Kaltgeschmiedetes Eisen

Skar

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Kaltgeschmiedetes Eisen verletzt Wechselbälger (und Kiasyd).

Aber gibt es überhaupt kaltgeschmiedetes Eisen?
 
Oooookaaaay,

das öffnet jetzt gleich wieder eine Dose Würmer. Hier die realmythologische Variante:

Jede Form von Eisen (Cold Iron im Original) steht für die Macht der Menschen, da ihre Werkzeuge meist aus diesem Material sind und ihnen Macht verleihen.

Das Feenvolk hingegen weicht immer mehr zurück, aus Angst vor den Menschen und ihrem Eisen (das Anathema für sie ist und dem sie Nichts entgegenzusetzen haben). Deswegen ist das Feenvolk so selten in der Nähe menschlicher Behausungen anzutreffen.

Nochmal im Klartext: Jede Sorte Eisen und Stahl ist Gift für die Bande, weswegen sie sich auf dem Rückzug befindet. Die Menschheit rult, und alles was die Feenbande noch kann ist herumgiften, Kinder entführen und Unfug treiben.


So, und nun das rollenspieltechnische Problem: Wieviel Spaß macht ein Monster, das schon beim Anblick deiner Gürtelschnalle den Abgang macht, beziehungsweise nach einem kräftigen Schlag mit dem Ding den Geist aufgibt? Richtig, keinen, weswegen dann dieser Blödsinn mit dem "kaltgeschmiedeten Eisen" aufkam.
Gußeisen ist brüchig und spröde, und kann ohne Hitze weder hergestellt noch geschmiedet werden. Stahl ist ebensowenig ohne Hitze denkbar, also ist "kaltgeschmiedetes Eisen" ein mystisches Material, oder so ähnlich denkt der gemeine Munchkin, wenn er einem verklickern will warum er eben nicht gegen dieses kalte Eisen empfindlich ist.

Das ganze ist eine Metapher für den Rückzug des Feenvolkes in einsame, weitgehend menschenfreie Gegenden. Feen sind schwach, wenn sie mit der kalten Realität der Menschen konfrontiert werden, symbolisiert durch das Eisen, welches den Aufstieg der Menschen erst erlaubte.

Alles andere ist mehr oder weniger ein Winden, um eine fatale Schwäche herunterzuspielen.

-Silver
 
Stahl macht Wechselbälgern in der WoD aber nichts.

Kaltgeschmiedetes Eisen dagegen ist unveredelt und damit recht brüchig.
 
Kyasid werden doch durch Gold verletzt, oder irre ich da?!

Und was das "kaltgeschmiedet" angeht, frage ich bei nächster Gelegenheit meinen Opa, der kommt immerhin aus der Branche...

Ich erinnere mich da an nen Prozess bei dem durch schieres konsequentes Draufkloppen das Eisen aufgewärmt und geformt wurde. Dies ist dann aber halt unveredeltes, relativ weiches Eisen.
 
Jedem der versucht hat Stahl oder Eisen kalt zu schmieden wünsch ich viel Spaß.
Und nen schönen Gruß an Handgelenke und Sehnenscheiden. :)
 
Hallo!

Schmieden
Warmumformung durch hämmernde oder pressende Werkzeuge ohne bleibende Verfestigung. Das Gesenkschmieden ist ein so genanntes gebundenes Umformen, bei dem das Werkstück in ein entsprechend geformtes Werkzeug - das Gesenk - gepreßt oder gestaucht wird. Um ein ungebundenes Umformen handelt sich dagegen beim Freiformschmieden. Werden die Werkstücke vor dem Schmieden auf Temperaturen erwärmt, bei denen Erholungs- und Rekristallisationsvorgänge ablaufen, spricht man vom Warmschmieden. Erfolgt der Schmiedevorgang bei Raumtemperatur, handelt es sich um ein Kaltschmieden.

Quelle: Stahl von a bis z bei Stahl-online.de
 
Recht spassig, aber die Eisenallergie der Feenvölker datiert Zeitlich deutlich vor der Einteilung in kalt- und warmgeschmiedetes Eisen. Zu Beginn der Eisenzeit nämlich, als die Kelten gerade stark im kommen waren.

