Storys rezipieren: Faktor Zeit

Skar

Dr. Spiele
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Hier gehts nicht nur um Rollenspiele. Hier geht es um "die Story" und den Faktor Zeit.

Gibt es eine Abhängigkeit zur Intensität einer Storyrezeption in Bezug auf die investierte Zeit?

Wird zum Beispiel die Story in einem Buch stärker (nicht: länger!) wahrgenommen, als in einem Film, weil man über einen längeren Zeitraum die Story konsumiert?

Wirkt die Story eines pen&paper-Rollenspiels stärker als die eines Konsolen-Rollenspiels, weil man sich länger damit beschäftigt?

Zum Wirken / der Intensität einer Story im Rahmen dieses Themas: Es geht mir darum, wie fesselnd oder wie einnehmend die Story auf den Konsumenten wirkt. Und zwar nur im Hinblick auf die investierte Zeit. Die Plattform soll hier ganz egal sein. Die Art der Wahrnehmung / Interaktion sowieso. Ebenso sollen Konventionen wie dass ein Kinofilm eben seine 90 Minuten dauert oder ein Buch unter 10 Seiten wohl nicht als wertig angesehen wird außen vor bleiben. Es geht nur um Intensität des Wirkens und Zeit der Rezeption.


Wie ich darauf komme: Ich unterstelle hier im Vergleich früher/heute kürzere aber häufigere Nutzungsspannen von Medien. Einfach aufgrund der vorhandenen Zeit oder Pflichten des Konsumenten.
Nehmen wir jetzt mal die uns allen bekannte Rollenspielwelt XY. Sie steckt voller Teaser und trifft den Konsumenten wieder und wieder voll ins Mark. Brauche ich für das volle Wirken der Story einen Monumentalfilm, um einen Konsumenten zu packen oder reicht der Kurzfilm?
Oder vielleicht nochmal anders: Ab welcher Zeit des Mediums kann eine Story bereit sein, dass ein Cliffhanger zum Folgeprodukt wirksam sein kann?
 
AW: Storys rezipieren: Faktor Zeit

Die Zeitdauer des Konsums einer Geschichte hat meiner Erfahrung nach NICHTS mit der Intensität der Wirkung und Aufnahme der Geschichte zu tun.

Bestes Beispiel sind Kurzgeschichten. Da gibt es welche, die mich mit 10 Seiten mehr mitgenommen haben und mehr - auch nach Jahren noch spürbar - beeinflußt haben, als dies "brikettdicke" 1000+ Seiten auffahrende Wälzer an denen ich wochenlang gelesen habe, geschafft hätten.

Ein intensiv gespielter Rollenspiel-One-Shot bleibt gerade hinsichtlich der Geschichte länger haften und wirkt länger nach, als eine noch so lange gespielte Dauerkampagne, die "minderinspirierend" und "gering berührend" verlaufen ist.

Zeit spielt hierbei keine entscheidende Rolle.
 
AW: Storys rezipieren: Faktor Zeit

Ich finde Skars Hypothese nicht so abwegig und behaupte das hängt von der Art der Story ab:
  • Actionlastiges ist kurz oft genau so gut wie lang - kaum ein Actionfilme wäre besser, wenn er länger wären.
  • Setzt die Story auf einen bestimmten Twist, kann zu viel Länge abträglich sein, weil dem Rezipienten langweilig wird, zu kurz ist aber auch doof, weil sich die logische Grundlage die den Twist zum Twist macht nicht aufgebaut hat
  • Kurzgeschichten drehen sich oft nur um ein spezielles Ereignis, das auf besondere Weise erzählt wird, das auszubreiten bis der Rezipient jeden Grashalm kennt ist sicher nicht förderlich
  • Geht es vornehmlich um die Entwicklung oder Gefühle eines Charakter (zB. David Copperfield, Der Drachenbeinthron) kann Länge durchaus zuträglich sein, da man sich mehr und mehr mit dem Charakter identifizieren kann, je mehr man über ihn weiß und mit ihm Abenteuer besteht.
Das gilt natürlich für handwerklich gute Medien, ein Jugendroman der schlecht geschrieben ist oder eine unterirdische Story hat wird nicht besser nur weil man den Leser länger damit quält :kotz:
 
AW: Storys rezipieren: Faktor Zeit

In einen großen Topf passt mehr gutes Essen als in einen kleinen.
Wenn ihr mir also eine Freude machen wollt, macht mir ein ordentlich scharfes Chili und zwar so richtig viel - den Rest wärme ich mir später auf.
Als Nachspeise nehm ich einen Apfel, aber einer reicht - was soll ich denn mit 50 Äpfeln anfangen?

Kurz:
Geschmackssache.
 
AW: Storys rezipieren: Faktor Zeit

Gerade was das Medium Film / Fernsehen angeht ist es da schwer zu bestimmen wie stark die Zeitspanne mit der erlebten Intensivität zusammenhängt. Man muss sich die bewegten Bilder nur mal ohne Ton ansehen - schon wird man viel weniger berührt.
 
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