Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

BoyScout

Dhampir
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Hi, unsere Runde spielt nun schon ein weilchen (ca. 1 1/2 Jahre) mit Midgard*. Aber ich bin mit den Regeln zunehmends unzufrieden. Schon viel länger suchen wir daher eine Alternative im RPG Markt. Aber eine besondere. Besonders in dem Sinne, daß es zwar die Ansprüche an klassische Rollenspiele erfüllt (siehe Erläuterung) aber gleichzeitig die Stringenz, Durchdachtheit und hohen, profesionellen Designanforderungen moderner Rollenspiele erfüllt. So daß es wie ein Produkt eines professionellen Designers wirkt und nicht wie ein zusammengezimmertes Flickwert, daß sich irgendwelche Leute mal vor 20 Jahren in ihrem Keller zusammengeschustert haben und von dort an immer weiter verschlimmbessert haben.
Das Spiel sollte ausserdem komplett sein (mit Welt und allem pipapo) und auf Fantasy ausgerichtet sein (wie die meisten Klassiker).

Meinem Wissen nach gibt es so etwas nicht. Und unsere Runde hat schon in Runequest, Rolemaster, Arcane Codex, Harnmaster und wie sie alle heissen hineingeschaut, zum Teil angespielt. Es würd mich freuen, wenn es so ein Rollenspiel gäbe und man uns eines empfehlen könnte, von dem wir noch nichts gehört haben.



Erläuterung:
*Midgard ist das, was ich als klassisches, Regel schweres, pseudorealistisches low-power Fantasyrollenspiel alter deutscher Schule bezeichnen würde. Und keines der Begriffe meine ich negativ. Ein anderes Beispiel wäre DSA.

warum klassisch:
dazu zähle ich systeme mit etablierten, funktionstüchtigen, bis Jahrzehnte alte Grundmechanismen. Sowas wie Attribute + Fertigkeiten +W20 gegen Zielwert.
Dazu eine Klassische Trennung von Spieler und SL. Dem SL gehört die Spielwelt, der Spieler kann ausschliesslich nur auf Dinge einwirken, die auch sein Charakter bewirken könnte.

warum pseudorealistisch:
Zum einen dienen die Regeln der darstellung der Spielumwelt. Das heisst die Regeln bieten Lösungen für alle Möglichen Situationen, auch wenn sie nicht so "abenteuerlich sind".
Der zweite Punkt, man versucht mechanismen mit regeln abzubilden auf Basis der Vorgänge der Spielfigur in der Spielwelt. Und das versucht man so detailliert und differenziert wie möglich, z.b. mit vielen Fertigkeiten oder Zusatzmechanismen (deswegen Regelschwer). Beispiel: man würfelt auf Attacke jeder einzeln Aktion um sich durch die Orks zu hauen, die die Prinzessin gefangen halten, anstatt mit einem Dramapunkt kurzfristig einen Charaktervorteil zu aktivieren um damit die Prinzessin in einer Folge vom Spieler konstruierter Begebenheiten zu retten.

warum deutsche Schule:
weil in meinem Wahrnehmungsbereich die deutsche Piefigkeit vermehrt zum Entstehen solcher "phantastisch realistischen" Rollenspiele geführt hat. Im Vergleich zu den verspielten, oder Metalastigen Stufen-, Challengerating-, hit point- und saving throw Systemen aus z.b. Übersee.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

Schade, daß es eine (mir in ihrer Existenz bislang nicht bekannte) "Deutsche Schule" sein muß. (Wobei Midgard vom alten D&D-inspirierten Empire of the Petal Throne abstammt und DSA seine Wurzeln ebenfalls in der URMUTTER aller Rollenspiele hat.)

Ansonsten würde ich Dir einen Blick in Artesia - Adventures in the Known World empfehlen. Bis auf "deutsche Schule" deckt das nämlich alles ab, was Du Dir oben auf den Wunschzettel geschrieben hast.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

@deutsche Schule: die Ähnlichkeiten bei Midgard und D&D sind schon noch erkennbar (hat sich ja so gut wie nichts getan in 20 Jahren), das ist wahr. Aber wenn dir der phantastische Realismusfimmel und die Korinthenkackerei über "authentische Umsetzungen" aber bislang noch nicht aufgefallen sind, musst du dich nochmal umschauen. DSA z.b. trieft aus jeder Pore nach überkompliziertem Bürokratentum, daß es nur Made in Germany sein kann. Von D&D kenne ich sowas so gut wie GAR nicht.

