An sich ist der Grundgedanke dieses "situational edge" ganz gut. Wir schmeißen den ganzen Wust an Modifikatoren raus und sagen einfach: Wer ist in dieser Situation eher im Vorteil? Der kriegt einen (oder mehrere, damit geht's dann aber auch schon los) temporäre Bennies, deren Einsatz immer nach den gleichen Regeln verläuft.
Aber wie's aussieht, wird diese einfache Idee dann durch a.) zu komplexe Implementation und b.) mangelnde Integration mit dem bestehenden System (aka einfaches Anflanschen) versaubeutelt. Gab's in der 5. Edition auch schon an ein paar Stellen.
Mit den Aktionen genau die gleiche Kiste: Ja! Brecht die Vorherrschaft der Initiativegeboosteten Bourgeoisie! ... naja, so ganz trauen wir uns halt nicht, allen Leuten die gleiche Anzahl von Aktionen zu geben und Ini-Monster eben nur früher dran sein zu lassen (wie bei CP2020). Also wird der neue Goldstandard der Initiativeverbesserung derjenige, der einem vier oder besser fünf "Minor actions" gibt, damit man eine zusätzliche "Major action" hat.
Das war die 4. auch schon kaum, oder? Ein wenig an den Regeln rumbiegen und alle Bücher neu drucken... na, fast alle. Oder?
Ich hab die 4. und 5. ausgelassen, lohnt sich vielleicht die 6 zu kaufen?
Wir werden ja Ende diesen Jahres und somit nach 30 Jahren Entwicklungsgeschichte zwei Hauptentwicklungsstränge mit jeweils 3 Editionen haben. Während sich aber der erste Strang vom nicht spielgetesteten allerersten Entwurf (1st Ed.) zu einem einigermaßen spielbaren System, bei dem grundlegende Probleme zwar noch mitgeschleppt, aber auch Macken behoben und neue Ideen behutsame eingebettet wurden (3rd. Ed.), entwickelt hat, sieht es bei dem zweiten Strang anders aus. Die grundlegenden Probleme der 4. Edition (die ein völlig neues Spiel ist, das mit der 1. bis 3. nichts wesentliches mehr zu tun hat) wurden auch hier mitgeschleppt. Zugestandenermaßen war die 4. von Anfang an eher ein nutzbares Spiel als die 1., aber eine Entwicklung nach oben hat eigentlich nicht stattgefunden. Bei der 5. oder 6. wurden keine Macken behoben, sondern nur ausgetauscht.
Um damit Deine Frage zu beantworten: Wenn die 6. nicht noch große positive Überraschungen bereithält, lohnt es sich mit Sicherheit nicht mehr, darauf umzusteigen als auf die 4. oder 5. Edition. Wenn Dein Gedanke war, dass mit der 6. ja jetzt vielleicht ein Entwicklungsstand in diesem Strang erreicht sei, der den Umstieg von der letzten Version des Ur-Entwicklungsstrangs rechtfertigt: Das kannst Du glaube ich vergessen.