Spielfilm Blade Runner 2049

Ich fande den zweiten Teil, wie gesagt, übrigens langatmiger. Außerdem kann ich den Kritikpunkt wenig nachvollziehen, da ich auch langatmigere Filme kenne und würde nicht sagen, dass sich der Film dadurch auszeichnet. Wenn man aber berücksichtigt, dass es auch ein Robocop- oder Total Recall-Reboot hätte werden können, ist der Film unter den modernen, niedrigen Erwartungen fast schon ein Wunder.

Optisch/handwerklich kann man dem Film wirklich nichts vorwerfen und ich kann die Kritik auch nicht nachvollziehen. Leider fehlt dieses Mittendringefühl / die Enge, die den ersten Film ausmachte (große wide shots waren da eher die Ausnahme). In BR49 soll man sich an dem weiten Himmel und den Wüsteneien sattsehen und gleichzeitig soll man sich in die Tiefen Häuserschluchten und engen Baracken einfühlen. Das funktioniert nicht.
 
Ich fande den zweiten Teil, wie gesagt, übrigens langatmiger. Außerdem kann ich den Kritikpunkt wenig nachvollziehen, da ich auch langatmigere Filme kenne und würde nicht sagen, dass sich der Film dadurch auszeichnet. Wenn man aber berücksichtigt, dass es auch ein Robocop- oder Total Recall-Reboot hätte werden können, ist der Film unter den modernen, niedrigen Erwartungen fast schon ein Wunder.

Optisch/handwerklich kann man dem Film wirklich nichts vorwerfen und ich kann die Kritik auch nicht nachvollziehen. Leider fehlt dieses Mittendringefühl / die Enge, die den ersten Film ausmachte (große wide shots waren da eher die Ausnahme). In BR49 soll man sich an dem weiten Himmel und den Wüsteneien sattsehen und gleichzeitig soll man sich in die Tiefen Häuserschluchten und engen Baracken einfühlen. Das funktioniert nicht.

Öhm. Für mich hat BR das Gefühl der Enge hervorgerufen.
Überall diese dicht gedrängten Menschenmassen.

Und in BR2049 sind alle weg.
Weggezogen.
Oder beim Großen Blackout verdurstet/verhungert.

Ich Tippe mal auf ein wenig vom ersten und viel vom letzteren.

Deswegen finde ich BR2049, öd, leer, bedrohlich, in der Leere einsam, dem Tode geweiht.
Im Gegensatz zum alten BR , das ist voll, bedrohlich, in der Masse einsam, dem Tode geweiht.

Während BR den Tod durch Geschäftigkeit wegzudrücken versucht wartet man in BR2049 in einer kleinen privaten Hallizinationsidylle auf das unvermeidliche.
BR war Cyberpunk weil man das "NoFuture" mit ein wenig Abrocken und gegen das System rebellieren mit Gleichgesinnten feiern konnte.
BR2049 dagegen ist kein Punk mehr. Die Zukunft ist eingetreten und sie bietet wirklich nichts mehr. Statt "NoFuture" gibt es ein "NoPresent"

Und das ist ggf. einer der Haupttreiber für Wallace, er möchte, neben Gott spielen, dem Erbe der Menchheit durch die Replikanten eine neue Überlebensmöglichkeit geben.

BR ist Cyberpunk. BR2049 der Transhumanismus der daraus erwächst. Deswegen sind die Protagonisten und Antagonisten fast alle durchwegs Replikanten oder AI-Geishas.
Was dann wieder dem ganzen durchaus Zukunft gibt, nur nicht der Menschheit.

Ist das schlimm? Solange sie unser Erbe mitnehmen und sich an uns erinnern nicht. Das fände ich in Ordnung.
 
Warnung: Wem der erste Teil zu träge und langsam war, wird vermutlich auch mit dem neuen Teil nicht wirklich glücklich werden.

Das will ich gar nicht unbedingt sagen. Mich hat der erste Teil noch nie wirklich abgeholt, und beim letzten mal schauen vor dem zweiten Teil musste ich mich aktiv zwingen, nicht irgendwann wegzupennen, damit ich gut gerüstet bin für's Kino. Aber der zweite Teil, den fand ich reichlich unterhaltsam, gerade auch wegen dem langsamen Tempo. Langatmig ist anscheinend nicht immer gleich, beim zweiten hat das für mich gut funktioniert.
 
