Cthulhu 1920 Deutsches Cthulhu

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Hmm... wäre mal interessant zu sehen in wie weit sich "Green and Pleasant Land" und "Terror Brittanicus" unterscheiden.
 
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Ich muss sagen ich sehe es ähnlich wie Saint_of_Killers im eröffnngspost beschrieben hat.

Schwierig ist es den Spielern das Szenario schmackhaft zu machen. Bevor ich die Deutschlandbox in die Finger bekommen hatte muss ich sagen das ich ebenfals dem "Cooles Amerika" Vorurteil verfallen war.
Die Weimarer Republik kennt man ja bestenfalls aus dem Geschichts- oder Politikunterricht und bekommt da einige Langweileilige kurze Filmausschnitte von "Alten Säcken" wie Bismarck, Ludendorf und Co zu sehen, die dann auch noch durch die Abspulgeschwindikeit derart unrealistisch lächerliche Bewegungen ausführen.
Da macht sich sehr schnell ein Gefühl von“ ja ja Blödsinn aus der Zeit unser Großeltern“ auf(Über deren Alltag man doch erschreckend wenig weiß).

Das man die 20ger Jahre aber auch für ein bedrückendes Nachkriegszenario nutzen kann, besonders wenn man die Chronik über das gesamte Jahrzehnt führt und die Stimmung des Wiederaufbaus umsetzen kann. Bieten die 20ger in Deutschland schon einen sehr interessanten Hintergrund.
Auch Politische Aktivitäten im rammen des Vorabends des Neuen Weltkriegs in den späten 30gern geben sehr interessante Szenarien ab. Es müssen nicht einmal „Monster“ sein wenn Politische Morde Altagssache sind.

(Die Pegasus Redaktion veröfentlich keine Abenteuer Über die Nazis, es wird erwähnt das es jedem selbst überlassen ist diesen Hintergrund einzubauen oder nicht. Wenn man sich aber mal den ganzen Okkulten Scheiß ansieht mit dem sich Himmler mehr oder minder offen befasst hat, die Symbolik des Nazistaats, die Technologie die sie eingestzt haben immerhin der High Endstandart der späten 30 Jahre, Dann ist ja wohl klar das sich daraus nur die größte und wohl auch gefährliste CoC Geschichte überhaupt draus stricken läst)
 
AW: Deutsches Cthulhu

Cthulhu weltweit? Gerne.
Cthulhu in Deutschland? Nur selten - am besten gar nicht. Und schon gar nicht ständig.

Ich muss zugeben, dass Cthulhu in D auch bei mir den Flair des "Heimatvereins" weckt. Irgendwie empfinde ich Cthulhu in D als... hm... Stilbruch.
 
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z.B. der Anfang von "Auf den Inseln" - in Amerika kämpft man gegen Innsmouth, eine Stadt voll mit degenerierten Kreaturen die einen finsteren Pakt geschlossen haben.

In Deutschland kommt da auf Borkum ein einzelner, trauriger, liebeskranker Hybride der sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat.

Deutsche Abenteuer wirken immer so furchtbar... klein. Als ob man sich nicht traut die Welt wirklich zu bedrohen. Dafür beschäftigt man sich da lieber mit den Implikationen der 20er.

Statt Detektiv Survival Horror - gespielte Geschichte.
 
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! Ok, dann hast du definitiv die falsche Abenteuer gespielt! Ich kenn auf den Inseln nicht, hab aber z.B. die beiden Kampangen in dem Band um Ulm herum geleitet und das war mal technisch das größte an Hintergrund was sie überhaupt je bieten konnten (Die Charaktere erfahren, dass Menschen seit Uhrzeiten gezüchtet worden um die perfekte Kreatur zu gebären. Und am Enede kämpft man gegen ein reisengrößes Baumähnliches Tentakelmonster)
 
AW: Deutsches Cthulhu

@SoK
Dir ist aber schon klar, dass du hier nur vom Einstiegsabenteuer der Kampagne redest? Meinst du nicht, dass es Sinn macht sich im Verlaufe einer Abenteuerkampagne zu steigern? Ich gehe mal davon aus, dass Pegasus genau das in den weiteren Szenarien tut.
 
