Silvester 2000/2001 in Hamburg

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Tremere
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23. Juli 2009
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„ZEHN.
NEUN
ACHT
SIEBEN
SECHS
FÜNF
VIER
DREI
ZWEI
EINS“

„Ihnen allen ein frohes und erfolgreiches neues Jahr“, wünschte der Prinz von seinem erhobenen Platz

'Frohes neues Jahr' 'Happy New Year' und so manch anderer Gruß schallte durch den Saal, während Gläser klingend angehoben wurden und das neue Jahrtausend in sein zweites Jahr überging.

Auch Anna hielt ein Glas mit Blut in der Hand. Sie war mit den anderen Vampiren der Stadt in einem etwas kleineren Saal, der lediglich einer sehr ausgewählten Elite vorbehalten war, während die restlichen Gäste sich in dem Hotel je nach dem Preis ihrer Karte frei tummeln durften.

Gott verdammt roch das gut! War es Zufall? Wer hatte ihr dieses Glas zu kommen lassen? Hatte Gülden das arrangiert? Wahrscheinlich. Bei den seltenen Malen, die Anna das Glas erheben musste, weil jemand direkt auf sie zu steuerte, prostete sie zwar zu, trank aber keinen Schluck aus ihrem Glas. Das tat sie nie. Normaler Weise roch das Blut für sie auch immer nur fad. Heute war das anders. Lieber blieb sie trotzdem ohne Blut, als ihre 'Tarnung' auf zu geben. Sie gab sich einfach zu etepetete um schnöde Konserven zu trinken. Niemand sollte ahnen, wie es wirklich um sie stand. Vor allem nicht Gülden.

Er beachtete sie mal wieder nicht mehr als nötig während des rauschenden Festes. Natürlich hatte sie am Tisch neben ihm ihren Platz. Sie war sein Kind. Immer noch. Ihm vermieste so etwas die Stimmung. Wenn er sie überhaupt mal mit seinem Blick streifte, wurde sein Blick sofort abfällig. Er verhehlte seine Meinung über sie mehr schlecht als recht, obwohl er sich in der Öffentlichkeit weit mehr zurück hielt als clansintern.

Natürlich trug Anna ein langes, schwarzes Abendkleid. Wie immer, seid sie sein Kind war, hatte Gülden es ausgesucht. Es passte also zwar gut, war aber alles andere als etwas heraus ragendes oder aufregendes. Sie hatte sich schon früh Handschuhe zu gelegt, die bis über die Ellenbogen reichten und ihre Arme verbargen. Gerade bei solchen Festivitäten. Sie hatte schnell gelernt. Nach ihrer ersten Ballnacht mit ihm.

Oh, nicht jedes Mal tobte er sich vor einem Ball an ihr aus und doch schien er vor solchen Festivitäten immer noch eine Nummer schlechter gelaunt als üblich und es war um so vieles leichter sein Mißfallen zu erregen Na ja. Es ließ sich nicht ändern. Sie konnte damit leben. Die meisten Knochenbrüche in den Händen hatte sie heute Abend schon geheilt, aber sie hatte es nicht gewagt, auch die Prellungen ihres toten Fleisches regenerieren zu lassen. Sie konnte einfach nicht zu hungrig auf den Ball gehen. Ihre letzte Jagd war vor zwei Nächten gewesen und sie musste noch etwas länger durch halten, bevor sie sich wieder Blut besorgen durfte. Warum musste sie ausgerechnet heute ein Glas erwischen, dass ihr sogar schmecken würde? Diese winzige Menge würde ihr nie und nimmer wirklich helfen, aber wenn sie Pech hatte und Gülden es sah, es wusste... Es ging einfach nicht.

Zu ihrem schwarzen Kleid trug Anna weisse Perlen. Sie zierten als Armbänder ihre rechte Hand, während über dem linken Handschuh ein großer, weisser Ring gestreift war. Auch in ihrer Hochsteckfrisur hatte sie ein paar Perlen untergebracht, die von kleinen, silbrigen Blüten umgeben waren. In ihrem roten Haar machten sie durchaus etwas her auch wenn sie bei weitem nicht an die Toreador oder die Ventrue dieser Stadt heran kam.
Scheinbar betrachtete auch Anna draussen das fulminante Feuerwerk, welches vom Hotel gezündet wurde. Natürlich war es eine Pracht Der eine oder andere Toreador geriet wahrscheinlich sogar in Verzückung. Die Komposition war abgestimmt auf die Musik des klassischen Orchesters, was nicht nur ihnen, sondern auch den Menschen aufspielte.

Das Feuerwerk war an Anna ebenso verschwendet wie die wundervolle Ausstattung und der Schmuck des Grand Elysée. Es war ein recht junges Hotel und bestand gerade einmal seid fünfzehn Jahren. Es war unter der Führung einer Toreador und dem entsprechend fehlte es nicht an einer Kunstausstellung und sehr geschmackvollem, eher modernem Ambiente.

Nach dem Feuerwerk ging es wieder nach drinnen. Viele der Vampire mischten sich jetzt auch unter die Menschen und gingen nicht in den kleinen Saal zurück. Gülden steuerte den Ballsaal an. Bitte nicht. Natürlich folgte sie ihrem Erzeuger.

Verdammt.

Wie jedes Jahr, wenn er sie malträtiert hatte, forderte er sie zum Tanz auf. Wenigstens konnte sie so ihr Glas abstellen, obwohl es noch voll war, ohne unangenehm auf zu fallen. Endlos hatte sie mit seinem Ghul auch die Schritte der alten Tänze einstudieren müssen. Immer wieder war sie korrigiert worden. Hier und heute tat es jedoch ein Wiener Walzer. Natürlich packte er ihre Hand viel zu fest. Genau so selbstverständlich war Anna nicht das geringste anzusehen. Sie ignorierte den Schmerz und zeigte nichts davon nach aussen. Sie tanzte passabel genug um sich nicht zu blamieren, aber es gab sehr viele Frauen hier, die weit mehr glänzten als sie. Nachdem er seiner lästigen Verpflichtung ihr gegenüber nach gekommen war, begab er sich zum Glück wieder weiter und suchte sich interessante Gesprächs- und Tanzpartner.

