Freako
Der Kriegerpoet
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- 4. April 2004
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1. Kapitel
Nervös zupfte der Junge sein Hemd zurecht. Sie würde bald ankommen; von der Bushaltestelle bis zu ihm waren es nur vier Minuten zu Fuß, und sie legte diesen Weg für gewöhnlich im Rennen zurück. Er liebte es, sie laufen zu sehen- so hatte er sie kennengelernt.
Unruhig sah er sich in seinem geräumigen Zimmer um. Es war so ordentlich und sauber, dass seine Mutter vermutlich wortlos den Kopf geschüttelt und ihm liebevoll durch die Haare gestrubbelt hätte. So sah es nur aus, wenn sie kam. Er spürte einen kurzen, aber heftigen Stich im Herzen, als er an Mutter dachte. Doch das Gefühl war so schnell vergangen, wie es gekommen war- er war viel zu aufgeregt über das Kommen des Mädchens.
Der Junge erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und ging ins anliegende Badezimmer, um sich noch einmal eingehend im Spiegel zu betrachten. Er blickte in klare, blaugrüne Augen, die voller Zuversicht und Vorfreude aus einem hübschen, jugendlichen Gesicht und unter einem Schopf weicher, dunkelblonder Haare hervorstrahlten. Erst vor kurzer Zeit war sein kindliches, rundes Antlitz schmaler geworden, und die Züge der Jugend waren gerade dabei hervorzutreten.
Er lächelte probehalber, machte den Mund auf und sagte: „Hallo!“, räusperte sich dann und sagte noch einmal: „Hallo!“.
Sie fand, dass er süß aussah, wenn er lächelte.
Es klopfte an seiner Tür. Unwillkürlich fuhr er herum und rannte aus dem Bad hinaus, zurück in sein Zimmer und zu der Glastür hin, die auf seine schmale Terrasse führte. Dort stand sie; ein junges Mädchen, im selben Alter wie er, mit dunklen, fast schwarzen Augen und glatten, wunderschönen Haaren in der selben Farbe. Sie lächelte, als sie ihn sah, und dieses Lächeln ließ sein Herz rasen. Seine Hände zitterten leicht, als er die Klinke herunterdrückte und die Tür öffnete, um sie hineinzulassen.
Das Mädchen trat ein, lächelte und gab ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange. Als sie wieder zurücktrat und ihn anlächelte sah er, dass sie genauso rot im Gesicht war, wie er sich fühlte.
Sie sahen sich noch einen Augenblick lang verlegen an, dann gab der Junge sich einen Ruck und schloss die Tür.
„Hallo!“ sagte er.
„Hallo!“ entgegnete sie, und sie schwiegen abermals für kurze Zeit.
Er würde sich nie daran gewöhnen können. Immer wenn er sie sah, wusste er nicht, was er sagen sollte, obwohl sie bereits seit zwei Monaten seine Freundin war und er sie seitdem fast jeden Tag gesehen hatte. Doch wie immer legte sich ihre Nervosität schnell; sie legte ihre Jacke und ihre Tasche auf den Stuhl auf dem er zuvor gesessen hatte, und sie sprachen miteinander, in vertrauter Nähe nebeneinander auf dem Bett sitzend.
Doch heute war etwas anders... er spürte es, und sie auch, und es war etwas, das sie beide atemlos machte. Nachdem sie den Eistee ausgetrunken hatten, den er für sie gemacht hatte- es war ein Rezept, das er von seiner Mutter hatte- saßen sie immer noch nebeneinander, doch plötzlich fielen sie beide in ein längeres, beinahe unbehagliches Schweigen, und keiner wagte, den anderen anzusehen.
Der Junge blickte auf seine Füße, zum Fenster hinaus, wo die untergehende Sonne allmählich begann den Himmel im Westen orange zu färben, und zurück auf seine Füße. Seine Gedanken kreisten wie wild in seinem Kopf, und er spürte, dass es ihr genauso erging. Reiß dich zusammen, dachte er- und als er schließlich, nach einer großen Kraftanstrengung seinen Kopf zu ihr wandte sah er direkt in ihre tiefen, dunklen Augen. Und ohne sein Zutun lehnte er sich weiter zu ihr hinüber, sie schlossen beide die Augen, und ihre Lippen berührten sich.