AW: Deutsches Cthulhu

Dann gib doch mal bitte ein konkretes Beispiel warum.
Aber sicher: So weit mit bekannt ist, spielt keine einzige Lovecraft Erzählung in Deutschland. Oft geht es dagegen in Rhode Island oder an anderen weltweiten Orten zur Sache.

Die einzige Erzählung die mir spontan einfällt wo Deutschland eine gewisse Rolle spielt (und das auch ausschließlich nur, weil die Protagonisten Deutsche sind), ist "Der Tempel". Diese Geschichte spielt aber auch nicht in Deutschland sondern auf einem U-Boot.

Deswegen empfinde ich "Cthulhu in Deutschland" schon irgendwo als Stilbruch.
 
AW: Deutsches Cthulhu

Und weil die Geschichten von einem amerikanischen Autor mit amerikanischer Weltsicht stammen sind andere Handlungsorte ein Stilbruch? Amerika oder "weltweit" ist OK, aber Deutschland nicht? ?( Diese Ansicht kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.:nixwissen:
 
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Zumal das Spiel nunmal Cthulhu heißt und nicht Lovecraft: das Grauen, und sich inzwischen sehr viel weiter entwickelt hat. Gerade wenn man z.B. Cthulhu Now oder Gaslight oder AD oder sonstiges mit rein nimmt.
 
AW: Deutsches Cthulhu

Statt Detektiv Survival Horror - gespielte Geschichte.
Oh! - Ich glaube das trifft es ZIEMLICH GENAU! (Statt "Detektiv" trifft es bei CoC aber eher der "Investigator", welcher ja nicht zwingend ein Detektiv sein muß.)

Für MICH ist Call of Cthulhu tatsächlich vornehmlich "Investigator Survival Horror". In diesen drei Begriffen ist ALLES drin, was MIR an CoC Spaß macht. Die Historie ist nur eine Papp-Kulisse um High-Tech-Waffen und Handys aus dem Spiel zu nehmen, mit denen manche Problemstellungen einfacher und schneller und unspannender aus dem Weg zu räumen wären.

Ich habe weder den Eindruck, daß es die US-Autoren für CoC mit der Historie so arg genau genommen haben, noch daß die literarischen Vorlagen sich mehr als nur IM GROBEN an historischen und noch weniger an geographischen Fakten orientiert haben. - Und für das, was MEIN Eindruck von der Zielsetzung von CoC ist, braucht man sich hier auch nicht zu verkünsteln. Ich meine: TENTAKELMONSTER!

Ja, aber die nihilistischen Strömungen der frühen Weimarer Republik ...

TENTAKELMONSTER!

Tja, schon. Jedoch, wenn man die Verbindung der NSDAP mit ...

TENTAKELMONSTER!


Wenn schon unter jedem Bettvorleger ein Tentakelmonster hockt, dann KANN der Rest nicht viel "wissenschaftlich akkurater" sein. Und diesen Anspruch erhebt das Original, Call of Cthulhu, jedenfalls auch überhaupt nicht.


Man zieht seine INSPIRATIONEN aus historischen Begebenheiten oder aus interessanten Lokationen und dann mischt man das alles mit Tentakeln und Monstern und Tentakelmonstern, bis ein spannendes Szenario dabei rauskommt. Daß dabei die historischen Fakten "weichgekocht" werden und die Lokationen ein klein wenig "redekoriert" werden, ist selbstverständlich. - Das Ziel ist es, eine schmackhafte Tentakelsuppe zu brauen und nicht eine Seminararbeit im Geschichtsstudium abzuliefern.

Hinzu kommt mein ganz subjektiver Eindruck, daß die US-Amerikaner eh nur eine "leichtgewichtige" Geschichte im Hinterkopf haben. Bei ihnen drückt nicht das Gewicht von mehreren Jahrtausenden ereignisreichster Geschichte ins Genick, wie das bei einem Mitteleuropäer der Fall sein mag. - Somit gehen sie mit dieser leichten "Sommerdecke" an historischem Fakteninspirationsmaterial viel weniger verkrampft um als es deutsche Autoren unter der "Bleischürze" der NS-Zeit und "drumherum" sich zutrauen.

Daher fühlt sich deutsches Cthulhu für mich immer so "eng" an. Man bekommt eben NICHT ein Pulp-Indiana-Jones-Nazi-Germany, sondern ein ziemlich klein-muffiges Deutschland eigener Vorväter, für deren Taten wir uns heute immer noch alle schuldig fühlen sollen und Scham zu empfinden verpflichtet sind.

