Blockchain, NFTs und Metaverses

Cryn

Sethskind
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Ich habe schon mal an anderer Stelle meine Meinung zum Thema Blockchain und Spiele gepostet. Aktuell wird das Thema wieder populär, vor allem im Zusammenhang mit fragwürdigen Spielkonzepten. Daher möchte ich hier auf die Proibleme hinweisen, die ich in solchen Konzepten sehe. Oft werden dabei auch alle möglichen Punkte gleichzeitig versprochen.
Diese Spiele (wie sie aktuell konzipiert sind und beworben werden) sind aus meiner Sicht hoch spekulativ und riskante Investitionen und man sollte davon ausgehen, daß investiertes Geld verloren ist bzw. im Ernstfall nicht ausgezahlt werden kann.

Metaverses

Aktuell gibt es verschiedene Projekte, die sich (oft über ihre eigene Webseite) per Crowdfunding finanzieren und ein Metaverse versprechen. IDR wir eine 1:1, hochauflösende "VR"-Version z.B. der Erde oder des Mars versprochen und Vergleiche zu Matrix oder Ready Player One gezogen und mit schönen Trailern untermalt.
Erreicht werden soll das Ziel mit einer "Wundertechnologie" und oft sehr kleinen Teams ohne nennenswerte (Spiele)Entwicklungserfahrung.
Am ehesten vergleichbar wäre es mit MS Flight Simulator 2020, nur mit einer deutlich besseren Auflösung und dem Versprechen, daß der eigene Avatar prinzipiell jeden Punkt der Welt besuchen kann und dort interagieren kann.
Als Punkt für die Machbarkeit wird oft angeführt, daß auch große Tech-Firmen (z.B. Facebook, Epic Games) in eigene Metaverses investieren wollen. Allerdings sind diese Firmen finanziell und technologisch deutlich besser aufgestellt, so daß sie bessere Chancen auf Erfolg haben. Daß ein Außenseiter hier eine disruptive Technologie entwickelt ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich.
Ein weiteres großes Hindernis ist die VR-Technologie selbst. Headsets sind immer noch vergleichsweise teuer und benötigen relatv teure Hardware zum Betrieb. Je nach Setup wird auch einiges an Freiraum in der Wohnung zur Bewegung benötigt. Außerdem gibt es immer noch das Problem der durch VR induzierten Motion-Sickness bei vielen Menschen.

Blockchain und NFTs
Einige Projekte versprechen die Integration in eine Blockchain. Z.B. soll über NFTs der Besitzanspruch auf virtuelle Grundstücke in einem Projekt regeln lassen und freier Handel zwischen den Spielern ermöglicht werden. Auf den ersten Blick hört sich das gut an und wird als Mechanismus verkauft, um Spieler vor Betreiberwillkür zu schützen. Letztendlich bietet es aber keinen Schutz vor Abschaltung des Spiels, wodurch die NFTs praktisch wertlos werden. Je nachdem, wie die NFTs genau umgesetzt werden (also worauf die NFTs genau zeigen), könnte es für die Entwickler trotzdem Möglichkeiten geben, einzelne NFTs zu entwerten, in dem die dahinter liegenden virtuellen Ressourcen "umbenannt" werden und das NFT plötlich in Nichts zeigt.
Da die Projekte idR eine eigene Blockchain starten werden (und keine etablierte Chain nutzen), gibt es noch zusätzliche Risiken. Die Chain hat zu wenige Miner hat und damit mit vergleichsweise wenig Aufwand "überschrieben" werden (durch einen Angreifer mit mehr Rechenleistung). Die Entwickler halten die Mehrheit der Stakes und können damit die Warheit in der Blockchain bestimmen. Es gibt Schwächen in der Implementierung des Protokolls, die eine Manipulation der Blockchain ermöglichen.

Multi Level Marketing / Schneeballsysteme
Einige der Projekte haben ein Rekrutierungssystem mit Boni, die sehr an Schneeballsysteme erinnern. Ob dabei die Grenze zur Illegalität überschritten wird, kann vermutlich nur ein Wirtschaftsprüfer ermitteln. Bei sehr kompliziert aufgebauten Bonussystemen ist nicht auszuschließen, daß das Spieleprojekt nur eine Masche ist, um Geld einzusammeln und sich dann abzusetzen.

