Ich habe mich von diesen ganzen, IMHO völlig sinnlosen, Little Fears-Diskussionen immer zurückgehalten, aber darf ich mal auf etwas eigentlich absolut offensichtliches Hinweisen:
Little Fears ist kein Spiel über Kindheitsängste.
Es ist ein Fantasyspiel über die Ängste, die Erwachsene um ihre Kinder haben.
Weil der sinn des Spieles ist, Erwachsene zu erschrecken. Erscheint doch eigentlich recht logisch.
Der Autor hat aus eigentlich ziemlich logischen Gründen eher geringen Bezug zu dem, wovor Kinder sich tagtäglich fürchten, er hat ein RPG geschrieben, als ein Erwachsener, der, wenn ich das mal so sagen darf, die Welt der Kindheit von aussen betrachtet.
Ich persönlich würde Kindern kein Stat namens "Unschuld" geben. Nur ein erwachsener könnte Kinder naiv mit dem verklärten Blick anschauen und sie für liebevolle kleine Engel halten, die keiner Fliege was zu leide tun würden.
Die wenigsten Kinder haben angst, das extradimensionale Lebewesen aus ihrem Schrank kommen um sie lebendig zu häuten, aufzufressen oder zu vergewaltigen.
Nur ein erwachsener könnte ein Buch schreiben, in dem das, poetisch ausgedrückt, Bollwerk der kindlichen Unschuld belagert wird von den unbeschreiblichen, unsichtbaren, und vor allem unmenschlichen Kräften des Bösen.
Wie die Medien und viele Eltern verwandelt Jason Blair absichtlich und gezielt die Täter in unmenschliche Monster, denn "Menschen sind zu so etwas nicht fähig".
Verantwortlich für die Vergewaltigungen, Entführungen, Morde und Folterungen sind missgestaltete, nur scheinbar menschliche Wesen.
"The Devil made me do it".
Wäre Little Fears ein Roman, würde ich so eine gefährliche Augenwischerei negativ auslegen, aber es ist ein Spiel, ein
Fantasyspiel, und da ist das durchaus legitim. Es behauptet nicht, realistisch zu sein, sondern ist eine Abstraktion.
Die von vielen so gerne propagierte behauptung, Jason Blair sei ein verkappter Kinderschänder, und jeder Little Fears-Fan ein potentiell Pädophiler mag für die pseudomoralistischen Little Fears-Gegner ein sehr bequemer Standpunt sein, ist aber weit von der Wahrheit entfernt.
Little Fears verherrlicht Kindesmisshandlung nicht (was FATAL mit vergewaltigung tut), im gegenteil, es ist das Werk eines von solchen Verbrechen vollkommen entsetzten Autors, der bewusst ein Horrorrollenspiel
für erwachsene
über Kindheitsängste schreibt..
Er vermischt die wahre Welt mit purer Fantasy, in der eine weltumspannende übernatürliche Verschwörung von Monstern für alles schlechte, was Kindern angetan wird, verantwortlich ist.
Und das mache ich dem Spiel nicht zum Vorwurf, denn es ist eben Fantasy, und da ist das vollkommen in Ordnung, wenn auch nicht nach meinem Geschmack.
Silvermane schrieb:
Mit der gleichen Aussage könnte ich die diversen Ausrutscher und Peinlichkeiten von FATAL entschuldigen, denkst du nicht auch? Man könnte die Arschficktabelle für durch Zauberpatzer herbeigerufene schwule Oger einfach ignorieren, nicht wahr?
Wie gesagt verherrlicht FATAL vergewaltigung, was Little Fears absolut nicht tut.
Ebensowenig versucht das Spiel unter allen Umständen einen bestimmten Ekel- oder schockeffekt zu erzeugen, es behandelt lediglich ein ernstes Thema. Und ich wüsste nicht, warum Kindesmissbrauch Thema von Filmen und Büchern sein darf, aber nicht auch anderen Medien.
Silvermane schrieb:
Die Mißbrauchsthematik wird nicht als "weitere Option" gelistet, sondern zieht sich zentral durch das Buch.
Kindesmissbrauch? Natürlich, es ist ein Fiktionales Kinheits-Terror-Spiel. Ist Sexueller Missbrauch zentraler oder wichtiger als andere Arten physischen oder psychischen Missbrauchs? Absolut nicht.
Silvermane schrieb:
Wollust-König Pan mit seiner Schamkapsel des Verderbens lässt grüßen.
Die sieben Könige symbolisieren die sieben Todsünden. Hätte Blair die Wollust ausschneiden sollen, "weil man über so etwas nicht spricht"?
[Edit: ]
Oder anders ausgedrückt: Wie hättest du dir ein Spiel, das Kindesmisshandlung (nicht speziell nur Sexuelle Misshandlung, sondern jede Art von physischer oder psychischer Gewalt gegen Kinder) behandelt, gewünscht? Das es die, die zu so etwas fähig sind verteufelt, verdammt und entmenschlicht, oder das es bequemerweise bestimmte unappetitliche Themen geflissentlich ignoriert? (Kleiner Tip: Die Antwort "Ich hätte es gar nicht rausgebracht!" zählt nicht). Und da stimme ich Darkness zu: Sexuellen Missbrauch aus einem RPG über Kindesmisshandlung zu entfernen wäre absolut lachhaft.