Mit solch einer historischen Bürde als Deutscher, KANN man da denn überhaupt locker und flockig mit Deutschland in den 20ern oder gar 30ern als Rollenspiel-Kulisse umgehen? - Mein Eindruck: Offensichtlich nicht.

Und nebenbei: Klar heißt das Spiel "Call of Cthulhu" oder "Cthulhu". Na und? - Man SOLL den Namen eines Rollenspiels sehr wohl bewerten, aber nicht zu hoch. "Call of Cthulhu" ist für ein Rollenspiel auf der Basis der literarischen Schöpfungen von HPL durchaus passend. Und natürlich muß man sich NICHT auf EXAKT die Versatzstücke, die Zeit, die Orte von HPLs Geschichten beschränken. Dann könnte man ja gleich die Geschichten selbst (nochmal) lesen.

Somit ist es meiner Meinung nach eine gute Idee zu VERSUCHEN das in HPLs Geschichten aufgestellte Themenumfeld in andere Zeiten und an andere Orte zu verlagern. Solch ein Versuch kann dann Spaß machen und einem gefallen (z.B. Cthulhu by Gaslight) oder er kann einem nicht gefallen (z.B. Cthulhu AD 1000).

Wie man es zeitlich oder räumlich auch drehen mag, wenn CTHULHU draufsteht, dann sind TENTAKELMONSTER drin. Und da dürfen dann aufs historisch Akkurate Erpichte in der "ersten Reihe" sitzen, wenn ihnen die Tentakelmonster mit ihren monströsen Tentakeln das Leben aus dem Leib wringen.

"Investigator Survival Horror" mit jeder Menge Tentakelmonstern.
 
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Äh ... naja ... Lovecraft hat halt da geschrieben, wo er gelebt hat, in Neuengland nämlich. Ansonsten gibt es schon einige Mythosgeschichten, die in Deutschland spielen und viele davon sind sehr gut.

Meine Spieler haben sich selbst für Deutschland entschieden und zwar aus einem einfachen Grund: Berlin ist in den 20ern DIE Weltstadt. Da tanzt der Bär, da fliegt die Kuh, da werden künstlerische Innovationen quasi am laufenden Bande gefertigt. Die Hälfte ihrer Zeit verbringen sie bei Ausflügen ins Berliner Nachtleben. ;)

Und ja, ich baue deutlich auch die düsteren Seiten der deutschen Geschichte mit ein, wobei nicht immer die Nazis die Bösen und nicht immer die Sozis die Guten sind. Im Gegenteil. Aber als Nachkomme von verfolgten Minderheiten kann ich mir das eventuell auch eher und entspannter leisten als andere.
 
AW: Deutsches Cthulhu

Und ja, ich baue deutlich auch die düsteren Seiten der deutschen Geschichte mit ein, wobei nicht immer die Nazis die Bösen und nicht immer die Sozis die Guten sind. Im Gegenteil. Aber als Nachkomme von verfolgten Minderheiten kann ich mir das eventuell auch eher und entspannter leisten als andere.
Auch aus diesem Beitrag entnehme ich die klare Botschaft, daß GERADE der Zeitraum 20er/30er Jahre zusammen mit der Lokation Deutschland durchaus PROBLEMATISCH ist.

Auch wenn Du Dir bestimmte Dinge zu thematisieren "eher und entspannter leisten" können magst, so ist es doch eine LAST für jeden Cthulhu-Autoren, der ein offizielles Produkt herausbringen möchte, welches sich in einer Zeit ansiedelt, die für UNS ALLE nach Jahren Schuleinwirkung als stark befrachtet ist mit Schuld und Scham. Da hilft einem auch keine "Gnade der späten Geburt" heraus. Dafür sorgt ja allein schon der Lehrplan in den hiesigen Schulen.

Somit halte ich es schon für plausibel, daß ein Amerikaner der Achtziger Jahre (Entstehungszeit der CoC-Klassiker) mit den amerikanisch-historischen Verhältnissen der Zeit von HPLs Wirken WEIT entspannter umgehen kann und auch wird. Klar gab es massiven Rassismus (gerade auch in HPLs Werken auffällig). Aber das hatte damals JEDER dort gemacht und damit hat man augenscheinlich auch heute noch kein Problem unter den CoC-Spielern des Herkunftslandes. - Diskussionen über die Thematisierung von Nationalsozialismus, Rassismus, etc., wie sie bei deutschen Cthulhu-Diskussionen immer mal wieder hochkommen, sind eher seltene Ausnahme.

