AW: Political Correctness im Rollenspiel
Ich bin die Tage über einen Blogeintrag gestolpert, in dem mangelnde Political Correctness in Medien allgemein angegriffen wird, mit besonderen Seitenhieben auf Sexismus und Rassenlehreeinflüssen im Pulp und dass so etwas heute nicht mehr vorkommen müsse.
Was heißt "Political Correctness" eigentlich?
FÜR MICH ist das ein aus den USA übernommener Begriff. Dieser hat dort eine ziemlich dubiose Historie hintersich gebracht, bevor er als Re-Import das "politisch korrekt" der 70er Jahre Kommies hierzulande verdrängt hat.
Ich hatte in meiner Zeit bei unterschiedlichen Jugendgruppen kommunistischer Splitterparteien hier in Westdeutschland die Gelegenheit völlig verkopften Debatten folgen zu dürfen, in welchen ALLES und JEDER, außer denen, welche die Ur-Bösen waren, als besonders schutzbedürftig eingestuft wurde. Dazu gehörten in erster Linie einmal ALLE FRAUEN, da Frauen ja grundsätzlich von den bösen Machthabern immer entmündigt und geknechtet wurden und im Heil des Kommunismus endlich befreit sein würden. - Das fand ich damals sehr interessant, da ich ohne Vater, aber mit voll berufstätiger Mutter, Großmutter und Tante, sowie meiner Schwester aufgewachsen bin, von denen ich stets der harmloseste, kompromißbereiteste, am ehesten zurücksteckendste gewesen bin (kein Scherz). Das sollten also die geknechteten, unterdrückten Frauen sein, welche ich täglich ihr Leben aktiv in die eigenen Hände nahmen? - Seltsam.
Als ich mich erdreistet das zu erwähnen, da hatte ich dann allen Ernstes hören müssen, daß solch eine Einstellung - und hier sind wie voll im Thema - "politisch nicht korrekt" sei.
Anderntags war ich bei einer anderen K-Splittergruppe (die Leute darin fluktuierten eh enorm und jeder kannte jeden).
Politisch korrekt ist zunächst immer eine ANSICHT irgendwelcher ANDEREN Leute, die sie DIR aufdrücken wollen, auf daß DU sie gefälligst beachten mögest.
Interessant dabei ist, daß beim Zücken der "Political Correctness"-Keule niemals das Bilden einer EIGENEN Meinung eine Rolle spielt, sondern nur das völlig unkritische und hingebungsvolle Akzeptieren und Beachten einer FREMDMEINUNG.
Das führt mich gleich zur nächsten Frage:
Und WESSEN "political Correctness" ist hier gemeint?
Das ist noch interessanter.
Anfangs kam MIR das über die linke Schiene in den Wortschatz. Später, also eher Ende der Achtziger, kam es dann erstaunlicherweise auf Englisch und von ALLEN Seiten. Fast allen. Die Ultrarechten und die Erzkonservativen hatten damals wie heute darauf geschissen, ob irgendwas "korrekt" (politisch oder moralisch-ethisch oder anderweitig) sei.
Komischerweise kamen da solche Sachen auf wie:
Die Quoten-Frau, die in einem harten Männer-Team, wo die Jungs nach den Heldentaten Fußball schauen, Bier saufen und schweinische Witze reißen wollen, so mit dazu getan wurde, damit die medienpräsenten Feministinnen nur die Fresse halten. Die Frauen hatten im Allgemeinen zwar eine ordentliche Figur, aber sie gaben keine gute Figur ab (siehe A-Team *kopfschüttel*).