Kowalski schrieb:
Öhm. Für mich hat BR das Gefühl der Enge hervorgerufen.
Überall diese dicht gedrängten Menschenmassen.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich lese das so, als deutest du an, ich hätte geschrieben, BR1 hätte für mich kein Mittendringefühl. Bitte um Klärung.

Deswegen finde ich BR2049, öd, leer, bedrohlich, in der Leere einsam, dem Tode geweiht.
Im Gegensatz zum alten BR , das ist voll, bedrohlich, in der Masse einsam, dem Tode geweiht.
Mir kam es halt so vor, als wollten sie in BR49 beides. Mir absolut nicht klar, ob die Welt nun menschenleer und offen sein sollte oder nicht. Ich hatte den Eindruck, man wollte den Eindruck "weit und offen und voll und beengt" gleichzeitig erwecken, das war mir zu unklar und wie beschrieben, einer meiner Kritikpunkt daran.

Wallace war mir auch zu unscharf. Das wirkte unfreiwillig wie der große Baddie und selbst, wenn mehr dahinter steckt - und wie du andeutest gibt der ja schon was her - war es halt nicht allzu gut gemacht.

BR war Cyberpunk weil man das "NoFuture" mit ein wenig Abrocken und gegen das System rebellieren mit Gleichgesinnten feiern konnte. BR2049 dagegen ist kein Punk mehr. Die Zukunft ist eingetreten und sie bietet wirklich nichts mehr. Statt "NoFuture" gibt es ein "NoPresent"
Finde ich gut auf den Punkt gebracht. Irgendwas muss ja qualitativ dran sein an den Filmen, wenn man so viel darüber reden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir absolut nicht klar, ob die Welt nun menschenleer und offen sein sollte oder nicht. Ich hatte den Eindruck, man wollte den Eindruck "weit und offen und voll und beengt" gleichzeitig erwecken, das war mir zu unklar und wie beschrieben, einer meiner Kritikpunkt daran.

Wo nehmt ihr alle nur diese gähnende Leere her?

Niander Wallace einverstanden. Ein von den realen Verhältnissen der Welt entrückter Geschäftsmann schafft sich von seinen Mitmenschen abgeschottete seine eigene kleine private Halluzinationsidylle. (sry @Kowalski die Formulierung "kleine private Halluzinationsidylle" war so treffend, dass ich nicht widerstehen konnte sie zu stehlen ;))

Ganz anders aber bei Officer K!
Er muss sich den Weg zu seinem Appartment durch ein Gewühl von Menschen bahnen, die sogar die Flure des Gebäudes bis direkt vor seine Wohnungstür als Behausung nutzen. Bei der Vorstellung der Flur vor meiner Wohnungstür würde bis auf den letzten Meter als Wohnraum genutzt, kommt bei mir schon ein recht bedrückendes Gefühl der Enge auf.

Gerade diese Szene erweckte bei mir den Eindruck, dass für die gemeine Bevölkerung eher Wohnraummangel als der Leerstand zahlloser Gebäude ein akutes Problem ist.

Sowohl gigantomansich überdimensionierte Architektur Ninander Wallace, als auch darin vorherrschende klinische Reinheit und absolute Friedhofsstille, habe ich nicht als stellvertretend für eine entvölkerte Welt wahrgenommen, in der die Geschichte spielt.

Viel mehr habe ich sie als besondere Ausnahme und krassen Gegensatz zu verdreckten, lauten und äußerst beengten Unterkünften verstanden, in denen die breite Masse der Verlierer der Welt um ihr tägliches Überleben kämpft.

Weit und offen und voll und beengt gleichzeitig? JA!

Weit und offen auf Seiten "erfolgreicher" Geschäftsleute wie Niander Wallace, die der irdischen Welt entrückt in künstlichen Oasen realitätsfern die wirtschaftlichen Geschicke ihrer Unternehmen lenken. Voll und beengt auf der anderen Seite der Mauern.

