AW: Flüche kaufen?
Du hast den Seitenast aufgemacht, nicht ich.
Zum Kartenzählen an sich: In Spielen mit einem überschaubaren Kartenvorrat aber geheimen Verteilungen der Karten ist es meistens die Intention des Spiels oder wenigstens eine zwingende Voraussetzung, um das Spiel klug zu spielen, die Verteilung der Karten im Auge zu behalten. Manche mit gutem Zahlengedächtnis zählen dafür explizit die wichtigen Karten im Spiel, andere machen eher eine Baucheinschätzung welcher Spieler bisher gute Karten gezeigt hat.
Stichkartenspiele wie Skat, DoKo, Tichu, Zoff im Zoo, Mü, Njet oder Sticheln sind darauf angewiesen, die gespielten Karten halbwegs im Kopf zu behalten, sonst hat man keine Chance. Das Nichtmitzählen führt hier automatisch zum ziellosen Spiel.
Da viele diese Spiele deutsche Wurzeln haben mag diese Mentalität in Leuten die aus der Deutschen Kartenspielerlandschaft - einer gut organisierten und großen Gemeinschaft - kommen sehr verbreitet sein, auch bei Spielen in denen das nicht wirklich notwendig ist.
Das Exerzitium mit Wahrscheinlichkeiten ist meiner Erfahrung nach aber einer anderen Richtung geschuldet: Den klassischen amerikanischen Kartenspielen wie Poker und Blackjack, zu denen man sogar in den Wikipedia-Artikeln schon exzessive Wahrscheinlichkeits-Tabellen findet.
Wer nun mit Kartenspielen groß geworden ist und mit dem unklassischen Dominion konfrontiert wird, wird alte Gewohnheiten nicht ablegen, auch wenn das Zählen der Karten hier keinen groen Einfluß auf die Spieltaktik hat, sondern einem lediglich einen Eindruck verschafft, wie der gegenwärtige Spielstand ist.
Da jedoch ein taktischer Faktor bei Dominion die Frage ist, wie lange man auf Karten setzt, die einem einem Spielstärke geben und wann man beginnt sein Deck mit den während des Spiels wertlosen Siegkarten zu "verschmutzen" kann es auch hier ganz clever sein darauf zu achten, wann man bei den Siegpunkten ins Hintertreffen gerät und wann man sich Zeit lassen kann. Wenn man vor der Entscheidung steht, das Speil mit einem taktischen Kartenkauf zu beenden oder zu verlängern, sollte man zumnindest ein grobes Gefühl dafür haben, wo man steht.
Sonst wird man schnell zum unfreiwilligen Königsmacher und das zwei Spieler, die sich gerade ein heisses Gefecht um den ersten Platz liefern sich etwas um die Spielfreude betrogen fühlen, wenn ein Dritter aus unkluger Spielweise heraus zwischen Ihnen entscheidet ist denke ich verständlich.