Mein kleines Gentlemen Review:
So, da Ich nun das ganze Werk (die Conversion an sich) durchgelesen habe und mich ein wenig auf der homepage umgesehen habe, will Ich mal den Anfang machen. Man muss dazu sagen, das Ich keinerlei Vorkenntniss über das System habe und auch aventurisches Wissen (sofern überhaupt relevant) schon 1-2 Jahrzehnte zurück liegen. Man kann mich also guten Gewissens als “Erstleser” bezeichnen
Das
Layout des Wilden Rakshazar gefällt mir und Ich finde es durchweg gut lesbar, auch in der nicht druckerfreundlichen Version. Die eingestreuten Skizzen und Zeichnungen wecken Erinnerungen an alte DSA Charakterzeichnungen, aber Ich weiss, wie schwer es ist an gutes Material für ein nicht professionelles Projekt zu kommen... obwohl das Setting gradezu nach guten Tuschezeichnungen ala BOL oder Malmsturm schreit. Vereinzelt gefallen mir die Skizzen sogar SEHR gut (Echsenrassen, Faulzwerg).
Das Wilde Rakshazar führt einen schön an die
Sword & Sorcery Thematik heran und nimmt sich dafür 2-3 Seiten Zeit. Sowas gefällt mir und gibt mir als Erstleser einen guten Einstieg in das Setting. Obwohl ein ganzer Kontinent beschrieben wird, sind alle erwähnten Regionen passend zum düsteren Setting und mit Kommentaren zu passenden Kampagnen und Abenteuern versehen. Trotz starker Unterschiede bekomme Ich als Leser nicht das Gefühl einen aventurischen Einheitsbrei
vorgesetzt zu bekommen, sondern spezielle coneske
Bühnen, die mir bereitet wurden, bei denen der S&S Hintergrund nie vergessen wurde. Man muss aber dazu sagen, dass Ich weiss Gott kein S&S Experte bin. Insgesamt fühle ich mich schön an das Setting herangeführt... ABER:
Und hier kommt mein erster Minuspunkt. Es werden soviele spezielle settingeigene Namen und Begriffe verwendet, dass Ich mir wirklich ein Glossar wünschen würde. Als absoluter Rakshazar Neuling kann dies verwirrend sein und klärt sich erst nach komplettem Lesen. Trotzdem bleibt ein positives Gefühl bei mir zurück und eine leise Stimme in meinem Kopf: Das musst Du testen David, das Setting hat was... spiel es... jetzt .. nein, lese es erst zu Ende!
Das in der Grundconversion enthaltene
OneSheet Abenteuer “Blut & Spiele” spiegelt den Settingfluff ebenfalls schoen wieder und enthält sogar einen Teil mit den Arenakämpfen der hervorragend dazu geeignet ist grade Savage Worlds Neulinge in das System einzuführen. Für SW Profis, die diese Regeleinführung nicht nötig haben bietet es aber noch genug um schoene Stunden am Spieltisch zu haben. Als kleine Anmerkung: Ich fand den Hintergrund des “Oberbösewichts” cool, und warum er so ein seltsames Hobby hat!
Solides OneSheet in meinen Augen, besonders für Systemeinsteiger geeignet.
Kommen wir zum Regelteil …
… und da gibt es doch an dem ein oder anderen Punkt die Möglichkeit das Ganze noch zu verbessern. Die allgemeinen
Settingregeln an sich sind in Ordnung, bei der Tabelle für
Wilde Magie muss Ich mich allerdings fragen ob manche Ergebnisse vielleicht zu krass sind? Ich verstehe das man auf die Gefährlichkeit der Magie in diesem Setting hinweisen wollte, aber 1W6 Wochen Blindheit? Vor allem da die Tabelle nicht nur bei “Snake Eyes” zur Anwendung kommt, sondern eine 1 auf dem Fertigkeitswürfel schon ausreicht. Klar kann man sich Bennies aufheben, aber zwei 1er direkt hintereinander sind nicht sooo unwahrscheinlich. Eventuell dieses eine Ergebniss entschärfen oder den Zeitraum verkleinern ( 1W6 WOCHEN ! ). Bei den
Handicaps sind Traumata redundant mit den Phobien aus dem Grundregelwerk und muessten nicht nochmals gesondert genannt werden. Kann man so stehen lassen, muss man aber nicht... Geschmacks- und Ausprägungssache.
