AW: Grenzen zwischen Spielleiter und Spielern
Ich hab auf die harte Tour gelernt, dass die Charaktere meiner Spieler tabu sind: weil ich früher den einen oder anderen meiner Spieler vergrault habe, indem ich seine Vorstellung seines Charakters im Spiel verändert und so seinen Spielspaß zerstört habe.
Das ist dann auch der Punkt, an dem ich mich vom auktorialen Spielleiter in Richtung Diensterleister-SL entwickelt habe: Bei mir bilden die Charaktere die Basis für das Spiel, ich stelle die Welt, die die Charaktere vor Entscheidungen stellt. Die Spieler geben dabei die Ziele ihrer Charaktere vor.
Welchen Weg die Charaktere dabei einschlagen, steht den Spielern weigehend frei: Aber sobald sie sich für ein Ziel ihres Charakters entscheiden (Charakter will endlich gegen seinen Nemesis vorgehen), können die Entscheidungen, die der Spieler für seinen Charakter treffen muss, diesen auch gefährden oder verändern: In meiner UA Kampagne hat eine Epideromantin entschlossen, sich eine mächtige Ladung zu holen, indem sie sich ein Auge herausschneidet, um so ihr Geschlecht wechseln zu können. Eine sehr riskante Angelegenheit und sie hat's vermurkst. Danach hat der magische Rückschlag ihre eigene schwangere Schwester aus der Realität getilgt und sie an deren Stelle eingesetzt (inklusive Ehemann, der glaubt schon immer mit ihr verheiratet zu sein, und Schwangerschaft).
Der Charakter hat also genau das Gegenteil von dem bekommen, was der Spieler eigentlich haben wollte... Aber der Charakter ist auch daran gewachsen, weil er langsam gesehen hat, dass seine Handlungen Konsequenzen nicht nur für ihn, sondern auch für andere hat...
Und der Spieler wusste auch, dass dies seinen Charakter zwar zurückgeworfen, aber nicht zerstört hat: Es war immer klar, dass es Mittel und Wege gibt, um das wieder auszubügeln...