Die Ästhetik von Gewalt

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Eben das ist wichtig zu bemerken, ich will keineswegs sagen das jeder der kein Ventil findet, oder nur wenige gleich Amok läuft.
Sondern nur das ich keine negative Wirkung von Rollenspiel/Fiktiver Gewalt sehen kann, außer man ist ohnehin schon geistig angeschlagen, eher hat es sogar positive Aspekte.
Vor allem denkt man vor allem im Rollenspiel über Gewalt und die Konsequenzen nach, die damit zusammen hängen.

Ich hab' das Gefühl, genau das steht gerade zwischen Voice und Lero. Beide gehen nicht davon aus, aber der eine macht's nicht explizit klar und der andere stürzt sich drauf, weil's nicht explizit klar gemacht wurde und schlägt seine Fänge ins frische Fleisch des einen.

LOL aber das ist typisch für mich! ich mach mich dank meiner etwas verqueren Denkweise und Ausdrucksart oft zum Opfer... hast du genau auf den Punkt gebracht.
 
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Die Ästhetik von Sex ist aus verschiedenen Gründen aber ein ganz anderes Thema.
 
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Nein nein! ich bin immer froh darüber wenn mir jemand das aufzeigt! Sonst reit ich mich nur wieder in eine unnötige Diskussion rein :(
 
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Tybald schrieb:
Ich bin nicht unbedingt davon ausgegangen das im Rollenspiel das Monsterhandbuch alphabetisch durchgeprügelt wird.
Das wäre auch völliger Unsinn. Das muss man nach Challengerating machen.

Aingeasil schrieb:
Das führt so weit, dass eine unbewusste Angst gegenüber Gewalt in jeglicher Form bei der breiten Masse gefördert wird: [...] Kinder werden bis in die Schulzeit von Eltern in ihre Erziehungseinrichtungen gebracht und wieder abgeholt
Ha? Könntest du mir den Zusammenhang bitte erklären?

Skar schrieb:
Die Ästhetik von Sex ist aus verschiedenen Gründen aber ein ganz anderes Thema.
Die von Halloween Jack auch. Aber das ist OT.
 
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Find das voll in Ordnung. Das macht man direkt nachdem die zu schwachen Säuglinge in die Schlucht geworfen und die Teenies in die Wildnis zum abhärten geschickt wurden...
 
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Klingt das für dich auch erstmal so, als wäre es übertriebene Furcht, Dreijährige nicht alleine in die Kita gehen zu lassen?
Ich habe es erst gar nicht verstanden. Daher die Nachfrage. Mittlerweile glaube ich, er meint, dass man eher so fünf- bis siebenjährige nicht allein nach Hause gehen lässt. Aber zumindest bei uns hier liegt das eher am Straßenverkehr. Der hat zwar mittelbar auch was mit Angst und Gewalt zu tun... aber die Verbindung finde ich dann doch ein bissl weit her geholt.
 
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Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, dem das irgendwie unstimmig vorkam.
 
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keine Ahnung, ob ich es hiermit nem zu jungen Publikum zu tun hab.

In meiner Kindheit war es so, dass der Kindergarten darauf bestanden hat, dass die Kinder im letzten Jahr alleine den Weg laufen, damit sie für die Schule selbstständig werden. Und in der Schulzeit - ich rede von Grundschule - war es überaus peinlich, wenn einen die Eltern hingebracht und wieder abgeholt haben.
Heutzutage ist zumindest hier in der Gegend die Regel, dass Eltern die Kinder bis in die weiterführende Schule eskortieren/chauffieren, denn es kann ja immer sein, dass etwas passiert. Ganz davon abgesehen, dass die Kinder heute immer erreichbar sein müssen (ich rede von Grundschul-Lehrern, die Handys in ihrer Klasse explizit verbieten müssen).
Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass es vor 25+ Jahren weniger Gewalt gegen Kinder gegeben hat - schließlich hat man mir auch schon eingebläut, nicht zu fremden Menschen ins Auto zu steigen - aber irgendwie kommt mir dieses Thema in den letzten 10 Jahren ziemlich gehyped vor.
Versteht mich nicht falsch: ich wünsche keinem Kind das, was auch letzt wieder durch die Medien schwirrte; hab ja selbst welche. Aber ab wann ist diese Angst vor potentieller Gewalt noch gesund und ab wann ist sie übertrieben?


