Kartoffelgratin
Heiss und Fettig
- Registriert
- 17. Februar 2008
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In einem abgestellten Wagon, in welchem wohl vor kurzem erst Vieh aus weiten Teilen Deutschlands nach Finstertal transportiert wurde, raschelte in zufälligen Abständen das Stroh in der rechten Ecke. Die Tiere, die mit diesem Wagon hergebracht wurden, waren schon längst verladen worden, doch hatte es das zuständige Unternehmen versäumt den Wagen zu säubern. Es roch stark nach Urin, Kot und nach etwas, was normale Menschen nicht in der Lage waren zu riechen. Todesangst.
Im Stroh fiepte es kurz. Danach hörte das Rascheln für einen Augenblick ganz auf. Sonst war auf dem Güterbahnhof kaum ein Laut auszumachen. Beinahe beängstigende Stille lag über diesem Ort, ganz im Gegensatz zum Lautstärkepegel bei Tageslicht, wenn einfahrende Züge koordiniert, Waren umgeschlagen und das eine oder andere dreckige Geschäft erledigt werden musste. Aus dem Stroh krabbelte eine dünne, jedoch relativ große, weiße Katze mit 3 schwarzen Flecken auf dem Köpfchen, im Maul eine fette, graue Ratte. Die Katze lief ein Stück durch den Wagon, bevor sie durch die weit offen stehende Schiebetür sprang um sich draussen, neben einem alten Autoreifen, zum Fressen nieder zu legen. Aufmerksam hob sie bei jedem Geräusch, welches doch manchmal leise über den Güterbahnhof wehte, den Kopf und ihre Augen reflektierten gespenstisch das wenige Licht der Laternen, welche den Bahnhof zu dieser späten Stunde wenigstens teilweise erhellten.
Die große, weiße Nummer auf dem Viehtransporter war zwar schon stark verblasst, wer genau hinsah konnte jedoch erkennen, dass es sich um eine 34 handelte. An der offenen Schiebetür dieses Wagons mit der Nummer 34, durch welche die Katze grade gesprungen war, saß Mira, mit dem Rücken an den Rahmen der Türöffnung gelehnt. Ihr rechtes Bein hing locker herab und wippte unstet hin und her, während sie die Umgebung beobachtete. Sie schien auf etwas, oder jemanden zu warten.
Ihre Reise aus Dortmund bis hierher war unspektakulär gewesen, so wie sie es auch geplant hatte. Sie war in Dortmund Nord auf das Bahnhofsgelände geschlichen, und hatte sich einen Platz im letzten Viehtransport nach Finstertal gesichert. Auch wenn die Schweine, mit denen sie den Wagon teilen musste, zuerst ausgesprochen panisch reagierten und für besorgte Blicke bei einigen Bahnhofsmitarbeitern gesorgt hatten, beruhigten sich diese jedoch langsam wieder nachdem Mira ihnen versucht hatte zu erklären, dass sie nicht ihretwegen hergekommen war. Mira hatte es sich auf Stroh bequem gemacht und unterwegs ihre eBooks auf dem Notebook sortiert, sowie einige Tabellen gepflegt. Mr. Smith wurde, wie eigentlich immer, nicht beachtet. Katzen mussten für die meisten Menschen derart uninteressant sein, dass Mr. Smith ohne Probleme zu Mira in den Wagen springen konnte.
Mira trug eigentlich alles was sie besaß bei sich. In einer Bundeswehr-Umhängetasche bewahrte sie ihren Laptop, ihr Handy und einen Notizblock mit Stift auf. Ein Bündel zerknitterter Euroscheine, welche einen Betrag von 400 € nicht überschritten befanden sich in der Hosentasche ihrer stabilen, aber abgenutzten Cargo-Jeans. Sie trug stabile schwarze Lederstiefel ohne irgendwelchen Schnick-Schnack, drei Schichten an oliv-grünen und schwarzen Wollpullovern übereinander, einer davon mit einer großen Kapuze welche sie jedoch derzeit nicht übergezogen hatte. Ihre Hände steckten in grauen Wollhandschuhen ohne Finger, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. Ihre verfilzten, einst blonden Haare, nun waren sie beinahe braun vor Staub und Schlamm, hingen ihr in Strähnen ins Gesicht. Im Bund ihrer khakifarbenen Jeans hatte sie eine USP Compact Pistole verstaut. Ihre gesamte Kleidung war starr vor Schmutz, und wenn sie den linken Arm anwinkelte, rieselten getrocknete Dreckstückchen zu Boden.
