AW: Darf/kann jeder Alles spielen?
Live und P&P würde ich da scharf trennen. Im P&P kann IMHO grundsätzlich jeder alles spielen, so lange er damit niemandem an den Karren fährt, aber das sollte ja ohnehin von vornherein abgeklärt sein, und in einer idealen Spielrunde sollte man es auch ansprechen können wenn einen ein anderer Charakter stört. Im P&P haben wir ja diverseste Möglichkeiten auch Dinge, die wir selbst nicht direkt umsetzen können, mittels anderer Werkzeuge (Regeln, indirekte Rede etc.) darzustellen.
Im Live ist man da ganz naturgegeben eingeschränkter. Hier kann, darf und muss ich alles möglichst direkt umsetzen und das ist auch gut so. Wenn ich nicht mit einem (Larp-)Schwert umgehen kann sollte ich keinen Schwertmeister spielen, das kommt sonst einfach albern rüber. Genauso wie ein 100 Kilo schwerer Elf einfach ebenso unangemessen wirkt wie ein 1,90 großer "Zwerg". Im Larp muss man sich mit seiner Rolle eben nunmal an dem orientieren, was man darstellen kann, denn hier hat man keine Hilfsmittel, die einem das ablehnen. Wo ich im P&P noch sagen kann "Mein Ritter hält eine flammende Rede, in der er an den Mut und die Opferbereitschaft seiner Truppen apelliert... etc.pp" und das ganze dann über eine Talentprobe unterstützen kann, auch wenn ich selbst kein großer Redner bin, heißt es im Live einfach nunmal, stell es dar oder lass es bleiben. Ich zumindest (und eigentlich alle mir bekannten Larper sehen das ähnlich) will nur so viel Regelkorsett im Live wie unbedingt nötig, und Regeln und Werte sollten immer nur eine gemeinsame Basis, aber ganz sicher kein Ersatz fürs stilvolle Ausspielen sein.
Das heißt ja nicht, dass man keinen Ritter spielen kann, nur weil man kein guter Schwertkämpfer ist, man muss nur seinen Charakter entsprechend auslegen. Es kann ja auch durchaus den Ritter geben, der sich schon immer mehr der Minne oder den taktischen/strategischen Aspekten der Kriegsführung verbunden gefühlt und darüber den persönlichen Kampf vernachlässigt hat. Ebenso muss man kein stimmgewaltiger Selbstdarsteller sein, um einen Magier zu spielen, aber man sollte sich dann eben aus der Kampfmagie heraushalten (aus dem sehr praktischen Grund, dass die Leute es in einem Kampf schlichtweg überhaupt nicht mitbekommen, dass jemand zaubert, wenn man dazu keine gute Show abzieht und es ihnen praktisch ins Gesicht schreit...) und eher den gelehrten Bücherwurm mimen, wenn einem das mehr liegt.