Die Alibi-Neger in Filmen angesiedelt in Genres, wo beim besten Willen KEIN Neger je etwas zu suchen hat. Besonders verlogen: Die Alibi-Interracials. Die Liebes-Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen in Fernsehserien oder Spielfilmen, die so völlig außer Acht lassen, daß der Weiße sich nicht in den Gegenden, wo die schwarze Braut wohnt, blicken lassen kann, und die Schwarze in der Gegend, wo der Weiße wohnt, nur zum Dienstboteneingang ins Haus kommt. Ich nenne das VERLOGEN, weil hier Hollywood eine geistige Liberalität vorgaukelt, welche völlig der Alltagsrealität zuwiderläuft und so krass daneben ist, daß jegliche "suspension of disbelief" wegbleibt. Bei Sci-Fi-Stoffen oder anderen, weit, weit weg von der US-Gesellschaft der 80er oder späterer Jahrzehnte angesiedelten Settings mag ich das sogar noch abkaufen. Aber mittendrin in den USA der 90er? Nie! - Siehe Angel, die Fernsehserie: Dort wurde mit Gunn ein Alibi-Neger eingeführt, nachdem ja schon Buffy völlig White-Anglo-Saxon-Protestant-orientiert war (OK, Willow war die Alibi-Jüdin - das ist so ähnlich wie mit dem Alibi-Neger, nur sieht man es den Charakteren ja nicht an. Susan Ivanowa in B5 ist ja auch nur Alibi-Jüdin gewesen.). Gunn kommt aus seiner 'Hood und macht mit biederen Weißen rum? Unwahrscheinlich. Gunn reißt Nerd-Girl Fred auf? NIE IM LEBEN! Was hat Gunn an Aktivposten in die Serie mit einzubringen gehabt? Ich mein, AUSSER, daß er schwarz ist? - NIX. - Wenn man die Serie digital nachbearbeitet und Gunn einfach herauslöscht, dann fehlt einem NICHTS! - Das ist ein typischer Alibi-Neger. Da gibt es ja augenscheinlich Quoten für fremdrassige Besetzungen bei Film- und Fernsehproduktionen in USA.
Die Power-Homos müssen IMMER irgendwelche Eigenschaften haben, in welchen sie besser sind, als die normal-sexuell orientierten Charaktere, und sie sind immer BELIEBT. Gerade die Beliebtheit (being popular) ist in den USA ziemlich wichtig. Die Power-Homos kleiden sich stets besser als der Normalo, sie verdienen mehr Kohle als der Normalo, sie haben mehr Stil als der Normalo, und ihr Liebesleben ist - vergleichsweise - weniger krisengeschüttelt als bei den Normalos. - Gerne gibt man sich mit dem Einbau von Power-Homos ohne Ekel-Effekte sondern in schicken Klamotten als besonders tolerante, offene, und eben "politisch korrekte" Fernsehserie. Inzwischen aus als eigenes, über Geld und Konsummöglichkeiten verfügendes Publikum ausgemacht, gibt es ja auch eigene Serien, wo die Power-Homos unter sich sind, so daß hier Werbegelder gezielter fließen können.