In diesem Sinne verstanden stellt "weit und offen" und "voll und beengt" zugleich meines Erachtens keinen Widerspruch dar, es stellt vielmehr ein Sinnbild dar, in dem sich das gesellschaftliche Ungleichgewicht der Welt wiederspiegelt.
 
Ich bin mir nicht sicher, aber ich lese das so, als deutest du an, ich hätte geschrieben, BR1 hätte für mich kein Mittendringefühl. Bitte um Klärung.
@BoyScout : Mir ist schon klar das Du dich auf den BR2049 bezogen hast.

Ich wollte dem nur gegenüberstellen das BR1 und BR2049 an einigen Stellen ähnlich und an anderen wieder unähnlich sind.

Nur ist das eben Absicht.
In BR1 verhalten sich die Replikanten bei ihrer Suche nach Erlösung unmenschlich. Und nur durch den Menschen Tyrell, der in seinen Geschöpfen die Zukunft der Menschheit sieht kriegen sie in Form von Rachael und Rick Deckard eine Aussicht auf Erlösung und Zukunft. Seine Absicht ist sie statt zu amoklaufenden Tötungsmaschinen zu mitfühlenden Menschen mit erhöhten Fähigkeiten zu entwickeln. BR1 ist die Welt der Menschen in das die Zukunft ungebeten reinplatzt.

In BR2 verhalten sich Joshi und Wallace als einzig wichtige Menschen unmenschlich. Wallace möchte ernten. Joshi fürchtet eine Flut von Replikanten die die Bio-Menschen hinwegfegt.
Das zumindest die Perspektive die gezeigt wird nicht die menschliche ist, sollte klar sein. Ebenso wie es klar sein sollte das sowohl die Geisha-AI als auch die Replikanten sich deutlich menschlicher verhalten als Joshi oder Wallace. Selbst Luv tut das.

Ich denke es ist also durchaus Absicht wenn wir uns in BR2049 fehl am Platze fühlen (wenn wir nicht die Perspektive der Replikanten annehmen, die alle die Nähe der Menschen in der Regel meiden, zumindest die, die einigermaßen selbstbestimmt sind.
Mag sein die Welt ist voller Menschen. Aber aus der Sicht der Replikanten ist sie öde und leer. Und mit dem Socializing mit Menschen haben sie es nicht so. Und auch die Sexarbeiter-Replikanten suchen außerhalb ihrer Profession eher weniger Nähe zu Menschen.

Ist aber auch im Ende egal, weil der Fokus auf Replikanten und AI liegt, und die Vergangenheit, der Mensch, wird als ohne Zukunft dargestellt.
Was Wallace und Co. machen ist in den Ruinen einstiger Größe ein kümmerliches Dasein fristen.

Mag sein in den Außenwelten sieht das anders aus, aber wenn die Replikanten sich erst mal selbst replizieren können sieht der nächste Schritt düster aus.
Und das eher wegen Wallace und Joshi als trotz ihnen.
 
Ganz anders aber bei Officer K!
Er muss sich den Weg zu seinem Appartment durch ein Gewühl von Menschen bahnen, die sogar die Flure des Gebäudes bis direkt vor seine Wohnungstür als Behausung nutzen. Bei der Vorstellung der Flur vor meiner Wohnungstür würde bis auf den letzten Meter als Wohnraum genutzt, kommt bei mir schon ein recht bedrückendes Gefühl der Enge auf.

Das könnte durchaus der Fall sein. Oder nur wenige Gebäude haben eine funktionierende Luftreinigung so das die wenigen "Inseln" wo das der Fall ist total überfüllt sind.
Auch der Himmel über Los Angeles ist deutlich leerer als in BR1.

Das NOCH WENIGER Ressourcen da sind als in BR1, sollte klar sein.
Es wird nicht 100%-ig erklärt, das ist aber auch nicht der Fokus des Films.

Die Leere kann auch die subjektive Leere aus der Sicht von K sein. Er wird ausgesondert und er sondert sich auch selbst ab, ob jetzt viele oder nicht ganz so viele Menschen wie in BR1 da sind ist zweitrangig.

