AW: Petition für einen Abschlussband
Und vor allem nix so übernatürliches, dachte eher an den großen Krieg zwischen Kriche und Diadochen, wo sich dann Nordbund, Jünger und die restlichen Briten noch mit den Diadochen zusammentun - und dabei werden dann die letzten Geheimnisse gelüftet.
Wär ich mit zufrieden gewesen, werd ich auch so spielen
Ich habe es so ähnlich zu Ende gebracht.
Der Rest des Posts ist SPOILER!!, will ja einige Infos aus Mater Ecclesiae und Hiobs Botschaft nicht frei herumposaunen. :koppzu:
Bei mir sah das Ende so aus:
Bei mir haben die Spielercharaktere den Laden zum Einsturz gebracht. ^^
Habe die in "Hiobs Botschaft" angedeuteten erwachsenen Engel als Vorbild genommen, nachdem meine Spielrunde ne ganze Zeit im "Auftrag des Herrn" unterwegs war (u.a. in Britannien) und irgendwann die grausige Wahrheit erfahren musste.
Die Schar hat ihren Ramieliten durch nen Haufen von Zufällen vor der Läuterung gerettet, und ist zudem auf eine Widerstandsgruppe in einer Diadochenstadt gestoßen, angeführt von zwei erwachsenen Engeln. Den Plot habe ich dann so aufgezogen das meine "erweiterte" Engelsschar sich mittels einiger reicher Diadochen zu einer Undercover-Truppe zusammengeschlossen hatte.
Habe auch den Charakter Wittgenstein aus den Hiob-Bänden als Quasi-Söldner mit ins Boot geholt mit dem Ziel die Wahrheit hinter dem Herrn der Fliegen zu finden. In Aeterna habe ich dann bei den Sarieliten so etwas wie das "Geheimarchiv des Vatikan" verborgen, dass sich letztendlich als unheimlich ausuferndes Rechenzentrum herausstellte. Da unser Ramielit bereits zuvor in seiner Kathedrale der Gedanken mit Computertechnik experimentierte (was ihm schließlich auch beinahe die Läuterung eingeheimst hätte) konnte die Gruppe den Geheimnissen auf die Spur kommen. Letztendlich stellte sich heraus das die Fegefeuer von gigantischen Spiegeln im Weltall hervorgerufen wurden, die ursprünglich im 22. Jahrhundert dafür vorgesehen möglichst viel Sonnenlicht von der Erde wegzureflektieren um eine künstliche "Eiszeit" zu erschaffen, die Erde also wieder um wenige Grad abzukühlen um die Klimakatastrophe abzuwenden.
Im 23. Jahrhundert brach schließlich der Dritte Weltkrieg aus, der diesmal die Krönung einer ständig fortschreitenden religiösen Fundamentalisierung war. Bei dieser Darstellung orientierte ich mich nicht an einem totalen nuklearen Winter, wie er oftmals thematisiert wird, sondern an den Auswirkungen der Atomtests auf dem Bikini-Atoll. Heute wirken die dortigen Inseln wie ein unberührtes Südseeparadies und das nur 50 Jahre nach dem absoluten Fallout. Dennoch sind Flora und Fauna durch und durch radioaktiv verseucht. Was würde das also für das Europa des 27 Jahrhunderts bedeuten? Richtig, ein begrenzter atomarer Konflikt würde nach 300 Jahren absolut gar keine offensichtlichen Auswirkungen haben, während die verborgenen Gefahren durch die vereinzelte Strahlung (siehe Bikini, wo nur noch vereinzelte Strahlungsspitzen zu verzeichnen sind und das nur 50 Jahre danach!) zu unerklärlichen Seuchen, Leiden und frühem Ableben führen würde. Die idealen Voraussetzungen also um die Menschen in das tiefste Mittelalter zurückzuwerfen, ohne das sie bemerken das es jemals anders gewesen ist, so ist auch zu erklären das immer wieder Erwachsene dem "Veitstanz" zum Opfer fielen. (Denn: Je länger man in Kontakt zu ihr ist, umso größer das Krebsrisiko der anhaltenden Strahlenbelastung.