Die Gutverdiener-Nicht-Weißen, das sind die Cosbys und andere Familien, nicht nur Neger, sondern auch Asiaten, Mexikaner (ja, die sind eigentlich Weiß, aber frag mal einen WASP-Ami, ob er sie als Weiße wahrnimmt), etc. Sie dürfen alle die teuren Sachen haben, die auch die Reich&Schön-Schickeria in den "rein-weißen" Serien wie Dynasty etc. haben dürfen. Dabei handelt es sich in den Serien und Filmen selten um den doofen, aber elendig langen Basketball-Neger, der seine Werbemillionen gut beisammengehalten hat. Und auch nicht um den Schmuddel-Gangsta-Rapper, der sein geschmackloses Domizil mit mehr Aufwand, als der Petersdom gekostet hat, hat "verklunkern" lassen. Sondern es sind die Rollen, welche man - ganz politisch korrekt - GERNE auch mal ein paar Schwarzen oder Gelben zugestehen würde: Ärzte, Architekten, Wissenschaftler - halt alles Kopfrollen, aber bitte nicht mit "Kommandogewalt". Also KEINE schwarzen J.R.s, kein schwarzes "Denver-Biest" bitteschön. Aber gerne eine leicht angedunkelt wirkende, aber ansonsten eher weiße Gesichtszüge tragende Halle Berry oder so. Halt eine ohne dicke Lippen, breite Nase und dicken Hintern, da das nicht so "kultiviert" wirken würde. - Man schaue sich mal die "Neger" und auch die Asiaten in den US-Medien an: wenn ich die Gesichter aus Hollywood vergleiche mit den Gesichtern aus Nachrichten oder Dokumentarfilmen, dann sehen die "Aliens", welche von Hollywood so schön "politisch korrekt" in gewichtige (aber nicht immer wichtige!) Rollen gestopft werden, weniger fremd aus. Mein ganz subjektiver Eindruck: Hollywood castet die meisten nicht-weißen Rollen so ähnlich wie bei Star Trek Next Generation und folgenden Serien die "Aliens" aufkamen: Weiße Gesichtszüge "umgespritzt" auf ein wenig mehr gelb, rot, braun, schwarz. - Man könnte meinen, daß allein das Auftauchen eines Neger-Darstellers mit wulstigen Lippen als schon nicht mehr "politisch korrekt" ausgelegt werden könnte.
Was mir dabei grundsätzlich auffällt ist, daß es sich bei diesen PC-begründeten Medientrends nicht um eine echte "Überzeugungstat" der Entscheidungsträger der Medienkonzerne handelt, sondern daß sie zum einen Schiß vor Verklagtwerden vor den recht teueren US-Gerichten haben, und zum anderen diese PC-Darstellungen mit dem Hintersinn die entsprechenden Konsumenten-Schichten (Neger, Latinos, Inder, Homos) anzusprechen. In der Cosby-Family schaltet man andere Werbung, als bei den Dukes of Hazard.
Würde sich mit der vordergründigen "Toleranz- bzw. Gleichberechtigungs-Darstellung" (im Gegensatz zu echter Toleranz bzw. Gleichberechtigung) kein Geld verdienen lassen oder zumindest Geldverlust durch Klagen vermeiden lassen, wären auch die US-Medien eher ein Spiegelbild der realexistierenden Intoleranzen, Vorurteile, Ungleichbehandlungen.
Anderswo stört man sich über die Conan-typische Darstellung von Frauen,
Schön doof. - Da wird über den gesenkten Blick, die kopulationsbereite Beinhaltung, etc. herumgelabert und sich so richtig schön entrüstet, daß man die ganzen Wichsgeräusche der verlogenen "Diskussions"-Teilnehmer nicht hört.
Was gibt es denn bitte daran auszusetzen?
Conan ist Stoff aus Zeiten, wo Männer noch ihre Frau aus dem Zimmer geschickt haben, wenn es ein "Männergespräch" zu führen galt. - Das ist zwar glücklicherweise historisch, aber eine nur mit ein paar Häkeldeckhen bekleidet, großbusige Frau in einer "Fick mich jetzt!"-Haltung WIRKT halt immer noch, weil solch eine Darstellung noch weit länger Etabliertes anspricht, als selbst die längstens zurückliegenden Conan-Stories hätten enthalten können.
Welches Rollenspielprodukt verkauft sich an 14- bis 84-jährige Männer (die Hauptzielgruppe für Rollenspielprodukte) besser: Das mit dem Cover, auf dem ein "röhrender Hirsch"-Barbar mit blutigem Schwert dasteht, oder das mit dem Cover, auf dem ein "röhrender Hirsch"-Barbar mit blutigem Schwert dasteht, zu dessen Füßen kniend sich eine Scharfe Braut (tm) bereit macht ihm einen zu Blasen? - Eben.
Sex sells.
PC hin oder her.
PC kommt vom ideologisch-verdrehten Kopf, aber der Schwanz ist schon immer mächtiger als das Hirn gewesen.
