSSEN die klar geregelt und auf Kollisionen überprüft sein.

Ob der "Lücken" trotz des letzten Updates habe ich eher den Eindruck, dass er den Termin des Kickstarters nicht ganz einhalten konnte und das Produkt beim Kunden reifen muss. Na, servus!
Ich glaube eher, daß er SW als Regelsystem nicht gut genug kannte und sich auch nicht andere Settingbücher gut genug angeschaut hatte, um zu erkennen, was in einem Settingbuch sein soll, sein kann und sein MUSS.
 
Inzwischen habe ich auch die Chance bekommen, das Ding von Cover zu Cover zu lesen.

Mein Gesamturteil: Eingeschränkt empfehlenswert.

SoB ist um _Welten_ besser als Wellstone City, und es hat einige sehr gelungene Teile. Gleichzeitig hat es aber auch einige Klopse, die es in der Gesamtwertung runterziehen.
Wer mit SW-Regeln Noir spielen will, macht mit SoB eine gute Anschaffung, und findet einige klauenswerte Ideen die sich auch andernorts gut machen. Aber RAW würde ich es nicht spielen und leiten wollen. Für Noir würde ich lieber die Kernregeln heranziehen und darauf selektiv die guten Teile aus SoB aufsetzen.

The Good:

Investigation:
Die Regeln für das Ermitteln von Verbrechen sind sehr gelungen und spielen durch den Gebrauch von Karten gut SWs Stärken aus. Man merkt hier den Einfluss von Gumshoe, bei dem die Hinweise automatisch gefunden werden - die Würfel entscheiden in erster Linie darüber, wie man diese Hinweise denn interpretiert, und lassen bei Mißerfolg immer noch die Möglichkeit offen durch Spielerleistung die Hinweise richtig zu kombinieren.
Positiv ist auch, dass die Regeln für das Hinterlassen von Spuren durch verbrecherische SCs den gleichen Regeln folgen.
Eine sehr schöne Settingregel, die sich auch gut in anderen investigativen und kriminellen Settings verwenden lässt wie Realms of Cthulhu oder Shadowrun.

Ich selbst überlege mir, das als Grundlage für das Hacking in Hardwired zu nehmen (ein Setting, das ich schon lange mal versavagen wollte).

Interrogation:
Baut im wesentlichen auf den Dramatic Tasks auf, ergänzt sie aber gut ohne die Regeln aufzublähen. Das einzig unschöne sind die unabwendbaren und z.T. fatalen Ergebnisse durch das Ziehen von Kreuzkarten. Eine kompetenzunabhängige Chance von knapp 25%, vorzeitig zu scheitern und sein Ziel u.U. zu töten ist einfach zu krass. Da würde ich eher die Standard-DT-Regeln verwenden mit -2 auf die Probe und den Schlimmen Dingen (TM) nur bei Scheitern.

Edges/Hindrances:
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Edges und Hindrances sehr gelungen.
Magnetic Hands ist mir zu sehr doppelt gemoppelt mit Thief, Protected mit Connections und Entourage/Posee wäre IMHO besser mit einer Variante von Flock (DL:R) umgesetzt worden, aber das ist schnell gefixt.

Roles:
Mir persönlich ist die regeltechnische Vorab-Festlegung auf solche dramatischen Rollen wie The Hero, The Sidekick oder The Love Interest zu fancy.
Wer aber gerne solche Sachen systemseitig verankert sehen würde, findet mit SoB einen guten Ansatz der sich leicht erweitern lässt, um anderen Settings mit starken dramatischen Archetypen gerecht zu werden.

The Bad:

Archetypes:
Die Archetypen sind eine unnötige Verkomplizierung der SW-Charaktererschaffung. An ihnen ist nichts, was sich nicht auch mit dem klassischen Zusammenstecken passender Edges und Hindrances umsetzen ließe.
Die "weichen" Archetypen, wie man sie aus den üblichen Savage-Settings kennt, hätten das gleiche mit deutlich weniger Text und weniger verkomplizierter Charaktererschaffung erreicht.

Skills:
Perform ist einfach unnötig - Common Knowledge hätte es hier auch getan.

Big Church und Racketeering sind redundant zu Streetwise. Edges, um in Big Church und beim Hehlern Boni und Vorteile zu haben wären ein effektiverer Weg gewesen.

Cop Sense ist redundant zu Notice und Danger Sense.

Eyes Of God wäre als Social Edge oder Weird Edge besser umgesetzt gewesen.

Interrogation ist grenzwertig. Die Interrogation-Regeln haben bereits verschiedene andere GRW-Fertigkeiten, die den gleichen Zweck erfüllen können - Interrogation ist einfach die Universalfertigkeit, die immer und jederzeit anstelle der spezialisierteren Fertigkeiten zum Verhören genutzt werden kann unabhängig von der Methode.
Ich würde es bevorzugen, die Fertigkeit zu streichen um Spezialisierung und Nischen zu fördern, aber YMMV.