Einfach bei Gelegenheit noch mals schauen. :)
 
Ich fange mal gleich mit dem an, was ich - will nicht sagen schlecht, aber merkwürdig fand:
  • Was @mikyra über die Dichotomie sagte, ist mir hinterher auch bewusst geworden.
  • Brennender noch die sich anschliessende Frage, warum sieht man eigentlich niemanden, der sich umbringt, keinen Bock auf die Scheiße hat? Alle sind total indoktriniert und begeistert von dem was sie tun. Fand die Figuren durch die Bank ziemlich narzisstisch, selbst Deckard ist zwar an irgendeinem entlegenem Ort, hat aber seine Überzeugungen nie aufgegeben. Schon seltsam.
Davon abgesehen, rate ich in dem Fall auch zum Kino, wenn man ein schönes in der Nähe hat. Es ist eine tolle Bild- und Tonchoreographie, ohne deren Genuss man sich teilweise schon langweilen könnte. Hier und da hätte man ihn noch kürzen können, obwohl die deutsche Version wohl schon um eine halbe Stunde kürzer ist. Im Original geht er wohl über drei Stunden (!).

Mir hat vor allem der Twist bezüglich Ks Selbstverständnis gut gefallen. Das Ende war für die Umstände passend und rührend. Mir hat noch eine Taube gefehlt, die auffliegt - vielleicht hätte die Tochter an so einer Erinnerung arbeiten können, als sie ihren Vater trifft?
 
Mir hat vor allem der Twist bezüglich Ks Selbstverständnis gut gefallen. Das Ende war für die Umstände passend und rührend. Mir hat noch eine Taube gefehlt, die auffliegt - vielleicht hätte die Tochter an so einer Erinnerung arbeiten können, als sie ihren Vater trifft?

Ich denke nicht das hier Kitsch von Dr. Ana Stelline produziert wird.
Klar sind das emotionsgeladene Momente, aber, so mein Eindruck, ist das vom röhrenden Hirschen oder dem Zigeunermädchen weit weg.

Was die Zeit angeht, nö, 164 Minuten vs. 163 Minuten. Irgendeine blutige Szene muss halt weg gewesen sein damit das FSK 12 wird.

2 Stunden 43 Minuten ist schon nahe an 3 Stunden.
2 Stunden 44 Minuten ist nicht so viel länger

Die, die sich umbringen wollten, haben es schon längst getan.
Nur die, die sich ans Leben klammern sind noch übrig.
Aber vielleicht überschätzt Du einfach den Todeswunsch der Leute,
Wenn man sich anschaut wie wenige freiwillig aus dem Leben scheiden, auch wenn sie unheilbar krank, in einer Todeszelle oder in einem KZ saßen, dann wird klar das für Leben jeder Atemzug, jeder Herzschlag kostbar ist.
Und wenn wir es freiwillig beenden dann soll es wenigstens einen Zweck haben.

Nochmal zum Sinn. Wenn Replikanten Kinder haben können und diese normal aufgezogen werden, werden sie sich nicht von normalem menschlichen Verhalten unterscheiden. Damit würden ihnen Menschenrechte zustehen. Zum anderen könnten Replikanten nicht mehr durch künstliche Zeugung und Konditionierung unter Kontrolle gehalten werden. Zumindest nicht alle.
Solange sie keine Kindheit haben und nur das konditionierte Verhalten abspulen kann man sie als Dinge betrachten.
Und solange sie künstlich erzeugt sind und der letzte Schritt, natürliche Geburt, nicht vollzogen wird, samt anschließender Kindheit bilden sie sich nicht zu vollständigen Personen, sondern nur zu Zerrbildern von Personen aus.
Durch Konditionierung, also im Endeffekt Gehirnwäsche, kann man sie in einem relativ emotionslosen Zustand halten was dann sowohl deren Einsatz als Killer und auch deren Behandlung wie Dinge "gestattet".

Das war zumindest sicher in Tyrells Zeit so. Bei Wallace macht man sich solche Gedanken nicht mehr, da wird, wir seit 40 Jahren+ auf Repression gesetzt.