Rollenspiele mit Wilden, willigen, wohlproportionierten Weiber in sexbereiten Posen gab es schon immer und wird und MUSS es auch weiterhin geben.
Wenn man heute seine Video-Kanäle in der Glotze schauen will, dann bekommt man neben unsäglichem Geschwätz, blöden Labershows und - inzwischen selten geworden - auch mal einem Musikvideo den vollen Werbedruck der Klingelton-Anbieter ab. Und in denselben Werbblöcken werden einem Handy-Luder und andere Arsch-und-Titten-Themen fürs Handy angeboten.
Wenn ich in der Straßenbahn mehr Kiddies mit Handy-Fick-Spielen sehe, als nackte Weiber auf Rollenspielcovern, dann hat das Rollenspiel noch einiges diesbezüglich zuzulegen, bevor IRGENDWER mir mit der Frauendarstellung in Rollenspielen daherkommen soll.
Und dabei finde ich die Handy-Fick-Spiele nicht einmal irgendwie schlimm. - Die sind doof. Und sauteuer. - Aber irgendwie "schädlich"? Nie.
Wir leben in einer Zeit und in einem Kulturkreis, wo sich die Mädels selbst aussuchen dürfen, wie sehr sie sich in ihren Klamotten entblößen wollen. Damit man als (insbesondere pubertierender) Junge nicht ständig vor Dauererektion nicht mehr laufen kann, MÜSSEN sich die Jungs daran gewöhnen, wie es ist, wenn man bei den Mädels mehr und mehr anatomisch interessante Details sehen kann. - Nicht verbieten oder gar hinter einen Ganzkörperschleier verpacken (was ja auch wirklich zu schade wäre), sondern DAMIT UMGEHEN LERNEN. Und dabei hilft durchaus die freie Verfügbarkeit und freie Verwendung von solchen sexuellen Reizen.
Meine Güte, in jedem Autoteile-Katalog werden die langweiligsten Ersatzteile mit Mädels, denen man unter den Rock UND in die Bluse schauen kann, präsentiert. - In den Computer-Magazinen natürlich auch: wer seine Speicherchips verkaufen will, der tut gut daran den potentiellen Käufer mit einer Scharfen Braut anzulocken.
Sex sells.
Immer noch.
Wo ist die universelle und wortreiche Entrüstung über die Frauendarstellung in Computerteileanzeigen, in Autoteilekatalogen, auf Autoaustellungen?
Eben.
Das findet JEDER normal.
Und was soll da jetzt das Rollenspiel als so besonders gesellschaftlich brisant in puncto Frauendarstellung herausheben?
und wieder wo anders gilt es als verurteilenswert wenn man "Damsel in Distress"-Plots verwendet.
Wenn sich ein Mann schon erschießen lassen muß, dann wenigstens für die Aussicht kosmischen Sex mit einem geilen Weib, welches durch die Rettung zu außerordentlicher Dankbarkeit gerührt ist, zu haben. - Wo ist da das Problem?
Wenn sich ein Mann von einem Evil Sorcerer einfangen läßt und nur herumjammert und nichts auf die Reihe bekommt um abzuhauen, dann ist er ein Weichei und kann von mir aus dort bleiben. Interessiert keinen Schwanz.
Wenn aber die arme, unschuldige, üppige Prinzessin mit den gebärfreudigen Hüften in die lüsternen Hände des Evil Sorcerers fällt, dann WIRD es Sex geben. Entweder "non-consensual" zwischen Magus Evil und der Prinzessin, oder (vermutlich) "consensual" zwischen der geretteten Prinzessin und dem Retter. - Und was kann einen mehr antreiben als die Aussicht auf Sex?
Damit wäre ja wohl geklärt, warum das "Damsel in Distress"-Muster eines der UNSTERBLICHEN Stereotypen für "Gute Geschichten (tm)" ist.
