AW: Die Grafschaft an der Jade
Informationen für Spieler
(wird laufend erweitert)
Ich stemme mich gegen den Wind, der das Wasser vor mir aufpeitscht. Der Sturm schmeckt nach Salz und Verderben. Ich blicke auf die stahlgraue See.
Der Sturm reißt an meinem Haar, zerrt an meiner Jacke. Hier an der Küste sagen die Menschen, es gäbe kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Aber dieser Sturm ist anders. Dieser Sturm trägt ein altes Lied in sich, eine Hymne voll Leid und Trauer und Tod. Irgendwo dort vor mir, unter der tosenden See…
Noch tobt der Sturm und brüllt mir seinen Hohn entgegen. Noch lacht das Branden der See mir hämisch ins Gesicht.
Aber auch wenn es jetzt nicht danach aussieht, wird die Flut sich bald zurückziehen. Und in der Flaute, die dem Sturm folgt, wird mein Tod auf algenglatten Pfaden aus dem Land unter dem Meer aufsteigen.
Gezeitensturm – die Jadechronik
[FONT=Times New Roman, serif]Am grauen Strand, am grauen Meer[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Und seitab liegt die Stadt;[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Nebel drückt die Dächer schwer,[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Und durch die Stille braust das Meer[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Eintönig um die Stadt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Kein Vogel ohn Unterlaß;[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die Wandergans mit hartem Schrei[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Am Strande weht das Gras.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Doch hängt mein ganzes Herz an dir,[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Du graue Stadt am Meer;[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Jugend Zauber für und für[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Du graue Stadt am Meer.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Theodor Storm. Die Stadt[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Grenzen und Nachbarn[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die Grafschaft liegt zwischen Varel im Süden, Friedeburg im Südwesten, Wittmund im Westen, Harlesiel im Norden und der Küste der Nordsee von Nordwesten nach Südosten. Auch die Insel Alte Mellum ist nominell Teil der Freistätte. Den Kern der Grafschaft selbst bildet die Südzentrale in der Nähe des Hafenbeckens der Stadt Wilhelmshaven, die als Freistätte dient.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In Wilhelmshaven leben auch die meisten Wechselbälge der Grafschaft, hier spielt sich das Leben ihrer Gesellschaft wesentlich ab.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]An den Grenzen der Grafschaft wird die Hecke wild und quasi unbezähmbar. Reisen auf diesem Wege zu den Nachbarfreistätten sind höchst gefährlich. Der nächste Nachbar im Westen ist die Freistätte der Stadt Emden, die Residenz am Dollart. Wie ihre Nachbarn in der Grafschaft sehen auch die Emdener sich als unabhängig und frei an. Sie kennen die See und ihre Tücken so gut wie ihre Nachbarn und sind den Bewohnern der Grafschaft am ehesten geistesverwandt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Im Süden liegt die Freistätte Oldenburg, eine größere Stadt, aber eine recht kleine und eher unbedeutende Freistätte, die als Vasall der Freistätte Bremen gilt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Auch der Nachbar im Osten ist Bremen tributpflichtig, aber Bremerhaven ist immerhin eine Stadt an der See. Hier leben einige Wechselbälge mehr als in Oldenburg, aber von einer bedeutenden Macht ist bei Bremerhaven dennoch nicht zu sprechen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die Höfe[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die vier Höfe des Frühlings, des Sommers, des Herbstes und des Winters regieren seit sich die Wechselbälge der Grafschaft zurückerinnern in der Region. Nur wenige schließen sich keinem der Höfe an, denn der Zusammenhalt zwischen ihnen ist hier traditionell sehr stark und Außenseiter werden misstrauisch beäugt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Jede Jahreszeit birgt an der See ihre eigenen Gefahren und Herausforderungen und im steten Kampf mit der rauen Natur war es immer nötig, fest zusammen zu stehen. Auch die Verbindung zu den Menschen ist in der Grafschaft traditionell stark und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die eine oder andere Familie an althergebrachte Bräuche und Sitten hält, weil sich einer von ihnen noch die alten Verträge erinnert.