Artesia kommt auf meine Liste. Genaugenommen steht es da schon länger.
Unser letztes System wurde aber übrigens auch mit dem Zusatz "deckt alles ab, was ihr wollt" beworben.

p.S.:
Wo du gerade da bist. Lösche doch mal ein paar deiner PNs, man kann dir nämlich nicht mehr antworten.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

@deutsche Schule: die Ähnlichkeiten bei Midgard und D&D sind schon noch erkennbar (hat sich ja so gut wie nichts getan in 20 Jahren), das ist wahr. Aber wenn dir der phantastische Realismusfimmel und die Korinthenkackerei über "authentische Umsetzungen" aber bislang noch nicht aufgefallen sind, musst du dich nochmal umschauen.
Dann schaue ich mich mal bei heimischen Rollenspielprodukten um:

NULL "Realismusfimmel":
- Funky Colts
- Ratten
- Space Pirates
- Barbaren!
- Engel

Milder "Realismusfimmel":
- Opus Anima
- DeGenesis

Schwerer "Realismusfimmel":
- LodlanD
- Athanor

Ich kann Deine so arg einseitige Sicht auf "Die Deutschen Rollenspiele" nicht nachvollziehen.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

Ich fordere darüber hinaus einen von einer unabhängigen Komission aufgegeben Widerstands-Koeffizienten, der bemisst wie stark sich Rollenspiele dem Erschließen durch seine Nutzer erwehren.
 
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Hallo BoyScout,

wenn es um Hartwurstigkeit und Realismus geht dann ist GURPS mit das deutscheste Rollenspiel ueberhaupt.
Gibt es in der 3ten Edition als deutsches Regelwerk bestimmt irgendwo noch zu haben.

Wenn man bei 75 bis 100 Punkten anfaengt dann ist das ziemlich bodenstaendig vom Powerlevel her.
Mit 50 Punkten als Anfangspunkt ist das "O je, das wird aber hart."
Mit 25 Punkten als Anfangspunkt ist das "Schaut mal den ersten Hieb hab ich parriert. ... Urgllll...."
Mit 125 bis 150 Punkten ist das "Hey, wir sind ja richtig GUT! Haut ab ihr Halunken!"
Mit 200 Punkten ist das dann die Kragenweite vom (jungen) Conan, Grey Mouser, etc.
Mit 300 Punkten ist das dann die Kragenweite von Conan, Elminster, Drizzt und Co.

Zumindest wenn die Mehrheit der NSC-Leutchen nicht ueber 25 Punkte liegt.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

Zur Ausnuechterung empfehle ich nur: Gödelscher Unvollständigkeitssatz

Danke. Jetzt habe ich Kopfschmerzen. Und das nur vom Überfliegen. Ist das ein Mythostext in getarnter Form?
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

Hi, unsere Runde spielt nun schon ein weilchen (ca. 1 1/2 Jahre) mit Midgard*. Aber ich bin mit den Regeln zunehmends unzufrieden. Schon viel länger suchen wir daher eine Alternative im RPG Markt. Aber eine besondere. Besonders in dem Sinne, daß es zwar die Ansprüche an klassische Rollenspiele erfüllt (siehe Erläuterung) aber gleichzeitig die Stringenz, Durchdachtheit und hohen, profesionellen Designanforderungen moderner Rollenspiele erfüllt. So daß es wie ein Produkt eines professionellen Designers wirkt und nicht wie ein zusammengezimmertes Flickwert, daß sich irgendwelche Leute mal vor 20 Jahren in ihrem Keller zusammengeschustert haben und von dort an immer weiter verschlimmbessert haben.
Das Spiel sollte ausserdem komplett sein (mit Welt und allem pipapo) und auf Fantasy ausgerichtet sein (wie die meisten Klassiker).
Nornis schon angeschaut?

Nornis - Alte Geschichten - Rezension bei drosi.de
 
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@Koeffizient: *lol* ich glaube fruchtbarer ist es manche Wahrheiten von Rollenspielen müssten länger verborgen bleiben ;)
Die Rückrufaktion gefällt mir da schon besser. Wie wäre es mit einer Geld-Zurück-Garantie gegen arglistige Täuschung?