The Ugly:

NSC-Namen:
Wie hier im Thread schon angedeutet wurde, ist das Setting voll mit prominenten Backern wie Shane Hensley, GM Skarka oder John Kovalic. Das wirkt einfach nur störend und albern.
Wer die mitgelieferten NSCs von SoB nutzen will, braucht entweder Rotstift und Vorarbeit oder Spieler, die sehr ignorant über das Who's Who der Industrie sind.
 
Ich weiß nicht wie ihr das seht. Aber mir fehlt an dem Setting ihrgendwie das "Übernatürliche". Gut es gibt Settings wie Funky Colts aber die sind für mich "Fun" Rollenspiele, doch dieses macht ja einen "seriösen" Eindruck. Da hier diese Note fehlt, befürchte ich das so ein Spiel 1-2 mal gespielt wird und dann in der Versenke verschwindet. NAtürlich muss man hier Vorraussetzen das nicht alle "Hardcore" Sin City Fans sind.

Ich warte auch schon eine weile auf so eine Art Neo Noir oder nur Noir Spiel, jedoch finde ich Deadlands Noir interressanter. Eigentlich würde ich ja am liebsten ein Ank Morpork Noir haben....*seufz* aber das wird es wohl nie geben ^_^.
 
Ich kann den Charm von Ank Morpork nicht einfangen...also in seiner gänze erfassen um daraus ein Sinnvolles Noir zu konvertieren. Genauso muss man den Witz erhalten bleiben und das ist alles nicht so einfach. Auserdem bräuchte man noch eine Menge Fans die, das wollen...was in Leipzig nicht der Fall ist.

Momentan suche ich noch nach einer Möglichkeit an das Gurpsregelwerk zu kommen...doch sind die Preise mir einfach zu hoch.
 
Find's super das nichts Übernatürliches drin vorkommt. Wir haben lange Haven - City of Violence gespielt und eine Menge Spaß dran gehabt obwohl das System, bis auf das Nahkampfsubsystem, kompletter Murks war.
Hier hab ich ein sehr ähnliches Setting (das ich sogar noch einen Tick interessanter finde) auf Savage Worlds Basis. Ohne Umbauerei. Super. :)
 
Wie hier im Thread schon angedeutet wurde, ist das Setting voll mit prominenten Backern wie Shane Hensley, GM Skarka oder John Kovalic. Das wirkt einfach nur störend und albern.
Wer die mitgelieferten NSCs von SoB nutzen will, braucht entweder Rotstift und Vorarbeit oder Spieler, die sehr ignorant über das Who's Who der Industrie sind.
Wenn das tatsächlich das größte Handicap des Settings ist (kam bisher zumindest so raus), hab ich damit kein Problem. Autorennamen haben mich noch nie gekümmert und meine Spieler noch weniger, hätte nie gedacht, dass das mal ein Vorteil wird ;)
Als ich SoB zum ersten Mal gesehen habe war mein erste Gedanke Batman, Green Hornet oder The Shadow. Würde es für vergleichbare Settings eurer Meinung nach taugen?
 
Absolut. Startcharaktere sind hier von Haus aus "überlebensgroß". Das kann man schon mit Street-Level Superkräften vergleichen.
Wenn du eine größere Vielfalt haben möchtest kannst du noch das Super Powers Companion bzw. Necessary Evil dazunehmen. Is aber kein Muß. Alleine mit SoB solltest du auch gut hinkommen.
 
Danke für die Info.

Hmm, ich hab hier schon ein SW-Setting "Bedlam City". Ist SoB ne Neuauflage oder was eigenes?
 
Es gibt ZWEI Savage-Settings, die eine Stadt namens "Bedlam" thematisieren.

Nur das "Streets of Bedlam" ist das Neo-Noir-Setting, welches sich Filme wie Sin City, Boondock Saints usw. als Vorlage genommen hat. Es ist von Jason Blair (bekannt für sein Rollenspiel, in welchem Kinder zu Opfern unterschiedlicher Vergehen gemacht werden, "Little Fears") und wurde komplett NEU für SW entwickelt.

"Bedlam City" ist auch ein modernes Setting, aber eben Superhelden und nicht "harte Noir-Helden". Es ist von "Plain Brown Wrapper Games" und eine D20-"Wiederverwertung" mit allen Problemen, die so etwas bei der üblichen SW-Unkenntnis der D20-Resteverwerter mit sich bringt.
 
Bedlam City hat einen anderen Autoren und ist es ein Superhelden-Setting (analog zu Punisher oder einem schwachen Batman).

Hatte ich allerdings auch zuerst geglaubt und ich schon geärgert (habe Bedlam City für M&M und SW).

"Uncinematischer" würde ich es deshalb nicht nennen - zumindest sind Superhelden schon ziemlich kinofähig...
 
"Uncinematischer" würde ich es deshalb nicht nennen - zumindest sind Superhelden schon ziemlich kinofähig...
Ich hatte es anfangs mit "Wellstone City", einem "un-cinematischeren" Crime-Setting verwechselt. (Kommt davon, wenn man zuviele "XYZ-City"-Titel auf der Platte hat.) - Habe meinen Beitrag oben korrigiert.