Anna suchte sich ein eher ruhigeres Plätzchen in der Nähe einer Wand. Sie setzte sich nicht. In ihrer völlig ausdruckslosen Art beobachtete sie das Geschehen im Saal. Sie war so viele Leute nicht mehr gewohnt und empfand es immer als anstrengend.
 
Und ein neues Jahr beginnt

„ZEHN.
NEUN
ACHT
SIEBEN
SECHS
FÜNF
VIER
DREI
ZWEI
EINS“


„Ihnen allen ein frohes und erfolgreiches neues Jahr“, wünschte der Prinz von seinem erhobenen Platz.

Wie alle Anwesenden erwiderte Michael die Wünsche des Prinzen Störtebeker, angeblich jedes Piraten, welcher in Hamburg den Tod gefunden haben soll. Aber Kindern des Mondes, weiß man nie was Wirklichkeit oder auch nur Fiktion ist und der Kapitän lächelte dazu immer nur mehr als vielsagend.

Wie viele andere seiner Art hatte er sein schönes Bleikristallgas mit Blut und etwas Sekt aromatisiert in seiner Hand. Dies gab zumindest ein schwaches Gefühl oder die Erinnerung na das Gefühl von früher.

Die Sonne vermisste Michael dabei noch am Wenigsten, wenn die unzähligen Kleinigkeiten, welche man noch zu Lebzeiten als Selbstverständlichkeiten überhaupt nicht bewusst wahrgenommen hatte und sei es nur ein gutes Essen und dazu ein gepflegter Wein. Aber was hilft da klagen, Du hast es Dir selber ausgesucht, Du kannst niemand dafür verantwortlich machen...... - doch nur Dich selbst; klang es fast wie ein entferntes Echo.

Manchmal sind doch alte Sitten Recht praktisch, je höher der Staus der Gäste desto prunkvoller die Gläser und Pokale. Man sollte sich nicht nur darauf verlassen, aber sie haben zumindest einem Anhaltspunkt.
Da auf Michael außer in seiner kleiner Gruppe, welche sich dann aber danach schnell zerstreute selten jemand zusteuerte, musste er auch entsprechend selten zu prosten. Es hatte manch mal auch seinen Vorteil, kein Gespräch bedeutet auch kein Fettnäpfchen, in welche man treten konnte.

Von den Würdenträgern kannte er nur von Sassen, seines Zeichen Brujah, ja richtig Brujah, und erster Offizier (Seneschall) persönlich. Wenn man ein paar kleine Gespräche als kennen bezeichnen kann. Aufgrund Michaels Tätigkeit, hatte er ihm sehr schnell in sein System, zur Vertuschung von Maskeradebrüchen und anderen Vorfällen eingegliedert. In Gegensatz zum pedantischen zweiten Offizier (Sheriff) legt der Brujah keinen riesigen Wert auf perfekte Umgangsformen, ein respektvolles - heh Alter - war für ihn ok. Wobei er es schon schätzte mit Freiherr von Sassen angesprochen zu werden. Für eine alten Kianiten war von Sassen ziemlich aufgeschlossen, solange es nicht um die Maskerade - sein Steckenpferd - ging.

Oh er stand mit den Widerling von Sheriff herum. Der Sheriff hatte den Ruf eines Sadisten und nutzte seine Stellung gerne mal gegenüber Jüngeren aus. Die Erinnerung an ihn war eine der Schlimmsten, was Michael bis daher selber am eigenem Leib erfahren hatte. Er wusste auch nicht wie dies geendet wäre, wenn nicht ganz zufälligerweise der Seneschall von Sassen beim Sheriff aufgetaucht wäre.

Wobei Michael zu Recht nicht an diesen Zufall geglaubt hatte und zudem war er sich sicher von Sassen wusste mehr über ihn.

Michael trug einen teuren maßgeschneiderte schwarzen Smoking und ein weißen Hemd mit angestimmter Fliege. Für eine Ventrue war der Smoking zu modisch geschnitten, genau was in diesen Jahr modern war, er passte eher zu den Toredor. Selbst wurde darauf geachtet, dass Michael damit den höherrangigen Toerador nicht die Schau stehlen würde. Wenn man Michael genau betrachten würde, könnte man feststellen, dass er keine Armbanduhr trug, sondern eine kleine Kette, die eine Taschenuhr festhalten würde. Weiterer Schmuck war an ihm nicht sichtbar.

Das Feuerwerk betrachte Michael im Gegensatz zu Anna eher mit Verzückung, scheinbar träumte er sich gerade abseits des großen Trubels in eine andere, hoffentlich bessere Welt. Danach hielt sich Michael bei Tanzen erst mal zurück. Er warte wohl bis die Damen frei waren. Wie üblich hatte die Kainiten mit dem höheren Status da erste Wahlrecht. Da ihm keine Frau entsprechend auffordernde Blicke zuwendete, warte Michael geduldig auf seine Chance und nippte immer mal wieder an seinem Glas. Auch im Unleben setzte sich die weiter dort, es gab vielmehr weiblich leidenschaftliche Tänzerinnen als begeisterte Männer.