Bei den
Talenten fällt mir auf, dass vereinzelt genaue Regelmechaniken fehlen (Astrales Störfeld, was passiert wenn ein Zauber hinein gewirkt wird? Würde mir vielleicht als Upgrade zu Arkane Resistenz besser gefallen; Schwertrunen - Habe Ich einen Regeleffekt? +1 auf bestimmte Proben, Tricks? ; Zauberbindung - wie löse Ich sie aus?). Das Talent Schriftkunde ist in meinen Augen unglücklich gestaltet, da es eine Fertigkeit freischaltet, die seperat gesteigert werden muss. Hier würde man mit dem Zusatz: << Ermöglicht den Einsatz der Fertigkeit “Nachforschen” aus dem Grundbuch als Probe auf Allgemeinwissen (Verstand) >> besser gefallen. Warum ein Opferdolch durch stecken in die Erde eine Erschöpfungsstufe heilt ist mir wahrscheinlich dank mangelndem Hintergrundwissen nicht klar. Wäre es nicht cooler wenn man diese Erschöpfungsstufe heilt wenn man den Dolch in Blut tränkt?
Und schon kommen wir zum nächsten absoluten HAMMER gegen die Blutmagier. Würfeln diese eine Doppel 1 (Snake Eyes) beim zaubern, verlieren sie permanent die Kontrolle über Ihren Körper BIS jemand den Geist mittels bannen austreibt...was ja dank der Seltenheit der Magie in diesem Seting nicht allzu häufig vorkommen sollte. Ich mag es einfach nicht, wenn ein einzelner Wurf, auch wenn Ich Bennies bei de Zauberwurf einsetzen kann, mir meinen Charakter komplett nimmt. Der Zusatz: Bis zum nächsten Sonnenuntergang, eine Willenskraftprobe oder zeitlich begrenzt … irgendetwas... sollte hier mit rein... dringend!
Positiv erwähnen sollte man die
Archetypen oder Charakterkonzepte die im Regelteil erläutert werden ohne sie regeltechnisch einzuschnüren. Gute Sache!
Die
Rassen wirken alle interessant. Ich habe sie punktetechnisch zwar nicht nachgerechnet, aber mir ist nichts besonders gravierendes aufgefallen. Nur den Nachteil “Einfältig, -2 auf alle Verstandswürfe", finde Ich nicht besonders gut gelungen. Hier würde mir ein schwerer zu steigerndes Verstands Attribut gemäss dem Grundregelwerk besser gefallen. Denn ansonsten sind die armen Nedermannen wirklich nur noch die Opfer von Verstands Tricks im Kampf.
Wie man an den letzten paar Absätzen sieht, sehe Ich persönlich noch grosses Verbesserungspotenzial was einzelne Regeln angeht, möchte aber betonen, dass Ich hier auch meine Kritikpunkte gesammelt aufgeführt habe (damit wenn gewünscht der Autor damit arbeiten kann und auch andere Gentlemen Ihre Kommentare dazu abgeben koennen) und es durchaus schoene und gute Regelungen gibt.
Mein abschliessendes Fazit:
Das Wilde Rakshazar ist ein für mich faszinierendes Setting, welches Lust auf mehr macht und wirklich gut präsentiert wird. Die Regeltechnische Umsetzung weisst noch einzelne Schwächen auf, die man beheben sollte und Ich vermisse den ein oder anderen Punkt (Waffenliste, Ausrüstungsliste, Glossar). Das verfügbare Zusatzmaterial (Hintergrund, Charakterdatenblätter, OneSheets, NPC Cards) sind ein für Conversions nicht alltäglicher Luxus der gerne angenommen wird! Mit ein wenig Nacharbeit koennte man dieses Werk in eine wirkliche Perle verwandeln, so bleibt es leider nur eine gute Conversion für mich, die sich über den Durchschnitt hebt. Auf jeden Fall meinen Respekt an den Autor / die Autoren, man spürt Euer Herzblut!