Rezension Das neue Grundregelwerk ist da

Torgo

Gott
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Hallo,

das neue Grundregelwerk für L5R von FFG ist jetzt offiziell raus und ich konnte es mir mal ansehen.

Mein Eindruck:
- Würfel: FFG arbeitet ja nun einmal mit Spezialwürfeln für Ihre Rollenspiele und das ist hier auch nicht anders. Man kann das sicher kritisch sehen, da diese Methode hier einen Würfelkauf oder der vollkommen überteuerten Würfelapp erzwingt. Es gibt zwar eine Variante mit normalen Würfeln und einer Tabelle, aber das ist mehr eine Notlösung.

Und das bringt uns zu den Regeln:
L5R verwendet eine Variante des Roll and Keep Systems bei dem die o.g. Spezialwürfel zum Tragen kommen.
Dabei muss eine Zielzahl an Erfolgen erreicht werden. Die Spieler stellen dazu aus sogenannten Ringwürfeln (W6) und Fertigkeitswürfeln (W12) einen Pool zusammen und sammeln sich aus den Würfelergebnissen Ihren Pool zum Bestehen der Probe zusammen.

Die Würfel können dabei folgendes zeigen:
Nichts, Erfolg,Explodierender Erfolg, Opportunies und Strife

Opportunities sind Gelegenheiten die zwar keinen Erfolg darstellen, aber einen erfolgreichen Wurf verbessern können. Strife sind zwar Erfolge, erhöhen aber auch den Stress den ein Samurai durch die Anforderungen seines Standes erfährt. Zu viel Strife führt dazu, dass man keine Erfolge mit Strife mehr verwenden kann.

Die Charaktererschaffung erfolgt über 20 Fragen und ich finde das toll. Es ist relativ simpel und man macht sich direkt Gedanken, wie der Charakter in das Setting passt.

Die Kampfregeln sind etwas verklausuliert geraten, aber mit ein paar Probewürfen sollte man da trotzdem schnell reinkommen.

Was ich gut finde, ist dass die Regeln oft aus dem Setting heraus erklärt werden. Strife ist z.B. eine direkte Folge der sozialen Konventionen Rokugans.

Hintergrund für Neueinsteiger:
Für Neueinsteiger sind 20 Seiten Background möglicherweise ein bisschen kurz, aber in Kombination mit den Regeln und den Erläuterungen im Regelwerk zum Samuraidrama, sollte ein Neueinsteiger in das Setting trotzdem ein gutes Gefühl für Rokugan bekommen.

Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass dieses Setting nicht für jeden ist. Es ist Samuraifantasy, es macht daraus auch keinen Hehl, es hat dadurch einen ganz starken Fokus auf Themen die im "normalen" Fantasy-RPG vorkommen (z.B. Pflicht vs. Ehre), aber das macht es auch interessant.

Hintergrund für Veteranen:

FFG hat mit diesem Regelwerk einen Storyreset vorgenommen und beginnt wieder in der letzten Phase der 1000 Jahre des Friedens.

Ein Hantei sitzt auf dem Smaragdthron, die Schattenlande sind eine Bedrohung aber relativ unorganisiert, der Clankrieg ist keine Gewissheit und es gibt nur die sieben großen Clans der Kami, während die Mantis "nur" der einflussreichste der kleinen Clans sind. Die Mantis sind daher im GRW nicht enthalten, aber in einem DLC PDF mit dessen Hilfe man auch Mantis spielen kann.

Die Imperial Families werden hingegen erst im Hintergrundband Emerald Empire spielbar.

Da FFG auch die Rechte am Kartenspiel hat und die Story wieder von den Gewinnern der Turniere mitbeeinflusst werden soll, würde ich nicht damit rechnen, dass sich die Geschichte 1:1 wiederholt.

Das heißt natürlich nicht, dass man keine bekannten Settings bespielen kann und seine Imperial Histories rituell verbrennen muss, aber bestimmte Charakteroptionen, wie z.B. die kleinen Clans der Toturi Ära, stehen schlicht nicht im Grundregelwerk zur Verfügung und lassen sich m.E. auch nur mit einigem Aufwand übertragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mir jetzt doch mal ein Würfelset geholt und auch Emerald Empire und Shadowlands gegönnt und bin mittlerweile sehr begeistert.