Ihm kann zu Gute, dass man in einer preußischen Offiziersfamilie auch Wert auf gesellschaftlich Umgangsformen gelegt hatte. Das Tanzen war ihm aufgrund sein damalige Herrin fast in Fleisch und Blut eingebrannt worden -neumodisch über alt bis zu sehr alt. Auch wenn seine Herrin gegenüber andern mehr als großzügig im Umgang mit ihren Ghulen war, gab es ein paar Dinge bei welche sie sehr pingelig reagierte, wenn es nicht so ließ wie sie sich dies erwünschte; Tanzen war eines dieser Vorlieben. Körperliche Gewalt verabscheute sie zumindest bei Michael, aber einen ganzen Tag alleine vor den Spiegel immer und immer wieder zu üben, war auch kein Zuckerschlecken. Oh, man dürfte jederzeit aufhören, wenn man der Ansicht war, man würde die Tanzschritte beherrschen, aber wehe wenn die Herrin nicht dieser Ansicht war. Es war dann schon besser den ganzen Tag zu üben, dann hatte man zumindest die Chance, sie gnädig zu stimmen. Gegen ihren Lieblingsghul hatte man sowieso keine Chance.

Michael kam noch aus der Zeit, wo körperliche Züchtigung von Kindern als völlig normal galt, aber gleich Knochen brechen, da hatte Anna wirklich Pech mit ihrem Erzeuger. Mit seinem Erzeuger Heiner hatte Michael kaum Gemeinsamkeiten, außer Liebe zu ihrem jeweiligen Beruf. Bei der Ausübung von den meisten von Michaels Fähigkeiten, wie Nekromatie schaute Heiner ihm immer eher nur verständnislos an. Er wahrscheinlich froh als er ihm gleich beim ersten Treffen als Verantwortlicher wieder los geworden ist. Seine Herrin hatte hingegen wenn immer perfidere Bestrafungsarten gewählt, man kann auch mit Belohnungen oder deren Entzug bestrafen und ein paar Schläge, wie für ein unartiges Kind, waren nicht der Rede wert.

Nach einer Weile wurde Michael gewahr, dass sich weiblich Kainiten aus den Zusammenschluss aller restlichen Clan und Blutlinien, die Ahnen neue Tanzpartner aussuchen. So kann auch Michael endlich an die Reihe. Als Tänzer machte er durch auch ein gute, aber sicher bei Leibe keine überragende Figur, was einem Tanzkenner auffallen würde, war dass er seinen Tanzpartnerinnen immer die Möglichkeit bot, größere solistische Einlagen einzubauen bei welcher er fast nur den Statisten spielte.

Als die Gruppen des Zusammenschluss durchgetanzt hatte, suche er sich neue Opfer und der Blick fiel dann auf Anna.
 
Annas Blick lag in ihrer gewohnten Art unberührt auf dem gesellschaftlichen Treiben. Zum Glück erwarteten nicht mehr viele von ihr soziale Interaktion. Die vergangenen Jahre hatten sie eines besseren belehrt. Irgend wann schien ihr Nacken zu kribbeln. Das war merkwürdig. Hinter ihr war nur noch die Wand. Von da konnte keiner sie mehr beobachten. Da. Am Rande der Tanzfläche stehend warf ein Mann seinen Blick auf sie, der zuvor mit anderen Damen getanzt hat.

Hatte er im kleinen Saal nicht am Katzentisch gesessen? Also dem, wo die 'Reste' der Gesellschaft versammelt waren? Andernfalls hätte sie ihn glatt für einen Menschen gehalten. Er wirkte alles andere als tot. Ne jetzt, oder? Husch, geh weiter! Wahrscheinlich hatten die anderen ihn zu einer Mutprobe animiert. Berühr' die Tremere. Tanz mit ihr oder so. In den ersten Jahren hatte es einige solche Versuche gewesen. Anfangs war sie sogar geschmeichelt gewesen, weil sie an das geheuchelte Interesse geglaubt hatte. Bis sie einmal ein Gespräch belauscht hatte.

Dann hatte sie ihre Strategie geändert. Selbstverständlich war sie immer vollkommen höflich. So auch jetzt. Fast jeder hier von den Vampiren hatte einen höheren Status als sie. Lediglich unfreie Caitiff oder Gangrel mochten im Rang unter ihr stehen. Anna neigte den Kopf zum Gruß. Eine Verbeugung oder ein Knicks war hier, wo auch Menschen unterwegs waren, nicht angebracht. Na ja, sollte der Prinz jemals auf sie aufmerksam werden, würde sie wohl doch zu mindest einen Knicks andeuten, aber die Gefahr bestand wohl kaum.

Inzwischen hatte Anna sogar bei den Harpyien den Ruf eine staubtrockene Langweilerin zu sein, die ihrer Aufmerksamkeit nicht wert war. Sie trug kaum etwas zu den Unterhaltungen bei und reagierte immer nur auf Gesprächsangebote ohne sich selbst je eine Blöße zu geben. Recht selten kam es mal vor, dass sie einem Gast als Begleitung angeboten wurde, wenn er so gar kein deutsch sprechen konnte. Dann bemühte sie sich ein wenig , fungierte aber vorwiegend als Dolmetscherin und nicht als Unterhalterin. Die meisten ausländischen Gäste kamen allerdings auch ganz gut ohne ihre Hilfe zu recht.

Na? ging der Kelch an ihr vorüber? Komm schon. Andere sind viel netter als ich. Direkt neben dir, das blonde Gift sieht doch nett aus. Schnapp sie dir, Tiger.

Mimik und Haltung waren lediglich eine nichtssagende Maske. Bis auf das Zunicken gab es keinerlei Einladung sich zu nähern, aber auch keine Verweigerung oder Ablehnung. Sie unterbrach noch nicht einmal den Blickkontakt, so lang Michael ihn seinerseits aufrecht erhielt.
 
Michael hatte wenn eher Mitleid mit Anna.Die Person mit welcher Anna sprach und getanzt hatte benahm sich nicht freundlich zu Anna, er konnte zwar nichts hören, aber die Mimik und gerade die Gesten sprachen Bänden. Der Primogen des Clan wird diese Person nicht gewesen sein, der er sich selber zu einer anderen Person aus der Gruppe respektlos unterordnete, ein Mentor ist liebenswürdiger, bleibt ein Erzeuger und freundlicher noch dazu. Die Kleine braucht etwas Aufmunterung, sie macht ein Gesicht wie 10 Tage Regenwetter, bei den Kerl an ihrer Seiten auch kein Wunder. Als Kavalier der alten Schule, hasste er Männer die Frauen wie Dreck behandelten. Dass Anna immer so schaute konnte Michael ja nicht wissen.

