- Registriert
- 9. Februar 2003
- Beiträge
- 27.434
SELBSTMITLEID
Es ist morgen und ich öffne die Augen. Ich setze mich auf und das Erste was ich fühle ist diese Leere in mir. Woher sie kommt weiß ich nicht mehr. Wenn ich jemals gut in etwas war, dann darin Dinge zu verdrängen. Ich versuche nicht an die unerfüllte Stelle zu denken und schlurfe ins Bad. Auf meinem Weg dorthin sehe ich durchs Fenster. Draußen ist ein wunderschöner Sommermorgen. Der Himmel ist blau, die Wärme des frühen Tages quillt förmlich in mein Heim.
Was soll`s? Begrüße ich eben zuerst den neuen Tag! denke ich, öffne die Tür und stehe in meinem Garten. Und wirklich der Tag verspricht schön zu werden. Aber etwas stimmt nicht. Eine Stimme in mir flüstert mir zu, dass etwas früher anders war. Ich denke drüber nach und wirklich. Ja, ich erinnere mich das die Farben der Natur einstmals mehr Kraft hatten. Lag auch das an der Leere in mir? Verblasste alles in mir und um mich herum? Was war nur los?
Ich habe wohl keine Wahl, dass verbannte muss zurück in mich und meinen Kopf.
Im Bad angelangt beginne ich die allmorgendliche Prozedur, wie in Trance. Langsam brechen all die verdrängten Gefühle wieder über mich ein. Es geht um dich. Natürlich! Irgendwie ging es doch immer um dich. Deshalb war es ja auch so leicht gewesen, dich aus meinem Kopf zu verbannen. Ich seufze als ich das Bad wieder verlasse. Du hast mir mehr genommen als nur deine Nähe. Du hast mir meine Freude genommen. Du hast das Glück verbannt aus meinem Leben.
In der Küche setze ich einen Kaffee auf. Kaffee war einst wichtig, aber ist er es heute noch? Selbst solch banalen Dinge verlieren immer mehr an Wert.
Ich muss still lachen. Ja, mit dir kommt auch das Selbstmitleid. Ein unwürdiges Gefühl, sicher. Aber wenigstens eines der wenigen Dinge die sich noch wirklich und echt anfühlen.
Später sitze ich dann am Tisch allein. Immer noch versunken in einer tiefen Agonie aus selbstzerstörenden Gedanken trinke ich meinen Kaffee und esse mein Brot.
Langsam muss ich los zur Arbeit. Ich habe viel zu tun im Büro. Früher hasste ich meinen Job aber heute ist das anders. Die viele Arbeit hilft mir dich erneut aus meinem Kopf zu verjagen. Wenn ich spät abends nach Hause komme weiß ich das du fort bist. Fort aus meinem Leben, aber auch fort aus meinem Kopf. Erst morgen früh wenn ich erneut erwache weiß ich ebenfalls, dass auch du mit mir aufstehen wirst und dich wie früher zu mir an den Tisch setzt. Früher ja, da war ich glücklich das du da warst. Heute jedoch würde ich alles dafür geben wenn ich nur einmal ohne dich sein dürfte. Nur einmal möchte ich erwachen und einfach nur ich selber sein.