AW: Deutsches SW-Setting
Ich verwerte hier mal ein paar meiner Ideen aus dem Ludus-Mechanicus-Kurs zum Game-Design wieder. Das dort gesetzte Thema war Frankenstein:
Die Frankenstein-Kriege (Ein SW-Showdown-Tabletop-Wargame)
Ich wollte es wäre Nacht, oder die Monster kämen!
Die Napoleonischen Kriege gehen in das dreißigste Jahr. Ein Ende der Kriegshandlungen ist nicht abzusehen. Das Schlachtfeld: Die Welt!
Bayern löste sich nie vom Rheinbund, die Völkerschlacht bei Leipzig ging unentschieden aus und Napoleon konsolidierte seine Truppen in Deutschland ausreichend, um ein paar Jahre unentschlossenen Wechsel zwischen kaltem und heißem Krieg auszuhalten.
Währenddessen entdeckte der Wissenschaftler Victor Frankenstein eine Methode totes Fleisch, tote Menschen wieder zu reanimieren. Er selbst hatte nicht das Potential für die Wehrtechnik gesehen und erlitt ein tragisches Schicksal. Aber er hatte der wissenschaftlichen Welt gezeigt, daß es MÖGLICH ist, und somit war es nur eine Frage der Zeit, bis andere dieselben und noch viel verblüffendere Ergebnisse erzielten. Im vom effizienten napoleonischen Geheimdienst streng überwachten Restdeutschland, insbesondere im napoleontreuen Bayern, Württemberg und Baden, wurden geheime Forschungslabore eingerichtet, die den durch den andauernden Kriegszustand kriegsmüden Bevölkerungen, die keine Landeskinder mehr in den Fleischwolf der Feldzüge schicken konnten und wollten, eine Atempause verschaffen sollten. Reanimierte Truppen, als neue Waffengattung neben Infanterie, Artillerie und Kavallerie unter der Bezeichnung Galvanerie eingeführt, sollten mit ihrem geistig beschränkten, gefühlsarmen, und vor allem gnadenlos verheizbarem reanimierten Körper den anderen Waffengattungen als Schutzschild dienen.
Napoleon starb vor ein paar Jahren. Doch dank der fortgeschrittenen Künste der Reanimatoren herrscht er weiterhin über ein Reich, in welchem die Sonne niemals untergeht!
Die Spieler spielen die Konflikte dieser Großmächte in den andauernden und inzwischen weltumspannenden Kriegshandlungen um die Vorherrschaft in der Alten Welt und in den Kolonien aus. Das Wissen um die Reanimation steht jeder Nation zur Verfügung, jedoch unterschiedlich ausgeprägt.
Die Franzosen haben die besten Reanimatoren aber durch ihre weltweit verzettelte Lage das angreifbarste Reich. Die Amerikaner haben Ländereien im Süden von Mexiko erobert und drängen massiv auf die Gebiete der Russen und die franco-hispanischen Interessensgebiete in Lateinamerika vor. Die Engländer machen insbesondere mit ihren vielen Besitztümern in Afrika, Indien und mit dem via Opium-Handel abhängig gemachten China und mit ihrer immensen Seeüberlegenheit allen anderen Nationen die Expansion schwer. Die Russen haben das weiteste und am schwersten zu erobernde bzw. zu haltende Land, aber mangeln an technologischer Kompetenz. Dafür haben sie Rohstoffe ohne Ende.
Die Spieler können lebendige Truppen ausheben, Galvanerie-Truppen herstellen, Technologie entwickeln/erforschen lassen, oder besondere Truppeneinheiten herstellen. Punktewerte ergeben sich aus einem modifizierten Troop-Builder für Showdown. Das alles zielt auf das Tabletop-Spielen im Kampagnen-Modus inklusive Resourcenverwaltung zwischen den jeweiligen Feldzügen ab. So ähnlich, wie manche der "The Great Railwars"-Tabletop-Kampagnen ausgerichtet. Im Vordergrund einer Spielsitzung steht jedoch immer die Erfüllung der taktischen Missionsziele (Tabletop-Wargame).
Beispiele für besondere Truppen:
Franzosen haben die Galeere für sich wiederentdeckt: sie bemannen diese Schiffe mit Galvanerie-Ruderern, die nicht meutern werden, weil sie besonders gefügsam und besonders kräftig hergestellt wurden.
