Mir wurde auch nie gesagt "Dein Brujah muss jetzt aber wütender sein!", "Lass mal mehr den Kunstsnob raushängen Torri!" "Mehr Details bei deinen Warzen, Nossi, das geht so nicht! Und Maske der Tausend Gesichter darfst du nimmer nehmen, das hebelt deine Schwäche aus!"
Ich habe als SL im LARP circa alles davon schonmal gesagt. ovO
Gut, Maske der Tausend Gesichter ausschließlich auf die (elysialen) Domänenabend bezogen, wenn halt echt nur Vampire da rum laufen... für mehr Ekel im Spiel. Und... um ehrlich zu sein mag ich sehr gerne, was das für uns mit Daumen drauf halten und Spielerleidenschaft dafür an ihrer Darstellung zu feilen gebracht hat... *kleinlaut die Zeigefinger aneinander tipp*
@Topic: Malkavianer und die Schwierigkeit ihrer Darstellung ist... ein schwieriges Thema. Anekdotisch würde ich vermutlich auch davon ausgehen, dass Malkavianer der am Schwersten zu spielende Clan sein müssen, weil ich in keinem anderen Clan bisher so viele so unglaublich antiklimatische 'Konzepte' erlebt habe... und weil sich gleichzeitig bestimmte Archetypen immer und immer und immer wieder wiederholen... häufiger sogar als Ventrue, die nur von jungen, schönen Frauen trinken, und davon kenn ich auch einige - nur dass deren Konzept da nicht aufhört.
Aber unterm Strich ist es doch so, dass jede Rolle gewisse 'Anforderungen' stellt, nämlich die sich bewusst in eine andere Person hineinzuversätzen, mit ihren Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen, ihrem Habitus, dem was sie ist, wonach sie sich sehnt und was sie schon erlebt hat. Wie man das jetzt angeht und wie wichtig es einem dabei ist eine unglaublich detaillierte, facettierte Persönlichkeit zu schaffen und am besten auch noch auszuloten, wie man sie maximal von sich selbst differenzieren kann, weil man darin einen Mehrwert sieht (wie auch immer der individuell bemessen wird) sei da mal dahingestellt.
Aber prinzipiell ist alles schwieriger, würde ich schätzen, was man nicht kennt, aber alles hinsichtlich der Befangenheit problematischer, das man eben (sehr gut) kennt.
Darum scheint es mir so, dass gerade beim Vampire Rollen, die besonders alt sind und/oder geisteskrank geschrieben sind, als besonders schwierig empfunden werden bzw. besonders häufig Mitspieler 'enttäuschen' (wenn das Wort hier gebraucht werden darf). Der Spieler dahinter ist in der Regel eben nicht geisteskrank (optimaler Weise... wenn Spieler und Charakter sich ein solches Attribut teilen, bringt das meiner Erfahrung nach ja auch nochmal einen ganz anderen Rattenschwanz an Problemen mit sich) und erst recht nicht 100+ Jahre alt. Jetzt gibt es Leute, die einen der beiden Punkte für ihre Rolle hernehmen, weil sie es spannend finden, oder weil es einfach 'passt'.
Aber beide Attribute ziehen eben auch bestimmte Typen an Problemspielern an, nämlich entweder die 'nervigen Pausenclowns', die in einem tendenziell düsteren Setting auf einmal krampfhaft lustig sein wollen, oder halt die 'Powergamer', die gern Alter haben wollen, weil sie dafür mehr Punkte bekommen, unter Umständen...
Wenn sich dann diese Attitüden auch nochmal schneiden wird's für beteiligte Mitspieler häufig besonders 'lustig', und in den meisten Fällen eher nicht dem allgemeinen Spielspaß zuträglich.
Unterm Strich ist es -immer davon ausgehend man betrachtet alle Konzepte unter dem selben Spielanspruch- nicht unbedingt schwieriger einen Malkavianer als einen... nun, eben beliebigen Clan zu spielen. Vielleicht, wenn du dich in Geistesstörungen erstmal einarbeiten musst/willst (Was gibt es? Wie äußert sich das? Wie erleidet man das gewöhnlich?) etwas leseintensiver, aber das trifft sogesehen auf jede Materie zu, die man sich für eine Rolle neu aneignen will/muss.