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In den heutigen Tagen sind die Naturgewalten zwar deutlich besser zu bändigen, aber das Zusammengehörigkeitsgefühl der Höfe und die Abgrenzung nach außen hin sind in der Grafschaft geblieben. Diejenigen, die außerhalb der Höfe stehen, werden geschnitten und haben es zunächst selbst dann noch schwer, wenn sie sich schließlich doch für einen der Höfe entscheiden.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es wird den Spielern daher geraten, keinen Charakter zu spielen, der in der Politik der Höfe außen vor ist. Welchem Hof die Spieler angehören, ist für die Chronik jedoch nicht von Belang.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die Könige und Königinnen[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In der Grafschaft an der Jade ist es so, dass nicht immer dieselben Wechselbälge die Könige, die sich hier auch nicht Könige, sondern Grafen nennen, stellen. Wer in diesem Jahr Graf des Frühlings gewesen ist, muss es im nächsten Jahr nicht wieder sein. In der Grafschaft ist es kein Gesichtsverlust für einen ehemaligen Regenten, nicht erneut die Krone zu erhalten, aber es kommt selbstverständlich auch vor, dass ein- und derselbe Wechselbalg die Krone lange Jahre nacheinander trägt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es gibt immer nur einen Graf oder eine Gräfin, der oder die nach der jeweiligen Jahreszeit bestimmt ist. Die vorherigen Grafen und Gräfinnen stehen dem oder der aktuellen als Berater zur Seite, werden aber selbst nicht mehr als Grafen bezeichnet. Es trägt auch immer nur der regierende Graf oder die Gräfin eine Krone.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Das Amt des Grafen ist in der Freistätte nicht nur ein zeremonielles oder herrschaftliches, wie es in anderen Freistätten der Fall ist. Im Gegenteil, hier haben die Grafen die ganz wesentliche Aufgabe, die Grenzen der Freistätte in die Hecke, die Deiche, zu schützen: An der Küste steht das Thema der Übergänge und der verwischten Grenzen stark im Vordergrund; wo Land und Wasser aneinander stoßen und stets um jeden Fußbreit Boden ringen, ringt auch diese Welt stets mit der anderen um die Vorherrschaft in der Region. Tore öffnen sich zuweilen spontan, Kreaturen der Hecke wechseln so oft planvoll zwischen den Welten wie Menschen versehentlich hinter dem Spiegel verloren gehen. Dies zu verhindern oder zumindest in Grenzen zu halten ist Aufgabe der Deichgrafen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Diese Aufgabe ist angesichts der Tatsache, dass recht viele Wechselbälge nur eine Saison lang Graf oder Gräfin bleiben, hinlänglich bekannt. Auch das Procedere des Deichschutzes ist kein Geheimnis: An drei bestimmten Stellen, an denen die Hecke nah ist und Wege latent offen sind, muss zum Ende jeder Amtszeit ein reales Lebewesen eingeschlossen werden.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Seine Lebenskraft verschließt die Tore für eine weitere Jahreszeit.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]So barbarisch dieser Brauch anmuten mag, so wichtig ist er doch für das Überleben der Freistätte. Jeder Riss in der Verteidigung könnte einer Flut von Heckenkreaturen den Weg in die reale Welt bahnen oder – schlimmer noch – ein völliges Überschneiden der Welten zur Folge haben.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Zum Wechsel der Jahreszeiten und damit zur erneuten Sicherung der Freistätte gibt es rauschende Feste, bei denen die Krone des alten Grafen oder der Gräfin erlischt und die des oder der neuen aufflammt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die Feiern liegen jeweils an dem Termin der Sonnenwende, des Solstitiums und der Tagundnachtgleiche, des Äquinoktiums.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]So besteigt am 20. oder 21. März der Frühjahrsgraf den Thron, der am 21. Juni die Krone an den Sommergrafen übergibt. Am 22. oder 23. September tritt der Herbstgraf seine Herrschaft an, der am 21. oder 22. Dezember vom Wintergrafen abgelöst wird.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der jeweils amtierende Graf führt alleinverantwortlich die Geschäfte der Grafschaft, die sich durch diese Praxis von den anderen Freistätten nur sehr schwer fassen lässt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Orte und Personen[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Frühlingshof[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Chuck[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Sie haben keine Knochen aus Glas. Sie dürfen sich ins Leben stürzen.
