Sind Hausregeln notwendig?

Little Indian #5

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Ich bin in einem anderen Thema auf folgende - gewagte - These gestoßen:

kein System kommt wirklich ohne Hausregeln aus

Stimmt das?

Ist es wirklich notwendig, ein System mit eigenen Regeln zu "verbessern"?

Spielt hier eigentlich irgendjemand ein Rollenspielsystem RAW ("rules as written"), ohne eigene Hausregeln - wobei ich Regeln, die in offiziellen Publikationen als optionale Regeln vorgestellt werden, nicht als "Hausregeln" ansehe.

Ich selbst habe z.B. jahreland DSA (2. Auflage), AD&D und DC Heroes RAW gespielt. Auch Cthulhu und Savage Worlds kenne ich (nur) RAW. Mittlerweile spiele ich aber in einer HERO-Kampagne, in der der SL die "offiziellen" Regeln so sehr verändert hat, dass sie mit den publizierten Regeln allenfalls noch Grundprinzipien verbinden.

Damit man mich nicht falsch versteht - ich habe nichts gegen Hausregeln, jeder soll sich sein Spiel so gestalten, wei er es mag. Ich denke, wenn ich 20 bis 50 Euro für ein Regelwerk ausgebe, dann gehört es nunmal mir und wenn ich es verändern will, dann tue ich das (und ich habe auch schon Hausregeln geschrieben, bin also kein reiner "Paragraphenreiter"). Allerdings führt das natürlich zu Problemen, wenn ich auf Cons oder mit neuen Spielern spielen will, die das System kennen aber nicht mich (und meine Hausregeln).
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Little Indian #5 schrieb:
Ist es wirklich notwendig, ein System mit eigenen Regeln zu "verbessern"?
Nein.
Aber es kommt recht häufig vor.
Savage World z.B. ist ja ein System für Bastler, da finde ich es normal das man hier und da mal ein paar Schrauben verstellt. Ich spiele SW meist fast Raw, aber nur selten völlig. Bei DSA 4 bleibt mir garnichts anderes übrig, als zu basteln. Cthulhu Der Hexer von Salem, haben wir glaube ich Raw gespielt kann aber gut sein, das da auch ein paar Haus- und Ad-hoc-Regeln drin vorkamen.
Allgemein denke ich kommt es einfach oft vor, daß ein paar kleine Details ( nicht nur ad hoc) geändert werden, strenggenommen spielt an dann ja nicht mehr Raw. Notwendig ist das aber nut teilweise. UND nur weil es notwendig ist, heißt das noch lange nicht, daß es schlecht ist! Ein paar Regelleichtgewichte lassen sich ja gerade deshalb so flüssig spielen, weil sie davon ausgehen, daß Details schnell und eigenständig selbstgelöst werden.

Sylandryl
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Ist es wirklich notwendig, ein System mit eigenen Regeln zu "verbessern"?

Notwendig nicht. Aber Hausregeln sind eine ungemeine Hilfe/Bereicherung/Erleichterung.

Beispiele:
manche Regeln sind derart kompliziert dass sich Hausregeln fast schon obligat ergeben (DSA4)
manche Gruppen wollen einen coolen Mechanismus von einem anderen Regelwerk in ein anderes Regelwerk übertragen (z.B. kritische Trefferregelung in ein System wo es keine kristischen Treffer gibt)
manche Regeln sind umständlich, sodass man sie einfach ignoriert als würden sie nicht im Buch stehen (kann soweit führen dass man z.B. keine komplizierten Charakterklassen oder Sonderfertigkeiten zuläßt)
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Antworten kann wer anders suchen. Ich erweitere die Ausgangsfrage um weitere ??:

Interessant finde ich auch die Frage nach der Unterscheidung von Regelauslegung und Hausregel.
Wo beginnt die Hausregel? Erst da, wo ich bewusst Hand an die Regeln lege oder schon vorher?