Alleine das Aufgewühltsein und die Möglichkeit er könnte ein Kind zweier Replikanten sein bringen K dazu seinen "Maschinentest" zu versemmeln. Und wenn es nur so eines kleinen Schubsers bedarf um jemanden menschlich und nicht mehr wie eine Maschine denken zu lassen dann muss das schon lange drin gesteckt haben und eigentlich nur auf die richtigen Reize warten.
Das ignoriert Wallace vollkommen und Joshi fürchtet dies.

Und für die Replikantin die ein Auge geopfert hat um als tot zu gelten ist das Grund genug weitere Replikanten um sich zu scharen um sich gegen die Menschen potentiell aufzulehnen.
 
Aber wenn es nur eines kleinen Anstupsers bedarf, um ihn - Wallace - aus seiner Bahn zu werfen, frage ich mich erst recht, warum niemand sich umbringt bzw. Demonstrativ gegen die vorherrschenden Zustände ist. Dann war er ja nie psychisch stabil.
Und warum sollten die Replikanten dann nicht auch einen Weg suchen, um weiter am Leben zu bleiben. Stattdessen kämpfen sie - zumindest der Gärtner? Auch fragwürdig, warum schätzen sie das Leben anderer dann nicht?

Schien mir doch ein wenig konstruiert und steril.
 
@harekrishnaharerama
Du meinst K, oder?

Weil Leben leben will?

Und weil auch mit Hilfe der Skinner wie K Repression ein leichtes ist.
Die die rebellieren tun das nicht lange.
Durch den Blackout ist vieles an Forschung verloren gegangen.
Keine Replikanten werden zu Forschern gemacht
Erst Ana Stelline ist eine Art Forscherin.

Die Replikanten die anfangen menschlich zu fühlen werden ja aussortiert und in Ruhestand versetzt. Nur die im Untergrund können sich wirklich von der Konditionierung emanzipieren. Sowohl bei K als auch bei Luv scheint das gerade zu beginnen. Im Film tötet nur Luv einen Menschen auf der Suche nach dem Kind und die Angreifer beim abgeschossenen Flugauto. Gibt es sonst noch menschliche Opfer? Ich meine nein. Der Proteinfarmer will ja das K ihn tötet, damit er das Geheimnis um das Replikantenkind mit ins Grab nimmt. Nur ist K zu gut als Detektiv als dass das klappt. Aber auch der Gärtner opfert sich für einen Sinn, eine höhere Sache.
 
ja, stimmt, Officer K. Könnte man sich lange drüber streiten, ob es so unbedingt hätte laufen müssen. Gibt letztlich für alles irgendeine Erklärung, wenn man sich den entsprechenden Hintergrund zusammen basteln kann. Es gibt in der realen Welt einen klaren Zusammenhang zwischen einer instabilen Wirtschaft bzw. Staat und der (Selbst-)Mordrate. Und ich glaube nicht, dass man das "rauszüchten" kann, jedenfalls nicht in ein oder zwei Generationen. Zudem erinnert mich der Stil eher an ein Manga, ein wohlgemerkt tolles Skizzenboard, in dem leider die Charaktere und die Umwelt auf der Strecke geblieben sind.

Aber der Twist um K ist wirklich gelungen.
 