Mir kommt ehrlich gesagt das kalte Kotzen wenn die großartigen alten Stoffe "re-imagined" werden, um ja politisch korrekt zu sein,
Ja. Neger bei Robin Hood. Neger und Philippinos bei den Drei Musketieren. Starbuck, der zigarrenqualmende Frauenflachleger, als Raumkampf-Matrone. Neger-Vulkanier! (Schon schlimm genug, daß die Klingonen "nachgedunkelt" wurden, statt die guten alten spitzbärtigen Kalter-Kriegs-Russen-Bleichgesichter in Schaftstiefeln zu bleiben, als die wir sie lieben gelernt haben.)
Alles Mist.
Andererseits gibt es dann Totalausfälle wie das Kreischen der Weiber bei AC, bei denen ich von der ganz anderen Seite das kalte Kotzen kriege und mich frage was die Macher sich damit eigentlich gedacht haben
Das finde ich aber tatsächlich eine Scheißidee. - Und hier kommen wir dem eigentlich interessanten Thema, welches NICHT "political Correctness" im Rollenspiel ist, näher.
Wie seht ihr das mit der Political Correctness in Rollenspiel?
Political Correctness hat in Rollenspielprodukten weit weniger zu suchen als in anderen Medien. Das liegt daran, daß sich damit weit weniger Geld verdienen läßt, weil Rollenspiele eh nicht die Durchdringung haben, wie andere Medien. Und weil bei der geringen Verbreitung von Rollenspielen - meist durch "Anfixen" von bereits Rollenspiele spielenden Leuten - auch kaum in nennenswerter Zahl klassische PC-Objekte wie Neger, Homos, Juden, Alte, Behinderte, Geisteskranke, etc. als ZIELGRUPPEN für Rollenspielprodukte in Frage kommen.
Mit ZIELgruppe meine ich, daß hier EXPLIZIT FÜR DIESE GRUPPE Rollenspielprodukte "optimiert" werden, so daß diese Gruppe möglichst angeregt wird mehr von diesen Produkten zu kaufen.
Rollenspiele richten sich in der Mehrzahl an den männlichen Kunden zwischen 14 und 34 Jahren, der meist keine feste Freundin und schon gar kein Kind hat - somit viel Zeit sich noch mehr mit Rollenspielen zu beschäftigen.
Die Rollenspiele, die tatsächlich an eine andere Zielgruppe gerichtet sind, waren gemischt erfolgreich. Bei WoD hat WW sich mit den goth-freakigen-rice-roman-jammerlappigen Kunden eine goldene Nase verdient. Blue Rose ist hingegen - obschon beachtenswert - als ein romantisches MÄDCHEN-Rollenspiel bei weitem nicht so erfolgreich geworden.
Es spielen immer noch anteilig mehr Jungs als Mädchen P&P-Rollenspiele (bei WoW oder bei Forenrollenspielen habe ich ganz subjektiv den Eindruck, verschiebt sich der Anteil gerade).
Jedes Unternehmen, jeder Rollenspielverlag wäre bescheuert, wenn nicht die HAUPTzielgruppe angesprochen würde. - Und die Bescheuerten gibt es sehr bald nicht mehr am Markt.
Jämmerlich finde ich, wenn sich Verlage mit wabbeligen Texten von etwaiger Verantwortung (die vor US-Gerichten belangbar sein könnte) zu befreien suchen. Da wird bei Deadlands:Reloaded herumgejammert über die Rolle der Frauen und der Neger und der Gelben im Westen. - Klar, der Weird West hat als alternative Historie auch einen guten Grund direkt aus dem Setting heraus, warum Frauen, Neger, Gelbe mehr Rechte, mehr Freizügigkeit, mehr Handlungsfreiheit haben können, als das bei einem historischen Old West Rollenspiel-Setting der Fall wäre. Aber trotzdem gibt es Voreingenommenheit bei den im Weird West lebenden Menschen.
