Rollenspiel in den Medien / der Pop-Kultur

Kam eigentlich schon die Frage auf, was jetzt ein "Nerd" ist? Und wer das festlegt was zum "Nerdtum" dazugehört und was nicht?

Diese Frage hat sogar nen eigenen Thread :D
http://www.aktion-abenteuer.de/b/thema/nerd.80199/



Und ich persönlich fühl mich weder von Bernd noch von BBT angegriffen, genauso wenig wie von den unzähligen SW/ST-Parodien, den unglaublich schlecht recherchierten "Galileo-Dokus" über's Bogenschießen etc...

Nur die RTL-Reportage über die Gamescom, DIE war wirklich verletzend und gemein....da hat mein Nerd-Herz geblutet...Q_Q
 
Es ging halt gerade um die Außenwirkung von medial verbreiteten Klischees. Da finde ich die Idee, in einer Serie voller Klischees das eine Klischee - die asoziale weibliche Brillenschlange ist auch ein Nerd -, nicht zu bringen und aus Amy stattdessen "nur" ein wunderliches Individuum zu machen relativ aussagekräftig auch außerhalb der Realität dieser Serie. Das ist so Inception-Style. Klischee versteckt im Klischee, getarnt als Fakt. So in die Richtung "Ja, wir machen hier nur Quatsch. Aber Frauen lesen wirklich keine Comics und haben von Star Wars keine Ahnung. Nicht mal die allerwunderlichsten Frauen. Das weiß jeder."

Wenn man da jetzt noch zum Spaß Verknüpfungen erstellen will Richtung "Gaming" im allgemeinen, ist Amy schon so ein Statement der Macher, dass Frauen keine "richtigen" Gamer sein können. Nur halt versteckt in der gleichwohl unsympathischen Aussage "Aber das ist ok. Gamer und Nerds sind eh alles Spinner. Wenigstens DAS bleibt der Alten erspart."

Dass diese Assoziationen jetzt wirklich ständig über der Serie schweben und den Geist der Zuschauer vergiften, glaub ich auch nicht. Aber weil es dahingehend durchaus eine Verknüpfung geben kann, hätte man das ja bedenken und einfach dadurch verhindern können, einen regulär auftretenden Nerd weiblich zu schreiben. Geschadet hätte das der Serie in keinster Weise, und ich hätte dahingehend nichts zu greinen. :D
 
An sich versteh ich den Einwand, dass die Macher hier implizit -sei es absichtlich oder eben versehentlich- doch eine gewisse deutliche Message rüberbringen. Andererseits ist mir das bis zu diesem Punkt, an dem der Ansatz hier angestoßen wurde, noch nie so wirklich zu Bewusstsein getreten. Vielleicht ist man als weiblicher Nerd einfach zu sehr darauf "konditioniert" sich willentlich mit männlichen Figuren zu identifizieren (ich meine hey, in wie vielen WIRKLICH COOLEN Games, ist man schon als Weib unterwegs? Lara Croft und TES-Verschnitte mit freier Charerstellung, die aber kaum bis keine Auswirkung auf die Story hat außen vor) aber irgendwie ist mir die "Problematik" in diesem Punkt nie als solche erschienen. Das sind zwar eigentlich alles Jungs die da zur Satire herangezogen werden, aber die sind typologisch doch unterschiedlich genug um sich -sofern man sich auf sowas einlassen will- als "Nerd" (was auch immer das jetzt ist...*hüstl*)- mal für ein par Minuten den Spiegel vorhalten zu lassen ohne sich gleich beleidigt fühlen zu müssen.

Zumal ich glaube, dass diese scharfe Trennung darin begründet liegt, dass mit den weiblichen Charakteren einfach vornehmlich andere Klischees karikiert werden sollen, eben das Lästern, das unbeholfene Blondchen,was durch Penny gerne par excellance gemimt wird, sich aber auch auf andere Ebene an Bernadett festmachen lässt etc.
Vielleicht wären die Mädels durch richtigen Nerdinput einfach zu "3dimensional" für eine einfache Satire geworden?
 