Wo ist der Unterschied zwischen "Rules as wirtten" und "Rules as intended" ?
Was ist mit Stellen, die das Regelwerk bewusst ausspart, die für eine Gruppe aber wichtig geworden sind?
Oder noch schlimmer: Wenn sich das System als Baukasten sieht, das SL und Spieler erst zu einem verbindlichen Regelwerk schmieden müssen? (Rolemaster ist so ein Fall.)

Kommt es nicht ganz stark auf die Spieler an, ob die verwendeten Regeln als RAW aufgefasst werden oder nicht?


Mittlerweile spiele ich aber in einer HERO-Kampagne, in der der SL die "offiziellen" Regeln so sehr verändert hat, dass sie mit den publizierten Regeln allenfalls noch Grundprinzipien verbinden.
In solchen Fällen muss man sich dann schon die Frage stellen, ob das Spiel, das man spielt, überhaupt noch HERO ist!
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Interessant finde ich auch die Frage nach der Unterscheidung von Regelauslegung und Hausregel.

Da geb ich dir n juristisches Lineal für.
1.) die Auslegungsmethoden sprechen klar für "rules as intended" das würde ich also NICHT als Hausregel ansehen. Es ist jedoch die Aufgabe des Autors dafür zu sorgen dass möglichst keine Lücken zw. intended und written klaffen. je mehr dieser Lücken, desto schlampiger das Regelwerk.
2.) Analoge Anwendung, die ganz klar eine Regelungslücke voraussetzt ist ebenfalls keine "Hausregel" ieS Bsp: DSA 4.0 wurde persönliche Fernwaffe zwar erwähnt aber der Herstellungsmodifikator vergessen.

Durch Untersuchung der Modifikatoren für Nahkampfwaffenbau und vergleich mit den vorhandenen Fernkampfwaffenbaumodifikatoren konnte man feststellen dass:

- andere mods als persönlich bei beiden vorhanden waren, und sich auch in der Höhe deckten
- folglich waren die Regeln für Herstellung generell analog zueinander
- der mod für persönlich bei nahkampfwaffe beträgt +7
- demnach wende ich diese regel analog auf fernkampfwaffenbau an.
Das sind keine Hausregeln

Ebenfalls ein anderes Thema sind "Erweiterungen" wenn ich als Autor ermöglichen will dass den Regeln nach andere/weitere Rassen/Talente/items/NPCs/Klassen etc. möglich sein sollen, dann muss ich ähnlich eines Programmierers eine "Schnittstelle" veröffentlichen, die meine Methode, die Art zu balancen etc. beschreibt, inclusive der Rechengrundlagen besagter Elemente.

Das sind ebenfalls keine Hausregeln, solange sie zusätzlich agieren und nicht dazu benutzt werden im RW vorhandene Elemente zu ersetzen. Das ist ein "offenes System" wie es sein sollte.

Alles andere sind Hausregeln. Sie sind mit hacks oder patches vergleichbar die ein Programmierer schreiben muss um ein verwracktes System benutzbar zu machen.
Genauso wie es NICHT notwendig sein sollte dass man ein Programm patcht bevor es funktioniert sollte es nicht notwendig sein, das mit einem Spielsystem zu tun.
Leider scheint es in Mode zu kommen. Einige der Regelwerke, die man so sieht sind eher mit einer Scriptsprache zu vergleichen als einem kompletten Regelwerk. Da gehören Elemente zu wie die "pseudooffenen" Fähigkeitenlisten, an deren Ende steht "kann nach Massgabe der Spieler und SLeiter erweitert werden." Solche "Erweiterungen" sind ebenfalls Hausregeln weil die Schnittstelle fehlt um sie nahtlos ins System zu setzen.

Langer Rede kurzer Sinn:

Leider sind Hausregeln oftmals notwendig - anscheinend gerade bei One-Trick-Pony Spielen, die ein less than light Regelwerk als vollständig anbieten und dann noch erwarten, dass der Spieler/SL die fehlende Hälfte schreibt...