Wenn man sich mal anschaut, wie sehr die Neger auch heute noch in den Südstaaten nicht für voll genommen werden, und wie lange die Sklavenbefreiung und rechtliche Gleichstellung der Schwarzen in den USA her ist, dann ist es doch nur NATÜRLICH, wenn man im Rollenspiel diese Themen auch ab und an heranzieht.
Ich lasse es die Spieler von Außenseitern (was im Weird West neben Chinesen oder Negern auch Leute aus Europa, die frisch eingewandert sind, sein können) schon merken, was die Eingesessenen für Vorurteile haben. Durch das Anspielen von solchen allzu menschlichen Verhaltensweisen gewinnen die NSCs und gewinnt die gesamte Spielwelt an Glaubwürdigkeit.
Und bei Castle Falkenstein wäre eine dramatische Eröffnung der wahren Sachverhalte einer spannungsgeladenen Situation nicht dasselbe, wenn die Damen nicht sogleich in Ohnmacht fielen. Das gibt den Herren doch die Gelegenheit sich als Retter, Held und charmanter Beschützer aufzuspielen. - Klar ist das ein Setting, welches sich an Verhaltensvorgaben aus einer Zeit vor jeglicher Gleichberechtigung orientiert. Und das weiß man ja auch vorher. Und daher kann man schon abschätzen, welche Rollen man als Frau da spielen kann. - Meine Frau spielt z.B. gerne eine ältere adelige Dame, die sehr auf Benimm, Formalitäten, und das typisch adelige Sich-um-alles-kümmern Wert legt. Nein, da sind keine actionreichen Kampfszenen drin. Aber trotzdem hat man Spaß dabei solch einen Charakter zu spielen. - Und für die Action-Szenen bietet ja CF noch die Femme Fatale an (welche ich übrigens für eher daneben halte - das ist so ein Fall von "politisch korrektem" Geschlechtsneutralismus).
Was ich im Übrigen für weit interessanter halte: In der Spielwelt Glorantha werden bei den einzelnen Völkern die Frauen und Männer NIE gleichberechtigt handeln können. Aber das ist kein Problem, da BEIDE IHRE EIGENEN KULTURSPEZIFISCHEN ROLLEN haben. Die Frauen sind in anderen Kulten initiiert als die Männer. Und wer sich diese - ja auf den Studien irdischer Mythen basierenden - Kulte anschaut, der wird SOFORT die Verhältnisse zwischen den Gottheiten und deren Zuständigkeiten VERSTEHEN. - Warum? - Weil dies eine Art "kulturelles Grundwissen" ist, welches in jedem irgendwo vorhanden ist, der in einer kulturellen Gemeinschaft aufgewachsen ist.
Wenn man die VERSCHIEDENHEIT der Rollen der Geschlechter betont, dann kann man ganz anregende Problemstellungen erleben, die bei der öden Gleichmacherei nie möglich wären.
Aber das wollen ja Vertreter der Meinungen, die sie selbst wortreich als "politisch korrekt" propagieren, nie hören.
Ist die Darstellung von Frauen als schwache Opfer, die von starken männlichen Helden gerettet werden und sich ihnen im Anschluß hingeben etwas was es heute nicht mehr geben darf?
Klar MUSS es das weiterhin geben. - Wenn eine Frau in VERKEHRTEN Rollen auftreten soll, dann ist sie gleich weniger attraktiv. Sie kann immer noch gut aussehen, aber sie strahlt nicht das "Fick mich"-Signal aus. Und das ist bei einem klassischen schwachen Opfer, welches von starkem, männlichem Helden gerettet wird, anders. Und der Held hat ja schließlich ALLES getan, um die Frau zu retten. Da wird er ja wohl ein wenig Dankbarkeit erwarten können. - Und nein, er muß sie nicht unbedingt flachlegen, sondern er kann sich das aus anderen, aus SEINEN EIGENEN Gründen verkneifen, wie im Gefangenen von Zenda, wo der Held seinem eigenen Ehrenkodex folgend die Liebe seines Lebens zurückläßt. Das macht auch einen Helden aus, daß er in der Not auf seinen gerechten Lohn verzichtet. Das macht ihn sogar zu einem größeren Helden, weil er ja sich durch viele Gefahren den Anspruch auf Befriedigung erworben hat.
