AW: Fantasy Days
Also, ich war da - allerdings nicht als Gast, sondern als "Händler". Daher kann ich primär nur aus jener Seite berichten, was aber vielleicht auch eine interessante Sichtweise ist, zumal sie keine einzelne Meinung sein dürfte - ich hatte mit genügend anderen Händlern / Ausstellern gesprochen und kann daher behaupten, eine halbwegs repräsentative Aussage aus dieser Sicht treffen zu können.
Und um das wesentliche vorweg zu nehmen: ich fühlte mich regelrecht verarscht!
Im wesentlichen lag das zunächst an der Preispolitik des Veranstalters. Die Argumentation des selbigen, warum die Preise so hach waren, war die, das RingCon, FedCon, RPC, Spielemesse Essen etc. auch vergleichbare Preise verlangen. Schön und gut, wenn man denn auch in der gleichen Liga wie diese Veranstaltungen spielen würde. Nunja, die Orga schätzt wohl, dass ihre Veranstaltung dies tut - anders kann man sich folgenden Werbetext nicht erklären:
Keine Convention übt derweil eine ähnliche Anziehungskraft aus und hat eine Ausrichtung wie dieses Event. Denn hier haben wir die perfekte Synergie geschaffen und viele Bereiche des Fantastischen vereint: Die FANTASYDAYS® Erlebniswelten sind die beste Plattform für ihr Business.
Meiner Meinung nach liegt hier jedoch eine klare Fehleinschätzung vor. Vielleicht ist es das, wo diese Veranstaltung irgendwann (vielleicht in zehn Jahren?) einmal hin will, aber angekommen ist sie beiweitem nicht. Zumindest bezüglich Händler / Aussteller. Es wurden Versprechungen gemacht wie
"Wir können für Besucherzahlen in Höhe von 15.000 / 17.000 / 20.000 garantieren". Gekommen sind letztendlich bestenfalls 1.500 (und das ist schon eine optimistische Schätzung). Das nenne ich eine Massive Fehleinschätzung. Und hätte so mancher Händler gewusst, dass die tatsächlichen Besucherzahlen so sehr von den vom Veranstalter vermuteten abweichen, hätte er sich höchstwahrscheinlich dagegen entschieden, dermaßen hohe (um nicht zu sagen: maßlos überteuerte) Standmieten zu zahlen oder überhaupt zu erscheinen. Für mehrere waren die Fantasy Days ein (zum Teil) massives Verlustgeschäft.
Ob die Eintrittspreise aus Gästesicht gerechtfertigt sind vermag ich nicht zu beurteilen. Es gab diverse Shows, Workshops, Autorenlesungen u.ä., und wer so etwas mag ist vielleicht auch bereit, dafür 22,-€ (Samstag) oder knapp 49,- € für das ganze Wochenende zu zahlen. Für mich hätte das Programm nur wenig attraktives geboten, so dass ich nicht dazu bereit gewesen wäre, soviel zu zahlen.
Neben den Preisen gab es aber noch andere grobe Organisationsfehler. So war z.B. die Hauptbühne den ganzen Freitag über nicht Einsatzbereit. Die Orga schiebt die Schuld auf einen inkompetenten Techniker, der Techniker hingegen soll Aufgrund der mangelhaften Kommunikation, arroganter Art der Orga und anderer Streitigkeiten den Vertrag gekündigt haben. Was für den Ausfall letztendlich ausschlaggebend war ist eigentlich irrelevant: bei einer Veranstaltung, die für sich ein so hohes Niveau beansprucht wie die Fantasy Days es machen hat die Bühne rechtzeitig einsatzbereit zu sein (und rechtzeitig bedeutet am Tag/Abend
vor der Eröffnung). Alles andere ist ein Versagen der Orga. Durch den Ausfall der Hauptbühne verschob sich zunächst der Einlass. Man versuchte wohl noch krampfhaft, das Problem zu lösen und wollte erst öffnen, wenn die Bühne einsatzbereit war. Nachdem das um 13:30 immer noch nicht der Fall war (1 1/2 Stunden nach eigentlichem Event-beginn) hat man dann schließlich doch die Pforten geöffnet. Durch den Ausfall der Hauptbühne mussten dann einige Veranstaltungen verschoben werden oder sind sogar ausgefallen (wie z.B. der Auftritt der Band Wizard) - besonders ärgerlich für jene, die gerade wegen jener Events angereist waren.
Dass die Organisation ein einziges Chaos war merkte man auch sonst an allen Ecken und Enden. Irgendwie wusste nirgends irgendwer über irgendwas bescheid. Immer wieder wurde man (teils über mehrere Stellen) an ein und die selbe Person verwiesen - und die war dann irgendwann maßlos überfordert, weil sie an zig Stellen gleichzeitig sein sollte. Eine klare Organisation darüber wer für was zuständig ist, und dann dafür Sorge tragen, dass die entsprechenden Personen dann auch Bescheid wissen (und alle anderen Helfer auch darüber Bescheid wissen, wer wofür zuständig ist) ist bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung ein ganz klares Muss.
Die Tatsache, dass die Helfer an den Info-Ständen zumindest am Freitag kaum weiterhelfen konnten, ist ebenfalls ein Armutszeugnis. Und wie man den Umstand betrachten möchte, das selbst einige (zum Ende der Veranstaltung dann auch einige mehr) Helfer nur wenig gute Worte zur Orga übrig hatten (um es einmal freundlich auszudrücken), überlasse ich jedem selbst. Mir persönlich hat der Umstand auf jeden Fall geholfen, ein noch besseres Bild davon zu bekommen, wie es hinter den Kulissen abging.
Ein weiterer vermeidbarer Planungsfehler war der "atmosphärische Mittelaltermarkt". Dieser Bestand aus sage und schreibe drei (in Ziffern: 3!) Ständen. Mehr Stände wären angeblich nicht möglich gewesen, da dass ursprünglich dafür eingeplante Außengelände als Feuerwehrzufahrt freigehalten werden musste. Dies ist jedoch ein Umstand, den man (bei guter Planung) bereits in dem Moment erfährt, in dem man das Gelände besichtigt, bzw. spätestens dann, wenn man es anmietet. Und die Orga wusste auch offensichtlich davon; anders lässt sich nicht erklären, warum sonst anderen Standbetreibern aufgrund Platzmangels abgesagt wurde. Dass die Veranstaltung dann aber dennoch mit Sätzen wie
durchquert unseren schönen Mittelaltermarkt
Werbung macht, im vollen Wissen, dass nur ein paar wenige Mittelaltermarktstände da sein werden, die in ihrer Gesamtheit die Bezeichung "Markt" nicht verdienen, kann man eigentlich nur noch als Betrug bezeichnen.
Wie gesagt, das alles ist die Meinung von jemandem, der auf Seiten der Händler an dieser Convention besteiligt war. Und aus dieser Sicht waren die Fantasy Days ein katastrophaler Fehlschlag. Vielleicht mag der ein oder andere Gast auf seine Kosten gekommen sein und hat deshalb eine positivere Meinung - und in dem Fall freue ich mich auch für ihn. Aber für viele der Händler / Aussteller dürfte dieser Veranstalter für die nächste Zeit erstmal ein rotes Tuch sein.