Die Chance dürfen Sie nicht ungenutzt vorbeiziehen lassen,
sonst wird Ihr Herz mit der Zeit, nach und nach, so trocken und verletzlich, wie mein Skelett.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Also, verdammt noch mal: Los jetzt[/FONT]!
[FONT=Times New Roman, serif]Die fabelhafte Welt der Amelie[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der letzte Frühlingsgraf ist ein Windberührter Elementar und passionierter Surfer. Der etwa Zwanzigjährige trägt in seiner Maske sein sonnengebleichtes, blondes Haar knapp schulterlang und kleidet sich in sportliche, aktuelle Mode, hat aber stets ein gelbes Kleidungsstück am Leib.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Er ist ziemlich durchtrainiert und stets braungebrannt. Chuck ist ein echter Sonnyboy und meist zum Feiern aufgelegt. Er nimmt das Leben im Grunde nicht besonders ernst und scheint ganz einfach leicht zu sein. Holzperlenketten in Blau- und Grüntönen an Hals und Handgelenk runden in seiner Maske sein Outfit ab; in seiner Wechselbalggestalt jedoch erweisen sie sich durch ein dezentes Glühen als Token. Chuck hat bisher niemandem gezeigt, was die Perlen können und es geht das Gerücht, sie wären einfach nur in der Lage, seicht blau zu schimmern.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In seiner Wechselbalggestalt geht stets ein leichter Wind durch seine Mähne und zupft auch leicht an seinen Kleidern. In seiner Umgebung ist es niemals stickig oder dunstig. Seine Berührungen sind kühl und erfrischend und riechen irgendwie nach dem Frühling, den er so voller Lebenslust verkörpert.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Wo Chuck länger steht, scheinen frische Halme aus dem Boden zu sprießen und Blüten sich zu öffnen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Er nennt sich unter den Menschen Karsten Ferman – oder auch einfach Chuck – und arbeitet als Kellner in der Seenelke, einem kleinen Strandhotel. Seine Wohnung liegt ganz in der Nähe der Christus und Garnisonskirche und des Piratenamüseums, wo man ihn zuweilen im Gespräch mit Gerrit tom Brook finden kann.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Chuck hat einen großen menschlichen Freundeskreis und seit einigen Monaten eine Freundin namens Mara Thiemann, mit der es allerdings schon wieder kriselt. Es sieht so aus, als ginge für Chuck eine weitere Sommerliebschaft zu Ende.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Neeltje Schädler[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es scheint sich überall die Meinung zu verbreiten,
dass wir in einer Welt von Hass und Gier leben.
Ich sehe das anders.
Ich glaube, dass die Liebe überall ist.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Tatsächlich Liebe[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die kleine, etwas untersetzte Windflügel-Flinkfuß Bestie verbringt die meiste Zeit in der Gestalt einer schwarzweißen Seeschwalbe. Sie ist beinahe immer am Südstrand zu finden, wo sie über das Meer und die Deiche jagt oder in humanoider Form Spaziergänge unternimmt und Drachen steigen lässt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In ihrer menschlichen Gestalt erscheint die vielleicht 1, 50 Meter große Mitte Dreißigjährige mit der schwarzen Lockenmähne fast ein wenig zu niedlich. Mit ihrem mädchenhaften Aussehen weckt sie leicht den Beschützerinstinkt in den Herren der Schöpfung, die ihr reihenweise aus der Hand fressen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Sie meint ihre wechselnden Liebschaften nicht böse und wenn man sie so reden hört, scheint sie stets von einer brennenden, leidenschaftlichen Liebe erfüllt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Sie nennt sich auch unter den Menschen Neeltje Schädler, arbeitet aber nicht und ist bei menschlichen Freunden, Tim und Lena Frerichs in einer Altbauwohnung in der Südstadt untergekommen. Sie ist immer sehr gepflegt und kleidet sich nach neuester Mode.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In ihrer Wechselbalggestalt sind ihre Haare von schwarzen Flaumfedern durchzogen und von ihren Ellenbogen an ziehen sich große, weiße Schwungfedern bis kurz über ihre Fingerspitzen hinaus.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Wo sie geht und steht erscheint das Licht etwas wärmer und heller.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Neeltje ist trotz ihres Alters ständig up’n Zwutsch und häufig genug im Twister, aber noch lieber im Pumpwerk und sogar von Zeit zu Zeit im Kling Klang anzutreffen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Sommerhof[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Kea[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Dreh dich nicht um, und lauf nicht weg.