Da Michael auch nur bei wirklichen Pflichtterminen anwesend war, hatte er so solches Geschwätz nicht vernommen und er sind die Personen wahrscheinlich innerlich bemitleidet. Keine Ahnung von nichts; ein Tremere ist auch auf Entfernung gefährlich, aber ihre Kräfte sind selten unauffällig und man kann sie gut bemerken. Zudem würde kein geistig gesunder Tremere auf ein Ball solche Kräfte einsetzten, dies würde eine Menge wichtiger Personen verärgern, insbesondere wenn der Prinz der Domäne anwesend ist. Zudem kannte er auch den Status von Anna nicht, nicht dass ihm dies wirklich wichtig wäre.

Also steuerte weiter auf Anna zu. Tanzen war für Michael keine Jagd, wer bekommt die meisten und besten Weibchen ab, sondern deine der weniger Sachen, welche sich nicht wirklich durch den Tod geändert hatten. Nur Bauern konnten nicht tanzen. Beim Tanzen kann man sich frei von Raum, Zeit und Verpflichtungen fühlen und einfach nur genießen. Oh, er tat, was sie nicht erhofft hatte und sprach freundlich an:

„Darf ich, Sie um einen Tanz bitten“. Sollte er auf keinen Widerstand stoßen, würde er ihr die Hand reichen und mit ihr auf die Tanzfläche schweben.
 
"Sehr gern.", sagte Anna in ihrer absolut trockenen Art, der jegliche Mimik fehlte. Ihre Augen fanden ihn auch nicht erst, als er sie ansprach. Dafür war sie zu höflich. Genau genommen sah sie auch nicht wirklich traurig aus, auch nicht gelangweilt. Ihre Mimik war lediglich nichts sagend und trotz der bejahenden Antwort bekam er kein Lächeln dazu geschenkt. Anna legte ihre Hand in die seine. Das Gewicht ihrer Hand brauchte er nicht tragen. Dafür sorgte die Dame selbst. Ihr Gang auf die Tanzfläche war allerdings weniger schwebend, sondern völlig normal. Ja, sie hatte hochhackige Schuhe an, ja sie bewegte sich noch nicht einmal schlecht auf den Dingern nur zum Schweben reichte es eindeutig nicht. "Mit wem habe ich das Vergnügen?" Hey.. er war ranghöher - ziemlich sicher sogar, wenn er nicht gerade aus irgend welchen Gründen unfrei war. Aber er hatte sie auch aufgefordert und sich nicht vor gestellt. Ihr Sire hielt nicht viel von dem Katzentisch, wo die Reste der Gesellschaft zusammen gefasst waren und deshalb bemühte er sich nicht sonderlich, sich ihre Namen zu merken - und legte auch bei ihr wenig wert darauf. Wäre er Ventrue, Toreador, Malkav, Brujah oder sogar Nosferatu läge die Angelegenheit anders. Dann würde sie sowohl seinen Rang als auch seinen Namen kennen, wenn er nicht erst vor sehr kurzer Zeit in die Domäne gekommen war. Gülden bestand darauf, dass sie die 'wichtigen' Leute kannte.

Anna war leicht gespannt, welcher Tanz dieses Mal auf sie zu kommen würde. Sie hoffte nur, dass es kein Slowfox war. Bei dem Tanz konnte man sich nie auf einen Grundschritt verlassen und zurück ziehen. Die anderen waren da deutlich einfacher und vorhersehbarer in dem, was sie einem abforderten. Der Tango brauchte zwar Konzentration, ging aber insgesamt, Foxtrott, den neumofischen Disco Fox und auch der Wiener Walzer waren schlicht am leichtesten zu tanzen, wenn man einen Partner hatte, den man nicht kannte.
 
Diese ausdruckslose Haltung rief bei ihm, wenn nur Mitleid hervor. Er schätze Anna noch nicht so alt ein, folglich war dies kaum auf ihre Entscheidung zurückzuführen, sondern auf die ihres Erzeugers, wenn man so alles Menschliche töten will, mag dies gehen, nur zu vielem Preis ist die Frage. Viel besser ist es doch die Emotionen frei einsetzten zu können.

„Verzeihung wenn ich mich vorstellen darf, Michael Köning.“

Da auch Menschen im Saal waren, schenkte sich Michael erst mal die nähere Vorstellung, wer weiß wer nicht zufälligerweise etwas mithört. Ein Maskeradebruch oder nur, dass man dies in Betracht ziehen würde oder könnte, brauchte er nun wirklich nicht.

„ Mit wem habe ich die Ehre, werte Dame“

Da Michael nicht erwartete, dass Kinder mit auf Gesellschaften mitgebracht wurden, ging er allerdings erst mal von einer neu angereisten Kainitin aus. Die wahrscheinlich das Pech hatte zu ihrem Erzeuger zitiert worden zu sein. Der Herr gab sich nun wirklich keine Mühe mit seiner Dame, Banause, keine Manieren der Herr.

Anna hatte Glück und es kam ein langsamer Walzer. Als Frau wird dies mit dem Grundschritt sowieso schwer, wenn da der Mann führt und daher bestimmt, welche Figur getanzt werden soll. Aber Anna wiederum Glück, Michael schaute immer erst mal in wie weit seine Dame ihm folgen konnte und baute dann weitere Figuren ein. Michael war sicherlich auch kein Tänzer vor dem Herrn. Was auffallen könnte, wäre seine theoretischen Kenntnisse übersteigen bei weitem die praktische Fertigkeitsausübung.