Etwas was auch umgekehrt geschehen darf?
Kommt auf das Setting an. - In einem Sci-Fi-Setting, welches die aktuellen Beschränktheiten unserer Gesellschaft hinter sich gelassen hat, schon. In einem klassischen Fantasy-Setting vielleicht. In einem historischen Setting eher nicht. - Ausnahmen gibt es aber immer. Daher: Das kommt darauf an.
Etwas, wo immer auch ein erhobener moralischer Zeigefinger dabei sein muss?
Quark. Der muß nicht dabei sein. - ABER: wenn das Setting mit einer eigenen "Moral" daherkommt (wie die Kirche bei Necropolis, oder die Angelitische Kirche bei Engel), dann sollte allein aus dem Setting heraus, diese moralische "Lehre" Anwendung finden. - Gibt es solch eine vom Setting vorgegebene Instanz nicht, dann kann jeder frei seine eigenen Moralfindungen durchmachen (kann man auch bei Engel oder so, nur ist das mit der Zeit "ungesund").
Ist es OK heute noch solche Stoffe wie die Rassenlehre unterschwellig in dazu passende Genres wie Sword&Sorcery einzubauen, oder muss man das tot schweigen?
Das gehört komplett mit hinein. Genauso wie in ein zünftiges Cthulhu-USA-Szenario hineingehört, daß prinzipiell alle Neger, Inder, Chinesen, Mexikaner, etc. mit dunkelen Mächten im Bunde, arbeitsscheu und hinterhältig sind. - Wenn ich schon Lovecraft als Vorlage nehme, dann möchte ich das auch so dargestellt sehen.
Dürfen auf politische Unkorrektheit gezielte Spiele wie Violence, Barbaren oder Kill Puppies for Satan überhaupt existieren?
Existieren schon. - Aber hier sind wir bei der Frage, wie weit ein Rollenspiel gehen darf.
Und dabei gibt es natürlich die rechtliche Sicht: es darf soweit gehen, wie vom Gesetzgeber her erlaubt bzw. nicht verboten wurde.
Und es gibt die FÜR MICH wichtigere PERSÖNLICHE Sicht: es darf soweit gehen, wie ich mich darüber nicht ärgere, mich nicht ekele, mich nicht in meinen Gefühlen verletzt fühle.
Obschon auch der Gesetzgeber nicht gerade berühmt für KLARE, HARTE Formulierungen ist, so gilt das noch weit mehr für meine eigene persönliche Sicht: Was ist ZUWEIT für mich?
Das kommt darauf an.
Was wie in welchem Kontext, nach welcher Vorgeschichte etc. dargestellt/gespielt wird.
Kleine Ängste ist absoluter Tiefpunkt. Wirklich jenseits des Tolerierbaren. - Violence! (tm) ist eine geniale Satire, die einem das Lachen manchmal im Halse stecken läßt - und so geschrieben, daß ziemlich klar ist, was der Autor von Leuten hält, die es zu spielen beabsichtigen. - Barbaren ist eine blöd-verkopfte Retorten-Sache, die mit Sex daherkommt, aber unsexy wie ein x-beliebiges Rollenspiel aus desselben Geistes Ecke ist. - Kill puppies for Satan ist - anders als KÄ - viel zu offen, um hier sagen zu können, ob es zuweit geht oder nicht. Ich nehme das eher als Rollenspiel um "pathetic losers" wahr.
Wie gesagt: alles meine subjektive Wahrnehmung zum Thema bzw. zu den erwähnten Rollenspielen.