Der erste Schultag.

Lethrael

Schreiberling
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9. März 2004
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Der erste Schultag.
„Na los, gibt’s ihm…Mach ihn fertig.“, laute Rufe hallen über den Hof. Zwei Körper, einer von beiden ist deutlich kleiner als der andere, sind völlig ineinander verschlungen und kämpfen gegeneinander.
Jeremias wusste nicht wie das passieren konnte. Es war sein erster Schultag und schon prügelte er sich. Seine Eltern waren so stolz auf ihn und hatten sich solche Mühen mit seiner Frisur, seinen Schulsachen und seiner Kleidung gemacht, doch jetzt war sein Kakaogeld weg, ein Älterer hatte es ihm abgenommen, seine Frisur hing triefend in sein Gesicht, sein neuer Anorak und seine Yu Gi Oh Karten gehörten jetzt einem anderen. Zusätzlich war sein neuer Tornister kaputt gemacht worden und er fühlte wie unstillbare Tränen, vermutlich mit Wasser vermischt, über sein Gesicht rannen. Zwar war ein schöner, sonniger Sommertag, doch waren seine Haare auch nicht durch Regen so völlig durchnässt. Nein, ein älterer Schüler hatte ihn so gedemütigt und seinen Kopf in die Toilette gesteckt. Danach zog er die Spülung und Jeremias Haare wurden einmal tüchtig durchgewaschen. Danach war er auf den Schulhof gewankt und dem Schulschläger direkt in die Arme gelaufen. Nun schlug er sich mit dem Jungen vor der Toilette herum, obgleich er mehr einsteckte als austeilte, genau genommen hielt er nur schützend die Hände vor sein Gesicht, das schon einige male getroffen wurde. Endlich ließ der Junge von ihm ab und lachte höhnisch. „Morgen sehen wir uns wieder Kleiner.“, rief er, wie eine Drohung. Jeremias blutete aus der Nase und sein Bauch tat ihm weh, doch er war froh, dass sein erster Schultag vorbei war. Er ging langsam vom Schulhof und war tief in Gedanken versunken, obgleich ihm langsam sein Kopf wehtat. Er hielt ein Stofftaschentuch vor seine Nase und ging langsam zurück, zurück nach Hause. Dort, wo er allein war und er sich nicht wegen seiner Gefühle schämen musste. Nichts und niemand konnten ihn wieder dazu zwingen in die Schule zu gehen. Er wollte und konnte sich sicher fühlen, auf dem kurzen Weg nach Hause. Er war allein und so ließ er Angst, Tränen und Wut freien Lauf. Er sprach zu sich selbst, doch beruhigte er sich kaum, immer wieder bahnte sich ein Schluchzer durch seine wild gestammelten Worte an die Oberfläche seiner zitternden Stimme. „Wieso muss ich so klug sein. Alle nennen mich einen Streber, snief, niemand mag mich in der Schule. Da geh ich nie wieder hin…Nie wieder.“, diese Worte schrie wie bei einem Versprechen laut hinaus. Hoffentlich würden seine Mama und der Mann, den er Papa nennen durfte ihn verstehen. Endlich kam er zu Hause an, langsam, beinah schüchtern betrat er das schöne Haus. Leise Stimmen glitten wie Wind durch das Haus: „Langsam muss er doch da sein…Still er kommt.“ Jeremias wusste sie waren da, seine Familie, er begann unwillkürlich zu zittern und verschüchtert betrat er das Wohnzimmer, das im völligen Dunkel lag…
Plötzlich ging das Licht an und mehrere Menschen erschienen. „Herzlichen Glückwunsch zu…“, schrieen einige Stimmen, doch sie verstummten zu einem Flüstern. Jeremias kam sich ganz elendig vor, er sah ja auch wie ein Haufen Elend aus. „Liebe Güte was ist denn mit dir passiert?“, wollte sein Opa wissen, doch Jeremias öffnete nur stumm den Mund. Er blickte hoch zu erschreckten Gesichtern und sah dieses bunte Plastiktransparent. „Herzlichen Glückwunsch zur Einschulung.“​
 
Du wechselst ungefähr in der Mitte der Geschichte das Erzähltempus, was sehr ungeschickt ist und einem beim Lesen stocken lässt.
Du formulierst die Ereignisse recht einfach, versuchst möglichst auf komplizierte Konsruktionen zu verzichten, doch auch hier sorgen einige Relativsätze füür Inkonsequenz.

Die Geschichte steuert auf ein Ende zu, dass der Geschichte weder eine Lösung bringt, noch eine "Lehre" ziehen lässt, noch Spannung bietet.
Es hätte sicherlich nicht geschadet, die Geschichte etwas weiter zu schreiben und noch ein Gespräch zwischen Sohn und den Anwesenden zu schildern.

Grüße,
Hasran
 
Ich muss an dieser Stelle wiedersprechen... eigentlich ist das exakt die klassische Kurzgeschichte: Offenes Ende und Pointe.
Eine Pointe muss ja nicht immer lustig sein. Der englische Begriff "Punchline" ist da vielleicht weniger irreführend.
 
Ich weiß, dass sie ein offenes Ende bietet und dass eine Pointe vorhanden ist.
Dennoch halte ich diese Pointe für verführt und nicht so gut eingesetzt.

Grüße,
Hasran
 
Ich dachte das weiterschreiben und das Gespräch wäre nicht nötig. Ich hatte außerdem das Gefühl die Geschichte endet so mit einem umgangssprachlichen Kloß im Hals besser, als mit einer ellenlangen Abspannhandlung, wenn ich es mal so formulieren darf.
MdBG Leth
 
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