Es war der erste richtige Kuss in seinem Leben, und tausend Gefühle durchströhmten ihn in diesem kurzen, glücklichen Augenblick. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Es schien ihm, als würde die Welt um sie beide herum verschwinden, nur wohl behütende Dunkelheit, in der sie sicher und glücklich waren, so lange sie währte.
Der Junge wusste nicht, wie lange sie so da saßen und sich küssten, doch als er die Augen wieder öffnete und sich behutsam von ihr löste war ihr Anblick und das Gefühl der Zuneigung zu ihr einfach so überwältigend, dass er alle Zeit vergaß. Sie sah ihn mit ihrem fast noch kindlichen, unschuldigen Blick an, und er lächelte verlegen.
Und die Rosen fielen ihm ein.
Sein Herz schlug noch einmal kurz höher, als er daran dachte, was seine Mutter zu ihm gesagt hatte, und was er vorgehabt hatte heute zu tun. Fast hätte er es vergessen! Doch nun war er entschlossener als vorher es zu tun.
Immer noch lächelnd sagte er:
„Warte bitte kurz... ich hole nur schnell etwas!“
„Was denn?“ fragte sie neugierig; Doch er lächelte nur auf seine kindlich- verschmitzte Art und rannte eilig aus seinem Zimmer hinaus, die Kellertreppe nach oben und durch die Küche in den großen Garten des Hauses. Zielstrebig steuerte er die hinterste Ecke des Grundstücks an, und dort standen sie, im verblassenden Licht der Abendröte noch feuriger blühend als sonst.
Ein wunderschöner, buschiger Rosenstrauch, die Stiele dick und gerade, die Dornen kräftig und die Blätter von dunklem Grün; doch die neun großen, dunkelroten Rosenköpfe zogen jeden Blick auf sich. Es waren die prächtigsten Rosen, die der Junge jemals gesehen hatte; und er hatte viele Rosen gesehen. Das hier jedoch waren seine Rosen, ein Geschenk seiner Mutter- ihr letztes Geschenk an ihn.
Wieder dachte er an ihre Worte und zögerte einen Augenblick.
Ob er sie liebte? Natürlich liebte er sie! Das Klopfen in seiner Brust und das feurige Gefühl auf seinen Wangen sagten ihm genug in diesem Augenblick. Schließlich griff er an den Strauch und knipste mit dem bloßen Daumennagel eine der Blüten mitsamt einer Handspanne ihres Stiels ab- so wie seine Mutter es ihm gezeigt hatte.
Er drehte die Rose noch einen Augenblick zwischen den Fingern. Sie sah nicht aus wie eine gewöhnliche Rose. Ihre Blütenblätter ragten wie die Zacken eines Sterns hervor, nur in kugelförmiger Form; man hätte sie für einen Polarstern halten können, wären ihre Blüten nicht von dieser seltenen, weinroten Farbe gewesen. Wasser perlte noch auf ihr- Vater musste wohl am Mittag noch die Blumen im Garten gegossen haben.
Auf dem Rückweg in sein Zimmer fielen ihm die beiden leeren Weinflaschen auf dem Couchtisch auf. Sie waren am Mittag noch nicht dort gewesen. Doch er dachte sich nichts dabei sondern lief zurück in sein Zimmer, vor Aufregung zitternd, was sie wohl zu der Rose sagen würde.
Das Mädchen saß auf seinem Bett und sah sofort zu ihm auf, als er hereinkam. Sie lächelte, doch als sie die Rose in seinen Händen sah weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen und Bewunderung.
„Ist die...“ fragte sie, beinahe erschrocken.
Der Junge trat zu ihr und legte ihr die Rose vorsichtig in die zitternden Hände.
„Sie ist für dich! Und... sie heißt wie du!“ fügte er hinzu. Sie sah ihn nur wortlos an, und ihr Blick wanderte unstet zwischen ihm und der Rose hin und her. Dann lächelte sie, und eine einzelne Träne der Rührung rollte ihre zarte Wange hinunter.
„Ich... mag dich!“ sagte sie, und ihm lief wieder ein wohliger Schauer über den Rücken.
„Ich mag dich auch...“ brachte er schließlich hervor.
„Wir werden immer zusammen sein... oder?“
„Ja, für immer!“ antwortete sie, und das Glück strahlte aus ihren Augen.
