Fassade

Durro-Dhun

Erklär(wer)bär
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Fassade


Unsicherheit. Das wird wohl der entscheidende Faktor sein. Unsicherheit...
In unserer ach so liberalen Gesellschaft trage ich nichts weiter, als eine Maske. Eine Fassade aus Lügen, Tricks und kleinen Selbsverschönerungen, die ich mir über die Jahre zusammengelogen habe. Die mich vor dem Hohn und dem Spott der Allgemeinheit schützt. Die mir hilft. Die mich belastet!

Warum kann ich nicht über meinen eigenen Schatten springen und euch sagen wie ich bin? Paradoxerweise wissen das eigentlich nur diejenigen, die mich nicht kennen. Wenn das kein Widerspruch ist!

Aber zurück zum ursprünglichen Thema: Woher kommt diese Unsicherheit? Niemand, der mich kennt, würde mich als Feigling bezeichnen... um ehrlich zu sein, ich mich selbst auch nicht, und mich selbst sehe ich eigentlich als meinen härtesten Kritiker... ist es das? Selbstkritik und der daraus resultierende Wunsch, mich selbst auf solch billige, schnelle und einfache Weise zu verbessern? Auf so gefährlich labile Weise. Glaubt mir, es ist ein sehr wackliges Haus aus Lügen, das ich mir über die Jahre zusammengeschustert habe!
Und anstatt nun ruhig darin sitzen und mich sicher fühlen zu können, fühle ich mich verfolgt und unwohl darin, habe Angst vor jedem verräterischen Geräusch und jeder falschen Geste, die die Wände zum Einsturz bringen könnten.

Und schaufle mir somit - gesellschaftlich gesprochen - mein eigenes Grab.

Denn was bin ich denn im Endeffekt?

Ein Lügner, wenn auch vielleicht ein glaubwürdiger. Und noch dazu ein Lügner mit Skrupeln.
Diese Lügen machen nicht schöner, stärker, oder attraktiver... nein!
Wie ein schwarzer Fleck aus Schande sind sie auf meine Seele gekleckert, und jedesmal, wenn ich jemanden nahe genug an mich heranlasse, um mir direkt in die Seele blicken zu können, habe ich Angst vor dem Schatten, der da in mir lauert, und der jede Freundschaft verdunkeln könnte...


Aber wir sind ja schließlich alle Lügner. Wir lügen aus Angst, aus Überzeugung, aus Furcht, Feigheit, oder Mut. Aus Hass und aus Liebe - zu anderen wie uns selbst - genauso wie aus... Erbärmlichkeit, Schwäche und Mangel an Charakter...


Wo bist du? Du, der ich all meine kleinen Sorgen, meine großen Lügen und noch größeren Fehler beichten kann, und die mich danach nicht von sich stößt... so wie ich es doch eigentlich verdient hätte ?!
Reiß mir diese verfluchte Maske vom Gesicht, die ich nicht selbst lösen kann! Reiß sie ab, sie ist mir zu schwer geworden zu tragen!!
 
Bekannte Thematik gut umgesetzt! Bin eigentlich kein Fan von Kurzgeschichten, aber in dem Fall hab ich doch bis zum Ende gelesen, da interessant. Finde auch ganz gut, daß die Geschichte an einigen Stellen einen fast wissenschaftlichen Charakter bekommt [von der Sprachart her].

Be seeing you.
Glaswandler
 
@Glaswandler:

*G* Tja... Distanz ist alles... nein im Ernst, normalerweise schreibe ich immer so, wie ich auch spreche... mir gings nur darum, das ganze genau zu analysieren und eindeutig darzustellen... kann schon passieren, dass es dadurch etwas akademisch klingt, war aber nicht beabsichtigt...
 
He, das war positiv gemeint ;) im Ernst, ich finde diesen akademischen Unterton, der da mitschwingt, ganz gut!

Be seeing you.
Glaswandler
 
thx... danke, tut gut das zu hören...

Habs mal reingepostet... ich finde, es ist noch nicht ganz rund, aber ChrisLove's "Maske" hat mich wieder an den Text erinnert...
 
Wundervoll und ausdrucksstark !!!
Ein Hilfeschrei, der wie ich denke am Anfang eigentlich an Dich selbst gerichtet war und immer mehr, je weiter man liest, nach außen dringt und fordert - was eigentlich nur Du einlösen könntest. Paradox, paradox...aber sooo wahr. Fühl mich Dir ähnlich und deshalb berührt mich der Text auch sehr stark. Richtig gut..

:)
 
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