Hinzu kommt, das in den kursierenden Legenden und Schauergeschichten die Herstellungsmethode des Eisens ziemlich wurscht ist, denn da schützt schon mal ein Hufeisen (das garantiert NICHT kaltgeschmiedet wurde) vor den bösen Feen.


Aber okay, das ist die WOD. So 'ne fatale Allergie gegen Walzblech hat ja auch was mystisches...

-Silver
 
Wieso? in der Eisenzeit wurde Eisenschmuck bestimmt auch kalt verarbeitet... ihr denkt immer an Schwerter oder so Riesenschnickschnack scheint mir... was ist mit ordinären Nägeln, Ringen, kleinen Scharnieren, Knöpfen etc. ?!
 
Eisenschmuck? IIRC wurde damals edleres Material verwendet. Eisen ist ein Werkzeugmetall, für Schmuck eignen sich Kupfer und Gold besser, da sie weicher sind.

Nebenbei bemerkt ist der Kraftaufwand beim Kaltschmieden enorm. Warum sich die Mühe machen, wenn man es mit ein wenig Holzkohle leichter haben kann?

-Silver
 
Da muss ich Silver mal recht geben, in den Legenden ist immer normales Eisen gemeint, beispiel dafür ist bereits erwähntes Hufeisen über der Tür.

In der WoD wäre das währscheinlich etwas zu hart, da wäre dann möglicherweise erwähntes kaltgeschmiedetes Eisen fairer.
 
In Changeling wird genauer erklärt was kaltgeschmiedetes Eisen in der WoD ist: Möglichst archaisch geschmiedetes Eisen mit Kohle und Amboss und was der Luxus-Larp-Heimwerker noch so alles braucht. Mit Walzblech und dergleichen hat das eher wenig zu tun.

Über die Logik dahinter dass banalitätsphobische Eskapisten vor altmodischem Eisen fliehen müssen während industriell gefertigter Stahl und Coladosen sie so kalt lassen wie einen Eskimo ein Eiszapfen auf dem Iglu sollen sich andere den Kopf zerbrechen.
 
Kalt geschmiedetes Eisen ist bei Changeling kein Metall, das durch pure Kraft, ohne Feuer geformt worden wäre.
Damit ist Schmiedeeisen gemeint.
"Cold Iron is what we know as wrought iron."
(CtD2nED.p247)
Einige finden diese Vorstellung störend, da sie befürchten, daß dann an jeder Ecke Schmiedeeisen rumsteht.

Wahrscheinlich deshalb wird das in den Regeln dann wieder etwas verklärt:
"The best way to think about cold iron is not as a thing but as a process, a very low-tech process. It must be produced from iron ore over a charcoal fire. The resulting lump of black-gray material can then be formed (hammered) into useful shape"
Ich pers. finde es nicht störend, wenn cold iron immer mit Schmiedeeisen gleichgesetzt wird. Da heute fast ausschließlich Stähle verarbeitet werden, ist Schmiedeeisen relativ selten geworden.
Es hat auch was, wenn sich eine Gruppe von Charaktere schwer tut einen stinknormalen Garten zu betreten, nur weil der Zaun aus Schmiedeeisen ist.

Letztlich liegt's - wie immer - am ST diese Regel der eigenen Geschichte / Welt anzupassen.
 
Ich denke es ging den Entwicklern von Wechselbalg eher darum etwas zu finden, was sich von den heute gebräuchlichen Metallen abhebt und nicht so oft vorkommt. Wie gesagt heute kommt Eisen eigentlich nur noch in Form von Stahl oder einer anderen Legierung vor. Das ist einfach die logische Konsequenz, wenn man die Charaktere spielbar halten will. Guckt euch doch mal in euerem Zimmer um, da gibt es jede Menge Eisenlegierungen. Bratpfannen, Essbesteck, Töpfe usw. Wollt ihr wirklich, daß euer Charakter verhungert weil er keinen Topf anfassen kann? Also hat man sich für reines Eisen entschieden, um solche u.ä. Probleme zu umgehen.
kaltgeschmiedetes Eisen ist übrigens eine unglückliche Übersetzung für Cold Iron, wie gesagt reines Eisen wäre sinn- und zweckmäßiger.
 
