Gut, Max, ich werde dir jetzt kein Stöckchen hinhalten, sondern noch ein letztes Mal versuchen, dir zu erklären, wo du falsch liegst. Ich lösche möglichst viel raus, was ein Aufreger sein könnte und gehe ausschließlich inhaltlich vor.
Emanzipation und "emancipation" klingen ähnlich, meinen aber nicht das gleiche. Das englische Wort meint sowohl die Befreiung als auch den Kampf um gleiche Rechte. Das deutsche steht eigentlich nur für letzteres, ersteres würde man eher als Sklavenbefreiung bezeichnen, und nur um die ging es hier. Dazu ein paar Fakten:
- Die Schwarzen in den USA hatten keinen nennenswerten Einfluss auf die Politik, die zum Ausbruch des Bürgerkrieges führte.
- Die Schwarzen in den USA hatten keinen Einfluss auf den Anlass, der den Krieg ausbrechen ließ.
- Die Schwarzen in den USA hatten keinen nennenswerten Einfluss auf das Kriegsgeschehen.
- Die Schwarzen in den USA hatten keinen nennenswerten Einfluss auf die Entscheidung der Sieger, die Sklaverei zu beenden.
Sollstest du zeigen können, dass es Gründe jenseits der bloßen Existenz schwarzer Intelektueller gibt, den Schwarzen in den USA hier mehr Wirkmächtigkeit zuzuschreiben, dann bin ich gerne bereit, das zu erörtern. Auf Basis dieser vier Punkte muss ich jedoch zunächst davon ausgehen, dass die Schwarzen das Ende der Sklaverei nicht aktiv mitgestaltet haben, weil sie es nicht konnten.
Das berührt in keiner Weise, dass viel Schwarze gegen die Sklaverei gekämpft haben. Ebensowenig berührt das, dass der Kampf um mehr Rechte bis hin zur (immer noch nicht erreichten) Gleichberechtigung zum überwiegenden Teil von Schwarzen ausgefochten wurde und wird.
Ich glaube, hier liegt das Problem begraben. Ich habe keine Einstellung. Ich habe eine fundierte und begründete Meinung zu bestimmten historischen Vorgängen im Zusammenhang mit dem US-Bürgerkrieg. Es wäre möglich, dass ich etwas übersehe. Das ist immer möglich.
Ich glaube, dass du eine
Einstellung hast. Diese beinhaltet meiner Vermutung nach, dass du es als in höchstem Maße "offensive" betrachtest, zu formulieren, was ich da formuliert habe, weil es US-Schwarze bei einem der wichtigsten Ereignisse ihrer Geschichte zu "Objekten" (eher im grammatischen Sinn) macht, die das Ziel von Handlung sind, anstatt dass sie selbstermächtigt handeln. Meiner Kenntnis nach lässt die historische Situation aber nur diesen Schluss zu. Deine Einstellung scheint zu der Reaktion zu führen, dass das nicht sein kann, weil es nicht sein darf.
Zusätzlich dazu ist mir natürlich bewusst, dass weiße Rechte in den USA diese Umstände gerne anführen, um die USA von der Schuld der Sklaverei reinzuwaschen. Damit lässt sich sehr einfach umgehen, auch ohne die Geschichte zu verdrehen. Zumindest wir sollten das können. Das es US-Amerikanern häufig eher schwer fällt, differenziert auf die Ambivalenzen der eigenen Geschichte zu schauen, ist ein altbekanntes Problem.