Doofe Nach- und Vorteile gibts immer wieder mal. Das fängt bei offensichtlichen und wirklich einschränkenden Behinderungen an und endet bei meinem absoluten Alltime-forever Liebling "Dunkles Geheimnis". Bevor mir jemand mit Diskrimnierung kommt: Es gibt nur verdammt wenig Spiele, in denen Behinderungen keinen die gesamte Gruppe störenden Faktor darstellen. Cthulhu wäre so eines - Hunter: the Reckoning vielleicht auch noch ... also alles was irgendwie was mit Survival Horror zu tun hat. Wo Situationen der Angst tatsächlich letal wirken könnten, weil der Mann nen Bypass verpasst gekriegt hat. Oder weil er von Natur aus der langsamste ist mit seinen Krücken (obschon, das zeigt das Supertalent, auch dies nicht zwingend sein muss). In den weitaus meisten Fällen sollen Charaktere aber per Spieldefinition irgendwas können und zwar am besten gruppentauglich. Da macht sowas schlichtweg keinen Sinn und erst recht nicht in irgendwelchen SciFi Settings in denen man sich einfach ins nächste Krankenhaus begibt und gut ist die Sache Dank Nanotechnologie. Mit anderen Worten: Man muss ein Spiel nicht grundlos schwer machen, nur weil der Spieler gerade dringend Punkte braucht oder weil er mal eine "rollenspielerische Herausforderung" (TM) sucht.
Das "Dunkle Geheimnis" .... BOAH, JEDER IN SHADOWRUN hatte das ... und die Erklärungen wurden IMMER abstruser. Klar, waren ja auch 2 wirklich schnell verdiente Punkte. Und wie SR nun mal so war ritt man sich spätestens nach 3 Runs eh in die Scheiße.
In diesem Sinne: Lasst die Leute doch einfach spielen was sie wollen und sprecht das gemeinsam mit der Gruppe ab ob es okay ist. Lasst sie gar nicht erst in die Versuchung kommen Punktefickerei zu betreiben. Kostet nur unnütze Zeit, sowohl von denjenigen, der sich alles haarklein raussucht, als auch denjenigen der es dann gegenchecken muss. Darüber hinaus hat das aber auch nichts mit Munchkin zu tun. Leute die sowas betreiben nennen sich Powergamer. Munchkins bescheißen oder bauen sich völlig eigene Regelbereiche, die bestenfalls noch angelehnt sind an das Urkonzept um auch ihre letzten geistigen Ergüsse unterbringen zu können.
Den Ansatz mit den situativen Nachteilen finde ich ziemlich gut. Hat er halt seinen Vorteil, muss aber auch mit den Konsequenzen leben. "Oh nein, da ist schon wieder dieser Klugscheißer! *nerv*" (Vorteil: Fotografisches Gedächtnis, Belesen, etc.).
Balancing in Rollenspielen find ich nach wer weiß wie langer Zeit ziemlich überflüssig ... scheinbar übermächtige Vorteile sind nur deswegen übermächtig, weil andere nicht kreativ genug sind vernünftig darauf zu reagieren.
Ich meine allerdings nicht, dass Regeln grundsätzlich verboten gehören. Ich plädiere sogar sehr dafür das vorhandene Regelwerk zu nutzen. Allerdings merke ich immer wieder wie schnell so Systeme an ihre Grenzen stoßen. Es fehlen immer Punkte ... und das nicht, weil man alles auf 6 haben will, sondern weil man den Charakter einfach feinschleifen will. Ich bin mittlerweile an einem Punkt, dass ich mir selbst noch genügend Luft nach oben lasse. Nichts an einem Spiel ist in meinen Augen schlimmer als regeloktroyierte Stagnation der Charaktere. Egal ob es nun Konsenz des Spiels ist (Vampire: the Masquerade und alle anderen WhiteWolf Spiele eigentlich auch ... bei denen die Steigerung von Disziplinen, Sphären, Gifts und wie sie alle heißen einer Lebensaufgabe gleichkamen) oder einfach nur ein Spiel, welches mal ne coole Idee war, aber so überhaupt niemals ins Playtesting gegangen zu sein scheint (Witchcraft ... nicht selten kann man da alle Fähigkeiten gleich am Anfang kaufen, schafft diese trotz Miniskills recht häufig und kann danach eigentlich nichts mehr mit EPs machen).
Shadowrun war immer toll ... ich konnte schießen, rennen und kämpfen, war aber zu unfähig mir ne Bretzel zu backen ... und wehe ich wollte auch noch Magier sein. Es gab soviel Luft nach oben ... um überhaupt erstmal als fertiger Mensch durchgehen zu können.
Ich weiß nicht wer den Umstand ins Rollenspiel eingeführt hat immer als Vollnulpe anfangen zu müssen um sich dann langsam (ganz langsam) hochzuschlafen. Furchtbare Eigenart - genauso wie der Satz "Das letzte Wort hat der Spielleiter" ... richtiger müsste es heißen "Das letzte Wort hat die gesamte Spielgruppe" ... die müssen schließlich gemeinsam mit den Ausgeburten des Spielers klar kommen.