Das ist jetzt auch Gepinse auf großem Fuße, was ich hier gerade betreibe. Ich find Amy tatsächlich total knorke und war in einer der neueren Folgen wie vor den Kopf gestoßen, dass die Indiana Jones noch nie gesehen haben will. Irgendwie hat das so überhaupt nicht in das Klischee-Weltbild dieser Serie gepasst. Bei Penny oder Bernadette hätte ich's noch geschluckt. Aber bei Amy war das so merkwürdig, dass ich hinterfragen wollte, warum es auf mich derartig merkwürdig wirkt. Das Ergebnis ist eben dieser fade Beigeschmack, ausgerechnet bei der einen verrückten Nudel ganz klar einen Strich zu machen und der jetzt extra NICHT irgendwelche nerdigen Charakterzüge zu geben. Ich meine, Amy ist gewissenhafter als die ADS kranke Penny. Die würde solche Hobbies pflegen. Die ist nahezu eine Brutstätte für skurile Hobbies. Das dann wiederrum NICHT zu machen sieht so krass nach Mutwillen aus.
 
Wie passen da Parodien wie "The Gamers" 1 und 2 rein? Dort wird ja auch überspitzt, aber wie würdet Ihr das beurteilen (mal abgesehen davon, daß es nicht so breit verbreitet ist)?

Und wenn mal aufmerksam schaut und mitbekommt, was augenscheinlich "normale" Leute so an Hobbie's haben, relativiert sich mit den TV-Nerd's ungemein. ;)
 
In der Reportagenreihe Wild Germany auf ZDF neo geht es in einer Sendung um das Thema Live-Rollenspiel (eine andere handelt von NVA-Reenactment, falls man so etwas auch zum Rollenspie zählen möchte). Andere Themen in dieser Reihe sind neben Posttraumatischen Belastungsstörungen, Heavy Metal, Sicherungsverwahrten und geheimen Reichsregierungen auch Leute, die sich freiwillig mit HIV anstecken lassen, oder sich auf Autobahnparkplätzen anonym zum Geschlechtsverkehr treffen.
 
@BdB:
Ein Aspekt der Serie, abgesehen von der Frage ob der Macher Rollenspieler ist, ist eine klare Ausrichtung auf das komödiantische hin. Mit einer tendentiell eher freundlichen bzw. nicht ganz dummen Moral.

Wenn ein Nicht-Rollenspieler sich die Nachtschleife ansieht so bin ich doch geneigt dem Zuschauer ein Mindestmaß an Intelligenz zu zugestehen. Selbst wenn der Zuschauer sehr,.. hilfsbedürftig, wäre erklärt Bernd doch am Ende dieser Schleife nochmal extra die Moral.
Daneben werden Personen die Nachts den KinderKanal einschalten und sich die Nachtschleife ansehen tendentiell mit "Bernd das Brot" vertraut sein.

@BBT:
Bei Amy wurde doch von Beginn an etabliert das sie keinem der Nerd-Themen etwas abgewinnen kann. Das heißt bereits vor der Folge um Indiana Jones, die relativ neu ist, hat sie bereits eine Ablehnung von Star Wars, Star Trek, Rollenspielen und Comics geäußert. Auch hat sie, anders als Sheldon, keine anderen auffälligere Hobbies wie z.B. Sheldons Faszination für Züge. Zwar kann sich Amy darin einarbeiten, wie in der Valentinstag Folge, aber es bereitet ihr keinen richtigen Spaß. Irritierend finde ich da eher das Bernadette keine Ambitionen in der Richtung zeigt.

Ansonsten glaube ich das sie bisher weniger weibliche Nerds zeigen weil sie eine Aussage treffen wollen, sondern weil sie noch keinen Plan haben wie sie diese in die Gruppe integrieren ohne das es zu "langweiligen" Beziehungen kommt.
 
Ansonsten glaube ich das sie bisher weniger weibliche Nerds zeigen weil sie eine Aussage treffen wollen, sondern weil sie noch keinen Plan haben wie sie diese in die Gruppe integrieren ohne das es zu "langweiligen" Beziehungen kommt.

Dass es den Machern anscheinend zu kompliziert ist, einen weiblichen Nerd zu integrieren, kritisiere ich ja. Das ist eine Aussage, die sie damit treffen.
 
Die Herausforderung dabei ist nicht nur einen weiblichen Nerd zu integrieren sondern eine Besetzungsstruktur / Dynamik die seit einigen Staffel etabliert ist zu verändern.