Amerikaner haben in gefangene Wale die Hirne von Menschen "eingebaut" und nutzen diese oft schnell wahnsinnig werdenden Wale als Waffe gegen die englische Seeüberlegenheit. Manche davon entkommen ihren Herren und Meistern. Einer davon ist ein besonders großer, weißer Wal, der über eine geradezu bösartige Intelligenz verfügt.
Die Franzosen haben Bombardment-Montgolfieren und Erkundungs-Montgolfieren entwickelt, mit denen sie Luftüberlegenheitssituationen schaffen können und ihre Artillerie besser einweisen können.
Die Engländer lassen in getötete indische Elefanten aus ihren dortigen Kolonien menschliche Gehirne und eine Sprengladung einbauen. Diese Elephant-Men genannten Truppen werden durch Panzerung und Waffensysteme auf oder anstatt der Stoßzähne aufgerüstet und stellen verheerende Kampfeinheiten zu Lande dar, wenn sie nicht durchdrehen. Um letzteres zu verhindern bekommen sie einen Mahout, der sie menschlich freundlich behandelt und zu dem sie eine enge Beziehung aufbauen. Der Mahout hat in seinem Mahout-Stab einen Haken zum Zünden der Sprengladung in seinem Elephant-Man, falls dieser durchdrehen sollte. Stirbt der Mahout, wird der Elephant-Man auf jeden Fall durchdrehen und muß von seiner eigenen Seite vernichtet werden, bevor er mehr Schaden anrichtet.
Man könnte das auch ausbauen und ein wenig wie Diplomacy oder Risiko anlegen. Insbesondere das Spiel zwischen den Kampfhandlungen, die Entwicklung der besonderen Einheiten und die technologische Weiterentwicklung, sowie der Diebstal von Konstruktionsplänen und Wissen von den Gegnern durch Spione usw. bietet hierbei Potential für weitergehende Spielmöglichkeiten, die mehr und mehr dem Rollenspielbereich nahe kommen.
Die Frankenstein-Kriege - Das Rollenspiel (Militärisches Rollenspiel auf SW-GE-Basis)
Lebend oder tot: Steh auf und kämpfe!
Das ist dasselbe Setting wie oben als Showdown-Tabletop, jedoch spielt man hier im Stile der Sharpe's Rifles Romane von Cornwell Soldaten, die als einfache "Scum of the Earth" anfangen. Mir jedem Einsatz, mit jeder Mission bekommen sie im Laufe der Geschichte mehr und mehr Einblicke in die moralisch verrohende Elite ihrer jeweilgen Nation. Wissenschaftler, die Gott spielen und denen ein Menschenleben weniger bedeutet als selbst Offizieren mit besonders truppenverachtender Einstellung, sind zahlreich und einflußreich. Die Kreaturen auf dem Schlachtfeld sind schrecklich und man kommt mit normalen Kriegstaktiken nicht gut gegen sie an. Und schlimmer noch: Es kann sein, daß es die eigenen gefallenen Kameraden (oder Teile davon) sind, die einem hier entgegengeworfen werden!
Hier geht es um die Entmenschlichung durch den Griff nach göttlicher Schaffensmacht und durch den Krieg ohne Ende, der menschliches Leben ebenso wie die reanimierten, oft kindliche Gemüter in ihren nicht mehr toten Körpern durch einen erbarmungslosen Fleischwolf dreht.
Im Rollenspiel sollen die Spieler bzw. ihre Spielercharaktere vor moralisch fragwürdige Aufgaben gestellt werden, ihre eigenen Werte in den Konflikt mit Befehlen und extern vorgegebenen Werten stellen, und einen Weg suchen, das ganze Elend ein für alle Mal zu beenden. - Hier ist eine große Kampagnen-Story mit z.B. der Vernichtung Napoleons und seiner wissenschaftlichen Grauen Eminenzen möglich. Dieser Schlag würde wenigstens in Europa für Grabesruhe sorgen.
Diese beiden obigen Ideen kommen meinen Interessen sehr nahe das charakterzentrierte militärische Rollenspiel mit vielen interessanten taktischen Konflikten auf Tabletop-Basis zu verknüpfen. Beides ist für sich interessant, aber (ähnlich wie bei Rippers, wo es ja auch zuerst das Showdown-Tabletop gab und dann erst das SW-Rollenspielsetting dazu) macht die Kombination beider Ansätze das Ganze mehr als nur doppelt attraktiv.