Das Spiel wird in Phasen entwickelt
Verschiedene Spiele, die ich nicht für seriös halte, werden in Phasen entwickelt. In der ersten Phase wird eine 2D-Karte der virtuellen Welt online gestellt, die in Kacheln aufgeteilt wird. Als Spieler kann man dann gegen Echtgeld eine Virtuelle Währung kaufen, mit der man dann Kacheln kaufen und damit virtuellen Landbesitz erwerben (und an andere Spieler verkaufen) kann. Erst in späteren Phasen sollen dann langsam die eigentlich versprochenen Features hinzugefügt werden. Die Existenz dieses Landkaufspiels wird von Unterstützern der Projekte oft als Argument dafür genutzt, daß das Spiel echt ist und die Entwickler es ernst meinen. Das sollte nicht davon ablenken, daß die Entwickler mit vergleichsweise wenig technischem Aufwand eine Menge Geld einsammeln können, einen Hinhalte-Taktik fahren, bis der Hype vorüber ist und dann mit dem eingesammelten Geld verschwinden.
Early Adopters können in so einem Spiel ihre initialen Investitionen vervielfachen, wenn sie ihre virtuellen Grundstücke gewinnbringend verkaufen können und sie dann die virtuelle Währung zurück in Echtgeld verwandeln können. Investierte Spieler haben hier also ein Interesse, das Spiel zu hypen, um Gewinn zu machen und sich auszahlen lassen zu können.

Wer des Englischen mächtig ist und in die Abgründe dieser Spiele abtauchen will, kann ich KiraTV auf Youtube empfehlen. Stichworte Metaverse und Earth 2 (als eines der größeren Projekte).
 
Ja, aber:
Es geht doch um Micro-Transactions. Berichtige mich, aber mal 50 Cent in ein virtuelles Grundstück zu investieren ist jetzt so mittel-problematisch?
Für ganz viele Onlinegames kann man schließlich Geld ausgeben und erhält virtuellen Reward, der dann ebenfalls mit ner Serverabschaltung weg ist.

Die Crypto-Zockerplattformen im Slots-Format finde ich da viel schlimmer. Da wird wirklich Glücksspiel der alten Schule (Gambling) teils illegal ermöglicht.

NFTs an sich find ich schon spannend. Ob jetzt ein virtuelles Recht an einem virtuellen Gut die beste Idee ist, lass ich mal dahingestellt. Vor allem ist es ein Hype und einige wollen mit ihren ICOs einfach nur Kohle aquirieren ohne jemals was zu liefern. Wieder andere suchen auf dem Feld ihren nächsten Tenbagger. Das Durchschnittsalter auf Robin Hood ist glaub ich 31 Jahre. Da wird ganz sicher ganz viel ohne Sinn und Verstand verzockt. Aber aus Fehlern soll man ja gut lernen können. :)
(Beim physischen Gut hat man aber auch das Problem, dass theoretisch die NFT-Verbriefungsplattform abgeschaltetet werden könnte?)
 
  • Ich habe nicht nachgeforscht, ob es einen Mindestumsatz gibt beim Umtausch Echtgeld - Virtuelle Währung (so wie in eigentlich allen F2P-Spielen, wo mach Packete in verschiedener Stückelung kauft) - die initiale Investition ist möglicherweise schnell mehr als 50 Cent.
  • Einzelne Grundstückskacheln werden inzwischen für deutlich mehr als der Einstiegspreis gehandelt - im Schnitt so 5 - 10 EUR aufwärts. In Earth 2 wurden die Kacheln der Freiheitsstatue für umgerechnet 65.000 USD verkauft. Das ist nicht mehr Micro.
  • Das hin-und-herhandeln der Kacheln wird nach meiner Einschätzung so ziemlich das einzige Spielelement sein. Da (mindestens in Earth2) immer Steuern an den Betreiber abfallen bei jedem Handel, muß der Preis steigen, um Gewinn zu machen. Zumindest bei Earth 2 behält sich der Betreiber vor, die Preise bei Bedarf anzupassen.
  • Es wird damit geworben, daß die Virtuelle Währung wieder zurück in Echtgeld verwandelt werden kann. Damit das möglich ist, mußt Du andere Spieler finden, die Deine virtuellen Assets kaufen und dann hoffen, daß die Firma noch liquide genug ist, um Dich auszahlen zu können (denn zeitgleich werden ja die Einnahmen angeblich für den Bau des Metaverse verwendet).
  • Ich bin vermutlich nicht leichtgläubig genug, um NFTs zu verstehen. Es hat ja schon erste Fälle gegeben, in denen JPEGs auf irgendwelchen Servern gelöscht wurden, für die teure NFTs verkauft wurden. Der angesprochene Fall, daß irgendwann eine Blockchain aus Kostengründen abgestellt wird, die irgendwelche NFTs verwaltet, kommt bestimmt auch noch.
  • Ja, wenn ein Online-Spiel abgeschaltet wird, in das ich viel Geld (Abos oder Cash Shop) gesteckt habe, stehe ich auch mit leeren Händen da - hoffentlich hatte ich aber Spaß mit dem Spiel. Das was hier angeboten wird, ist eine Vorfinanzierung mit viel Hype und das Einzige, was man vermutlich jemals haben wird, ist die Euphorie des Hypes, Geldausgeben und der Spekulation. ein echtes Spiel wird dabei voraussichtlich nie entstehen.
Meine Einschätzung dazu ist, daß es sich bei solchen Projekten nur um eine kompliziertere Version der Million Dollar Homepage handelt - mit dem Unterschied, daß bei der Homepage klar war, daß das Geld eine Spende ist.
 