Sie war noch immer wütend auf Frederick, ihren Erzeuger. Sie fragte sich oft, in welchem Zustand geistiger Umnachtung er gewesen sein musste, den Prinzen auf diese Art schützen zu wollen. Sich selbst zu opfern, für den schmierigen Prinzen? Und das, obwohl er nie in hohen Tönen von der Camarilla gesprochen hatte. Er hatte sie als 'Mittel zum Zweck' oder 'Sinnvoll aber Altmodisch' bezeichnet, und dann nimmt er die Gefahr in Kauf, sich von wütenden Werwölfen in Stücke reißen zu lassen, nur damit Monsieur Prince am Unleben bleibt. Mira reckte den Kopf und ließ einen Faden blutiger Spucke aus ihrem Mund tropfen, um ihrer Abneigung mehr Ausdruck zu verleihen. Mira vermutete, dass die Sache nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Deshalb war sie auch aus Dortmund abgehauen. Naja, sie war auch abgehauen, weil Frederick verfügt hatte, dass sich nach seinem endgültigen Tod jemand anderes um sie kümmern sollte.
Sie warf einen kurzen Blick zu Mr. Smith, der immer noch seinen Hunger an der Ratte stillte. Mira war satt von fettem, klebrigen Schweineblut. Einen kleinen Schluck konnte sie sich unterwegs dann doch nicht nehmen lassen. Sie wartete auf Lurker. Er sollte sie hier in Finstertal am Güterbahnhof abholen. Unterwegs hatte sie ihm noch eine eMail geschickt, dass sie im Wagon 34 warten würde, bevor die GPRS-Verbindung abriss, da sie in einen langen Tunnel einfuhren. Sie hoffte, dass die Mail noch rausgegangen war. Andererseits hatte er auch ihre Handy-Nummer, wenn er also verhindert wäre, oder was auch immer, er würde sich melden. Sie warf noch einen prüfenden Blick auf ihr Handy. Nichts. Während sie weiter wartete, fing sie an ein Lied zu summen, wie sie es gerne tat wenn sie wartete. Und sie wartete häufig.
Im Stroh fiepte es kurz. Danach hörte das Rascheln für einen Augenblick ganz auf. Sonst war auf dem Güterbahnhof kaum ein Laut auszumachen. Beinahe beängstigende Stille lag über diesem Ort, ganz im Gegensatz zum Lautstärkepegel bei Tageslicht, wenn einfahrende Züge koordiniert, Waren umgeschlagen und das eine oder andere dreckige Geschäft erledigt werden musste. Aus dem Stroh krabbelte eine dünne, jedoch relativ große, weiße Katze mit 3 schwarzen Flecken auf dem Köpfchen, im Maul eine fette, graue Ratte. Die Katze lief ein Stück durch den Wagon, bevor sie durch die weit offen stehende Schiebetür sprang um sich draussen, neben einem alten Autoreifen, zum Fressen nieder zu legen. Aufmerksam hob sie bei jedem Geräusch, welches doch manchmal leise über den Güterbahnhof wehte, den Kopf und ihre Augen reflektierten gespenstisch das wenige Licht der Laternen, welche den Bahnhof zu dieser späten Stunde wenigstens teilweise erhellten.
Die große, weiße Nummer auf dem Viehtransporter war zwar schon stark verblasst, wer genau hinsah konnte jedoch erkennen, dass es sich um eine 34 handelte. An der offenen Schiebetür dieses Wagons mit der Nummer 34, durch welche die Katze grade gesprungen war, saß Mira, mit dem Rücken an den Rahmen der Türöffnung gelehnt. Ihr rechtes Bein hing locker herab und wippte unstet hin und her, während sie die Umgebung beobachtete. Sie schien auf etwas, oder jemanden zu warten.