Lauf nie davon vor etwas Unsterblichem,
das erregt seine Aufmerksamkeit.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Das letzte Einhorn[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die aktuelle Sommergräfin ist nicht mehr die jüngste – gerade in den Begriffen des Sommerhofes. Die stämmige Frau mit den von grauen Strähnen durchzogenen, tiefschwarzen Haaren scheint etwa Mitte fünfzig zu sein und wirkt, als hätte sie ihr Leben lang hart an der frischen Luft gearbeitet. Die Breitkreuz Bestie kleidet sich meist praktisch und bequem und ist selten ohne ein Tauchermesser unterwegs. Sie weist die Hufe eines Pferdes auf und hat an Hand- und Fußgelenken Büschel weichen Haares, wie Friesen oder andere Kaltblüter es aufweisen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Obgleich sie in ihrer Maske mit ihrer Garderobe nicht sehr wählerisch ist, achtet sie sehr auf ihre Kleidung und Rüstung aus der Welt der Hecke. Mit den Augen eines Wechselbalges betrachtet, bietet Kea eine imposante Erscheinung: In schwarze Lederrüstung gehüllt, die mit stilisierten Wellen und Rössern reich verziert und mit Silberbeschlägen versehen ist, wirkt sie wie eine altnordische Kriegerheldin. Das Klappern der Beschläge, von Ferne leicht mit dem eines Pferdegeschirrs zu verwechseln, kündigt die Sommerkönigin bereits von Weitem an.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Das lange, fein gravierte Messer – für Menschen als ein Tauchermesser sichtbar – das sie stets bei sich trägt, gibt von Zeit zu Zeit ein Knacken von sich, als wäre es rotglühend und würde gerade zu rasch herunter gekühlt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die Krone der Sommergräfin ist ein dreigezacktes Band aus glühendem Metall, über welches zuweilen Flammenzungen lecken.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Kea ist recht still, kann aber sehr bestimmt auftreten und weiß sehr genau, was sie will. Sie strahlt eine deutliche Hitze aus, in der eine kaum gezügelte Wut mitzuschwingen scheint. Wenn sie geht, springen nicht selten kleine Funken von ihren Hufen. Sie neigt, wenn sie wütend wird, tatsächlich zu körperlichen Strafen, wobei sie sich schon so weit im Griff hat, dass sie Verbündete nicht ernstlich verletzt. Eine Ohrfeige oder ein energisches am Kragen Packen reichen aber auch meist, um das Ziel von Keas Zorn zur Räson zu bringen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Kea gibt sich mit den Belangen der Menschen nicht weiter ab; sie lebt im Grunde in der Freistätte und bewahrt dort all ihren Besitz auf. In der realen Welt hat sie keinen festen Wohnsitz, keine Freunde und keinen Beruf; zu viel Platz nimmt der Sommerhof in ihrer Welt ein, als dass sie sich auch noch um etwas anderes als ihre Wut und den Kampf gegen die Feen kümmern könnte.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gerrit tom Brook[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es gibt Zeiten, da muss ein Mann kämpfen, und andere,
da muss er sich seinem Schicksal ergeben, das Handtuch werfen und einsehen,