Während Michael tanzte fiel ihm an Anna eine Eigentümlichkeit bei den Händen auf. Etwas stimmt da nicht, warum trug sie nur diese Handschuhe gegen ihre Kräfte wäre dies sicher kein Schutz. Also musste die eine andere Bewandtnis haben. Oh, Michaels Interesse an Anna oder am Geheimnis ihrer Hände war geweckt, mal sehen was da noch kommt!
 
"Angnehm.", sagte Anna mit einem leichten Neigen ihres Kopfes. "Anna Lisa Reeben" Als die Musik begann und er mit dem Tanz einsetzte, war anna recht erleichtert. Der langsame Walzer hatte zwar auch einige viele Figuren, die der Mann initilisieren konnte, doch der Grundschritt selbst war erst mal denkbar einfach. Selbst das 'Damensolo', was beim Walzer in einer etwas schnelleren, oft doppelten Drehung bestand, war recht einfach zu beherrschen. Auch der Impetus mit dem Flugschritt, Chassee und Flechte waren Anna keine unbekannten. Die Links- und die Rechtdrehung waren Standardvoraussetzung.

Alles in allem hatte der Arzt eine Tanzpartnerin, die sich einigermaßen zu bewegen wusste und nicht zu steif war, während sie sie mit ihm tanzte. Nach wie vor schnekte die Frau ihm kein Lächeln und suchte von sich aus nicht das Gespräch. Den Augenkontakt hielt sie brav, wenn die Figuren, in die er sie führte, ihn zu ließen.

Was die Handschuhe Annas anging, hatte sie zwar ihre ganz eigenen Gründe sie zu tragen, doch war sie bei weitem nicht die einzige Frau, die zu ihrer Abendgaderobe auch Handschuhe zählte. Ihre waren aus schlichtem, schwarzen Satin, die keinen Blick auf die Haut zu ließen. Die Perlen und der Ring waren in dem Kontrast zu dem Schwarz natürlich hervorstechender in der Präsentation, als wenn sie auf der bloßen und doch eher blassen Haut zu liegen kämen. Das könnte auch die Erklärung dafür sein, warum Anna weder Ohrringe noch eine Kette trug, sondern lediglich noch einige mit Perlen verzierte Blüten in ihrem roten Haar.

Insbesondere die rechte Hand bereitete Anna waährend des Tanzes das eine oder andere Mal Schmerzen. Michael drückte die Hand bei weitem nicht so fest wie ihr Erzeuger, doch es war die Hand, mit der ihr ihr Halt gab, wenn er sie in eine Drehung oder etwas anderes führte, während ihre Linke kaum gefordert war. Nicht einmal ein Zucken ihres Mundwinkels verriet die Tremere. Was sie hingegen nicht verhindern konnte, war die teilweise nicht ganz antürliche Reaktion ihrer Hand auf seine Führung. Die Sehnen hatte sie nicht alle heilen können und es fehlte ihr ein wenig an Stabiltät. Nun. Daran konnte sie ohne weiteres nichts ändern und so etwas viel kaum jemandem wirklich auf.

Wenn Michael die Hoffnung auf eine nette Abenunterhaltung gehegt hatte, so wurde er enttäuscht. Anna machte sich noch nicht einmal die Mühe, den Anschein einer Konversation zu beginnen oder zu erleichtern, in dem sie irgend eine Bemerkung machte oder ihn fragte, ob er neu in der Stadt sei.
 
Michael war tatsächlich in doppelter Hinsicht irriert. Diese Anteilnahmslosigkeit war nicht normal und zweitens als Arzt fiel Michael schon auf, dass Anna ein Problem mit der rechten Hand hatte. Aufgrund der Handschuhe konnte er sich aber kein richtiges Bild davon machen. Zudem hätte er die Umstände nie erraten, dies passte nicht so wirklich in sein Weltbild.

Vom Verhalten hätte Michael auf eine Ahnin getippt, welche eigentlich kein Interesse hatte. Dies passte nur nicht zu Annas Verhalten in ihrer Gruppe. Dort war offensichtlich, dass sie nicht zu den Statushöchsten gehörte.

Blieb mit größter Wahrscheinlichkeit Drill des Clanes. Der Versuch einem die Menschlichkeit. abzugewöhnen? Michael sah an Anna immer wieder dass er viel viel Glück im Leben hatte. Der Kelch ist an ihm vorbeigegangen, Gott sei Dank. Warum meinten immer die Eltern sie hätten die letzte Wahrheit für ihre Kinder gepachtet. Er hatte einmal gelesen, der schlimmste Feind der Kinder sind die eigenen Eltern.

Schön die Dame ist sicher. Als Michael dies feststellte, war der Tanz schon vorbei. „ Wünscht Die Dame einen zweiten Tanz?“
 
Die ausdruckslosen Augen fixierten ihren Tanzpartner.

War ich dir nicht schweigsam genug?! Unterhaltsame Gespräche gibt es bei den anderen. Ach komm schon, so doll tanz' ich doch gar nicht, als dass du dir wirklich einen zweiten Tanz wünscht, oder? Kuck mal, da ist eine süße kleine Torrie. Sie heisst Stefanie. Sie kann wunderbar tanzen, ist Neugeborene, ungemein schwatzhaft und gesellig. Darfst dich nur nicht daran stören, dass das kleine Miststück den Ehrgeiz hat zur Harpyie auf zu steigen und alles dafür tut. Sie hat sogar auch mal versucht, sich mit mir freundlich zu unterhalten, um mir irgend welche Informationen aus der Nase zu ziehen. Die ist doch viel besser für dich und deinen schönen Abend geeignet. Von mir bekommst du nur Langeweile. Wann checkst du das?!"