Daher halte ich für ein UNBESCHWERTES CoC-Spielen in Deutschland BESONDERS die 20er/30er Jahre für SEHR UNGEEIGNET, wenn man Cthulhu mit einem "historischen Blickwinkel" zu spielen beabsichtigt.

Ein Cthulhu Now im wiedervereinigten oder auch von mir aus noch im geteilten Deutschland ist da schon weit weniger "beschwert" mit historischem Blei. - Meine ersten Erfahrungen mit CoC hatte ich mit einem Anfang der Achtziger in WEST-Berlin angesiedelten Szenario machen dürfen. Das war KEIN PROBLEM.

Als wir uns dann eigene Runden zu spielen vorgenommen hatten, da GAB es nur US-Produkte. Und die spielten - die meisten von uns KANNTEN HPLs Cthulhu -Geschichten vor dem Spielen NICHT - zur Überraschung fast ALLER Spieler, die die West-Berlin-Runde kannten, in den technologisch rückschrittlichen 20er Jahren in muffigen US-Hinterwäldler-Gemeinschaften.

Aber diese Szenarien hatten etwas. Sie machten Spaß. Unbeschwertes Vergnügen im Versuch den Problemen auf den Grund zu kommen UND/ODER zu überleben UND/ODER nicht irre zu werden. (Investigator Survival Horror)

Letztlich ist Cthulhu ein PHANTASTISCHES Setting. Ein FANTASY-Setting (Fantasy im WEITEN Sinne!). Es ist KEIN historisches Setting, auch wenn es manchmal so aussieht (gute Kulissenbauer eben - aber dahinter ist NUR PAPPE und (heiße) Luft!).

Für MICH ist ein historisches Setting eines, welches OHNE JEGLICHE ÜBERNATÜRLICHE ELEMENTE auskommt, und welches die historischen Fakten NICHT VÖLLIG GENRE-SICHTWEISEN UNTERORDNET. - Da bleiben eigentlich nicht sehr viele historische Settings übrig.

So ist zwar Sidewinder:Recoiled ein "historisches" Western-Setting, aber NICHT WIRKLICH historisch, weil hier Setting-Fakten mit "weil das in Western-Filmen so ist" begründet werden. Das Setting versucht in vielen Teilen historisch zu WIRKEN, in anderen sollen aber bewußt cinematisch begründete ABWEICHUNGEN von historisch akkurater Präsentation vorgenommen werden. - Somit ist dieses Rollenspiel nach meiner eigenen Kategorisierung NICHT historisch (wohl aber cinematisch).

Cthulhu oder auch Call of Cthulhu sind vollgestopft mit Übernatürlichkeiten, Monstern, Magie, durch den "Mythos" anders als historisch belegbar "erklärten" Sachverhalten. - CoC stellt investigative Abenteuer in einem monsterverseuchten Fantasy-New-England dar.

Ein Cthulhu in Deutschland, von mir aus eines in den 20ern und 30ern, das ist ein Cthulhu in einem Deutschland, DASS ES NIE GAB!

Und WEIL es somit ohnehin ein Fantasy-Deutschland sein MUSS (TENTAKELMONSTER!), hat man auch die Freiheit historische Fakten einfach HERAUSZUSCHREIBEN. Ein Deutschland OHNE Nazis. Oder ohne Rassisten. Oder wo Nazis KEINE Rassisten sind. Das wäre in einem Cthulhu-Deutschland möglich. - Aber diesen Weg wollte der Verlag nicht gehen.

Warum eigentlich nicht?

Hat sich hierzulande vielleicht die Sicht auf Cthulhu als ein "historisches" Rollenspiel, was es ja NIE sein sollte und NICHT sein KANN, "festgefressen"? - Die Amerikaner machen sich jedenfalls wenig Probleme mit ihren 20ern und 30ern. Dort zählt der Spaß an "Investigation", "Survival" und "Horror" mehr als kritische Geschichtsaufbereitung. CoC-USA ist eben auch eine USA, die es nie gab.
 