„Es ist so eine schöne Rose...“
Nervös zupfte der Junge sein Hemd zurecht. Sie würde bald ankommen; von der Bushaltestelle bis zu ihm waren es nur vier Minuten zu Fuß, und sie legte diesen Weg für gewöhnlich im Rennen zurück. Er liebte es, sie laufen zu sehen- so hatte er sie kennengelernt.
Unruhig sah er sich in seinem geräumigen Zimmer um. Es war so ordentlich und sauber, dass seine Mutter vermutlich wortlos den Kopf geschüttelt und ihm liebevoll durch die Haare gestrubbelt hätte. So sah es nur aus, wenn sie kam. Er spürte einen kurzen, aber heftigen Stich im Herzen, als er an Mutter dachte. Doch das Gefühl war so schnell vergangen, wie es gekommen war- er war viel zu aufgeregt über das Kommen des Mädchens.
Der Junge erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und ging ins anliegende Badezimmer, um sich noch einmal eingehend im Spiegel zu betrachten. Er blickte in klare, blaugrüne Augen, die voller Zuversicht und Vorfreude aus einem hübschen, jugendlichen Gesicht und unter einem Schopf weicher, dunkelblonder Haare hervorstrahlten. Erst vor kurzer Zeit war sein kindliches, rundes Antlitz schmaler geworden, und die Züge der Jugend waren gerade dabei hervorzutreten.
Er lächelte probehalber, machte den Mund auf und sagte: „Hallo!“, räusperte sich dann und sagte noch einmal: „Hallo!“.
Sie fand, dass er süß aussah, wenn er lächelte.
Es klopfte an seiner Tür. Unwillkürlich fuhr er herum und rannte aus dem Bad hinaus, zurück in sein Zimmer und zu der Glastür hin, die auf seine schmale Terrasse führte. Dort stand sie; ein junges Mädchen, im selben Alter wie er, mit dunklen, fast schwarzen Augen und glatten, wunderschönen Haaren in der selben Farbe. Sie lächelte, als sie ihn sah, und dieses Lächeln ließ sein Herz rasen. Seine Hände zitterten leicht, als er die Klinke herunterdrückte und die Tür öffnete, um sie hineinzulassen.
Das Mädchen trat ein, lächelte und gab ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange. Als sie wieder zurücktrat und ihn anlächelte sah er, dass sie genauso rot im Gesicht war, wie er sich fühlte.
Sie sahen sich noch einen Augenblick lang verlegen an, dann gab der Junge sich einen Ruck und schloss die Tür.
„Hallo!“ sagte er.
„Hallo!“ entgegnete sie, und sie schwiegen abermals für kurze Zeit.
Er würde sich nie daran gewöhnen können. Immer wenn er sie sah, wusste er nicht, was er sagen sollte, obwohl sie bereits seit zwei Monaten seine Freundin war und er sie seitdem fast jeden Tag gesehen hatte. Doch wie immer legte sich ihre Nervosität schnell; sie legte ihre Jacke und ihre Tasche auf den Stuhl auf dem er zuvor gesessen hatte, und sie sprachen miteinander, in vertrauter Nähe nebeneinander auf dem Bett sitzend.
Doch heute war etwas anders... er spürte es, und sie auch, und es war etwas, das sie beide atemlos machte. Nachdem sie den Eistee ausgetrunken hatten, den er für sie gemacht hatte- es war ein Rezept, das er von seiner Mutter hatte- saßen sie immer noch nebeneinander, doch plötzlich fielen sie beide in ein längeres, beinahe unbehagliches Schweigen, und keiner wagte, den anderen anzusehen.
Der Junge blickte auf seine Füße, zum Fenster hinaus, wo die untergehende Sonne allmählich begann den Himmel im Westen orange zu färben, und zurück auf seine Füße. Seine Gedanken kreisten wie wild in seinem Kopf, und er spürte, dass es ihr genauso erging. Reiß dich zusammen, dachte er- und als er schließlich, nach einer großen Kraftanstrengung seinen Kopf zu ihr wandte sah er direkt in ihre tiefen, dunklen Augen. Und ohne sein Zutun lehnte er sich weiter zu ihr hinüber, sie schlossen beide die Augen, und ihre Lippen berührten sich.