Ansonsten BTT:

Ich denke, für viele Rollenspiele und die Spieler ist die Gewalt einfach Teil der Welt. Nehmt doch die großen Welten/Systeme: Shadowrun/Cyberpunk, Aventurien, Dark Sun/Faerun/Ebberon, World of Darkness, Call of Cthulu und wie sie nicht alle heißen - das sind alles keine netten Welten. Da kann man auch den Otto-Normalverbraucher spielen - aber es wird auf Dauer keinen Spaß machen, wenn man ihn nicht irgendwann aus seiner heilen Welt reißt (was ja bei den meisten angedacht ist, wenn sie sich einen solchen Charakter entwerfen). Und am Ende wird er meist wieder bei Kämpfen und Gewalt landen - und entweder wird der Spieler ihn dann schockiert reagieren lassen oder plötzlich entdecken, dass er Nerven wie Drahtseilen hat.
 
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Leronoth schrieb:
Also: Gewalt ist ein Thema der ästhetisierung und hat keine originäre ästhetik. (Eher schon macht, aber auch da muss man das soziohistorisch aufdröseln)

Dit versteh ich nicht. Da widersprechen IMO diverse Kampfkünste. Nimmste Capoeira ... entstanden und weiterentwickelt immer im Takt der Musik und basierend auf diversen Tänzen. Da haben sich Leute nicht nur kräftig auf die Omme gehauen, die haben dabei auch noch Rhythmen verwendet. Nimmste Kung Fu ... äußerst grazile und fließende Bewegungen in Kombination mit Vereinheitlichung von Körper und Geist resultierend in äußerst effektiven Angriffen und Verteidigungsmustern. Nimmste die drei großen Kans (Bujinkan, Jinenkan, Genbukan) basiernd auf diversen Samurai- und Ninjutsuschulen wird in allen drei Stilen die Gleichartigkeit von Techniken im unbewaffneten und bewaffneten Kampf eingeübt. Egal ob nun Schwert, Stock oder mit blanker Faust, alle Inhalte finden sich untereinander wider und können nahezu beliebig getauscht werden. Dazu ebenfalls effektive Bewegungen, eher mit einem Fokus auf dem Ausschalten von überflüssigen Abläufen. (das sind jetzt nur Beispiele ... Trainierende anderer Kampfsportarten mögen sich bitte nicht herabgesetzt fühlen)
Ich mein klar ... Kampfkünste (ungleich Kampfsport!) haben grundsätzlich den Fokus auf das möglichst effektive Ausschalten des Gegenübers und dennoch folgt das ganze einer inhärenten Ästhetik. Sei es nun das ziehen und führen eines Schwertes, ebenso wie die äußerst ausladenden Bewegungen eines Capoeira Kämpfers, wie auch die verschiedenen Tierstile im KungFu. Ästhetik geht hier einher mit Effizienz. Will heißen: Ohne ihre inhärente Ästhetik was mitunter auch gleichzusetzen ist mit inhärenter Funktionslogik würden die meisten Kampfkünste nicht existieren bzw. wären ineffizient.
Somit also die Folgerung: Gewalt kann durchaus ästhetisch sein, weil diese Ästhetik bereits als Feature fest verankert ist.

Davon ab liegt Ästhetik in meinen Augen immer im Auge des Betrachters. Meine Freundin wird meine zerebral-Orgasmen niemals nachvollziehen können, wenn Leute wie Kacem Zoughari mal wieder mit nem Bo rumwirbeln oder sonstwas tun. "Schön Schatz ... toll wie der sich bewegt ... hmhm ... und seine Hüfte! Feeeeeeiiiiiin!" Dafür betrachtet sie die Trachäa von Labormäusen als etwas ganz faszinierendes "Wie fühlt sich das an? Wien Schwammm? Musst du mir das beim Essen erzählen?!"

Was das Topic betrifft:

Skar schrieb:
Darf Rollenspiel dies einfach so unreflektiert tun?

Ich gehe hier mit Georgios konform: In den weitaus meisten Fällen gehen die Spieler unreflektiert an die Sache ran. Rollenspiel ist ein Hobby ... das tut gar nichts, außer als Oberbegriff für unterschiedliche Anschauungen, Regelkomplexe und natürlich auch Auffassungen zu dienen. Auch Psychologen verstehen was unter dem Begriff Rollenspiel ... möglicherweise nicht dasselbe wie "wir".

Wie kann man [Ästhetik von Gewalt] rechtfertigen?

