Serie Glow

Sehr witzig, das klingt so als wärs was total verwerfliches ein Kind abzutreiben weil man "Karriere" machen will. Was für Alternativen hätte sie denn? Kein Job, keinen Partner der sie Unterstützen kann, in einem Land in dem es kaum soziale Unterstützungen gibt. Was für eine Alternative hätte sie denn? Das Kind behalten? Dann hat sie keinen Job mehr, keine Kohle, womit soll sie das Kind groß ziehen?
Über ihren Schatten springen sagt auch nur jemand der nie in so eine Situation geraten kann.
Und so einen Charakter als böse zu bezeichnen ist auch schon ganz nah an Frauenverachtung dran! Einer der Punkte die, die Serie so gut macht ist ja das es keine guten oder bösen gibt sondern halt sehr menschliche, realitätsnahe Charaktere. Naja neben dem Punkt halt das sie so 80s ist. XD
 
Ich denke man darf Aggression nicht als selbstverständlich nehmen. Klar ist es verständlich, wenn jemand einen anderen umbringt, weil er sich verteidigen wollte. Die Frage ist halt, inwieweit hat sich derjenige in diese Situation manövriert und ist er nicht auch dafür mit verantwortlich. Die Umstände einer Schwangerschaft sind selten richtig günstig in einer Welt, die von Menschen übervölkert ist. Die Protagonistin ist jedoch keine hilflose Teenagerin und sie hat sogar schon eine Ausbildung.

Nur weil die Welt ein Arschloch ist, ist es nicht Oke, sich dem anzuschließen oder sogar noch ein "Plätzchen" in dieser Welt anzustreben.
 
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Hare, du liegst falsch.
Auf der metamoralischen Ebene (auf die man das ganze gar nicht hätte ziehen müssen, aber bitte, hast du halt gemacht), wenn du dir anmaßt, deine moralischen Vorstellungen auf alle anderen Menschen in allen anderen denkbaren Situationen anzuwenden. Das ist wieder diese Kolonialistenmentalität, die ich in einem anderen Thread schon kritisiert habe. Du meinst aus deiner sehr beschränkten Perspektive heraus (diese Beschränktheit ist nicht mit Dummheit oder so zu verwechseln - die Perspektive jedes Menschen ist eben auf seine Erfahrungen beschränkt) moralische Urteile über das Verhalten anderer fällen zu dürfen, ohne dabei deren Perspektive oder Lebenssituationen zu würdigen (was Chrisael sagt).
Wie ich in dem anderen Thread ebenfalls schon bemerkt habe, klafft da bei dir auch eine gewaltige Lücke gegenüber dem Anspruch an Gewaltlosigkeit und einem Eintreten für Frieden, den du immer an andere richtest und deinem eigenen Denken und Handeln. Fang doch einfach mal an, deine eigenen "Agression nicht als selbstverständlich [zu] nehmen". Ein moralisches Urteil, in einem öffentlichen Forum geäußert, ist immer auch ein Akt der Agression. Besonders eklig wird das hier, wo du dein moralisches Urteil aus der Sicherheit heraus fällst, niemals selbst in die Situation derer zu kommen (ich unterstell dir hier mal, ein Mann zu sein... kann man ja im Internet nie wirklich wissen), die du verurteilst (was Scatchach sagt).
Und auf der... sagen wir mal... literaturwissenschaftlich-handwerklichen Ebene liegst du insofern falsch, als dass du ihr irgendwelche Charakterzüge andichtest, die nicht ohne weiteres plausibel sind und zumindest mal mit irgendwelchen Stellen aus der Serie belegt werden müssten. Ich habe belegt, warum ich meine Interpretation für plausibler halte. Solange ich da nicht was gehörig übersehen habe (Beleg deinerseits!), halte ich deine Interpretation für... unplausibel.
 
Sie ist - wie schon gesagt - nicht in dem Alter eines Teenagers, der sowas aus Unerfahrenheit machen würde, sondern weiß sehr wohl, auf was sie sich eingelassen hat. Sie ist neidisch auf ihre Freundin und lässt - sagen wir mal "fahrlässig" - den Freund in ihr Zimmer kommen. Der Akt selber findet einvernehmlich statt. Ich war schonmal betrunken und hatte auch schon diverse Angebote in diesem Zustand erhalten - das moralische Denken wird nicht vom Alkohol vernebelt. Es mag sein, dass man eher bereit ist, seinen Tieben, Sehnsüchten, Wünschen zu folgen, jedoch weiß man sehr wohl noch, was man tut.