So wohl die Formulierung seiner Frage als auch die Etikette waren dergestalt, dass sie unbesorgt ablehnen konnte. Niemand würde es ihr ankreiden und sie hätte wieder ihre Ruhe. Dummer Weise war sie so nicht gestrickt. Sie hatte den seltsamen Ehrgeiz entwickelt, perfekt höflich zu sein und die anderen so an ihrem Verhalten verzweifeln zu lassen, dass sie von selbst aufgaben. Der hier hatte seine Lektion offensichtlich noch nicht ausreichend gelernt. Er könnte sich beim nächsten Ball genötigt fühlen, sie wieder auf zu fordern. Göttin bewahre! Nein, es war immer besser, ein solches Übel mit Stumpf und Stiel aus zu rotten. Er wollte Langeweile? Konnte er bekommen!

Die 'Dame', die man nach hrem inneren Dialog durchaus auch als Zicke bezeichnen konnte, neigte leicht ihren Kopf. "Mit Vergnügen.", log sie aalglatt und völlig ausdruckslos. Selbstverständlich unterstrich keinerlei Lächeln oder sonst etwas, dass es ihr wirklich Vergnügen bereitete mit ihm zu tanzen, aber auch ihr Unwillen machte sich aller höchstens in ihrer zu tiefst neutralen Fassade bemerkbar. Und die trug sie selbst dann, wenn sie sich wirklich mal vergnügte. Allerdings waren solche Momente eher selten.
 
Die Frage lautete was war für Michael ein schöner Abend? Sicherlich kein hohles Geschwätz austauschen. Die Toerador würde sicherlich besser zu seiner modischen Aufmachung passen, aber nicht ihr Ehrgeiz. Ein Amt war nicht das angestrebte Ziel von Michael. Zu viel Ehrgeiz kann gefährlich oder sogar mit unter tödlich sein. Zudem gehörte diese Person zu den Kandidaten, welche für einen kleinen Vorteil alles verraten würden, nein danke.

Langeweile tritt nicht zwingend ein, wenn der Gegenüber kein Wort spricht, genauso gut war dies bei viele Worten möglich. Gerade beim Tanzen brauchte es keine Worte für einen perfekten Tanz. Diese waren viel eher hinderlich. Wurde Anna nicht so ein ausdrucksloses Gesicht machen, könnte man annehmen, dass sie genauso empfinden würde.

Schweigen hatte ein unsagbaren Vorteil, man konnte träumen und musste sich nur auf das Tanzen konzentrieren. Gegen eine gepflegte Konversation hatte Michael nie etwas ein zu wenden, aber hohlem Geschwätz zog er Schweigen vor.

Michael wähnte noch die Person, welcher er für Annas Erzeuger hielt, im Saal und bezog ihr Verhalten auf dessen Anwesenheit. Ok, dies sollte wir ändern. Auf ganz unauffällig zum Ausgang.

Gut war, dass Michael Annas Gedanken nicht kannte. Er hielt dies Verhalten für nicht ganz freiwillig. Die Idee, dass die Ausdruckslosigkeit auch ein abschreckenden Masche sein könnte, kam Michael nicht. Da Michael mit seiner Frage der Dame ein galante Ausweich - oder Abbruchmöglichkeit gegeben hatte, machte er sich keine riesigen Gedanken, wie die Antwort „mit Vergnügen“ wirklich gemeint war. Aufgrund seines Status müsste sich sicherlich keine Frau zu weiteren Tänzen genötigt fühlen.

Zudem hatte ihm die Neugierde gepackt, zu ergründen, was mit Annas Hand genau wirklich los war. Bei der Ergründung eines medizinischen Falles war Michael immer sofort Feuer und Flamme.

Der zweite Tanz war wiederum langsam, eine Rumba. Als aufmerksame Beobachterin würde Anna auffallen, dass Michael so unauffällig wie möglich Annas rechte Hand unterfütterte und Figuren vermied, welche eine Belastung der rechten Seite zur Folge hatten.

Gerade als Michael anfing zu träumen - Lischen - endete der zweite Tanz. Mal sehen was nun passiert? durchfuhr ihn ein Gedanke.


 
Dieses Mal irritierte der Tanz Anna etwas. Im Gegensatz zum langsamen Walzer verzichtete Michael auf die meisten Drehungen. Er führte sie nur wenige Male in ein langsames Damensolo, verzichtete aber vollkommen auf Figuren wie Spiralen oder das turkish Towel. Hatte sie ihm zu schlecht getanzt?

Im Gegensatz zu Michael geriet die Tremere so gar nicht ins Träumen. Träumen war immer gefährlich, auch wenn sie es gelernt hatte, ihren Geist zu beschäftigen, wenn Schweigen herrschte. Dann stand sie allerdings normaler Weise in einer Ecke rum und bemühte sich nicht, sich auf einen fremden Herren beim Tanzen ein zu stellen. In so fern übte sie nicht einmal spanische Vokabeln aus ihrem aktuellen Sprachprojekt.

Sie brauchte fast bis zum Ende des Tanzes, bis sie dahinter kam, dass ihre Hand kaum noch belastet wurde. Am liebsten hätte sie ihm ihre Hände sofort entzogen. SOFORT! Das konnte doch nicht angehen, oder? Wie konnte er da etwas merken? Bisher war da nie jemandem etwas aufgefallen. Klar, Gülden hatte immer versucht, das Ganze aus zu kosten, aber sie verweigerte ihm schon seid langer Zeit die Befriedigung einer Reaktion, wenn sie es vermeiden konnte. Aber er wusste immerhin um die Verletzungen, die er ihr zu gefügt hatte. Bei unbeteiligten war ihr nie aufgefallen, dass sie die Hände besonders belastet oder geschont hätten, wenn sie sie so weit geheilt hatte, wie jetzt. In einer Überreaktion war sie versucht ihr Blut ein zu setzen, um wenigstens die Rechte weiter zu heilen. Aber nein. Sie konnte es sich nicht leisten. Das Blut würde ihr fehlen.