AW: Deutsches Cthulhu

Die Hälfte ihrer Zeit verbringen sie bei Ausflügen ins Berliner Nachtleben. ;)

Jaaa... das ist eben die Sache.

(das zweite AdI Szenario ist übrigens auch nicht gerade... groß)


Mich würde im Moment das Experiment interessieren ob das regionale Cthulhufeeling wirklich an den historischen Fakten festzumachen ist.

ALso - fühlt sich ein amerikanisches Szenario in einem dicht recherschierten Providence, mit real existierenden NSC tatsächlich ANDERS an. Und ein deutsches Szenario in einer fiktiven Großstadt, mit fiktiven Leuten - merkt man dem seine Herkunft an?

Im Augenblick habe ich mein Auge nämlich auf ein anderes Unterscheidungskriterium gelegt:

Arkham als fiktive Kleinstadt gegenüber Berlin als... Weltstadt. Liegt DARIN evtl. der Hund begraben?
 
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Arkham als fiktive Kleinstadt gegenüber Berlin als... Weltstadt. Liegt DARIN evtl. der Hund begraben?

Cthulhu Regionalia hat auch schon den Harz angeboten und Borkum ist jetzt auch nicht so nah an der Welt ;)

Fiktiv heißt immer, ich muss mich um nichts kümmern. Ein Szenario in einer real existierenden Stadt heißt letztlich doch, dass man sich um ein wenig Korrektheit bemühen muss. Wem's liegt, lasst die Leute doch. Das es den Unterscheid gibt, bestreitet keiner mehr, wo er leigt, hat Zornhau in seinem ersten Post geschrieben (Den zweiten hätte er sich sparen können, keiner will Geschichtchen aus deiner Schulzeit hören und warum Du auf deutsche Geschichte nicht klar kommst.). Kann man es nicht einmal dabei bewenden lassen? Muss dieser Thread zu einem weiteren Beispiel in der unendlichen Liste derer werden, welche so glänzend beweißen, dass man niemanden gegen seinen Geschmack argumentieren kann und die das Forum seit Jahren immer ungenießbarer machen?
 
AW: Deutsches Cthulhu

Im Augenblick habe ich mein Auge nämlich auf ein anderes Unterscheidungskriterium gelegt:

Arkham als fiktive Kleinstadt gegenüber Berlin als... Weltstadt. Liegt DARIN evtl. der Hund begraben?
Da sage ich rundheraus: JA.

Eben Fantasy-USA-Provinznest, für das es NIRGENDWO historische Informationen geben KANN, gegenüber einer historisch massiv unterfütterten und vorbelasteten Weltstadt.

Unterschied auf der Ebene Fantasy-Lokation / historische Lokation.

Unterschied auf der Ebene Kleinstadt / Metropole.

Meine Erfahrung mit den 20er-Jahre-USA-Szenarien ist ja die, daß durch diesen Hinterwäldlermief im Fantasy-New-England oder in anderen gottvergessenen Gegenden der CoC-USA eine enorme RESOURCEN-BESCHRÄNKUNG den Spielern zusätzlich zur eigentlichen Problemstellung des Szenarios die Lösung (Investigation) und auch das Überleben (Survival) erschwert, und das Bewußtsein, daß man nicht zu dieser Drei-Familien-Kleinstadt "dazugehört", daß man ein Fremder ist, um den sich keiner schert, daß man als Investigator ein Außenseiter ist, das ENTBLÖSST die Charaktere nur umso mehr. Und solch ein Entblößen in einer unkooperativen Umgebung mit mangelnden Resourcen und einem wirklich gefährlichen Problem vor Augen, das schafft HORROR.

In einer Metropole wie dem Berlin der 20er, da gibt es ALLES und IMMER. Man hat Resourcen in Hülle und Fülle. Man hat eine "professionelle Anonymität", die einen alle Dienstleistungen irgendwo KAUFEN läßt (man ist also nicht auf den schwachsinnig blickenden Leroy, den Cousin des fischigen Bürgermeisters der muffigen Providence-Siedlung angewiesen, um seinen Wagen repariert zu bekommen).