Das heißt die Stelle wo es vielleicht möglich gewesen wäre, wäre mit Rajs doch eher ähnlich abgedrehten Freundin.
Wobei man hierbei vermutlich zu spät erkannte das die Figur zu abgedreht ist.
Ansonsten habe ich das Gefühl verzweifeln die Macher schon daran Comic-Book-Guy zu integrieren. @.@;

Vielleicht sollten sie einfach Felicia Day anschreiben, sie um Hilfe bitten und dann reinschreiben? ^^;
 
Ich gehe auch nicht davon aus, dass sie es wollen. Dafür reiten sie viel zu oft auf der Geschlechtertrennung herum (mit ein paar wenigen Ausnahmen wie Nerdgirl XY, mit der Leonard seine Fernbeziehung betrügen will). Die positivere Aussage ist zwar, dass selbst die quirkigsten Töpfe einen Deckel bekommen, trotzdem bleibt das Comiczeug und der krasse Nerdkram Jungssache. Amy hat neben der wissenschaftlichen Brillianz und der (wenn auch nicht ganz so krass wie bei Sheldon entwickelten) sozialen Verkrüppelung das klassische unterdrückte weil nie wirklich ausgelebte Prinzessinnending mitbekommen. Im Inneren ist sie eben ganz Mädchen, komplett mit Barbiepuppen, Traumhaus und "ich definiere mich oft über meinen Traumprinz und will ihm gefallen".

Ich glaube, Big Bang Theory ist ein gutes Beispiel um zu sehen, dass vor allem auf bereits etablierten Klischees aufgebaut wird um diese zu verstärken. Ich würde auch nicht auf einen der dortigen Jungs deuten und sagen "guck mal, der is so wie ich" weil die alle Züge haben, die für mich überhaupt nicht gehen. Aber im Großen und Ganzen werden zumindest die klassischen Nerdthemen, wie der Sog völlig banaler Streitfragen (dem sogar die Weiber verfallen, als sie sich mal an den Comics ihrer Herren versuchen), recht gut persifliert. Wenn auch das forever alone-artige des Comicbuchladens und seiner Insassen etwas überstrapaziert wird. Das passiert aber auch beim asozialen Autismus / Asperger von Sheldon, ist eben ne sitcom.

Und da ich gerade eine der Folgen gucke, die mit D&D zu tun hat, fällt auf: bisher hab ich noch keine Serie gesehen, in der die Darstellung wirklich die echte Erfahrung berhürte. Ist irgendwie wie bei Videospielen, wenn die Darsteller wie Irre auf den Pads rumklopfen, obwohl kaum was auf dem Bildschirm passiert. Rollenspiel ist in solchen (mainstream) Medien eigentlich immer D&D und sowas wie Immersion gibt es nicht oder nur parodiert. Der schauspielerische oder gar ernstere Aspekt wird eigentlich nie dargestellt, was lustig ist, wenn man bedenkt, dass auch die Darsteller in den Medien nur das alte "pretend to be another person" Spiel spielen (dass durchs Publikum offensichtlich an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz gewinnt). Im Vergleich zu den Runden von Big Bang Theory wirken die Gamers-Runden noch richtig spaßig und immersiv.

Und um die Frage zu klären ob die Autoren Nerdgirls wollen oder nicht:

"I have never played Dungeons and Dragons with girls before."
"oh don't worry sweety, no one has."
 
Hab gerade nebenbei 'nen Artikel über Cosplay auf der Buchmesse gelesen. Der hieß "Cosplay und Manga auf der Leipziger Buchmesse - Für einen Tag richtig frei sein". War nur ziemlich oberflächlich, hat auch nicht unbedingt "Iiiihh Freaks!" geschrien...aber das Gesagte zwischen den Zeilen hat mich aufhorchen lassen. Gerade ja im Direktvergleich mit dem Karneval.

Da wurde die Cosplayerin als "stolz, aber unsicher" beschrieben, als sie vor der Kamera posiert. Da wird behauptet, Cosplay wäre anders als Karneval, weil "alle Cosplayer für einen Tag wirklich ihre Figur sein wollen" - und es wirkt beinahe so, als soll eine erkennbare Grenze gezogen werden zwischen den Karnevalisten und den Cosplayern. Und als die Cosplayerin im Interview angibt, das alles hätte nichts mit Realitätsverlust zu tun, sondern wäre auch nur eine Möglichkeit, um abzuschalten...wie Fussball schauen....da wird nicht geschrieben, dass es so ist. Da wird angegeben, sie "(emp)findet" das so.