Schwangerschaftsabbrüche gab es schon immer und es gibt bestimmt auch diverse Gründe, warum man diese abbricht, aber es gibt im Mindesten bestimmt genauso viele und gute Gründe, es sein zu lassen. Sie entscheidet sich hier sehr "pragmatisch" für den Abbruch einer Schwangerschaft, die durchaus aus einer "netten Begegnung" entstanden ist. Nicht zuletzt ist es fehlende Scham ihrerseits, die sowohl zu der Schwangerschaft als auch zum Abbruch führt - wobei bei letzterer Entscheidung der Vater garkein Mitspracherecht hatte, was die These unterstützt, dass sie sehr wohl bewusst und selbstständig handelte, eine eigene Entscheidung traf. Der Mann war lediglich ein Mittel, was auch die Behandlung nach diesem "Unfall" unterstreicht. Er wird nicht ernst genommen.

Und jetzt mal von der Geschichte ab, ist es mir recht egal, was die Charaktere tun oder lassen. Ein Protagonist handelt für mich nicht automatisch vorbildlich und ich muss sein Handeln auch nicht verteidigen. Ganz im Gegenteil ist es meist so, dass bannende Figuren gerade unmoralisch handeln. Man muss sich halt als Zuschauer dann auch mal erwehren - eine "antiaggressive Handlung" mMn. - um sich seine eigene Persönlichkeit beim Verfolgen der Geschichten zu bewahren.

PS: ich würde gerne einen Strang über Emanzipationsbegriff eröffnen, fällt mir gerade auf ^^
 
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So. Ich bin jetzt durch. Und ich hab mir den relevanten Teil der ersten Folge nochmal angeschaut. Und da muss ich zugeben, dass ich im mein Urteil nochmal revidieren muss.
Zum Einen steigt sie ja in der ersten Folge gleich nochmal mit Mark ins Bett. Das hatte ich völlig verdrängt. Also kann sie sich nicht auf einen bedauerlichen Fehler unter Alkoholeinfluss herausreden. Und wenn ich mir anschaue, wie sie sich die Serie über entwickelt, habe ich vor allem den Eindruck, dass sie Aufmerksamkeit und Bestätigung braucht. Missgunst oder Neid sehe ich da nicht so sehr. Geltungssucht schon eher. Und vor allem eine tiefe, tiefe Unsicherheit. Aber besonders die Unsicherheit ist ein Charakterzug, der bei allen Charakteren zu finden ist und sich als Thema durch die ganze Serie zieht. Was ich sehr sympathisch finde.
Das Ende der letzten Folge fand ich auch richtig gut. Das wäre auch ein gutes Ende, falls es keine zweite Staffel gibt.
 
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Und was das "Karriere machen" angeht: Niemand macht im Wrestling Karriere. Besonders nicht zu der Zeit (selbst für Leute wie Hulk Hogan fing das so richtig erst Mitte bis Ende der 80er an) und besonders nicht in einer Frauen-TV-Liga. Es geht einfach ums Überleben. Nen Job haben oder nen Job nicht haben. Aber als Schauspiel-Nerd hängt sie sich halt richtig rein und übertreibt es am Anfang auch. Debbie ist da viel reservierter und taut erst später auf. Aber "Karriere machen" will da keiner. Nicht mal Bash. Für den ist das eher so ein Nerd-Selbstvervollkommnungs-Projekt. Das ist wie "Karriere machen" in der Rollenspiel-Szene bzw. dem Rollenspiel-Business. Das kann aus versehen mal passieren (Gary Gygax, Hulk Hogan), aber ist nicht das, weswegen man da anfängt.
Tatsächlich ist es hier ja eher konterintuitiv. Wer wie Ruth und Debbie als "ernsthafte" Schauspielerin Karriere machen will (und das wollen sie ja eigentlich), der tut sich und seiner Karriere keinen Gefallen, in einer Wrestlingliga anzufangen. Nicht zu der Zeit. Heute ist es ja eher neutral, würde ich mal sagen, aber damals war das noch eine eher schmierige Unterklassen-Veranstaltung. Etwas, für das man schmierige Regisseure wie Sam Silva anheuert. Ich meine mich zu erinnern, dass das auch das eine oder andere Mal thematisiert wird.
 
"Karriere machen" bedeutet nicht zwangsläufig, dass man Geld macht. Es geht vielmehr darum, dass man mit der Absicht, reich und/oder berühmt zu werden, alles andere hinten an stellt. In Amerika ist alles etwas anders. Man kann mit jedem Scheiß seine Karriere anfeuern, um später vielleicht im Shoppingkanal zu enden. Im Showbusiness ist jede Menge Luft nach oben. Sie stehen halt tierisch unter Druck. Sie müssen was machen und hier bekommen sie zumindest einen Vertrag und eine Aussicht auf eine längere Anstellung, die sie berühmt machen könnte. Und wenn sie nur später Supermärkte in der Region eröffnen oder auf Kindergeburtstagen auftauchen ^^
 
Ich würde halt eher sagen, dass zu der zeit, besonders für Frauen, so ein Gig eher eine riesige Gefahr für die Karriere war. Nur wenig oberhalb vor Pornos drehen. Nur mit völliger Verzweiflung zu erklären. Und das wird ja in der Serie auch thematisiert.
 
