Inzwischen habe ich auch die Chance bekommen, das Ding von Cover zu Cover zu lesen.
Mein Gesamturteil: Eingeschränkt empfehlenswert.
SoB ist um _Welten_ besser als Wellstone City, und es hat einige sehr gelungene Teile. Gleichzeitig hat es aber auch einige Klopse, die es in der Gesamtwertung runterziehen.
Wer mit SW-Regeln Noir spielen will, macht mit SoB eine gute Anschaffung, und findet einige klauenswerte Ideen die sich auch andernorts gut machen. Aber RAW würde ich es nicht spielen und leiten wollen. Für Noir würde ich lieber die Kernregeln heranziehen und darauf selektiv die guten Teile aus SoB aufsetzen.
The Good:
Investigation:
Die Regeln für das Ermitteln von Verbrechen sind sehr gelungen und spielen durch den Gebrauch von Karten gut SWs Stärken aus. Man merkt hier den Einfluss von Gumshoe, bei dem die Hinweise automatisch gefunden werden - die Würfel entscheiden in erster Linie darüber, wie man diese Hinweise denn interpretiert, und lassen bei Mißerfolg immer noch die Möglichkeit offen durch Spielerleistung die Hinweise richtig zu kombinieren.
Positiv ist auch, dass die Regeln für das Hinterlassen von Spuren durch verbrecherische SCs den gleichen Regeln folgen.
Eine sehr schöne Settingregel, die sich auch gut in anderen investigativen und kriminellen Settings verwenden lässt wie Realms of Cthulhu oder Shadowrun.
Ich selbst überlege mir, das als Grundlage für das Hacking in Hardwired zu nehmen (ein Setting, das ich schon lange mal versavagen wollte).
Interrogation:
Baut im wesentlichen auf den Dramatic Tasks auf, ergänzt sie aber gut ohne die Regeln aufzublähen. Das einzig unschöne sind die unabwendbaren und z.T. fatalen Ergebnisse durch das Ziehen von Kreuzkarten. Eine kompetenzunabhängige Chance von knapp 25%, vorzeitig zu scheitern und sein Ziel u.U. zu töten ist einfach zu krass. Da würde ich eher die Standard-DT-Regeln verwenden mit -2 auf die Probe und den Schlimmen Dingen (TM) nur bei Scheitern.
Edges/Hindrances:
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Edges und Hindrances sehr gelungen.
Magnetic Hands ist mir zu sehr doppelt gemoppelt mit Thief, Protected mit Connections und Entourage/Posee wäre IMHO besser mit einer Variante von Flock (DL:R) umgesetzt worden, aber das ist schnell gefixt.
Roles:
Mir persönlich ist die regeltechnische Vorab-Festlegung auf solche dramatischen Rollen wie The Hero, The Sidekick oder The Love Interest zu fancy.
Wer aber gerne solche Sachen systemseitig verankert sehen würde, findet mit SoB einen guten Ansatz der sich leicht erweitern lässt, um anderen Settings mit starken dramatischen Archetypen gerecht zu werden.
The Bad:
Archetypes:
Die Archetypen sind eine unnötige Verkomplizierung der SW-Charaktererschaffung. An ihnen ist nichts, was sich nicht auch mit dem klassischen Zusammenstecken passender Edges und Hindrances umsetzen ließe.
Die "weichen" Archetypen, wie man sie aus den üblichen Savage-Settings kennt, hätten das gleiche mit deutlich weniger Text und weniger verkomplizierter Charaktererschaffung erreicht.
Skills:
Perform ist einfach unnötig - Common Knowledge hätte es hier auch getan.
Big Church und Racketeering sind redundant zu Streetwise. Edges, um in Big Church und beim Hehlern Boni und Vorteile zu haben wären ein effektiverer Weg gewesen.
Cop Sense ist redundant zu Notice und Danger Sense.
Eyes Of God wäre als Social Edge oder Weird Edge besser umgesetzt gewesen.
Interrogation ist grenzwertig. Die Interrogation-Regeln haben bereits verschiedene andere GRW-Fertigkeiten, die den gleichen Zweck erfüllen können - Interrogation ist einfach die Universalfertigkeit, die immer und jederzeit anstelle der spezialisierteren Fertigkeiten zum Verhören genutzt werden kann unabhängig von der Methode.
Ich würde es bevorzugen, die Fertigkeit zu streichen um Spezialisierung und Nischen zu fördern, aber YMMV.
The Ugly:
NSC-Namen:
Wie hier im Thread schon angedeutet wurde, ist das Setting voll mit prominenten Backern wie Shane Hensley, GM Skarka oder John Kovalic. Das wirkt einfach nur störend und albern.
Wer die mitgelieferten NSCs von SoB nutzen will, braucht entweder Rotstift und Vorarbeit oder Spieler, die sehr ignorant über das Who's Who der Industrie sind.