Noah

SeelenBlut

Devil was an angel too
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26. Januar 2004
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Out of Character
Ich habe ja mal beinahe sowas wie einen kreativen Anflug gehabt. Das Geschreibsel ist ein Teil einer Chargeschichte:



Weiden sind heimtückische Bäume. Ihr wisst es nicht, denn ihr seht sie immer nur friedlich am Wasser stehen, ihre langen dünnen Zweige der im Mondlicht silbrig glänzenden Oberfläche entgegenstreckend. Doch bei Neumond, bei Neumond verlassen sie ihren angestammten Platz, recken knarrend ihre verschlungenen Glieder und stapfen langsam aber unaufhaltsam auf die Häuser der Menschen zu. Ihr glaubt mir nicht, ich sehe es euch an. Aber fragt eure Kinder. Fragt sie, wie oft sie schon in einer mondlosen Nacht voll Schrecken aus dem Schlaf erwacht sind, weil lange dürre Finger vor ihre Fensterscheiben klopften, ganz leise und sacht zunächst, aber mit immer größerer Beharrlichkeit. Und fragt sie nach den Gesichtern aus Holz und Blättern, die sie durch das Glas angestarrt haben. So sind sie, die Weiden. Und sie beschränken sich nicht darauf, Kinder zu erschrecken. Sie haben weit schlimmeres im Sinn und lauern nur auf die richtige Gelegenheit.

Ich hätte es verhindert, wenn Ally oder ihr Mann Noah auch nur einmal stehen geblieben wären, um mir zuzuhören. Ich hätte sie gewarnt. Oft genug habe ich es versucht. Aber sie waren taub, so wie ihr überhaupt alle immer taub seid für das, was ich euch zu sagen habe.

Wie habe ich mich für die beiden gefreut, als sie im letzten Sommer hier eingezogen sind. Sie waren so voller Kraft und Liebe und so jung. Tag für Tag erfüllte Allys Lachen den alten Garten, während sie Beete anlegte und Unkraut jätete, Fallobst sammelte und Wäsche zum Trocknen in die Sonne hing. Abend für Abend kehrte Noah heim zu ihr und stürzte sich mit Feuereifer darauf, das baufällige Haus zu reparieren und sein Lachen mischte sich mit ihrem und mit dem Geräusch von Sägen, Hobeln und Hämmern.

Natürlich konnte ich nicht alles sehen, was die beiden miteinander taten. Es ging mich ja auch nicht wirklich etwas an. Doch dass ihre Liebe Früchte trug, konnte ich Allys Leib schon im Winter deutlich ansehen. Natürlich war ich nicht die einzige, die es sah. Auch die Weiden am Bach, ganz in der hintersten Ecke des Gartens, wussten Bescheid. Ich spürte geradezu, wie ihre Gier und Vorfreude wuchs, wann immer Ally ihnen beim Wäscheaufhängen oder Unkraut jäten nahe kam. Sie hätte es auch bemerken können, wenn sie dem Wispern der Weidenblätter mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte.

Als Allys Leib immer runder wurde, kam sie seltener in den Garten. Dafür übernahm Noah mit dem Einsetzen des Frühjahrs viele ihrer Arbeiten. Oft blieb er auch bei mir stehen und fast hoffte ich, er hätte mich verstanden, als er eines Morgens die Beete unter den Schlafzimmerfenstern umgrub und neu bepflanzte. Doch er pflanzte nur fleißige Lieschen, hübsch anzuschauen, aber dumm wie Bohnenstroh und als Schutz nun wirklich keinen Pfifferling wert.

So konnte ich mich nicht wirklich für die beiden freuen, als schließlich der kleine Noah jr. zur Welt kam. Es war Mai und die Tage waren schon wieder lang und warm. Voller Stolz trugen Ally und Noah ihren Sohn im Garten herum, nicht ahnend, dass sie damit die böse Begierde der Weiden noch mehr anstacheln würden.

Nachts ließen sie, stellt euch nur vor wie töricht, das Kinderzimmerfenster halb geöffnet. Dabei weiß doch jeder, wie gut ein Säugling riecht, und dass der Geruch die anlockt, die Böses im Sinn haben. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die alten Weiden sich auf den Weg machen würden, um ihr böses Spiel zu treiben. Sie warteten bis zur nächsten Neumondnacht.

Ich konnte hören, wie sich ihre Wurzeln mit leisem Schmatzen aus dem Schlick am Bachufer lösten. Langsam, ganz langsam, setzten sie knarrend einen Wurzelfuß vor den anderen und bewegten sich so auf das Haus zu.