dass nur ein Narr weitermachen würde.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ehrlich gesagt: Ich war immer ein Narr.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Big Fish[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gerrit ist ein schmaler, blasser Junge, der aussieht als wäre er gerade sechzehn; tatsächlich ist er aber Anfang zwanzig. Der Mondgeborene Finsterling mit dem irren Grinsen hält sich meist im Piratenamüseum auf.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Sein falscher Ausweis läuft auf den Namen Gerrit Thomsen, aber er stellt sich Gästen und Besuchern trotzdem meist mit seinem „Künstlernamen“ tom Brook vor.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gerrit, der von Kea und einigen anderen Freunden nur mit dem Nachnamen angesprochen wird, ist auf eine beängstigende Art irrational und unterschreitet ständig die Minimaldistanz, die man zu anderen einhalten sollte. Er ist nicht grundlos aggressiv oder böse, man hat nur das Gefühl, er könnte es jederzeit werden. Auch wenn ihm die für Sommerhöfler übliche Hitze die meiste Zeit über fehlt, geht eine deutliche Aura von Bedrohung und vor allem Wahnsinn von ihm aus.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gerrit ist ein sehr mitteilungsbedürftiger Wechselbalg; er spricht viel von Piraten und Regionalgeschichte, erzählt Seemannsgarn und hört sich ganz allgemein gern reden.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Unterstellt man ihm allerdings ernstlich, seine Geschichten könnten erfunden oder auch nur übertrieben sein, kann es angehen, dass Gerrit vollkommen ausrastet. Gerade bei Vollmond ist körperliche Gewalt dann absolut nicht ausgeschlossen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In seiner Wechselbalggestalt verändert sich sein Aussehen mit den Mondphasen: Bei Vollmond glänzt sein relativ kurzes, strubbeliges Haar in hellem Silber und wirkt stets, als würde das kühle, bläuliche Licht des Mondes darauf liegen. Kleine, weiße Funken schimmern darin wie Sterne an einem weit entfernten Firmament. Seine Haut hat einen Alabasterton und die Adern zeichnen sich wie aus Platin darunter ab. Er scheint auch etwas kräftiger und gesünder zu sein als bei Neumond, wenn er wirklich ausgezehrt aussieht. Sein Haar ist zu dieser Zeit von einem dunklen und schmutzigen Aschgrau und er scheint von tiefen Schatten umgeben zu sein. Seine Haut ist auf eine ungesunde Art bleich und von blauschwarzen Adern durchzogen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gerrit verändert sich auch vom Temperament her stark mit den Mondphasen. Bei Neumond sieht man ihn so gut wie nie, aber bei Vollmond scheint er von innen heraus zu leuchten und strahlt zuweilen auch tatsächlich eine wahrnehmbare Hitze ab.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In seiner Maske trägt Gerrit meist eher legere Hemden zu Jeans oder Cordhosen, wobei er gern sehr dunkle Farben und reines Weiß kontrastiert. In seiner Wechselbalggestalt bevorzugt er ebenfalls Hemd und Hose, aber von einer Art, wie Piraten sie tragen würden: Gerüschte Hemden, Westen, weite Pluderhosen und feste Stiefel geben ihm ein wildes, trotz seiner schmalen Gestalt irgendwie gefährlich wirkendes Äußeres.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Sein Token, eine Steinschlosspistole, wirkt für Menschen wie ein Zippo-Feuerzeug.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Herbsthof[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Quade Foelke[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es ist die Frage, die uns keine Ruhe lässt.
Es ist die Frage, die dich hergeführt hat.