Ich persönlich bin ein großer Malkavianer-Fan (sagt mein Avatar) und habe bisher insgesamt 3 Malk-SCs gebaut, davon einen, der quasi schon in jedem Medium (PnP, Larp, Forum) gespielt wurde, weil das so ein wenig mein kreatives Langzeitprojekt ist, wie ich die Rolle für mich perfektionieren kann, einen rein PnP und jetzt kürzlich wieder was Neues für's Larp.
Für mich und meine Mitspieler schien die Optimum-Lösung zu sein, dass die Geistesstörung eben schlicht und ergreifend nicht das gesamte Verhaltenskonzept des Charakters darstellt, wie zuvor schon definiert wurde: Eben kein "Malkavianer mit [beliebiger Geistesstörung]". Es sind eben eine Psychiaterin, ein Goth-Rocker und eine Theaterschauspielerin.
Letztere ist die jüngste 'Bastelei' meinerseits, darum geh ich darauf einfach mal ein...
Die Figur entstand unter dem Vorzeichen, dass ich etwas junges bauen wollte, und dass ich vor allem etwas bauen wollte, dass sich massiv von meinem Vorgängercharakter abgrenzt. Als SL im Larp wollte ich mir vor dem Play den Schminkaufwand nicht geben, also waren Gangrel und Nosferatu, mit denen man gewiss gut zur Ventrue hätte kontrastieren können, raus. Also ging's auf die Persönlichkeitsebene. Von der Überlegung ausgehend, dass meine Ventrue eher clever und tendenziell in Sachen Kontaktfreudigkeit zurückhaltend gespielt wurde, wollte ich jetzt also was spielen, bei dem ich einfach deutlich offensiver und extrovertierter, dabei allerdings auch weit weniger bedacht interagieren wollte. Es sollte ein Charakter sein, bei dem Emotionen weiter im Vordergrund stehen. Damit schweiften meine Gedanken zum Künstlerkonzept aber... Künstler-Toreador war mir dann doch zu 'Baukasten'-mäßig.
So wurde es nach einigen weiteren Gedankenketten eine Malkavianerin, ehemals Theaterschauspielerin, die von ihrem Stalker gewandelt und lange Jahre unter Verschluss gehalten wurde, bis sie schließlich eine Chance zur Flucht hatte. Als Störung Richtung PTBS zugehen erschien mir dann am Organischsten. Dazu ist ihr Sozialverhalten ein wenig gestört im Sinne von 'durch Gewohnheit deformiert' und sie nutzt den Umstand, dass Verdunklung eigentlich die einzige Disziplin ist, die sie dank ihrem Erzeuger und der Angst vor diesem in höherem Maße ausgeprägt hat, dazu, andere Charaktere, die sie mag und die sie interessant findet, zu stalken. Das ist einfach ein Tick... den ihr ein gewisser Brujah vielleicht irgendwann mal ausprügeln wird, wer weiß? In jedem Fall erschließt sich ihr das Konzept von Privatsphäre kaum noch.
Außerdem ist sie durch die lange Gefangenschaft nun unglaublich schnell dabei sich mit Leuten 'anzufreunden'... sprich die Kategorie Person, die dich unter Umständen auf den ersten Blick ins Herz schließt und beschließt, dass man jetzt befreundet ist, zusammen Dinge unternehmen sollte, dich zu Partys einlädt... Was man halt so tut, wenn man das Gefühl hat Jahre nachholen zu müssen.
Bisher kommt das alles in allem sehr gut an, weil die Attitüde IT einfach sehr nach 'your everyday Toreador-Tussy' aussieht, die Beweggründe aber einfach ganz andere sind und diese Maske durch die festgelegten Trigger (die ich für Geistesstörungen im Rollenspiel als essentiell ansehe) auch immer mal wieder merklich bröckelt bis bricht.
Wie sehr ich an der Figur noch schleifen muss (und vor allem an welchen Stellen) wird wohl die Zeit zeigen müssen, der Charakter wurde ja erst ein paar Male gespielt. Aber unterm Strich hantiere ich so wie hier eigentlich mit jedem Charakter und seinem Clansnachteil, wo Spezifikation notwendig ist. Erst kommt die Persönlichkeit, dann ergibt sich die Ausprägung (Beuteeinschränkung, Seelentier, Geistesstörung...) für mich eigentlich von ganz allein...