Wir wissen aber nicht genug, um sagen zu können, wie die restliche Welt aussieht. Was machen die Russen ? Wie schaut es in Japan aus oder in Bolivien ? Heute sagt man, die Welt ist voll, aber dennoch gibt es mehr als genug Flecken auf der Welt, wo man in jede Richtung schauen kann und keine Menschenseele sieht.
Ich kann nachvollziehen, das sich die Leute, die es nicht in die Kolonien geschafft haben, an den Orten zusammenpferchen, die noch mit Strom und relativ sauberem Wasser versorgt werden. Dummerweise wird dieser Eindruck wieder kaputtgemacht, als dann bei Deckard's Luxusruine doch bloß Strom vorhanden ist, um irgendwelche alten Musikholos abzuspielen.
Dann sieht man diese Berge von Müll, die verdammt leer aussehen, aber auch da scheint es dann von Menschen zu wimmeln, die den Müll nach letzten verwertbaren Resten durchsuchen, inklusive Kinderheim. Wovon leben die ? Die Proteinfarmen, wie sie auch Sapper eine betrieb, sind ja eher auf irgendwelchen gesalzenen Feldern zu finden. Gibts die leckeren Edelmaden etwa auch für die Müllwühler ? Bei Asimov mußten die Armen noch Hefe fressen, nun sind es Maden. Weiß nicht, ob das ein Upgrade ist.
Aber hey, vielleicht ist das das Zeichen dafür, das es wieder losgeht. Ein tapferes kleines Blümchen, das es gelernt hat, trotz der Umstände zu wachsen. Die Selbstmörder sind weg und ürbig bleiben nur diejenigen, welche sich mit Zahn und Klaue ans Leben klammern. Und die haben dann Kinder, die nix anderes kennen, als eben die beschissenen Zustände, in die sie ihre Eltern hineingeboren haben. Die kennen so überhauptnichts anderes, als dieses Leben, das für uns so dreckig und trostlos ist. Der größte Teil der Weltbevölkerung heute lebt in weit schlechteren Verhältnissen als wir hier und die bringen sich auch nicht die ganze Zeit um. Nein, sie werden mehr. Ganz besonders dort, wo es wenig gibt. Einfach weil die Größe deiner Sippe wichtig für das Überleben ist und sei es nur, um den Kampf ums letzte Wasserloch zu gewinnen.
Mich wundert, das man keine Kanibalen gesehen hat. Gerade in den Müllbergen bei den Trash-Hillbillys, um das Kinderheim herum. Die sorgen irgendwie für sich und holen sich schonmal selbst guten Schrott vom Himmel, wenn er nicht freiwillig runtergeworfen wird.

Voll und leer, aber langsam wieder immer voller.

LG Sam

PS: Sorry, das es hier kein Spoilerschubfach gibt, aber da ist kein Button dafür am Start und die geklammerten Hyroglyphen lerne ich nicht auswendig. ;)
 
Findet sich unter "Einfügen" rechts neben Bilder und Medien.

Es wird halt kurz "angerissen" wie in einem Manga oder auf einem Skizzenboard. Den Rest muss sich dann der Zuschauer denken. Schade ist nur, dass dadurch ein Statement natürlich ausbleibt. Ich finde auch nicht, dass "menschlich" zu sein gleichbedeutend ist mit etwas Gutes zu tun. Menschlich heißt für mich gerade auch bestialisch sein zu können, weil man über seine Verhältnisse hinaus gewalttätig, ja pervers sein kann. Und das kann eine ähnliche Intelligenz wie die menschliche genauso. Eine neue Stufe der Evolution? Die Replikanten mögen ja kräftiger sein, aber besonders helle schienen sie mir nicht.
 
Warum sollte Bladerunner Selbstmord thematisieren? Das ist nicht Inhalt des Films! INhalt des Films ist doch eigentlich das Leben wider aller Widrigkeiten und Verzweiflug.
 
Die "Widrigkeiten" sind halt nur angerissen, werden nicht richtig dargestellt. Fühlt sich ein wenig an wie unter einer Taucherglocke. Interaktion zwischen den Figuren und der Umgebung sind selten und mehr "Style-Element" als mitteilende Weltdarstellung.
 
[Spoiler!!]
Sehe das genauso. Der Film verliert sich in seiner The Chosen One Story, was die Welt unnötig klein macht.

Die schlauen Aussteiger leben im Kasino in einer offenen Landschaft, trinken black label Whiskey und züchten Bienen bei Frank Sinatra und wir sollen uns in die schmutzigen Massen einfühlen, die nicht gezeigt werden? Wie soll das gehen?Deswegen sagte ich, der Film macht nicht klar genug, was er will.
 
Falls ihr es nicht bemerkt habt sucht K nach Strahlung. Für ihn unerklärlich findet er keine. Meine Vermutung ist das z.B. die Replikantenrebellen in Las Vegas eine präzise gebaute schmutzige Bombe hochgehen ließen und das, statt wie üblich nach Jahrtausenden, die Stadt nach ein paar Jahren wieder strahlungsarm ist. Damit haben sie einen Rückzugsort wo sie keiner sucht. In Tschernobyl oder um Fukushima rum hast Du heute auch deine Ruhe. solange man sich von der wirklich strahlenden Teilen und Gegenden vor Ort fern hält.
 
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