Du kennst die Frage, genau wie ich.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Matrix[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Foelke ist ein Mädchen von vielleicht acht Jahren. Sie trägt ihr welliges, dunkelbraunes Haar meist offen oder mit kleinen Schleifchen versehen und hat selbst für menschliche Augen selten Kleider ohne Rüschen und Spitze an. Foelke ist unheimlich hübsch und kaum jemand kann der Strahlenden Lieblichen mit den großen, dunklen Augen widerstehen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In ihrer Maske ist sie einfach ein wahnsinnig bezauberndes Kind, das selten lächelt und nur wenig spricht – in ihrer Wechselbalggestalt verschlägt Foelke den meisten Leuten schlicht den Atem.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Um sie herum scheint das Licht zu flackern und ein wenig dunkler zu werden, so dass sie allein erleuchtet wird; zuweilen ist der feine Duft modrigen Laubes in ihrer Nähe auszumachen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Auch wenn sie aussieht wie ein Engel, wissen die, die sie kennen, um das tückische Glitzern in den Augen des Mädchens; Foelke trägt ihren Beinamen völlig zu Recht, denn die kleine Liebliche ist an Boshaftigkeit und Gerissenheit kaum zu überbieten. Sie hat ein Talent dafür, ihr unschuldiges Aussehen und Auftreten einzusetzen, um ihren Willen durchzusetzen und an die Informationen zu gelangen, nach denen sie sucht. [/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Phlegethon[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Tod lächelt einen Mann täglich an,
doch alles was ein Mann tun kann ist zurücklächeln.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gladiator[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der alte Flammenherz-Gruftwicht Finsterling arbeitet als Pathologe im Sankt Willehad Krankenhaus. Er hat sich nicht viel von seinem menschlichen Leben erhalten und hat spätestens seitdem er vor einigen Jahren Graf des Herbstes gewesen ist, keine engen menschlichen Kontakte mehr. Dafür geht er völlig in seiner Arbeit auf und verbringt extrem viel Zeit im Krankenhaus. Seine Freizeit verbringt Phlegethon meist auf dem Städtischen Friedhof in der Friedensstraße, wo er um die Gräber streicht und gerüchteweise mit den Toten spricht.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Den Menschen gegenüber nennt sich der Mittvierziger mit der breiten Stirnglatze Paul Mensen. Der kleine, meist leicht gebeugt gehende Mann trägt entweder seinen Kittel oder einen seiner seit Jahren aus der Mode gekommenen Anzüge.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In seiner Wechselbalggestalt erscheint sein Buckel wesentlich deutlicher und die schmutzigblonden Haare fallen fettig bis auf die Schultern. Eine Korona aus bläulichen Flammen umgibt den Finsterling, der sich, seitdem er zwischen 2000 und 2004 die Krone getragen hat, auch aus den Angelegenheiten seines Hofes immer weiter zurück zieht.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Andere Wechselbälge hören in seiner Nähe häufig Krähen schreien oder Käuzchen rufen und auch das Summen nicht sichtbarer Insekten ist schon vernommen worden.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Phlegethon lebt in einem Haus im Villenviertel, das voller Bücher und alter Erinnerungsgegenstände steht und viel zu groß für einen einzelnen Wechselbalg ist.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Schlüter und Claviger[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Die beiden Brüder Schlüter und Claviger könnten unterschiedlicher kaum sein: Schlüter ist ein magerer und stets nach faulem Wasser riechender Brauer-Pesthauch Elementar, während Claviger als Tiefenlauerer Oger eher wie das Monster aus dem Sumpf wirkt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Beide leben zusammen in einer Wohnung im Stadtteil Siebethsburg, nicht weit vom Palazzo entfernt.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ihr seid nichts Besonderes.
Ihr seid keine wunderschönen, einzigartigen Schneeflocken.
Ihr seid genauso verweste Biomasse wie alles andere.
Wir sind der singende, tanzende Abschaum der Welt.
