AW: Deutsches SW-Setting
So müßte man die Frage stellen:
Dann frage ich mal nach der Ausnahme...
Welches professionelle ROLLENSPIEL bietet denn von Haus aus Intrigenspiel und Diplomatie (und zwar mehr als Ass-Kicking)??
Denn wirklich mit Intrige und Diplomatie als SCHWERPUNKT warten nur Exoten-Rollenspiele (HotB, ADW, usw.) auf.
Intrigenspiel benötigt in den meisten Fällen auch keine expliziten Regeln, sondern hier geht es um die eh nicht so umfänglich erfaßbare soziale Lage in der Spielwelt. - So konnte ja z.B. die oWoD lange als Intrigen-Setting bespielt werden, auch wenn die Regeln das nicht hergaben.
Wenn ich mir anschaue, wie wir Diplomatie bei Evernight, bei 50 Fathoms, bei Hellfrost wirklich in aller Breite in unseren Kampagnen hatten und auch noch haben, dann vermisse ich bei SW regeltechnisch NICHTS um Diplomatie und Intrigen spielen zu können.
Offizielle SW-Settings mit hohem Intrigen- und Diplomatie-Anteil: PotSM, Slipstream, Winterweir, Deadlands:Reloaded, RunePunk, Space 1889: Red Sands, Gaslight.
Klar, bei manchen sind durchaus Action-Szenen als Spannungselemente mit drin. Slipstream ist z.B. an sich ein enorm politisches, ein REVOLUTIONS-Setting, bei dem es gilt Verbündete zu gewinnen, Machtgruppen gegeneinander auszuspielen und so die grausame Herrschaft der Kaiserin zu brechen. Dabei ist die Gegenseite nicht zimperlich. Man kann also eine Fraktion für sich gewinnen und wird beim Rückflug von den diplomatischen Gesprächen angegriffen. Die Action-Szenen, Verfolgungsjagden, Duelle, sonstige Kampfszenen ergeben sich aus dem Spiel IN und MIT dem sozialen Gefüge im Slipstream-Universum.
Ich frage mich, ob hier WIRKLICH angenommen wird, daß die von SW-Regelseite unaufdringliche, leichtgängige Abwicklung von Action-Szenen ein HEMMNIS für Intrigenspiel und Diplomatie sein soll. So lesen sich die obigen Beiträge für mich.
Das GEGENTEIL ist der Fall!
Eben WEIL sich eine Action-Szene nicht immer gleich stundenlange Brocken an Spielzeit greift, sondern sich schnell und unaufdringlich abwickeln läßt, bleibt MEHR ZEIT für intensives Charakterspiel und das spielerische Aufgreifen der sozialen Seite der Spielwelt.
Unmotiviert Kampfszenen runterwürfeln kann man auch in anderen Regelsystemen (sogar BESSER als in SW!). Das heißt aber nicht, daß dies die einzige Art und Weise ist, wie man das Spiel spielen kann.
Realms of Cthulhu enthält auch Action-Szene - wenn man z.B. versucht vor irgendwelchen "Dingen" wegzulaufen (und es nicht mehr schafft). Aber dort kommen so gut wie keine "Massenkeilereien" vor.
Was man also mit SW Diplomatie und Intrige spielen möchte und die Settings das hergeben (sind eh die wenigsten Settings, in denen das NICHT möglich wäre), dann bietet SW alle notwendigen sozialen Fähigkeiten und Regelmechanismen zu deren Anwendung an. In speziellen Settings kann man sich dann noch bei Bedarf settingspezifische Regeln überlegen, aber mehr als die sozialen Fähigkeiten und Edges/Hindrances zur Abbildung von Beziehungsgeflechten braucht man wirklich nicht.
Ich habe GERADE bei an sich rein militärisch orientierten Settings wie Necropolis und Weird Wars II MEHR Intrigenspiel (und mehr PvP-Intrigen!) erlebt, als in politisch dafür an sich ergiebiger aussehenden Settings wie Sundered Skies. - Es ist also immer auch die Frage, OB und WIEVIEL die Spieler in puncto Intrigen und Diplomatie im Spiel haben wollen. - Spieler, die GERNE Ränke schmieden, finden in JEDEM Setting ihre Möglichkeiten. Und das SW-Regelwerk steht diesen Spielinteressen NICHT im Weg!