Wenn man so will, dann liegt "Streets of Bedlam" irgendwo zwischen "Bedlam City" und "Wellstone City". - Keine Superhelden, keine Superpowers, aber die "normalen" Helden sind in SoB schon EXTREM zäh und EXTREM hart im Geben wie im Nehmen und überhaupt EXTREME Charaktere.
 
ha haaaa :D

Ich habe mir nun Streets of Bedlam gekauft und lese gerade fleißig darin. Natürlich würde ich gerne ein paar Eindrücke und Erfahrungen tauschen.
hat denn sich sonst jemand SoB gekauft und gedenkt es in nächster Zeit anzubieten. Die Jahreszeit passt ja prima für ein düsteres Gangsterabendteuer oder einen Undercovercop in der mexicanischen Drogenmafia

mfg
 
bekannt für sein Rollenspiel, in welchem Kinder zu Opfern unterschiedlicher Vergehen gemacht werden, "Little Fears"
Ich muß mich selber wieder öfters daran erinnern im A!A! weniger im SW Sub zu lesen und zu posten. Gott sei Dank gibt's da Alternativen.
Kleine Ängste (Little Fears) ist kein SW-Setting. Und der Missbrauchs-Ansatz wurde (Gottseidank) in der aktuellen "Alptraum-Edition" komplett eliminiert. Das aktuelle Kleine Ängste ist ein spitzen Horror-System (Pan's Labyrinth trifft Alice im Wunderland trifft Freddy Krueger)
 
Kleine Ängste (Little Fears) ist kein SW-Setting.
Hat ja auch keiner behauptet. Aber der Entwickler von SoB ist halt für sein Little Fears bekannt (und berüchtigt).

Mit dem SW-Setting SoB hat er hingegen in meinen Augen eine sehr solide Arbeit abgeliefert und die SW-Regeln auf sehr kreative Weise für seine Art von Neo-Noir-Crime-Setting verwandt.
 
KUnd der Missbrauchs-Ansatz wurde (Gottseidank) in der aktuellen "Alptraum-Edition" komplett eliminiert.

Huh? Ich besitze die alte Edition von Feder&Schwert und kann da keine Missbrauchs-Ansätze irgendwelcher Art entdecken (erinnere mich aber, dass das Gerücht damals durch das I-Net geisterte).

Care to elaborate (per PN)?
 
Hat ja auch keiner behauptet.
Ich wollte das nur gegenüber LushWoods herausheben, damit er keinen falschen Eindruck vom SW-Subforum bekommt ;)

Huh? Ich besitze die alte Edition von Feder&Schwert und kann da keine Missbrauchs-Ansätze irgendwelcher Art entdecken (erinnere mich aber, dass das Gerücht damals durch das I-Net geisterte). Care to elaborate (per PN)?
Ich habe die alte Version nicht, ich kenne diesen "Vorwurf" aber aus verschiedenen Rezensionen (z.B. http://www.die-dorp.de/rezensionen/...3-andere-systeme/985-kleine-aengste-2003.html).
Wollte hier nur mal herausheben, dass zumindest die neue Version nichts in der Richtung umfasst und definitiv einen Blick wert ist. Wenn es schon der alten gegenüber unzutreffend war, umso besser.

Aber back to topic.
 
Rein aus Neugier. Ich suche aktuell etwas nach bestehenden RPGs die sich mit dem Thema "Mafia" und dem Spielen von "Gangstern" befasst.
Dabei bin ich einerseits auf Bedlam gestoßen, andererseits werde ich aus der Beschreibung nicht so recht schlau. Was vielleicht daran liegt das der Zeitraum parallelen aufwirft oder auch das Sin City da nahedran liegt - die Strukturen sind da, spielen aber dann imho eine so geringe Rolle das ich den Film nicht im Bereich Mafia einordnen würde.

Das heißt, wenn es nichts ausmacht, würde ich um Einschätzungen bitten wie sehr Bedlam am "Mafia-Genre" dran liegt.
Nun oder ob Teile daraus (Ruf-System? ) so interessant / nützlich sind das man sie sich anschauen sollte wenn man ggf. mal ein eigenes System (in ferner Zukunft) plant.
 
Was ist das "Mafia-Genre"?

Man spielt in SoB halt u.a. Verbrecher, Bosse mächtiger Syndikate, Hitmen, korrupte Bullen, usw. - das sind alles Charaktere, die für mich zum Thema "Mafia" passen.

Andererseits gibt es KEINE Organisations-Simulation von unterschiedlichen Mafia-Familien, deren Geschäften, Einflußbereichen, finanzieller Aufstellung usw. - Das ist nicht das Thema von SoB. SoB geht eher von den CHARAKTEREN aus, erzählt sehr persönliche Geschichten von Verbrechen und "Ultraviolence".
 
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