Re: Eine neue Nacht 25.4.2004
Lächelnd sieht er zu Regeane hinüber, als sie auf ihn zukommt. Als sie vor ihm steht und ihn begrüßt, bittet er sie sich zu ihm zu setzen.
„Zu aller erst möchte ich mich bei dir für mein bisheriges Verhalten entschuldigen. Vielleicht mag es etwas arrogant erschienen sein, das ich bisher so reserviert dir gegenüber war. Vielleicht bin ich tatsächlich einer dieser blasierten Ahnen, die den Neugeborenen unseres Blutes aufgrund ihres niederen Status nicht den nötigen Respekt zollen, auch wenn mein totes Herz das vielleicht nicht wahr haben will. Wie dem auch sei, die Gründe spielen nur eine untergeordnete Rolle, denn ich muss gestehen, das ich mich in diesem Falle mehr als falsch verhalten habe. Den Ausschlag für mein Umdenken hat nicht zuletzt deine außergewöhnliche Darbietung vor zwei Tagen an genau diesem Ort gegeben. In der Zwischenzeit hatte ich genug Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, und ich bin zu dem Entschluss gekommen, mich Hier und Heute dafür zu entschuldigen. Erwarte jetzt bitte nicht, das ich wie alle anderen Stiefellecker dich zu deinem ach so tollen neuen Amte beglückwünsche. Das werde ich nicht tun, da sich meine Meinung diesbezüglich nicht geändert hat. Ich glaube, das der Prinz dir dieses Amt aus rein politischen Gründen übergeben hat und nicht, weil er etwa deine Erfahrungen und Talente für dieses Amt schätzt. Ich glaube weiterhin, dass viele, die dir so aufrichtig dazu Gratuliert haben ähnlich denken. Ich möchte nicht bestreiten, dass du nicht die Fähigkeiten besitzt, um zu Beweisen, das du das Amt einer Harpyie hervorragend ausfüllen kannst. Im Gegenteil, ich bin sogar überzeugt, das du das schaffen wirst. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob der Prinz dir damit einen Gefallen getan hat. Aber das werden wir sehen...
Um auf den Grund zurückzukommen, warum ich heute Abend zu dir gekommen bin: Ich möchte mich bei dir bedanken. Als ich vor zwei Tagen hier in das Elysium gekommen bin, wollte ich eigentlich nur einige belanglose geschäftliche Dinge mit Monsieur Dumônt besprechen. Ich war in keinster Weise darauf vorbereitet, was mir dann wiederfahren ist. Vorweg möchte ich erwähnen, das mein Metier eher die bildende Kunst, genauer die Malerei ist, und ich zwar nicht unmusikalisch bin, aber doch etwas unbedarft auf diesem Gebiet. Aber was du mir an diesem Abend an mein Ohr geführt hattest, war von solcher vollkommenen Schönheit, das ich für einen kurzen Moment das Gefühl hatte, mein seit Jahrhunderten totes Herz schlagen zu hören. Für diesen Moment der Euphorie möchte ich mich bei dir bedanken.“
Als der Maler sein Rede beendet hatte, griff er zu dem Paket, das er mit sich führte und reichte es Regeane.
„Dies soll meine Begeisterung etwas Substanz verleihen. Ich habe es für dich angefertigt und mochte es dir schenken. Ich hoffe, es gefällt dir auch nur zu einem winzigen Teil ähnlich wie mir deine Darbietung gefallen hat.“