1) Auch wenn es einen Teamanführer gibt, sollten die Rollen der anderen Charaktere so verteilt sein, daß sie individuelle Stärken haben, mit denen sie den Kapitän unterstüzen können. Dann kann man trotzdem als Team agieren, auch wenn einer letztlich zumindestens die kritischen Entscheidungen fällt.
Grundsätzlich ist es wünschenswert, wenn jeder Charakter Spotlight Zeit bekommt. Dieses geht am einfachsten indem die Charaktere unterschiedliche Dinge sehr gut können.
Ein Kapitän braucht bestimmte Fähigkeiten auf einem unterschiedlichen Niveaus, damit er überhaupt Kapitän sein kann. Das geht von Raumschiff steuern, Navigation über Allgemeinbildung bis hin zu Mannschafts (oder Personal)Führung.
Es ist egal welches System du nimmst, auf dem Schiff ist z.B. definitiv noch Platz für einen reinen Piloten, der Raumschiff fliegen besser als der Kapitän kann. Der reine Pilotenchar kann seine Attribute rein aufs Fliegen ausrichten, einige Fertigkeiten, die ein Kapitän braucht nicht nehmen und Nachteile/Handicaps nehmen, die ihn z.B. Mannschaftsführung oder Allgemeinbildung erschweren oder gar unmöglich machen. Ein junger Heißsporn, der nur Fliegen im Kopf hat, die Schule früh geschmissen hat und generell schüchtern ist kann nicht wirklich Kapitän werden. Bei dem Konzept sollte man achten, dass der Pilot auch genügend andere Fertigkeiten gut kann, wenn nicht in jeder Session mit dem Raumschiff geflogen wird.
2) Es ist wichtig, den Job des Kapitäns an den passenden Spieler zu vergeben. Das sollte man mit der Spielrunde abklären, was natürlich vorraussetzt, daß man seine Spieler halbwegs gut kennt und einschätzen kann.
Das kann ich nur unterschreiben. Als Negativbeispiel bringe ich ein militärisches Setting. Dort sollte ich als Spieler mit fremden Spieler den befehlsgebenden Offizier spielen. Der Charakter wurde mir zugelost. Ich spielte damals eher selten bis nie Anführer Charaktere. Die anderen Spieler wollten auch nicht von mir Befehle entgegen nehmen. Ich war von dem Conabenteuer enttäuscht. Ich mochte meinen Charakter nicht bzw. konnte ihn auch nicht wirklich gut spielen bzw. wenn ich Befehle gab, wurden diese von den anderen Spielern ignoriert. Bei einem Oneshot kann man auch nichts mit Degradierung etc. machen.
Was zu einem gewissen Problem führt: Was macht man, wenn man seine Spieler (noch) nicht kennt? Entweder, weil man eine neue Runde aufbaut oder eine Spielrunde auf einer Con anbieten möchte? Sind Settings, die einen Teamleader erfordern, generell für Conventions ungeeignet oder kann man die da auch spielen? Ich stelle mir das gerade recht schwer vor oder zumindestens immer mit dem Risiko behaftet, daß man den Job völlig falsch besetzt. Man kann als SL ja nicht immer einen Spieler mitbringen, den man kennt und dem man die Aufgabe zutraut.
Tendenziell rate ich von Teamleader erfordernden Abenteuern auf Cons eher ab, weil man die Spieler nicht kennt und/oder die Spieler einander auch nicht, so dass sie einander nicht wirklich vertrauen.
Es gibt aber auch Ausnahmen.
In Savage Worlds würde ich einen Teamleader bzw. einen Charakter mit Anführer Talenten durchaus an Spieler verteilen, denn dieser kann NSCs rumkommandieren und ist nicht auf das Good Will der anderen Spieler angewiesen.
In einer Savage Worlds Spelljammer Kampagne auf Cons gab es einen NSC-Kapitän des Schiffs, mit dem die meisten der PCs reisten.Das Schiff brauchte auch keine Crew, so dass der Kapitän auch keine Anführertalente brauchte. In Raumschiffkämpfen steuerte NSC Kapitän das Raumschiff. Die PCs mit magischer Begabung konnten im Kampf die Schiffkanone bedienen. Andere PCs konnten mit Jetpacks und Raumanzügen versuchen das feindliche Raumschiff zu entern. Es gab auch Piloten (die ja alle magische Begabung haben müssen, denn ohne sie können sie kein Raumschiff fliegen), die eigene Raumschiffe haben.
Nicht in jedem Abenteuer gab es einen Raumschiffkampf. Der Kapitän musste bei dieser Con Kampagne ein NSC sein, weil es oft unterschiedliche Spieler gab, so das ein Kapitän in Händen der Spieler, jedes mal spielt ein anderer Kapitän, nicht sinnvoll ist.
Ein militärisches Setting kann ich mir auf einem Con auch vorstellen, wenn zum einem allen Spielern vor dem Einstieg bekannt ist, dass es ein militärisches Setting mit einer Hierarchie ist (wer dann mitspielt muss diese Hierarchie akzeptieren) und Befehlsvereigerung heftige Konsequenzen hat. Wenn ein Befehlsverweigerer sofort erschossen wird, überlegt sich der Spieler dieses Charakters, ob er wirklich den Befehl verweigern will und damit dann die Runde, weil sein Charakter tot ist, nur noch als, hoffentlich stummer, Zuschauer verfolgen kann.
Bevor ich viel Zeit und Energie in die Ausarbeitung eine Kampagne stecke, die einen PC Teamleader erfordert würde ich erstmals schauen, ob ich für die grobe Idee genügend Spieler interessieren. Dann würde ich mich mit ihnen über die Kampagne, ihre Spielvorlieben und die möglichen Charakterkonzepte unterhalten. Dabei sehe ich, ob sich unter ihnen ein möglicher Teamleader Spieler befindet.
Ich würde eine Kampagne aus den Wünschen und Vorlieben der Spieler zusammenstellen als eine Kampagne zu erstellen, für die ich dann keine Spieler finde. Wenn die Wünsche und Vorlieben der Spieler soweit von meinen Wünschenn und Vorlieben, was ich leiten möchte, entfernt sind, dann sollte ich mir andere Spieler suchen.