Ergo: Die Menschen werden über Generationen hinweg einfach nicht mehr alt. Für die Zeitzeugen muss es so wirken, als würden alle "Erwachsenen" ganzer Generationen einfach sterben.) Nach den ganzen Kriegswirren gerieten die Weltraumspiegel in die Hand von zwilichtigen Subjekten, die in der Macht über die Sonne eine vermeintlich wirkungsvolle Waffe sahen. Allerdings waren diese unerfahrenen Überlebenden überhaupt nicht in der Lage die komplexe Technik dieser Wunderwerke zu verstehen. So gerieten die Spiegel durch missbräuchliche Verwendung außer Rand und Band und richteten sich nun gegen die Erdoberfläche. Nicht nur das die Sonne nun erneut ungebremst die Erde bestrahlte, im Orbit spielte sich zudem ein schauriges Ballett ab, bei dem einige Spiegel - je nach Sonneneinstrahlung - die Strahlen gar bündelten und wie durch ein Brennglas konzentriert auf die Erde richteten.
Dumm nur: Das Wissen wie man die Orbitalspiegel abstellt, oder umlenkt ist - spätestens im 27. Jahrhundert - komplett verlorengegangen. Die "Wissenden" (gleich mehr zu diesen Gestalten) wissen zwar um die Ursache der Fegefeuer, haben aber keine Möglichkeit die langsam rotierenden und in unterschiedlichen Intervallen gefährlich werdenden Spiegel aufzuhalten.
Die Polkappen schmolzen und wo die "Fegefeuer" niederregneten hinterließen sie verbrannte Erde.
Um diese biblische Flut und die Fegefeuer entwickelte sich - ausgehend von den überbleibseln einer fundamentalreligiösen Generation, die sich selbst in die Luft gesprengt hatte - zunächst ein neuer Kult, der sich binnen weniger hundert Jahre zu einer machtversessenen Theokratie entwickelte. Herz und Hirn der Ordnungsmacht war ein Symposium aus wenigen ehrgeizigen Männern und Frauen, die das Wissen um die Vergangenheit und die Anwendung der Technologien eifersüchtig hüten sollten. Ich entschloss mich in meiner Spielrunde sogar den Großteil des Konsistoriums als unwissend abzustempeln und legte die eigentliche Macht in die Hände einer kleinen Gruppe von "Wissenden", die zu der Zeit der Handlung aus niemals mehr als 5 Personen bestehen (die allesamt jeweils Konsistorialkardinal sind).
Darunter richtete ich eine ungleich größere Verwaltungsebene ein, bestehend aus ungefähr 2 Dutzend Personen in der ganzen bekannten Welt, die um die Geheimnisse der Engelserschaffung usw. usf. wissen, jedoch keineswegs um die Hintergründe zum Herrn der Fliegen, oder der Fegefeuer.
Dieser Herr der Fliegen und seine Traumsaat, ist nichts weiter als das Ergebnis eines Zusammenspiels von künstlicher Mutation und Evolution. Vor und während des großen Krieges wurden insbesondere Insekten zum Versuchsobjekt der kriegsführenden Parteien, bereits im 20. Jahrhundert experimentierte man an "ferngesteuerten Kakerlaken" zu Spionagezwecken. Vorteil von Insekten waren und sind die nicht von der Hand zu weisende Abwesenheit von geistiger Komplexität.
Ebenso sind Insekten schneller reproduzierbar als beispielsweise Säugetiere. Durch eine Unmenge von Experimenten, teils auch solche bei denen dreissig Zentimeter lange Hirschkäfer gezüchtet wurden, gingen diese vermeintlichen Kriegswaffen durch eine Vielzahl von genetischen Flaschenhälsen, im Verlauf der Kriegswirren und der nuklearen Verseuchung. Durch die plötzliche Dezimierung von Fressfeinden, wie den meisten Säugetierarten und nicht zuletzt durch die dramatische Vermehrungsrate, vollzogen sich binnen weniger hundert Jahre wahre Evolutionssprünge. Heute arbeitet die "Traumsaat" wie ein perfekt aufeinander abgestimmter Ameisenhügel. Eine Kollektivintelligenz lenkt den Schwarm, der letztendlich nur "reagiert".
Zurück zur Schar: Die Spielgruppe kommt zu dem Schluss, dass mitnichten fromme Kinder, die man als Engel zusammenbastelt eine Antwort auf die Bedrohung durch die Traumsaat sind, sondern der schnellstmöglich technologische Wiederaufbau Europas, wie er in den Diadochenstädten ja vehement praktiziert wird. Irgendwann mag es - wenn es noch nicht zu spät ist die alten Technologien wiederzuentdecken - sogar möglich sein die Fegefeuer aufzuhalten. Allesamt Gefahren, die dem Symposium der Wissenden zwar bewusst waren, jedoch billigend in Kauf genommen wurden um die eigene Macht zu erhalten.