Sie sollten es aber nicht sein. Ein wirklich gutes Regelwerk wäre ohne Abstriche RAW spielbar.
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

In solchen Fällen muss man sich dann schon die Frage stellen, ob das Spiel, das man spielt, überhaupt noch HERO ist!

Stimmt.

Unserem SL zufolge ist es schon noch HERO, mir persönlich ist es ehrlich gesagt egal, welches System ich spiele solange der Spaß da ist. Das kann auch ein reines "Homebrew" sein, ich hab' da eigentlich keine Berührungsängste.
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

RAW funktioniert mE in den meisten Fällen recht gut. Gerade One-Shots zum Ausprobieren spiele ich eigentlich immer ohne Hausregeln, gegebenenfalls mit patches wenn wir im neuen Regelwerk noch nicht so sicher sind, aber ich modifiziere oder ergänze dann selten irgendwas bewusst und zielgerichtet (für mich der Indikator für eine Hausregel verglichen mit Handwedeln und Notfallpatches).

Anpassen wie bei SW fällt für mich nicht unter Hausregel. Gerade bei rules-light-Systemen tendiere ich eher dafür im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden als eine Regel zu entwerfen und dabei zu riskieren, hässliche "Nebenwirkungen" zu erzeugen.

Insgesamt sind Hausregeln aber eher was für Einsteiger die mit dem einen System das sie haben alles machen wollen ohne sich neue GRWs oder Quellenbücher zu kaufen, oder für Fortgeschrittene (wie ich es nur in sehr wenigen Systemen bin) die abschätzen können wie Regeln das Spielgefühl und die Balance beeinflussen.

Notwendig sind sie allemal nicht.
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Das mit den Hausregeln ist so ne Sache... ich persönlich passe mich ja dem Stil des Spiels an anstatt es an meinen Stil anzupassen - wenn es gar nciht zusammenkommt, spiele ich es eben nicht. Ich finde Hausregeln allerdings dort angemessen, wo Autoren geschluder haben oder echt nervige Situationen / bizarre Resultate entstehen. Muß man allerdings vorsichtig mit sein, Hausregeln ist etwa so wie ein hexeditor für Computerspiele...
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Je komplizierter ein System, desto eher braucht es Hausregeln.
So ein simples System á la Ratten! oder meinetwegen auch Wushu (kommt da auch ein ! hinter?) kommt praktisch ohne Hausregeln aus, ein komplexeres wie DSA4 oder Shadowrun braucht schon eher welche. Je mehr Regeln da sind, desto eher gibt es auch welche, die nicht so recht auf die Zustimmung der Gruppe treffen - man braucht keine Logik zum Hacken? Macht doch garkeinen Sinn, das hausregeln wir! Wie, der Archofaxius ist SO heftig? Pro KO/4 ne Wunde? Geht ja mal garnicht, das hausregeln wir! (Der wurde doch durch eine Errata nachträglich entschärft, oder? Egal, gehört hier nicht hin.)
Ähnlich bei einer Kurzgeschichte oder einem Roman. Bei Kurzgeschichten mögen die Charakter alle nachvollziehbar sein, aber je länger ein Buch ist, desto eher gibt es mal eine Stelle, an der man sich am liebsten den Kopf auf den Tisch hämmern würde, wie bescheuert der Charakter denn bitte ist.

Lange Rede, garkein Sinn: Ich glaube, ganz ohne Hausregeln kommt kein Spiel aus...selbst wenn es "versehentliche" Hausregeln sind, die eine Gruppe unbewusst einführt und die ihr im Nachhinein dann immernoch als besser erscheint als die "eigentlich" richtige Möglichkeit.
Aber - was ist schon richtig und falsch im Rollenspiel?
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Also, mein Lieblingssystem braucht keine Hausregeln... :D