@Zornhau: deine Liste ist eine etwas verzerrte Darstellung. Wieviele Leute spielen denn schon Funky Colts oder DeGünnisis in Deutschland? Nirvana war auch die einzige Grunge Band ;)
Ausserdem ist die Existenz dieser Produkte doch genau mein Kritikpunkt. Wo sind die Alternativen zu DSA? Barbaren!? Nee, danke. Wo sind'se dann also, die ganzen DSAs und ..... DSAs ?

Ich würde gut(!!) gemacht Heartbreaker auch durchaus gelten lassen. Vor 8-10 Jahren gabs die zu Hauf im Internet. Nornis ist mir ein Begriff, ich muss mal eine gute Review dazu suchen.
Habe mir noch einige Reviews zu Artesia reingezogen. Es wirkt auch mich wie das Unisystem. Da würde ich eher regelleichter einordnen.

Zur Qualität von Lodland kann ich nicht so viel sagen (habe das Regelwerk aber hier und auch 2-3 mal gespielt), habe aber Zweifel, da es ja aus dem DSA Dunstkreis stammt.


@Kowalski: Mehrere Versuche mit GURPS4 liegen tatsächlich hinter uns. Ich muss sagen, daß ich das nie als fertig spielbares Rollenspielprodukt gesehen habe, sondern als Baukasten. Man muss eine ganze Menge Vorüberlegungen machen. Bevor wir z.b. GURPS in den Iron Kingdoms spielen konnten war eine 5 Monatige Bastel-Vorlaufzeit nötig.
Ansonsten kommt es aber sicher am ehesten an das heran. Von CP Zahlen als Stärkeanzeiger halte ich bei GURPS allerdings nichts, dazu sind die nicht da.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

@Kowalski: Mehrere Versuche mit GURPS4 liegen tatsächlich hinter uns. Ich muss sagen, daß ich das nie als fertig spielbares Rollenspielprodukt gesehen habe, sondern als Baukasten. Man muss eine ganze Menge Vorüberlegungen machen. Bevor wir z.b. GURPS in den Iron Kingdoms spielen konnten war eine 5 Monatige Bastel-Vorlaufzeit nötig.

Echt jetzt? Mir wuerde nicht einfallen so viel Zeit darauf zu verschwenden. Egal ob ich das System mag oder nicht.
Improvisiert Ihr/Du nicht genug?

Ansonsten kommt es aber sicher am ehesten an das heran. Von CP Zahlen als Stärkeanzeiger halte ich bei GURPS allerdings nichts, dazu sind die nicht da.

CPs sind Potenzialanzeiger. Ob das jetzt realisiert wird iund ob noch genug Fluff hinzukommt um einen realistischen SC hinzukriegen ist ein Diskussionsthread fuer sich.

CP Umfrage
 
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Wenn wir Regeln improvisieren ist das immer nur eine Notlösung. Einfache Dinge kann man natürlich improvisieren. Aber improvisiere mal eben aus dem Stehgreif ausgeglichene, funktionstüchtige GURPS Regeln für Iron Kingdoms Mechanika (Tech-Magie). Z.b. wenn es um den Preis eines Gegenstands geht (wo werden die hergestellt?, mit welchem Aufwand? wieviele? von wem wirds gekauft?) Und das ist jetzt nur ein einziger Zahlenwert in dem Zusammenhang.

@CP: Potenzialanzeiger gefällt mir auch besser.
 
AW: Klassische Rollenspiele im neuen Jahrtausend

Wenn wir Regeln improvisieren ist das immer nur eine Notlösung. Einfache Dinge kann man natürlich improvisieren. Aber improvisiere mal eben aus dem Stehgreif ausgeglichene, funktionstüchtige GURPS Regeln für Iron Kingdoms Mechanika (Tech-Magie). Z.b. wenn es um den Preis eines Gegenstands geht (wo werden die hergestellt?, mit welchem Aufwand? wieviele? von wem wirds gekauft?) Und das ist jetzt nur ein einziger Zahlenwert in dem Zusammenhang.

@CP: Potenzialanzeiger gefällt mir auch besser.