Es war der erste richtige Kuss in seinem Leben, und tausend Gefühle durchströhmten ihn in diesem kurzen, glücklichen Augenblick. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Es schien ihm, als würde die Welt um sie beide herum verschwinden, nur wohl behütende Dunkelheit, in der sie sicher und glücklich waren, so lange sie währte.
Der Junge wusste nicht, wie lange sie so da saßen und sich küssten, doch als er die Augen wieder öffnete und sich behutsam von ihr löste war ihr Anblick und das Gefühl der Zuneigung zu ihr einfach so überwältigend, dass er alle Zeit vergaß. Sie sah ihn mit ihrem fast noch kindlichen, unschuldigen Blick an, und er lächelte verlegen.
Und die Rosen fielen ihm ein.
Sein Herz schlug noch einmal kurz höher, als er daran dachte, was seine Mutter zu ihm gesagt hatte, und was er vorgehabt hatte heute zu tun. Fast hätte er es vergessen! Doch nun war er entschlossener als vorher es zu tun.
Immer noch lächelnd sagte er:
„Warte bitte kurz... ich hole nur schnell etwas!“
„Was denn?“ fragte sie neugierig; Doch er lächelte nur auf seine kindlich- verschmitzte Art und rannte eilig aus seinem Zimmer hinaus, die Kellertreppe nach oben und durch die Küche in den großen Garten des Hauses. Zielstrebig steuerte er die hinterste Ecke des Grundstücks an, und dort standen sie, im verblassenden Licht der Abendröte noch feuriger blühend als sonst.
Ein wunderschöner, buschiger Rosenstrauch, die Stiele dick und gerade, die Dornen kräftig und die Blätter von dunklem Grün; doch die neun großen, dunkelroten Rosenköpfe zogen jeden Blick auf sich. Es waren die prächtigsten Rosen, die der Junge jemals gesehen hatte; und er hatte viele Rosen gesehen. Das hier jedoch waren seine Rosen, ein Geschenk seiner Mutter- ihr letztes Geschenk an ihn.
Wieder dachte er an ihre Worte und zögerte einen Augenblick.
Ob er sie liebte? Natürlich liebte er sie! Das Klopfen in seiner Brust und das feurige Gefühl auf seinen Wangen sagten ihm genug in diesem Augenblick. Schließlich griff er an den Strauch und knipste mit dem bloßen Daumennagel eine der Blüten mitsamt einer Handspanne ihres Stiels ab- so wie seine Mutter es ihm gezeigt hatte.
Er drehte die Rose noch einen Augenblick zwischen den Fingern. Sie sah nicht aus wie eine gewöhnliche Rose. Ihre Blütenblätter ragten wie die Zacken eines Sterns hervor, nur in kugelförmiger Form; man hätte sie für einen Polarstern halten können, wären ihre Blüten nicht von dieser seltenen, weinroten Farbe gewesen. Wasser perlte noch auf ihr- Vater musste wohl am Mittag noch die Blumen im Garten gegossen haben.
Auf dem Rückweg in sein Zimmer fielen ihm die beiden leeren Weinflaschen auf dem Couchtisch auf. Sie waren am Mittag noch nicht dort gewesen. Doch er dachte sich nichts dabei sondern lief zurück in sein Zimmer, vor Aufregung zitternd, was sie wohl zu der Rose sagen würde.
Das Mädchen saß auf seinem Bett und sah sofort zu ihm auf, als er hereinkam. Sie lächelte, doch als sie die Rose in seinen Händen sah weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen und Bewunderung.
„Ist die...“ fragte sie, beinahe erschrocken.
Der Junge trat zu ihr und legte ihr die Rose vorsichtig in die zitternden Hände.
„Sie ist für dich! Und... sie heißt wie du!“ fügte er hinzu. Sie sah ihn nur wortlos an, und ihr Blick wanderte unstet zwischen ihm und der Rose hin und her. Dann lächelte sie, und eine einzelne Träne der Rührung rollte ihre zarte Wange hinunter.
„Ich... mag dich!“ sagte sie, und ihm lief wieder ein wohliger Schauer über den Rücken.
„Ich mag dich auch...“ brachte er schließlich hervor.
„Wir werden immer zusammen sein... oder?“
„Ja, für immer!“ antwortete sie, und das Glück strahlte aus ihren Augen.
„Es ist so eine schöne Rose...“