Ein Kauz ließ seinen Warnruf erschallen. „Wenn ein Kauz ruft, stirbt ein Mensch!“, sagen die Alten. Sie haben recht damit. Aber es ist nicht die Schuld des Kauzes, er will nur Gutes tun. Doch auf ihn hört ihr ja genauso wenig, wie auf mich.

Schon hatten die Weiden die Hauswand erreicht. Warum nur hörten Ally und Noah das Klappern nicht, als ihre höchsten Äste an die Dachrinne schlugen? Warum sah keiner von ihnen die dürren, langen Schatten vor den Fenstern? Die erste Weide streckte ihre dünnen langen Zweige durch den Fensterspalt. Ihre Spießgesellinnen taten es ihr nach.

Jetzt wurde das Baby wach, doch sein Versuch zu schreien, als es das Böse auf sich zukommen sah, wurde sogleich durch Weidenblätter erstickt, die sich in seinen Mund schoben. Dünne, biegsame Weidenruten schlangen sich um seinen Hals. Es braucht so wenig, einen Säugling zu töten -- so ein kleiner, hilfloser Körper.

Niemand weiß, warum die Weiden das tun, warum es ihnen solche Befriedigung bereitet, junges unschuldiges Leben zu nehmen. Ebenso unbemerkt, wie sie gekommen waren, zogen sich die Bäume wieder ans Bachbett zurück.

Kurz darauf ging das Licht im Kinderzimmer an. Es war Zeit für Ally, Noah zu stillen, der in dieser Nacht so besonders ruhig in seinem Bett zu schlummern schien. Erst als Ally näher trat, sah sie, dass er blau angelaufen war. Ihr verzweifelter Schrei weckte ihren Mann.

Später tauchten die flackernden blauen Lichter auf dem Polizei- und Notarztwagen den Garten in unheimliches Licht. „Dort!“, versuchte ich ihnen zuzurufen. „Seht ihr nicht, dass die Weiden an anderer Stelle wurzeln als zuvor? Schaut euch doch den aufgerissenen Boden an!“ Doch natürlich hörten sie mich nicht. Sie verluden den kleinen Leichnam in einem Plastiksarg. Dann führten sie Ally und Noah ab. „Schrecklich, wie oft Eltern mit ihrem Neugeborenen überfordert sind“, sagt der Notarzt zu einem der Polizisten. „Das ist doch kein Grund, ein Kind zu töten. Dann holt man sich eben Hilfe“, antwortet dieser, sichtlich erschüttert.

Inzwischen ist der Garten verwildert. Noah und Ally leben hier nicht mehr. Ich hätte ihnen geholfen, aber sie haben ja nicht auf mich gehört. Ich bin nur eine alte Eberesche, die am Ende des Gartens steht. Neben die Schlafzimmerfenster sollt ihr uns pflanzen! Nur da können wir euch beschützen.
 
Hey, die Geschichte ist cool! Gefällt mir!
Aber mit toten Kindern kann man bei mir immer punkten!! :chilli: *Ja, sehr böse und nicht politisch korrekt aber mich nerven solche Blagen in Geschichten häufig*

Und die Bäume.... kennst du den Film: Das Kindermädchen ?
Der wäre bestimmt was für dich!

Für was für eine Charaktergeschichte ist das denn, bzw was für ein Charakter wird da denn gespielt?
Was für ein RPG?


H
(extrem neugierig :D )
 
Ach du Schreck.

Ich und Horrorfilme? Man glaubt es kaum, aber ich habe immer eine Heidenangst *g*

Anfänglich wurde der Char für eine X-men Chronik erstellt, allerdings kam das nicht ganz an.
Zwischenzeitlich habe ich ihn mal nur so gespielt, mittlerweile ist er umgeschrieben für eine 19 Jh. Story..

Freut mich wenns gefällt

brustschwell
 
Find ich superklasse. Hast du dafür irgendwo in Märchenbüchern oder sowas recherchiert? Ich mag den Hintergrund...
 
Nur ein bisschen in einem Buch über Kelten und deren Kultur geblättert. Ich weiss nicht mehr genau was drin stand aber der Aberglaube bezog sich irgendwie auf die Bäume
 
In 'Das Kindrmädchen' geht es um eine Druidin, die einen Pakt mit einem Baum hat, sich immer als Kindermädchen in Familien einschleicht, um an Babys zu kommen, und diese dem Baum zu Opfern!

Ziemlich fiese (und blutig) vom Regisseur ODER Author von 'Der Exorzist'!!!


H
 
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