Das passiert bei neuen Sachen eher selten, aber hier finde ich die ganze Reihe und Ihre Konzeption sehr gut durchdacht. Die Abenteuerbände fallen etwas ab, sind aber noch nicht schlecht, bis auf das Beginnerabenteuer gibt es da eigentlich keinen echten „Problemfall“ und selbst das Abenteuer kann man gut als Steinbruch verwenden.

Also meine Meinung zu den Würfeln.

Diese enthalten je 5 weiße W12 – Skillwürfel und schwarze W6-Ringwürfel und sind mit 16 € nicht billig. Sie sind jedoch gut verarbeitet und etwas größer als vergleichbare Würfel. Man kann sie sehr gut lesen und sehr schnell seinen Erfolgspool zusammenstellen.

Dabei ist mir aufgefallen wie visuell dieses System ist. Ich kann so viele Würfel behalten, wie wie ich Ringwürfel werfen darf. Ich sehe also sofort an der Anzahl der Ringwürfel wie viele Würfel am Ende übrigbleiben.

Emerald Empire hat mich überrascht, weil es sich mehr mit dem Leben im Emerald Empire und weniger mit seiner Geographie.

Es erklärt oft erst einmal die grundsätzlichen Dinge, also wie Dorfleben oder ein Tempel funktioniert. Dann zeigt das Buch anhand einer Karte, wie so ein Ort typischerweise aussieht und gibt dann Beispiele an denen man nachvollziehen kann, wie das allgemein Beschriebene im Spiel abwandeln kann. Im ersten Moment stutzt man, weil man bei Settingbänden vor allem Ortbeschreibungen erwartet. Aber das ist so viel anschaulicher als ein reines Abklappern von Orten, das man sehr schnell im Setting drin ist.

Emerald Empire enthält die Imperialen Familien als Clan-Option.

Shadowslands ist etwas gehalten. Es gibt zwar einen Teil über die Schattenlande selbst, aber die in einen konstanten Fluss sind, werden hier mehr interessante Orte aufgeführt und weniger „typische Regionen“ beschrieben. Es geht hier im Endeffekt mehr um Stimmung und das Erzeugen von Horror bzw. Grusel als um Regionen und Monsterlisten.

Finde ich persönlich auch passender

Dazu kommt eine Betrachtung der Familien der Krabben und die Geisterjäger des Falkenclan als neue Clan-Option und einige Schulen die mit Schutz und Dämonenabwehr zu tun haben.

Ich werde jetzt nicht unbedingt der große Falkenspieler, aber ich finde sie sind eine schöne Alternative zu den Krabben, weil Sie eine ähnlich Ausrichtung haben, jedoch auch in das Kaiserreich hineingehen.

Wenn Sie dieses Niveau halten, wird das eine richtig gute Reihe.
 
Da ich bei L5R in so einer Sammellaune bin, überlege ich gerade ernsthaft, die Kurzeindrücke ich hier aufschreibe zu vollwertigen Rezensionen auszubauen.

Aber das ist Zukunftmusik, kommen wir zur Gegenwart.

Mittlerweile sind auch Courts of Stone und das Abenteuer Winters Embrace erschienen, womit die Formel Quellenband + Abenteuerband etabliert zu sein scheint.

Courts of Stone behandelt die Machtzentren Rokugans, die Burgen und Schlösser des Landes und auch die Winterhöfe bei denen Höflinge um Macht für Ihre Clans ringen.

Damit beleuchtet es einen wichtigen Aspekt von L5R, nämlich die Politik und Realitäten des samaragdenen Kaiserreichs, die oft genug mit den Anforderungen des Bushido kollidieren.

Wie im Vorgänger Shadowlands werden auch wieder ein großer und ein kleiner Clan vorgestellt. Hier die Kraniche (also selbsternannte Meister der Politik logisch) und die Hirsche, deren Weltsicht und Fähigkeiten sie zu wichtigen Spielern auf dem politischen Parkett machen können.

