AW: Ist das Hobby so unbeliebt, weil die Leute so scheiße sind?
Das Rollenspiel an sich beinhaltet bereits einen gewissen Nerd-Faktor, unabhängig davon, ob der Rollenspieler ein Nerd ist.
Es ist ein im wesentlichen kognitives Hobby, oft komplex, so dass es sich einem unbeteiligten Zuschauer nicht sofort erschließt, und beinhaltet zahlreiche Äußerungen außerhalb der alltäglichen Norm. Dort, wo der Zuschauer den Inhalt der Worte versteht, erkennt er nur eine große Diskrepanz zwischen Gesagten und Gesehenem. Wenn der SL sagt, dass vor euch ein großer Roter Drache erscheint, wird der Passant - wenn er noch höflich und sachlich bleibt - denken "Nein, da ist kein Drache, weder ein roter noch ein lindgrüner!", wahrscheinlicher ist aber der Gedanke "Was ist denn das für eine gequirlte Kacke!"
Sicherlich wird eine Fachsimpelei über Fußball einem Unkundigen genauso nerdig erscheinen, doch aufgrund der Popularität von Fußball ist die Wahrscheinlichkeit, dass der zufällige Zuschauer des Fußballs unkundig ist, eher vernachlässigbar gering. Zudem ist Fußball nicht so kognitiv komplex und fordernd wie die DSA4-Charaktererschaffung, und wenn die Fachsimpelei parallel zum Spiel abläuft, dann sieht der Zuschauer, dass das Tor, über das diskutiert wird, tatsächlich existiert, den erwähnten Fallrückzieher konnte er sehen.
Da aber das SciFi-Fandom als genauso nerdig gilt, denke ich, dass die geringe Realitätsnähe das entscheidende Kriterium für die Zuweisung "Nerd" ist.
So ernten Schachspieler oftmals sogar Respekt von Unkundigen, die die taktischen Feinheiten des Spiels nicht erfassen und so die kognitive Leistung anerkennen.
Wenn jemand ohne Tools einen DSA-Charakter erschaffen hat, wird er nicht mit der gleichen Ehrfurcht behandelt, obwohl die regelkonforme Charaktererschaffung sicherlich mit der Zwischenprüfung eines Studiums vergleichbar ist. :respekt:
Ebenso wird jemand mit Respekt behandelt, der Karate oder Judo erlernt. Wer aber wie ich mittelalterlichen Schwertkampf erlernt, wird eher abschätzig gefragt, wo er das denn anwenden wolle und ob er denn nachts auf der Straße immer ein Schwert dabei habe.