DSA ist zeitgemäßes Rollenspiel.
Ja, es dürfte für meinen Geschmack weniger zu lesen sein. Aber hier sind wirklich viele Aspekte des Rollenspiels weitergedacht und eingebaut worden.
Ja, eigentlich nicht....
Ich hatte die Diskussion auf dem WoD-Con von Ulisses mit Martin Ericsson, dem neuen Lead Storyteller von White Wolf.
Es gibt zwei sehr unterschiedliche Bedürfnisse, die man an Rollenspielregelwerke stellen kann und beide haben ihre volle, eigene Berechtigung. Keines davon ist aber zeitgemäßer oder besser als das andere.
Die eher geringeren Bedürfnisse sind erfüllt, wenn man eine funktionierende Regelmechanik und eine Spielwelt hat, in der man eigenen Abenteuer und erfinden und spielen kann. Spielleiter und Spieler haben volle kreative Freiheit.
Die gesteigerteren Bedürfnisse verlangen eben nach deutlich mehr Hintergrund zur Spielwelt und einer kanonisierten Weiterentwicklung dieser Spielwelt.
Den Anspruch der Spieler, mit ihren Charakteren die Spielwelt zu beeinflussen wird aber bei der letzteren Version nicht wirklich ein gesteigerter Aspekt des Rollenspiels. Denn das Problem ist ja, dass man unterbewusst das eigene Spiel dem kanon unterordnet, oder eben sich bewusst von diesem abhebt, um die Freiheit eines kanonlosen Spiels wiederzuerlangen.
Die einzigen, die also die wirkliche Freiheit haben sind Spieler, die Abenteuer mit den Autoren spielen, falls deren Erfolge/Misserfolge dann auch Kanon würden. Ich weiß, dass es neben rein redaktionellen Entscheidungen bei DSA auch schon immer Einfluss-Möglichkeiten für Spieler gab (auch wenn sich mir die als ich noch regelmäßig DSA gespielt und geleitet habe, vor 10 Jahren, sehr elitär und nicht wirklich greifbar erschienen). Fakt ist, die große kreative Freiheit die Rollenspiel eigentlich auszeichnet, gibt man z.T. auf, wenn man vorhat sich an das "lebende DSA" zu halten. Natürlich hat das auch Vorteile, die Redaktion von DSA denkt an viel mehr Dinge, als man das als einzelner Spielleiter täte und man brauch nur deren Dinge zu lesen und einzubauen um "Lebendigkeit" in der Spielwelt zu haben. Aber ob das ein Zugewinn ist, sei dahin gestellt.
Man kann sich ein transparentes System vorstellen, wie einige Spielehersteller das machen, bei dem für einige Zeit offizielle Abenteuer zur Verfügung stehen und dann quasi Fragebogen der einzelnen Spielrunden eingeholt und ausgewertet werden, um zu bestimmen, wie die offizielle Welt fortschreitet. Dann haben zumindest mehr Spieler die Möglichkeit einen Beitrag zum Kanon zu leisten. Aber das ist auch eher etwas für ernsthafte Hobbiisten, die innerhalb des Zeitfensters offizielle Abenteuer auch kaufen und spielen. Für Gelegenheitsspieler, oder auch nur diejenigen die mal was anderes zwischendurch spielen, ist das schon wieder weniger eine Option.
Was mMn ein Spiel haben sollte, ist sich an beide Typen von Spielern und alle Stufen die es als Übergang dazwischen gibt zu richten. DSA hat (so scheint mir) den Ruf, eher letztere anzusprechen...