Meines Erachtens hat Blockchain und Co nix in Videospielen zu suchen und ist einfach ein Scam von Cryptospinnern.
 
Ist halt nur ein weiterer weg sein Geld zu verspekulieren. Solche Spiele gabs schon vorher. Second Life mit seinen Grundstücken. Wenn man früh angefangen hatte dort die begrenzten virtuellen Grundstücker aufzukaufen, so konnte damit eine gute Stange Echtgeld verdienen. Ein Konzept das man dann mit anderen Titeln versucht hat zu kopieren.

NFT-Spiele sind da nur der nächste Sprung. Mit ernsthaften und nachhaltigen Projekten hat dies nix zu tun.
 
"A Solution to a Problem That Doesn't Exist" - Blockchain Gaming: das fasst es eigentlich recht gut zusammen
 
Token im Wert von ~600 Millionen USD haben durch einen Blockchain Hack ihren Besitzer gewechselt. Gute Zusammenfassung, was da passiert ist

An anderer Stelle hat ein F1 Crypto-Rennspiel zugemacht - anscheinend hatten sie tatsächlich mal was spielbares, konnten aber die offizielle F1 Lizenz nicht verlängern und haben das Spiel geschlossen. Den Spielern bleiben damit noch die NFTs - sie sind jetzt aber wertlos.
 
Ubisofts Quartz NFTs für Ghost Recon Breakpoint sind auch schon wieder tot - das Spiel wird nicht mehr weiterentwickelt.
 
Eine recht gute (und lange, 2:18h) Kritik an Blockchain und NFTs und die resultierenden gesellschaftlichen Konsequenzen (auf englisch)
 
Über die Probleme mit Helium - ein Versuch, ein IoT (Internet of Things) basiertes Blockchain-Netz zu bauen.
 
Sind nicht fast alle Blockchain und vor allem NFT Sachen bis jetzt ein Scam gewesen?
 
Sind nicht fast alle Blockchain und vor allem NFT Sachen bis jetzt ein Scam gewesen?
Vermutlich ja, ich verfolge das Thema nur am Rande.
Es gab (gibt vielleicht auch noch) ein paar Projekte mit ernsthaften und etablierten Unternehmen, die irgendwas mit Blockchain machen wollten. Bei denen war das aber IMHO eher Marketing und der Anwendungsfall eher fragwürdig. So etwas in der Art wie Schulzeugnisse zur Fälschungssicherheit in die Blockchain schieben. K.A. was die dafür Verantwortlichen genommen haben. Schulnoten (besonders von Kindern) gehören nicht öffentlich ausgehängt.
Ich glaube, alle BS-Projekte von etablierten unternehmen sind einfach aus der Angst entstanden, irgendeinen Trend zu verpassen und erstmal was zu machen, bevor man zu spät auf den Zug springt. Vermutlich ist der Großteil schon still und heimlich eingestellt worden und es geistern nur ab und zu mal die Hirngespinste aus der Öffentlichen Hand durch die Gegend (weil die ja nur Steuergelder verbrennen).
 
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