Wir sind allesamt Teil desselben Komposthaufens.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Fight Club[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Claviger ist sicher zwei Meter groß und in seiner Wechselbalggestalt von lebendem Wattboden überzogen. Blasentang hängt in Fetzen von ihm herab, Wattwürmer wühlen sich aus seiner Schlickhaut und Seepocken bedecken seinen Schädel wie eine seltsame Frisur. Von Kleidung ist bei all dem Schlick nichts zu bemerken.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Um ihn herum nehmen sensible Wechselbälge dieses seltsame Knistern in der Luft wahr, das man häufig vor Gewittern spüren kann.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Seine Maske ist die eines leicht übergewichtigen Ende Zwanzigjährigen mit rappelkurzem, weißblondem Haar, trüben, dunkelbraunen Augen und leicht faulen Zähnen, unter dessen Fingernägeln sich stets ein Schmutzrand befindet. Er wirkt in der Maske völlig harmlos und auf eine irgendwie langsame Art freundlich.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Claviger nennt sich unter den Menschen Tammo Bruns und arbeitet als Kranführer in der vierten Hafeneinfahrt, wenn er nicht gerade mit seinem Bruder die Nachtclubs unsicher macht.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ich hatte Lust, die Ablassventile von Öltankern aufzudrehen
und all die französischen Strände zu ersticken, die ich nie sehen würde.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ich hatte Lust, Rauch zu speien.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Fight Club[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Schlüter ist vielleicht 1,70 Meter groß und bis zur Magerkeit schlaksig. Er trägt sein ebenfalls hellblondes Haar bis kurz unter die Schulterblätter und bindet es meist zu einem lockeren Zopf zurück. Seine Züge sind scharf und markant und die hellgrünen Augen wirken so giftig, wie Schlüters Element es nun einmal ist. Die Hände des Ende Zwanzigjährigen sind so schmal, dass die Knöchel deutlich hervortreten und seine Haut hat einen wächsernen Ton.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]In seiner Wechselbalggestalt quillt ihm ständig ein stumpfer, bräunlicher Schaum aus Mund und Nase und er riecht wie bereits erwähnt bestialisch nach verseuchtem, vergiftetem Wasser. Sein Haar wirkt in der Wechselbalggestalt feucht, ölig und verklebt; es scheint von beißenden Chemikalien angegriffen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Wo er sich länger aufhält, beginnen die Pflanzen zu verdorren, werden Blätter braun und sterben.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Schlüter nennt sich Menschen gegenüber Focke Bruns und studiert mittlerweile seit langen Jahren an der FH in Wilhelmshaven Wirtschaftsinformatik. Das ist auch der Grund, warum der verschlagene Elementar sich nicht noch einmal bereit gefunden hat, wie schon zwischen 2005 und 2009 Graf des Herbstes zu werden.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Häufiger als in der Uni ist er im Fun anzutreffen, wo er als Barkeeper arbeitet oder in seiner Freizeit mit Claviger herumhängt. Schlüter hat kein großes Interesse an nichtstofflichen Dingen und stützt sich ganz wesentlich auf den Umgang mit giftigen, halluzinogenen, selbstgebrauten oder aus der Hecke stammenden Flüssigkeiten und Substanzen.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Winterhof[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Edzard der Große[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Verglichen mit dem Leid aller Menschen auf dieser Welt,
ist das Leid eines Einzelnen bedeutungslos.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Hero[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der letzte Wintergraf ist ein Spiegelhaut Finsterling. Er ist soweit es den anderen Wechselbälgen bekannt ist das einzige Mitglied seines Hofes in der Freistätte – aber im letzten Jahr hatte Edzard die Krone nicht. Irgendjemand muss also dort draußen sein und den Winter zuweilen stärker verkörpern, als der zurückhaltende Finsterling.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Edzard ist in seiner Maske ein kleiner, unscheinbarer Mann von vielleicht fünfundvierzig Jahren, der sich unter Menschen Edzard Koch nennt. Sein etwas zu langes, leicht fettendes, schwarzes Haar fällt ihm trotz der ausgeprägten Geheimratsecken ständig ins Gesicht, weswegen er sich unablässig mit den Händen durch Gesicht und Haar fährt. Was in seiner menschlichen Maske noch nervös und fahrig wirkt, erzielt in seiner Wechselbalggestalt einen schauerlichen Effekt: Hier verändern und verformen sich die Züge der Spiegelhaut durch die Berührung wie weiches Wachs, das Haar zieht sich in die Länge und schrumpft wieder zusammen und die Hände scheinen an manchen Stellen durch Edzards Haut hindurch zu fassen, als wäre sie nichts als Nebel.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Außerhalb der Höfe[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Davie[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ich bin nichts Besonderes. Ich war nie außergewöhnlich.
Aber das was ich tue ist es.
Mein Werk.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Sieben[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]
Davie ist ein Außenseiter. Er hat sich keinem der Höfe angeschlossen und wird daher von den anderen Wechselbälgen der Freistätte geschnitten. Niemand weiß, warum die Liebliche Muse sich der Gesellschaft der Wechselbälge derartig verschließt, aber offenbar will er es überhaupt nicht anders. Davie verbringt die meiste Zeit in Dangast und ist nur sehr selten in Wilhelmshaven zu sehen.[/FONT]