Anna blieb bei der distanziert wirkenden Betrachtung ihres Tanzpartners. Na toll. Innerlich stöhnte Anna auf. Auch wenn er ihr gegenüber in so fern aufmerksam blieb, dass er Rücksicht zu nehmen schien zur Hölle damit!, schienen seine Gedanken irgend wohin anders ab zu driften. Ey, wehe dir, du findest jetzt in mir eine perfekte Projektionsfläche. Halloho! Wach auf. So ist das nicht gedacht! Du sollst dich langweilen verdammt noch mal! Nicht träumen.

Als der Tanz dieses Mal endete und der Mann sie frei gab, trat sie einen halben Schritt zurück. War das für ihn jetzt wohl mal Hinweis genug, das Tanzen zu beenden? Sie bedankte sich mit einem leichten Neigen ihres Kopfes bei ihm.

Erm. Was war das denn? Die Malkav in seinem Rücken hatte ihr doch nicht etwa gerade zu gezwinkert? Da musste jemand in ihrem Rücken stehen, den sie nicht sehen konnte! Bitte?! Mit dem Clan hatte sie bisher so rein gar nichts am Hut. Wie genau genommen mit jedem Clan ausser ihrem eigenen. Die Mondkinder waren nun wirklich immer schwer ein zu schätzen. Man wusste selten so recht, woran man bei ihnen war, es sei denn, sie hatten schlichte Zwangsstörungen. Dann war es einfacher.

War sie denn hier im Tollhaus? Konnte das denn nicht ein ganz normaler, stink langweiliger Ball werden wie jeder andere auch?!

Wenn Michael auf irgend eine Form von Initiative ihrerseits hoffte, so wartete er weiterhin vergeblich. Da kam einfach nichts. Genau so wenig, wie sie sich komplett von ihm entfernte. Ähnlich wie beim Tanz oblag anscheinend ihm vollständig die Führung, wenn er irgend etwas von der Frau wollte – selbst sie zu entlassen.
 
Träumen oder Verzückt sein, wo ist da der Unterschied. Bei einem Toreador nennt man es verzückt, bei allen anderen träumen. Damit man sicher zu 100% auf den Tanz und die Musik einlassen kann, stört ein Gespräch nur. Eigentlich stören dabei auch die Augen, es wäre sehr unhöflich gegenüber den Tanzpartner diese einfach so zu schließen, aber ohne diese diese Sinneswahrnehmung könnte man sich viel besser auf den Tanz und die Musik einlassen. Dann führt der Körper und nicht der Verstand. Anna hatte das Pech, dass Michael die fehlenden Kommunikation beim Tanzen nicht wirklich störte, sondern im Gegenteil er dies sogar schätzte, keine Spur von Langeweile. Annas Plan ist bis dahin nicht aufgegangen.


Michael fühlte sich gerade erinnert an seine Tanzstunden, Stunden-, Tage-, Wochenlang meist mit verbundenen Augen üben und nochmals üben.


Anna verriet nicht ihre Mimik, sondern die ganz leichte intuitive Schonhaltung. Dies war fiel schwieriger zu kontrollieren als mit Training die Mimik. Michael fand zudem den Weg von Anna falsch, nicht keine Mimik mehr, sondern jede Mimik zu jeder Zeit aufsetzten zu

können ist die Kunst. Dies wurde ihm zumindest in den letzten Jahrzehnten eingebläut.


Michael fand schon faszinierend, wie sehr sich Anna bemühte dies zu verbergen und darin war sie wirklich gut. Sie hatte wohl nur das Pech, dass Michael als Arzt einer der wenigen war, welche dies trotzdem wahrnehmen konnte. Dies nennt man jahrelange Erfahrung.


Michael konnte die Malkav nicht wahrnehmen, da sie in seinem Rücken postiert war, dafür sah er das Unheil was in Gestalt eines weiteren Kainiten, welcher zielstrebig auf Anna zuschritt, herannahte. Wäre ihm das zwinkern gerade eines Mondkindes bewusst gewesen, hätte Michael noch ein weiterer böser Verdacht beschlichen.


So sah er nur einen Kainiten auf sie zu schreiten, welcher bei der Vorstellung am Gästetisch platz genommen hatte, er war im Gefolge eines Lasombra Ahns angereist. Somit lag für Michael die Vermutung nahe, dass es sich bei diesen auch um einen Lasombra handeln könnte. Der Herr machte einen sehr aristokratischen gepflegten Eindruck. Anhand des ersten Eindruckes würde Michael maurischer Herkunft tippen, wobei dieser fast übertrieben gestylten Eindruck hinter lies. Jedes einzelne Haar war perfekt geglättet worden. Was für ein Arbeit, durchfuhr es Michael.


Michael beugte sich zu Anna vor und meinte ganz freundlich;“ Ihr habt jetzt die Wahl, einen weiteren Tanz mit mir oder ihr zieht die Gesellschaft eines Schattens der meiner vor.“


Jetzt war er gespannt auf ihre Entscheidung.
 
Wenn du wüsstest, wie fürchterlich gleichgültig mir das ist... Lieb wäre es mir, gar keine Gesellschaft aufgenötigt zu bekommen, gleichgültig ob von dir oder einem Lasombra. Warum soll ich den unangenehmer finden als dich?! Der ist bestimmt kein Sabati, wenn er hier auf dem Ball offiziell geladen ist.Also, warum Angst haben oder unangenehm berührt sein? Na, bist du denn ranghöher als er oder wenigstens gleich auf mit ihm im Rang? Ansonsten gehört es sich wohl, dass du mich an ihn abtrittst, Schätzchen. Du bringst die Leute nur auf dumme Gedanken, wenn du mich hier auf der Tanzfläche hältst. Glücklicher Weise war die Harpyienanwärterin offensichtlich mit etwas anderem beschäftigt und so weit sie es überblicken konnte, hatte auch niemand anderes sie großartig im Visier. Auch die Malkav hatte sich glücklicher Weise wieder weiter bewegt. Das hatte mit Sicherheit nicht ihr gegolten.