Zum Abschluss werden Eigenheiten der Winterhöfe sowie Regeln und Mechaniken zum Abwickeln der höfischen Intrigen, Verhandlungen und Romanzen vorgestellt.

Ich finde das Buch gut, aber schwächer als die Vorgänger.

Das liegt vor allem am ersten Teil.

Die Beschreibung der Burgen ist sehr nah an der aus Emerald Empire und im Endeffekt "nur" eine Vertiefung des Themas. Wir haben dadurch immer wieder Themen, die bereits in EE vorkamen. Die beweglichen Wände, die singenden Bretter, der Aufbau mit dem Turm in der Mitte usw, gab es halt schon mal. Auch die Unterscheidung zwischen einem Schloss (kann einen Winterhof beherbergen) und einer Burg (kann das nicht) wird inklusive der Frage warum die Hida ein Schloss und keine Burg haben noch mal aufgewärmt.

Die Beispielburgen sind gut gewählt aber sind halt zu 60% typische Rokuganiburgen.

Die Beschreibungen der Kraniche und der Hirsche gefallen mir hingegen sehr gut.

Auch die Beschreibung der Winterhöfe und die Regeln um höfische Tätigkeiten auch mechanisch zu lösen können sich sehen lassen.

Courts of Stone ist immer noch ein sehr gutes Buch aber der Anfang ist leider etwas zäh.
 
Danke für die Eindrücke! Ich habe zwar niemand zum L5R spielen aber Rokugan liegt mir doch am Herzen :)
Daher eine Frage:
FFG hat mit diesem Regelwerk einen Storyreset vorgenommen und beginnt wieder in der letzten Phase der 1000 Jahre des Friedens.
[...] ein kleiner Clan vorgestellt [...] die Hirsche, deren Weltsicht und Fähigkeiten sie zu wichtigen Spielern auf dem politischen Parkett machen können.
Früher gabs in der Rokuganischen Geschichte meines Wissens nach keinen Hirschclan und mindere Clans sind eigentlich meine Stärke ^^ Ist der Resest ein so-in-etwa-aber-doch-etwas-aufgefrischt-Reset oder eine direkte Kopie von damals und der Hirschclan ist mir echt durch die Lappen gegangen?
Und welche Weltsicht und Fähigkeiten sind das so, mal gaaaanz kurz gefasst?
 
Ich persönlich habe den Hirsch oder Rehclan (Deer Clan) ebenfalls vorher noch nicht wahrgenommen und würde vermuten, dass sie aufgrund der bisherigen Bücherstruktur für dieses Buch erfunden wurden.

Es handelt sich hierbei eine Familie die vor allem dem Konzept der Wahrung des Gleichgewichts (im spirituellen Sinne) verschrieben ist. Das bedeutet, dass ihre Shugenja begehrte Heiratsvermittler sind, da sie ein Talent haben sich ergänzende Partner zu finden und das Ihre Bushi (die eine akrobatische und altertümliche des Speerkampfs praktizieren) sehr kompetente Leibwächter sind, die Anschläge verhindern Ehe sie entstehen.

Natürlich wird dabei übersehen, dass die Shakka (so der Familienname) an das himmlische Gleichgewicht glauben, nicht an das Gleichgewicht ihrer Auftraggeber. Wenn also eine weniger vorteilhafte Ehe verhindert, dass Clan A Clan B übervorteilt, oder ein Mord dafür Sorge trägt, das eine der himmlischen Ordnung feindlich gesinnte Gruppe ins Hintertreffen gerät, dann hat der Clan keine Probleme so was (als Ultima Ratio) in Auftrag zu geben.

Hier finde ich die Burgbeschreibung sehr schön. Shiro Shakka ist eine Mischung aus Ferienresort und Meditationstempel mit sehr großen Fluren und Räumen.

Das dient dazu, dass die Shugenja des Clans die Heiratsverhandlungen in angenehmer Atmosphäre veranstalten können und die Speerkämpfer im Notfall genug Platz haben.

Das ist eine sehr nette Idee und hebt sich vom Rest ab.
 
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