Nein, das Problem ist nicht, das die Handlung auf die Charaktere fixiert ist. Das ist für mich mehr oder weniger normal.
Das Problem ist eher, das der Charakter an sich eine Spaßbremse ist und/oder das System "Spaß" irgendwelchen anderen Gesichtspunkten unterordnet.
Schaut euch mal den Archetypischen UA-Charakter an. Entweder wir haben das Strassenlevel, dann ist er ein "normaler" Mensch der mit dem (ermangelns eines bessern Wortes) "Übernatürlichen" in Kontakt kommt und darauf reagiert.
Zum besseren Verständnis: Alle Probleme und Monster in UA sind "handgemacht" und stammen in letzter Konsequenz von Menschen.
Auf deutsch: Ich werde zur Zielscheibe eines neurotischen Irren. Mit übernatürlicher Begabung. Das KANN Spaß machen, aber meine Definition von Spaß beinhaltet "wegrennen" als Pfuiwort.
Spiele ich nun ein Level höher, dann bin ich selber einer dieser neurotischen Irren. Mein Charakter wird einen signifikanten Teil seiner Zeit damit verbringen sich a) Besinnungslos zu saufen, b) Geld zu verdienen, das er nicht ausgeben DARF oder c) sein Leben damit zu verbringen alten Pornos hinterherzujagen, um dann Szenen daraus nachzustellen. Und natürlich darf kein kein normales Privatleben haben.
Ich mag keine gestörten Chars. Zumindest keine, die so gestört sind das sie sich lieber aufschlitzen liessen, als eine Folge Buffy zu verpassen.
Und noch ein Level höher: Hier regiert der Wettbewerb "Wer ist das geilste Abziehbild!" Bloss nicht originell sein, nein, Archetyp all the way, Baby. Wenn die Archetypen ja was taugen würden, aber NEIN, ich habe nur dann Optionen auf Unsterblichkeit wenn ich der Archetypischte aller Schreibtischhengste bin. Oder die archetypische Mutter. Oder einer von 400 anderen Langweilern.
Das einzige, was dieses Setting bisher angeregt hat ist die Massenerschiessung aller Penner in New York. Könnten ja ein paar gefährliche Dipsomanten daruntergewesen sein. Als nächstes dann die Börsenmakler, Plutomanten sind gefährlich...
So etwas langfristig spielen? Gnade mir Gott, ja, ich will einen Charakter haben dessen Erfüllung es ist Bücher zu horten oder schlechte Pornostreifen nachzustellen! Jemand der gewohnheitsmäßig versucht sich Finger abzuschneiden und zu allem Überfluss auch noch mit lauter solchen kranken Typen abhängt!
Hier ist mein persönliches "kleine Ängste" erreicht. Es entspricht nicht meiner Definition von "Spaß haben", jemanden zu spielen der a) von den Monstern unter seinem Bett sexuell mißbraucht und/oder aufgefressen wird und dagegen wehrlos ist oder b) so würdelos und durchgeknallt ist das die Einweisung in die Klapsmühle eine echte Verbesserung der Situation darstellt - aus Sicht seines Spielers!.
Nobilis ist die System-Spaßbremse, die alle Versuche etwas Fun zu haben mit einem Metagame-Grund erstickt (Lord Entropy). Wozu bin ich Gott, wenn alles was ich darf Blumen züchten und Kaffeekränzchen halten sind? Warum sollte ich den Excrucians Einhalt gebieten, wenn die Jungs doch nur meinem Leiden ein Ende setzen wollen?
Wir haben hier das Post-Apokalypse-Setting-Syndrom*. Niemand WILL das ernsthaft spielen.
*= Spieler 1:"Erzähl mal."
SL: "JA, also...Blabla....Strahlung...blabla...Mutanten...blabla...Krankheiten...blabla...fiese Viecher...blabla...Angst!...blabla...Langsamer Verfall...blabla...unheilbare Krankheit..."
Spieler 1:"Ich nehme meine Pistole, stecke sie in meinen Mund und drücke ab. Wer kommt mit ins Kino?"
-Silver