Was seine Gedanken zu ihrer Mimik anging – er wäre wahrscheinlich erstaunt über ihren Standpunkt zu dem Thema, wenn er sie darauf anspräche. So aber verschwendete sie keinen Gedanken daran, weil sie die seinen nicht las.

Michael konnte wirklich sehr, sehr, sehr lange darauf warten, dass Anna zu reden anfing oder eben auch nicht. Sie hatte eine sehr klassische Erziehung 'genossen' und mal abgesehen von ihrer eigenen Unwilligkeit würde sie als Dame nie das Gespräch während eines Tanzes beginnen. Die Rolle oblag immer dem Herren.

Es gab etwas, das Anna hasste wie die Pest. Na gut. Es gab mehrere Dinge, die sie wie die Pest hasste. Und in einem dieser Dinge schien der Mann vor ihr sich befleißigen zu wollen. Gott, er hätte es verdient, wenn sie sich mit strahlendem Lächeln zu dem Lasombra umdrehte und dessen Aufforderung annahm. Wenn sie sicher davon ausgehen würde, dass der Schattenspieler wirklich existierte. Und wenn er wirklich vor hatte, sie auf zu fordern und Köning nicht schlicht einem Irrtum unterlag. Und wenn sie noch zu strahlendem Lächeln neigen würde. Sehr, sehr viele 'wenns' und gleich noch eines: wenn sie gleichrangig waren und Mann an seinem Vorhaben fest hielt, musste sie ihm eh den nächsten Tanz versprechen, da sie bereits mit dem Ochsen vor ihr tanzte. Sie konnte dann schlecht vor geben, keine Lust auf Tanz zu haben und dieser vor geschobene Grund von 'Schwindel' war nichts, was Anna wohl je verwenden würde. So lang sie ihr Gegenüber nicht brüskieren wollte.

A pro pro brüskieren: Nicht nur, dass Köning sich hier als eine Art 'Beschützer' auf spielte in einer Situation, wo Schutz so was von komplett unnötig war ( ja, das war eine der Sachen, die Anna wie den schwarzen Tod 'liebte') Er machte es ihr auch unmöglich, den anderen Mann zu 'wählen' ohne ihm dabei vor den Kopf zu stoßen. Absicht? Taktik? Woher zur Hölle wollte er eigentlich wissen, dass sie und der andere einander nicht schon längst kannten?!

Ihr Unwille blieb komplett da, wo er hin gehörte: in ihrem Inneren. Wäre ja noch schöner, wenn sie irgend was von ihren Kommentaren mal nach aussen dringen lassen würde. Die Harpyien wären unter Umständen entzückt.

Sie würde aber auch den Teufel tun und den Herren vor sich quasi als Rettungsanker zu benutzen oder ihm die Möglichkeit geben, sich als solcher zu fühlen. Eher würde die Hölle zu frieren. Obwohl die Hölle nach mancher Mythologie ja sogar zu gefroren sein könnte. Oder wenigstens ein Teil davon. Egal.

Anna blieb höflich und unverbindlich wie schon zuvor.

„Wie es ihnen beliebt, Herr Köning.“
 
Dann hasste vermutlich Anna auch Mitleid, dies wäre wohl das einzige was Michael empfinden würde, wenn er ihre Gedanken lesen würde, aber dies ist ein nicht zu tolerierender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Anderen. So wenig Freude im Leben ist einfach nur traurig.

Beschützen wollte Michael Anna, wenn nur bezüglich der Hand, Gefahr droht hier wohl niemanden, wenn man sich halbwegs ordentlich benehmen konnte. Zudem war der Prinz in dieser Beziehung für einen Prinzen relativ großzügig, zudem an den meisten Nächten und die andren erlebt man lieber nicht.

Von dem Lasombra drohte, wenn nur eine Gefahr, wie Anna bald feststellen würde.

Der Lasombra steuerte tatsächlich auf Anna und Michael zu. Was weder Michael noch Anna wahrgenommen haben, war das sein Ahn sich mit den Tremere von Hamburg also unter anderem auch mit Gülden unterhielt. Da könnte einem der Verdacht kommen, dass der Lasombra zu Anna geschickt worden war.

Wohl nicht als Mutprobe, bei Leibe nicht, aber möglicherweise wollte man so Untergebene beschäftigen, was lag da näher als ihm mit Anna tanzen zu lassen. Bei der Meinung von Gülden vom Rest der Gesellschaft, war er sicherlich nicht begeistert, dass Anna mit Michael tanzen würde. Wenn er dann noch mit bekommen hätte, dass Michael etwas bezüglich der rechte Hand bei Anna ahnte oder festgestellt hatte, wäre ihm die Verbindung wohl noch viel weniger lieb.

Der Herr sprach Deutsch mit einem starken spanisch arabischen Akzent. Es war überdeutlich, dass er der deutschen Sprache nicht perfekt mächtig war.

In Richtung Michael gerichtet „ Entschuldigt Ihr.“

„Selbstverständlich“ erwiderte Michael höflich und ließ den Lasombra Anna abklatschen.

Zu Anna gewandt fing er an: „Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Fadi at Cordoba Abd al Noun vom Clan der Schatten. Darf ich Sie um den nächsten Tanz bitten.

Euer Erzeuger bietet mich Sie von diesem, er sagte Abschaum zu befreien. Ich kann nicht erkennen was wegen sich der Herrn schuldig gemacht hat. Bitte verzeihen Sie mein sehr schlechtes Deutsch.“

Scheinbar hatte er einige Sätze, welche wohl mehrfach am Abend brauchen könnte, vorher auswendig gelernt. Zumindest unterschieden sich seine Formulierungen bei den einzelnen Sätzen erheblich.

„ Würde es Ihnen viele Mühe bereiten auf einen andere Sprache auszuweichen. Dies wäre zu freundlich von Ihnen.“

Er deutete eine leichte Verbeugung und einen Handkuss an und bereitete sich auf den nächsten Tanz vor, einen Tango.
 
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