Somit sind es vielerlei Aspekte, welche die angelitische Verschwörung nach einem viel zu langem Status Quo schließlich zum Einsturz bringen. Der Verlust der "Tinte" und des unvorhergesehenen Verlustes des Trondheimer Himmels wie auch die Invasion Britanniens, bei denen sich manche Kriegsteilnehmer auf angelitischer Seite nach dem Sinn des sinnlosen Abschlachtens gefragt haben. Gleiches gilt für die erstarkenden Diadochen zu und der Öffnung des Korridors von Korsika, wo nun ein ganzer Haufen "erwachsener" Engel die angelitische Sicht der Dinge erschüttert. Die Wissenden haben viel zu lange gezögert um dem drohenden Untergang ihrer Machtbasis entgegenzuwirken und nun, am Ende ihrer Tage setzen sie nochmal alles ein was sie haben um ihre Macht noch einmal mit Gewalt zu unterstreichen (siehe die Verzweiflungstat des Bello Britannico).
Die Chronik endet damit, dass das Fegefeuer auf Roma Aeterna zusteuert. Während das Konsistorialkollegium die Koffer packt und den Regierungssitz nach Nürnberg verlegen will, ist die erste und einzige Gelegenheit nach Jahrhunderten gekommen, dass Regime zu stürzen, indem man den Pontifex höchstselbst ins Boot holt. Konfrontiert mit zahlreichen Klonen, die sich in den Tiefen des Himmels befinden und die nun in ihren Alkoven ebenfalls nach Nürnberg transportiert werden sollen, wird Petrus Secundus über das Geheimnis seiner Unsterblichkeit, sowie das ihm drohende Schicksal (und das seiner aberhunderter Vorgänger) aufgeklärt. In einer inszenierten Abschlussmesse, nach der das Kardinalskollegium den Weg nach Nürnberg antreten will, bezichtigt Petrus Secundus alle Kardinäle als Hochverräter und Ketzer, aufgrund ihrer Flucht vor dem Fegefeuer, anstatt mit ihrem Glauben und ihren Gebeten bis zur letzten Sekunde dem "Herrn der Fliegen" Einhalt zu gebieten. Unter den Augen von zehntausenden Gläubigen werden die Kardinäle widerstandslos von den Templern und Engelsscharen gefangengenommen, die fünf Verschwörer erleben im Folgenden die "Läuterung" am eigenen Leibe. Am Abend erteilt der Pontifex allen Bewohnern der Heiligen Stadt den Evakuierungsbefehl, während er - und das verbliebene Kardinalskollegium - in der Stadt zu bleiben gedenken um den Gläubigen ein Zeichen zu geben. (Die Kardinäle nicht ganz unfreiwillig).
Petrus Secundus lässt eine Enzyklika in alle Welt verbreiten, indem er ankündigt durch sein Opfer und das der ewigen Stadt, ein Zeichen vor dem Herrn zu setzen. Im selben Schreiben hebt er den Technikbann auf und fordert die Menschen auf sich die Erde erneut mit allen Mitteln untertan zu machen und das Böse auf ewig zu vernichten. Am nächsten Morgen brennt die Heilige Stadt. Und unsere Helden fliegen einem ungewissen, aber immerhin freiem Schicksal entgegen.
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Natürlich kann man jetzt sagen: Eine wirkliche Auflösung ist dieses offene Ende ja auch nicht.
Aber die wichtigsten Fragen werden beantwortet und es gibt de facto kein Happy End, denn dieses wäre bei einem solchen Setting auch nicht angemessen.
Ich habe mich deshalb dafür entschieden, weil einfach keine der großen Fragen mehr offenbleibt, die ich mir selbst lang genug gestellt habe. Außerdem endet alles naturwissenschaftlich, wenngleich natürlich stets die Frage bleibt ob nun das Schicksal oder der Zufall eine Rolle spielte, als die Brandlandkorridore in das Antlitz der Erde geschnitzt wurde. Und dennoch ist die höhere Macht nicht ganz aus der Rechnung verschwunden, denn letztendlich offenbart ein Blick auf die Landkarte die seltsamen Muster, die die Fegefeuer auf ihnen hinterlassen haben. Mehr als diese Subtilität darf jedoch auch nicht auftauchen um das zarte Erschaudern vor dem Göttlichen nicht ins Lächerliche zu ziehen...
Ich hoffte mit diesem Ende meiner Spieler glücklich zu machen und drei von ihnen wissen bis heute nicht, dass Engel eigentlich gar kein Ende hat und ich mir das alles selbst ausgedacht habe. Das ist - für mich - der schönste Lohn.