Letztlich liest es sich so, als findet die unsichere Cosplayerin eben, ihr Hobby hat nichts mit dem Verlust von Realität zu tun und wäre so normal wie Fussball und Karneval...aber der Artikel unterstützt sie nicht. Er kommentiert all dies aus der Sicht eines vermeindlich neutralen Beobachters, wohlwollend...aber zweifelnd.

Hätte man sicherlich auch anders formulieren können.
 
Was ich nicht verstehe das muss Merkwuerdig sein.

Klar sind alle Schuetzenvereins-Mitglieder verkappte Amoklaeufer.
Klar wird in einer Reportage ueber laendliches Polen ein alter Klepper mit Wagenlenker und Zuggespannsfuehrer gezeigt. (Auch wenn die TV Crew 2 Wochen rumgurken muss um so einen zu finden, egal, das ist das Klischee, und das muss ja so sein)
Klar sind alle Moslems verkappte Attentaeter. Religion macht doch bloede.

Das einzige was mir zu so Berichten die fast nur Klischees bedienen ist das:

a) Die VerfasserIn keine Zeit fuer eine Recherche hat und da wird einfach was nachgeplappert was man wo aufgeschnappt hat und das seltsame herausgestellt
b) Die VerfasserIn schreibt so wie sie meint das die Redaktion es erwartet, quasi Weltsicht Selbstzensur, dann kommen Vorurteile raus
c) Es fehlt an offiziellem Sprachrohr/einer Organisationsform die es erlaubt Pressearbeit zu machen und somit ein positives Licht von Cosplay zu verbreiten
d) Es fehlt an deutschen Cosplay Inspirationen, Cosplay fuer Mangas sind zwei Merkwuerdigkeiten, also eine zuviel
 
Die Herausforderung ist wohl Cosplay zu präsentieren und zu erklären was an der Kostümierung anders ist als bei Karneval.
Ich finde es nachvollziehbar das dort sowohl Themenfremde als auch Cosplayer in's Rutschen kommen können.

Hinsichtlich der Inspiration ist es so das sich Cosplay in der Regel an Vorlagen richtet.
Das heißt es ist kein Mangel an Inspiration wenn Cosplayer auf Figuren aus Anime und Manga orientieren sondern natürlich.
Es findet sich in der Form sowohl in Amerika als auch, stärker noch als hier, in Japan.
 
Während Comics in Belgien und Frankreich zum Mainstream gehoeren, ist das in Deutschland eher belächelt und auf dem Niveau von Micky Maus Heftchen festgenagelt.

D.h. Mangas sind schon mal Suspekt/Kindisch
Das wandelt sich, aber wir haben da ausser den Lustigen Taschenbuechern eigentlich keine Tradition.

So etwas wie Valerian & Veronique http://de.wikipedia.org/wiki/Valerian_und_Veronique,
Der Blutrote Lotos http://fr.wikipedia.org/wiki/Kogaratsu
oder Die Tuerme von Bos-Maury http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Türme_von_Bos-Maury
ist in Deutschland nicht wirklich denkbar.

Noch nicht.
Niemals?

Wir sind eines der wenigen Laender die zwischen E und U Musik unterscheiden.
Wir sind eines der wenigen Laender die noch Pulp-Romane an Kiosken (Jerry Cotton, Perry Rhodan, Maddrax, G.F. Unger, John Sinclair, etc.) haben (?)....
Und Comics sind halt in der Schmuddelecke des Groschenheftchens verortet.

Schade eigentlich.
 
Von den drei zitierten habe ich in Belgien lediglich einer der Bände (Valerian) von der Auslage im FNAC in Erinnerung. ^^;
Bei Kollegen endete das Comic Wissen kurz hinter Tintin (Herge) und Smurfs.

Ansonsten gibt es hinsichtlich des Cosplay zu frankobelgischen oder amerikanischen Comics keine vergleichbar große wie zu japanischen Comics (Manga) sowie Serien/Filmen (Anime). Insofern ist die frankobelgische Szene sowie deren Akzeptanz für einen Beitrag über Cosplay und gerade das Cosplay auf der Buchmesse eher weniger von Bedeutung.
 
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