Auf dieselbe Weise, wie man Emo-Musik, Liebe zur Klassik, Spaß am Sex und dergleichen rechtfertigen kann: Die pure Leidenschaft an der Thematik. Gewalt im Rollenspiel ist ja wenn wir von Ästhetik reden eher im gesprochenen Wort und in der Vorstellung niedergelegt. Das heißt: Menschen betreiben zerebral-Masturbation um verschiedene Aspekte möglichst stimmungsvoll in Szene zu setzen. Und bei manchen ist es eben Gewalt. Explizit oder versteckt ... aber auf jeden Fall präsent. Rechtfertigung: Besser so, als anders - aus einem sozio-psychologischem Hintergrund heraus.

Und selbst wenn man diese nicht rechtfertigen muss, welche Funktion kann die Ästhetik von Gewalt übernehmen?

Fleisch ums Gerippe packen, Dramatik integrieren, Spannung und Entertainment erzeugen - zugegebenermaßen ein anderer Fokus, als die von mir oben angesprochenen Kampfkünste. Da liegt der Fokus (so hoffe ich doch) weniger auf der Dramatik - wär sonst äußerst ineffizient das ganze.
 
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Dit versteh ich nicht. Da widersprechen IMO diverse Kampfkünste. Nimmste Capoeira ... entstanden und weiterentwickelt immer im Takt der Musik und basierend auf diversen Tänzen. Da haben sich Leute nicht nur kräftig auf die Omme gehauen, die haben dabei auch noch Rhythmen verwendet.
ich wollte eigentlich capoiera als gegenargument bringen weil man es sehr häufig als 'tanz' vorführt bei dem niemand getroffen wird.
Nun, vielleicht ist da meine Trennung schwierig, aber für mich ist Gewalt das sichtbare schädigen eines anderen. Die brechende nase oder das fließende Blut. Dass ich das auch ästhetisch inszenieren kann, dass ich je nach kameraeinstellung vielleicht sogar das zerbrechen selber ästhetisieren kann, würde ich zugeben, aber Gewalt da eine eigene immanente ästhetik zuzuschreiben fällt mir schwer.
 
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Es fällt vermutlich schwer, weil in unserer Gesellschaft einfach (erstmal) 'ne geistige Sperre da ist, brechende Knochen ästhetisch zu finden. Höchstwahrscheinlich deswegen, weil uns das Konzept des Mitgefühls recht nahegelegt worden ist. Brechende Knochen, ob jetzt ästhetisch zerschmettert oder nicht, implizieren ja erst einmal Schmerz. Die Ästhetik ist leichter zu würdigen, wenn es nicht Knochen, sondern Bretter sind, die da brechen.
 
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@Cracker Jack
Zuerst glaube ich dass das nicht ne rein gesellschaftliche sache ist. Zum anderen würde ich auch bei brechenden Brettern nicht sagen, dass dem selber ne ästhetik innewohnt. wiederum ist es eher macht, kraft etc. die das ausdrückt und so dann rückwirkend ästhetisiert wird.
 
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Du hast also eine individuelle Wahrnehmung von Ästhetik. Das ist doch schön.
 
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Zuerst glaube ich dass das nicht ne rein gesellschaftliche sache ist.

Ausschließlich durch die (mehr oder weniger freiwillige) Anpassung an die Gesellschaft lässt es sich vermutlich nicht erklären, nein. Das wollte ich damit gar nicht ausdrücken. Es kann aber als eine Begründung herangezogen werden, warum man keine Ästhetik in der Gewalt erkennen kann (oder eben will).

Zum anderen würde ich auch bei brechenden Brettern nicht sagen, dass dem selber ne ästhetik innewohnt.

Meiner Meinung nach kommt es auch hier stark auf die Präsentation an. Wenn man tatsächlich nur das optische Brechen des Brettes selbst wertet, könnte eine Zeitlupenaufnahme des Brechens durchaus für den einen oder anderen als ästhetisch wahrgenommen werden.
 
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Ausschließlich durch die (mehr oder weniger freiwillige) Anpassung an die Gesellschaft lässt es sich vermutlich nicht erklären, nein. Das wollte ich damit gar nicht ausdrücken. Es kann aber als eine Begründung herangezogen werden, warum man keine Ästhetik in der Gewalt erkennen kann (oder eben will).
mit dem einzigen Problem, dass diese gesellschaft doch gerade Gewalt durchgehend ästhetisiert (vermutlich gerade deshalb weil sie aus dem alltag weitgehend verschwunden ist).

Meiner Meinung nach kommt es auch hier stark auf die Präsentation an. Wenn man tatsächlich nur das optische Brechen des Brettes selbst wertet, könnte eine Zeitlupenaufnahme des Brechens durchaus für den einen oder anderen als ästhetisch wahrgenommen werden.
exactly what i've said.
 
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