(Gerüchte besagen mein Lieblingssystem IST eine EINZIGE GANZ GROSSE Hausregel...)
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Nujagut, für mich gibt es da auch ein System, das keine Hausregel braucht, wenn ich es spiele ;) lol
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Hm,
Hausregeln sind ne feine Sache, wir hatten eigentlich fast überall kleinere Hausregeln.
In DSA2/3 waren es zum Beispiel die lernzeiten. Diese wurden NIe beachtet (auch nicht die die regeln für lehrer). Wenn wer ein Talent steigern wollte beim Stufenaufstieg hat ers halt gemacht.
Beim Erhöhen einer EIgenschaft wurde auch nicht gewürfelt.
Bei Shadowrun gab es die Hausregel das Ressourcen auf Priorität1 (also 1 Millionen) nicht gewählt werden dürfen. Macht ja nichts mit Ressourcen auf Priorität 2 hatt man immer noch genug Kohle. ^^

AD&D Dagegen haben wir (glaub) ohne Hausregeln gespielt. bei D&D3 / 3.5 hatte unser SL ein paar kleinere Hausregeln welche abe Hauptsächlich das Sprüche kaufen betraf.
Kleinere Funsysteme (Paranoia / PP&P / Toons / Ratten und co) kommen ganz ohne Hausregeln aus.
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Und welches ist das?

IIRC ist Tellurian ein grosser HERO Systems fan

ich kenne auch kein "normales RPG"an denen nicht die ein oder andere Gruppe mit Hausregeln rumgefrickelt hat.

So what ?
Jeder weiß doch :
"If you want done something right,do it Yourself" ;) :)

der sich selbst einen vortanzt
Medizinmann
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Je länger eine System gespielt wird ...

... desto mehr schreit es danach noch mehr gepimpt zu werden.
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Die nWoD läuft sehr gut mit Raw.
Übrigens, Mods sind von anderen Hausregeln mMn abzugrenzen, also solche Hausregelsets, die an der Grenze zum eigenständigen Heartbreaker-System stehen, weil sie mit neuer Zielsetzung von Grund auf neu designt sind und sich nur deshalb einen gemeinsamen Regelpool mit dem Ursprungssystem teilen, weil die Regeln bei beiden Systemen funktionieren. "Lasst uns Fantasy/Far Future/Horror/... mit Shadowrun-Regeln machen" ist ein deutlich anderer Ansatz als "Scheisse, es gibt ja gar keine Obergrenze, wie viele registrierte Sprites ein Technomancer haben kann - Was machen wir denn da?" und stellt auch keine Kritik am bestehenden System dar. Die Vielzahl der DSA-Mods beweist allerdings natürlich, dass auch schlechte Systeme gemoddet werden können.

Ein wirklich gutes Regelwerk wäre ohne Abstriche RAW spielbar.

Exakt. Wenn ich das predige, wills leider meist niemand kapieren (siehe Tonnenthread im UA-Subforum).
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Der Medizinmann weiß was mein Boot schaukelt. :D

HERO ist zwar RAW spielbar, nur kann man eben für die jeweilige Gelegenheit sehr schön fein anpassen, WELCHE Regeln jetzt WIE greifen.
Macht es für den SL etwas aufwändig, dafür rockt das Ergebnis unheimlich. Jedes mal.
Und damit rumspielen macht einfach Laune. :D
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

HERO ist zwar RAW spielbar, nur kann man eben für die jeweilige Gelegenheit sehr schön fein anpassen, WELCHE Regeln jetzt WIE greifen.
Macht es für den SL etwas aufwändig, dafür rockt das Ergebnis unheimlich. Jedes mal.
Und damit rumspielen macht einfach Laune. :D

:) Ich muss gerade schmunzeln, weil unser HERO-SL genau dieselbe Einstellung hat. Scheint bei HERO-Spielern weit verbreitet zu sein.

Warum gibt's hier eigentlich kein HERO-Forum?
 
AW: Sind Hausregeln notwendig?

Weil das bei den Probeforen-Wahlen außer mir nie jemand (oder einfach nicht genug Leute...) wählen tut. :(
 
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