Reines Eisen wäre ebenso unverständlich, denn reines Eisen wäre Stahl.
Bei dem was der gemeine Landmann Eisen nennt sind immer noch Rückstände von Kohlenstoff zu finden.
 
So selten ist das aber auch wieder nicht, mir fällt da spontan folgendes ein: Absperrungsgitter in Kirchen, Villentore, Balkongeländer, Treppengeländer, große Kerzenständer. Alles diese verschnörkelten, dunklen Kunstschmied-Dinge.
 
Skyrock schrieb:
Über die Logik dahinter dass banalitätsphobische Eskapisten vor altmodischem Eisen fliehen müssen während industriell gefertigter Stahl und Coladosen sie so kalt lassen wie einen Eskimo ein Eiszapfen auf dem Iglu sollen sich andere den Kopf zerbrechen.
Eva schrieb:
Ich denke es ging den Entwicklern von Wechselbalg eher darum etwas zu finden, was sich von den heute gebräuchlichen Metallen abhebt und nicht so oft vorkommt. Wie gesagt heute kommt Eisen eigentlich nur noch in Form von Stahl oder einer anderen Legierung vor. Das ist einfach die logische Konsequenz, wenn man die Charaktere spielbar halten will.
Schmiedeeisen wird seit dem 13. Jahrhundert hergestellt.
Das fällt auf das Sundering in der Changeling Zeitleiste. Die Zeit der Skepsis, als die mundane Welt und das Dreaming auseinander drifteten und sich die Mehrheit der Menschen die Existenz von Feen bestritt oder mittels Inquisition dazu genötigt wurden.

Ich finde, das stimmig. (Wobei ich auch Eva recht gebe. Aber das ist ja kein Widerspruch. ;) )
 
Klar, solche Kunstdinge sind aus Eisen, aber auch nur wenns antike Stücke sind, und die sind nun auch wieder nicht so oft. Wie gesagt, ich denke es ging vornehmlich darum, daß das Eisen auf das Wechselbälger reagieren nicht das Eisen ist, was überall im Haushalt oder auf der Straße zufinden ist. (Autos, Coladosen, Metallstühle, Wasserhähne, usw.)

Skyrock, Eisen ist nicht Stahl. Stahl entsteht erst ab einem Kohlenstoffanteil von 0,5% und besitzt dadurch ganz andere Materialeigenschaften. Laß dir das von jemanden gesagt sein, der Maschinenbau studiert. Selbst die billigste Eiseneinlage in irgendwelchen Betonplatten ist reintechnisch gesehen ein niedriglegierter Stahl. Stahl ist heute so einfach herzustellen, daß man den für alles mögliche verwendet. Wie schon gesagt, es geht wahrscheinlich einfach darum, daß Metall welches Gift für Wechselbälger von dem zu unterscheiden welches im alltäglichen Leben verwendet wird, damit die Chars nicht jedesmal Höllenqualen leiden, wenn sie in ein Auto einsteigen oder eine Konservendose in der Hand haben.
Es geht hier wohl auch weniger um konkrete metallurgische Bestimmungen des Metalls, als eher draum, daß der SL entscheiden soll wie oft Cold Iron nun vorkommt. Ich denke gesunder Menschenverstand und PI mal Daumen helfen hier weiter, Opas alter guseisner Kerzenhalter könnte als Cold Iron zählen, die Pepsidose aus dem Supermarkt anderseits nicht.
 
Eva schrieb:
Opas alter guseisner Kerzenhalter könnte als Cold Iron zählen
Cold Iron is what we know as wrought iron.
Geschmiedetes Eisen, kein Gusseisen. Es geht also um den Vorgang des Schmiedens. Wahrscheinlich genauer um das Hämmern mit Muskelkraft.
Wrought iron=Schmiedeeisen wobei wrought auch mit gehämmert übersetzt werden kann.
 
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