Sicher, aber man kann das nicht mit Deutschland vergleichen. Eine Karriere kann man über eine Menge Dinge starten. Es gibt Profis für fast alle Hobbybereiche. Das sind alles in unseren Augen Spinner, aber dort ist gängig. Alles was nicht verboten ist, kann man eigentlich schon machen - oder denkst Du man hat mehr Chancen, wenn man aus dem Immobilien- oder Vertriebsgeschäft kommt? Nein. Die Amis lieben ihre kuriosen Leute. Das ist für was die USA stehen. Du glaubst nicht was für verrückte Typen bei einer Versammlung auftauchen. Klar gibt es den Spießerkern, aber halt auch dann viele regelrecht verkleidete Leute oder total überschminkt. Sowas kennen wir hier nur aus Comics. Solche Personen wie Olivia Jones oder Glööckler sind da völlig normal.

Verzweifelt sind in den Staaten viele Leute. Der Druck ist immens hoch. Weiß nicht, ob Du schonmal da warst.
 
Sie will aber nicht irgendeine Karriere machen. Sie will Schauspielerin werden. Ernsthafte Schauspielerin. Und Debbie auch. Debbie thematisiert ja IIRC auch, dass sie Wrestling lächerlich findet und es nur des Geldes und der Trennung wegen macht. Sie sieht das als klaren Abstieg von der Seriendarstellerin, die sie mal war. Ruth hat, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, bei Strasberg studiert. Die ist eine ernsthafte Schauspielerin. Das ist der ganze Punkt der allerersten Szene, dass sie keine vernünftigen Rollen angeboten bekommt, obwohl sie eine ernsthafte, professionelle Schauspielerin ist. Aus dieser Verzweiflung heraus macht sie GLOW überhaupt erst. Aber nicht, weil sie da Karriere machen will, sondern weil sie Geld verdienen muss und als ernsthafte Schauspielerin nicht weiter kommt.
 
Wenn Du so willst, hat man schon Möglichkeiten, andere Dinge zu tun. Letztlich hat sie Angst vor dem sozialen Abstieg. Sie passt ihre Erwartungen an - aber sie will durchaus noch Karriere machen, schleimt sich sogar bei dem "Regisseur" ein, versucht ihm zu gefallen.

Klar, wenn Dein Massstab ist, erst ab einer Mille gilt es als Karriere, dann hast Du Recht - aber wenn Du Leute nach dem Beginn ihrer Karriere fragst bzw. ihnen zuhörst, sind es genau diese Anfänge, von denen sie berichten.

Der Witz ist doch zudem, wenn Du keine Karriere machen willst, dann stellst Du Dich auch nicht hin und machst Dich zum Volltrottel. Es ist sogar eher so, dass das Lampenfieber so groß wird, dass Du Dir das zweimal überlegst, ob Du das willst. Nur diese Voreinstellung macht den Unterschied.
 
Wo gehts ihr da um Karriere? Sie ist pleite, telefoniert ja auch anscheinend mit ihren Eltern wo sie, sie um Geld bittet weil sie nichts mehr hat. Sie ist verzweifelt, benötigt dringend Geld, sie tut halt alles um diesen Job zu bekommen. Die angestrebte Karriere als Schauspielerin ist da grad ganz weit weg.

Hier in Ö und D kann man sich recht leicht für ein Kind entscheiden, wenns hart auf hart kommt gibts den Sozialstaat. Und selbst bei uns wirst du dafür oft so blöd angemacht das sich das nicht alle Menschen geben wollen. In den USA gibts diesen Sozialstaat nicht. Die Wohlfahrt funktioniert in den USA ganz anders, ist nicht so bedingungslos wie bei uns und schon gar nicht frei von Willkür. Statt Geld gibts dann Essensmarken, was die Menschen dort an den äußersten Rand der Gesellschaft drängt und in einer Gesellschaft die so auf Erfolg getrimmt ist, schon eine derbe Demütigung sein muss. Sowas wollen sich wirklich nur ganz wenige antun und dem Kind wohl auch nicht. Die Entscheidung das Kind abzutreiben ist ein völlig logischer und menschlicher Schritt und es gibt ja quasi keine Alternative.
 