In Lovecrafts Geschichten lassen es die Charaktere NICHT "rocken". Sie sind sehr oft Einzelgänger, Eigenbrödler, Skeptiker, nicht den billigen Vergnügungen der unteren Schichten und auch nicht den exzentrischen Aktivitäten der obersten Schichten ausgesetzt und auch nicht daran interessiert. - Man baut für einen passenden Arkham-Charakter weitaus weniger "schillernde" Gestalten, als man sie in einem Berlin der 20er finden würde. Arkham und die meisten anderen Schauplätze des US-CoC sind PROVINZIELL. Von Grund auf. Das zieht sich in den Schauplätzen auch komplett durch die Charaktere, die dort leben.

Aber: Auch "Auf den Inseln" ist ja "provinziell". - Insoweit wäre das schon ein wenig in die Richtung des US-CoC gehend. Und doch wirkt es - man glaubt es kaum - MUFFIGER als US-Provinznester. Woran mag das denn wohl liegen?
 
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Ein Szenario in einer real existierenden Stadt heißt letztlich doch, dass man sich um ein wenig Korrektheit bemühen muss.
Wie weit geht das "MUSS" dabei? Und wieviel ist "ein wenig Korrektheit"?

London hat einen Tower. Muß man aber für ein spannendes Szenario in London alle historisch akkuraten U-Bahn-Haltestellen recherchieren? Und was, wenn man für sein Szenario gerade eine Station in der Nähe haben WILL? - In einem Fantasy-London IST EINFACH EINE STATION DA, WO ICH WILL. Da gibt es dann auch keine Diskussionen darüber.

Wenn aber, wie z.B. im "Um Ulm herum"-Band bei dem "ein wenig Korrektheit" offensichtlich daneben gelangt wurde, man aber im allseits verbreiteten Sinne des deutschen Cthulhu dazu angehalten ist, möglichst akkurat recherchierte Informationen auch für seine zu erschaffenden Charaktere zu verwenden, dann ist ein KONFLIKT unausweichlich. - Dann fangen Diskussionen an.

Wenn der Anspruch anders läge, wenn klar und deutlich gesagt würde, daß man hier eine "freihändige" Schilderung einer schwäbischen Fantasy-Region abliefert, bei der NICHTS stimmen MUSS(!), dann könnte man sich solche Diskussionen sparen.

Gerade bei Verwendung historischer Lokationen lassen sich ja SEHR LEICHT ABWEICHUNGEN und echte FEHLER erkennen. - Und diese schmälern vor allem bei Leuten, die die Fakten kennen, das Vergnügen ungemein.

Je exotischer und ungewöhnlicher die Lokation (immer aus der Sicht und den Kenntnissen der SPIELER gesehen) ist, desto MEHR Ungenauigkeiten kann man sich erlauben, ohne daß es irgendjemandem auffällt. Und wenn man dann noch BEWUSST sagt, daß es einem eh nicht auf historische Genauigkeit ankommt, wenn man dann noch fiktive Lokationen einführt bzw. mit historischen mischt, dann bleibt das Vergnügen ungeschmälert.
 
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Ich ziehe Lovecraft County aus den genannten Gründen der Weimarer Republik vor. Weniger History Accuracy Porn, weniger Ablenkung vom evokativen Teil des Spiels, weniger Belastung mit den empörenden Kommis und Nazis, weniger behäbiger Ludendorff, mehr Gefühl der Bedrängnis und Isolation inmitten der Gefahr und - besserer Zugang zu Feuerwaffen, was dabei hilft mehr fetzigen Survival-Horror statt laberintensivem Wegrenn-Horror zu spielen. (Nicht dass ballern oft retten würde, aber manchmal kann es helfen, und wenn es gar nicht mehr anders geht kann man wenigstens noch darauf hoffen ein paar Kultisten und Tentakel mit in den Untergang zu reißen und die Haut der Menschheit so teuer wie möglich zu verkaufen.)

Das einzige was mich dazu treiben könnte Cthulhu in den Breiten zwischen Wangeroog und Konstanz zu spielen wären Nazis - böse, verrückte Pulp-Nazis à la Indy Jones, Return to Castle Wolfenstein und Himmlers wahnsinnigen religiösen Ideen. Spieler zu finden da die nicht den moralischen Zeigefinger im Rücken spüren dürfte aber schwierig sein solange man es nicht dermaßen pulpig übertreibt dass es sich nicht mehr wie Cthulhu anfühlt, und offiziell wird da (verständlicherweise) so schnell nichts rauskommen.
 
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