Klar. Regeln sollten nicht improvisiert werden müssen. Ich würde mir, inzwischen, die Zeit für solches Herumfeilen an den Regeln nicht mehr nehmen.
Einfach weil ich andere Prioritäten setze.
Regeln die gehen und kein Herumfeilen brauchen sind mir persönlich perfekten Regeln nach viel eigenem rumgefeile deutlich überlegen.

Bei Kosten würde ich mir ein paar Beispielrechnungen machen und dann nur noch mit dem Aufwand multiplizieren.
Im Zweifelsfalle dafür Excel oder ähnliches Einspannen wenn viele Faktoren den Preis beeinflussen.

Für mich aber meistens zu viel Hartwursterei um Spaß zu haben. Wer daran Spaß hat kann ja SimCity oder etwas ähnliches Spielen.
 
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Kowalski schrieb:
Regeln die gehen und kein Herumfeilen brauchen sind mir persönlich perfekten Regeln nach viel eigenem rumgefeile deutlich überlegen.
Ganz meiner Meinung eben.
Nur für die DSA und Midgard artigen Rollenspieler gibt es da nicht wirklich viele Ausweichstellen.

Bei Kosten würde ich mir ein paar Beispielrechnungen machen und dann nur noch mit dem Aufwand multiplizieren.
Im Zweifelsfalle dafür Excel oder ähnliches Einspannen wenn viele Faktoren den Preis beeinflussen.
jetzt weisst du wie unter Anderem 5 Monate zusammen kommen ;)

ich habe Spass an guten, detaillierten Regeln. Da nützt mir auch kein Sim City, weil ich da mit meinem Charakter nicht frei agieren kann.
 
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Zwei Fälle von IMHO katastrophaler Hartwurst(und das sagt jemand, der jehrelang AD&D und D&D 3.5 gespielt hat und sogar DSA 4 als spielbar betrachtet):

DDD aka Die dunkle Dimension, voller toller Ideen und kostet nur Zeit(davon aber viel!) zum Durchlesen.
und
OSIRIS, den kostenlosen Download dazu finde ich nicht. Evtl. hat jemand das Machwerk noch als Datei oder Buch und kann Dir weiterhelfen?

Gerüchteweise soll Rolemaster da ein großes Vorbild sein, das hab ich aber, im Gegensatz zu dem oben verlinkten Duo, nicht gelesen sondern kenne es nur vom Hörensagen.
TRoS oder The Riddle of Steel wird auch gern als "realistisch" zitiert, hier gibt es den Quickstart(Direktlink, zipfile)
 
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Was wir suchen ist ja keine katastrophale Hartwurst, sondern konkurrenzfähige Produkte.
Danke für die Links. Schade, daß es zu solchen Spielen so wenig unabhängige Reviews gibt.
von DDD benutze ich für Midgard z.b. die irrsinnig umfangreiche Sammlung von Pflanzen.
ich glaube da schaue ich wohl doch nochmal rein.
Wobei ich bei über 4000Seiten schon an der Spielbarkeit zweifele.

EDIT:
habe nochmal über dieses wahnsinnige Werk Dunkle Dimension geschaut. Ich weiss nun alles über Ziegenfelle und Holzsorten, die unterschiedlichen Arten von Pinzetten und Sextanten oder Hunderüstungen.
Und dann kommt die Nahkampfwaffenausrüstung: "dieses Kapitel ist leider im Moment nicht verfügbar". im MOMENT? Tja, das wars. Zu schade, 40 hundert Seiten fürn Ar***...
 
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DDD habe ich lange Zeit als sehr interessant erachtet, da man SO viel machen kann. Aber es ist extrem Kompliziert und extrem Umfangreich... Ich weiß nicht mehr von wem, doch man hat mir Mal geflüstert, dass DDD mit dem Hersteller als SL spielbar ist ;) Ich finds dennoch unheimlich schön. Ob nun für Inspiration, Lösungssuche oder spielerische Anstöße. Als Sekundärregeln bzw. Sekundärliteratur ist es sehr schön zum schmökern. Aber eine Alternative zu irgendwas ist es nicht! In vielen Ansätzen ist es den alten Werken viele Schritte voraus (z.B. die vielen optionalen Regeln oder die freie charakterentwicklung), weshalb es trotz des alters nicht mit anderen "Alten" verglichen werden kann ;)
 
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