Genau. Die Situation in den sozialen Staaten wie Deutschland ist eine andere; schon kleine Jobs werden als Sprung angesehen und solange man das Licht am Ende des Tunnels sieht, gibt man alles. Und sie haben ja einen Vertrag erhalten und einen Ausblick, größer zu werden - die Wrestlingszene der Männer war ja zu der Zeit schon ziemlich groß und wurde im Fernsehen übertragen.

Wer hätte jemals gedacht, dass man mit Computerspielen reich werden könnte? Kennt einer von Euch einen berühmten E-Sports-Spieler? Denkt Ihr, Geld oder Ruhm hatten die in Aussicht gehabt? Nein und trotzdem handelt es sich in ihrer Szene um eine Karriere. Und die hatten wahrscheinlich nicht mal einen Vertrag in Aussicht gehabt. Es ist das Verhalten bezüglich einer Tätigkeit, das ich meine. Dass sie wichtiger ist UND im Fall von Glow gab es sogar die Aussicht auf einen kommerziellen Erfolg.

Denkt Ihr die Fussballerinnen zeigen kein Karriereverhalten, nur weil sie keinen Sponsor finden und nicht in den Medien landen?
 
Es ist das Verhalten bezüglich einer Tätigkeit, das ich meine.
Eben. Du führst mal wieder ne völlig andere Diskussion als deine Gesprächspartner und tust so, als würdest dich mit uns unterhalten. Nur schade, dass ich das immer erst so spät merke. Aber ich glaube ja immer an das Gute in den Menschen... :rolleyes:
 
Ich verstehe halt nicht was daran falsch sein soll wenn man eine Tätigkeit die man zum überleben tut, mit voller Inbrunst macht. Macht es das dann falscher das sie abetrieben hat? Irgendwie kann ich deiner Logik nicht ganz folgen.
 
Vor allem spreche ich halt über die Motivation der Charaktere in der Serie. Du, soweit ich das sehe, auch. Hare spricht scheinbar von "Karriere" als allgemeinem Konzept völlig losgelöst von der Serie und den Motivationen und Wahrnehmungen der Charaktere. Aber das macht halt das Gespräch überflüssig. Zumindest, wenn die Abweichung vom Thema des Threads nicht als solche signalisiert und mit dem Thema kontextualisiert wird. :rolleyes:
 
Es ist nicht ganz einfach. Sicherlich könnte man argumentieren, wenn ich schon auf's Klo gehen muss, dann wenigstens ordentlich. Aber deshalb nenne ich mich noch nicht Scheißer. Der Unterschied zwischen einer normalen Einstellung und die eines Karrieristen ist die Selbstwahrnehmung. Bin ich "Banker", weil ich in einer Bank arbeite?

Ich denke das Faszinierende an der Geschichte ist gerade das Maß an Anpassungsfähigkeit, dass diese Gruppe an den Tag legt, sich halt nicht mehr als Tochter, Schwester, Tier, Mutter oder Schauspieler zu sehen, sondern jetzt als Wrestler - aber das ändert nichts an den "Karrierevorstellungen" die dahinter stecken.

Ganz speziell auf Ruth bezogen, hat sie ja durchaus ihre beste Freundin beobachten können, wie sie "den Job" und das Kind unter einen Hut bringt - sie entscheidet sich jedoch ganz unbekümmert für eine Abtreibung, verblendet von der Vorstellung, sie könne etwas als "Wrestler" erreichen. Warum hätte sie sonst abtreiben sollen? (Und es gibt durchaus Gruppen, die werdenden Müttern helfen, auch in den Staaten - gerade bei den konservativen Abtreibungsgegnern.) Wenn man so argumentiert, Karriere ist das "Notwendige" mit Überzeugung zu tun, warum wird sie dann nicht Mutter?
 
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Für Amerika trifft es auch tatsächlich zu, daß sich Konservative häufiger karitativ engagieren.

Es gibt auch tatsächlich mehr Crisis pregnancy centers, die sich um werdende Mütter in schwierigen Situationen kümmern, als Abtreibungskliniken.

Allerdings spielt die Serie, wenn ich die Beiträge hier richtig verstanden habe, in den Achtzigern. Ich vermute, daß solche Einrichtungen in dieser Zeit noch nicht so häufig waren wie heute.

Die dargestellte Abtreibung ist in dieser Zeit zwar kein "logischer und menschlicher Schritt", aber man sollte dennoch mit einbeziehen, daß Hilfe in einer solchen Situation damals vermutlich schwieriger zu finden war als heute.

Edit: Noch wegen des Sozialstaatsarguments: Vor 1996 gab es in den USA allerdings auch länger Sozialleistungen als heute.
 
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