Vorab: ich habe echt keinen guten Überblick über den Rpg-Markt, weder den Deutschen, noch den Internationalen. Aber wir sind hier ja im Internet, daher brauche ich keine Ahnung wenn ich viel Meinung habe.
Kann es sein, dass die "German Angst" Endzeit-Settings begünstigt?
Das halte ich für eine gewagte These, da das auch in anderen Medien in Erscheinung treten müsste. Bei Filmen, Romanen etc sehe ich das zumindest nicht.
Dass die "Deutsche Gründlichkeit" ausufernde Regelwerke und Micromanagement fördert?
L5R, Pathfinder, D&D, Wargaming ... ausufernde Regelwerke und Micromanagement sind nicht gerade auf deutsche Produkte beschränkt.
Ich nehme eher an, dass das an dem Personenkreis hängt, die 1. Rpg spielen und 2. pedantisch genug auf ihrer Meinung bestehen um alle schon vorhandenen Regelwerke inkl. möglicher Hausregeln in den Wind zu schlagen, ein Eigenes zu schreiben und es dem Rest der Welt als Neuveröffentlichung unter die Nase zu reiben.
Dass die noch präsente mittelalterliche Geschichte und Architektur "medieval fantasy" am ehesten erschließbar macht?
Das halte ich für plausibel. Die mir bekannten nicht-US-Rpg sind fast alle im medieval fantasy Bereich angesiedelt (kann aber auch an meinem Geschmack liegen) und stellen ihre Settings viel stärker mittelalterlich (oder treffender: mittelaltermarktlich) / antik und weniger fantasy dar als die meisten mir bekannten US Produkte. Zudem gilt das auch für die entsprechende Literatur und Filme.
Autoritäten scheinen sehr wichtig zu sein.
Mir läuft's immer kalt den Rücken runter wenn sich ex-DSAler SL als Meister bezeichnen.
In den Regelwerken gibt es wenige bis keine Werkzeuge um Eigenes zu erstellen.
Ich denke ich weiß was du meinst, aber mir kommt die Aussage seltsam vor. Fast alles am Rpg ist "Eigenes erstellen", ob man jetzt SC oder NSC spielt. Ich gehöre zur Fraktion die als SL gerne ein festes Set an Regeln/Monstern/Ausrüstung/usw hat und darauf basierend zusätzlich benötigtes einfach aus dem Ärmel schüttelt wie es gebraucht wird, im Zweifelsfall in Absprache mit der Runde. Vielleicht ist es auch eher das Denkmuster, das unter deutschen Rpg-Schreibern verbreitet ist statt Autoritätenhörigkeit?
Abenteuer sind sehr (auf eine) Story orientiert, oft, aber nicht immer, bis hin zum Railroading.
Das kenne ich bei fertig geschriebenen Abenteuern kaum anders, egal woher. Allerdings habe ich so grundlegende Konzepte, die zur Grundausstattung eines Spiels gehören, wie Plot Points, Flag Framing usw tatsächlich bei noch keinem deutschen Rpg gesehen.
Viele Bücher sind Produkte die hübsch zum Anschauen und lesen sein sollen. Nutzbarkeit am Spieltisch, ist oft nicht mehr so wichtig.
Das ist definitiv nicht auf deutsche Produkte beschränkt. Ich kenne kein Rpg, dessen Buch wirklich für den Einsatz am Tisch konzipiert ist, geschweige denn welche die gut durchdachte Charaktersheets oder Sichtschirm-inlays haben. Weitere Sachen wie NSCsheets, Abenteuersheets usw gibts sowieso bei gar keinem, das ich kenne.