Ihre Reise aus Dortmund bis hierher war unspektakulär gewesen, so wie sie es auch geplant hatte. Sie war in Dortmund Nord auf das Bahnhofsgelände geschlichen, und hatte sich einen Platz im letzten Viehtransport nach Finstertal gesichert. Auch wenn die Schweine, mit denen sie den Wagon teilen musste, zuerst ausgesprochen panisch reagierten und für besorgte Blicke bei einigen Bahnhofsmitarbeitern gesorgt hatten, beruhigten sich diese jedoch langsam wieder nachdem Mira ihnen versucht hatte zu erklären, dass sie nicht ihretwegen hergekommen war. Mira hatte es sich auf Stroh bequem gemacht und unterwegs ihre eBooks auf dem Notebook sortiert, sowie einige Tabellen gepflegt. Mr. Smith wurde, wie eigentlich immer, nicht beachtet. Katzen mussten für die meisten Menschen derart uninteressant sein, dass Mr. Smith ohne Probleme zu Mira in den Wagen springen konnte.
Mira trug eigentlich alles was sie besaß bei sich. In einer Bundeswehr-Umhängetasche bewahrte sie ihren Laptop, ihr Handy und einen Notizblock mit Stift auf. Ein Bündel zerknitterter Euroscheine, welche einen Betrag von 400 € nicht überschritten befanden sich in der Hosentasche ihrer stabilen, aber abgenutzten Cargo-Jeans. Sie trug stabile schwarze Lederstiefel ohne irgendwelchen Schnick-Schnack, drei Schichten an oliv-grünen und schwarzen Wollpullovern übereinander, einer davon mit einer großen Kapuze welche sie jedoch derzeit nicht übergezogen hatte. Ihre Hände steckten in grauen Wollhandschuhen ohne Finger, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. Ihre verfilzten, einst blonden Haare, nun waren sie beinahe braun vor Staub und Schlamm, hingen ihr in Strähnen ins Gesicht. Im Bund ihrer khakifarbenen Jeans hatte sie eine USP Compact Pistole verstaut. Ihre gesamte Kleidung war starr vor Schmutz, und wenn sie den linken Arm anwinkelte, rieselten getrocknete Dreckstückchen zu Boden.
Sie war noch immer wütend auf Frederick, ihren Erzeuger. Sie fragte sich oft, in welchem Zustand geistiger Umnachtung er gewesen sein musste, den Prinzen auf diese Art schützen zu wollen. Sich selbst zu opfern, für den schmierigen Prinzen? Und das, obwohl er nie in hohen Tönen von der Camarilla gesprochen hatte. Er hatte sie als 'Mittel zum Zweck' oder 'Sinnvoll aber Altmodisch' bezeichnet, und dann nimmt er die Gefahr in Kauf, sich von wütenden Werwölfen in Stücke reißen zu lassen, nur damit Monsieur Prince am Unleben bleibt. Mira reckte den Kopf und ließ einen Faden blutiger Spucke aus ihrem Mund tropfen, um ihrer Abneigung mehr Ausdruck zu verleihen. Mira vermutete, dass die Sache nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Deshalb war sie auch aus Dortmund abgehauen. Naja, sie war auch abgehauen, weil Frederick verfügt hatte, dass sich nach seinem endgültigen Tod jemand anderes um sie kümmern sollte.
Sie warf einen kurzen Blick zu Mr. Smith, der immer noch seinen Hunger an der Ratte stillte. Mira war satt von fettem, klebrigen Schweineblut. Einen kleinen Schluck konnte sie sich unterwegs dann doch nicht nehmen lassen. Sie wartete auf Lurker. Er sollte sie hier in Finstertal am Güterbahnhof abholen. Unterwegs hatte sie ihm noch eine eMail geschickt, dass sie im Wagon 34 warten würde, bevor die GPRS-Verbindung abriss, da sie in einen langen Tunnel einfuhren. Sie hoffte, dass die Mail noch rausgegangen war. Andererseits hatte er auch ihre Handy-Nummer, wenn er also verhindert wäre, oder was auch immer, er würde sich melden. Sie warf noch einen prüfenden Blick auf ihr Handy. Nichts. Während sie weiter wartete, fing sie an ein Lied zu summen, wie sie es gerne tat wenn sie wartete. Und sie wartete häufig.