AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele
Es wäre in diesem Zusammenhang mal interessant zu wissen, wie Rollenspiele in Ländern aus denen man hierzulande rollenspieltechnisch wenig hört, aussehen. Es gibt ja durchaus schwedische, japanische, italienische, polnische, spanische etc. pp. RPGs, von denen man hier so gut wie nix mitbekommt. Da wäre zum Einen das Übergewicht amerikanischer Rollenspiele und eine Prise französisches RPG was hier in Deutschland prominent ist. Wie sehen deutsche Rollenspiele denn im Vergleich zu den Rollenspielen der anderen weniger bekannten "Rollenspielernationen" aus ? Sind wir in dem Vergleich dann immernoch so schlecht oder würde sich das Bild dann etwas relativieren ?
Nachdem Zornhau und Saint_of_Killers uns hier einen Spiegel vorgehalten haben und Infernal Teddy uns gesagt hat, wie dieses Spiegelbild aussieht, wenn man es aus einem Kontinent Entfernung erblickt, kann ich ja ein paar Worte zu Frankreich sagen. Beziehungsweise darauf hinweisen, wo vor ein paar Tagen genau dieses Thema aufgekommen ist und ich eine ausführliche Antwort gegeben habe.
Ich weiß nicht, ob hier Crosspostings gern gesehen sind, daher vermeide ich ein Copy&Paste und gebe lieber einen Link an: Dieser
Thread in Settembrinis O.R.K.
(Es lohnt sich jedoch, auch den
Blogeintrag zu lesen, der diesen Thread ausgelöst hat.)
Wir stehen immer noch schlecht da, aber auf eine andere Weise und aus anderen Gründen.
Die Weichenstellung ist in den Achtzigern passiert, und sie ging für uns auf der Verlagsseite in Richtung Übersetzen (statt eigene Interpretationen der Rollenspielidee zu entwickeln) und auf der Spielerseite in Richtung Konsumieren (statt eigene Spiele zu schreiben). Uns fehlten einfach Leute vom Schlage eines Ken St. Andre, Greg Stafford, Steve Jackson (beide), die
eigene Wege beschreiten wollten; immerhin, wir hatten unsere Judges Guild (Redaktion Abenteuer Sets) und unser Arduin Grimoire (Ruf des Warlock). An anderer Stelle habe ich PP&P einmal als jähes Aufblitzen einer deutschen Rollenspielidentität gelobt - leider verblasste es schnell wieder.
Wenn es bei uns Leute gab, die sich zu Rollenspielschreibern berufen fühlten, haben sie eher Anschluss an die beiden existierenden Spiele gesucht und haben sich in das Umfeld der Redaktionen von DSA und Midgard (und heute Shadowrun und Cthulhu) begeben. (Was keine Anklage sein soll - auch TSR, FASA, WEG, GDW, ICE, SJG und Co. haben stets Zuwachs aus den Reihen ihrer Fans erhalten.)
Aber es hat sich ja gerade in den letzten 10 Jahren so einiges geändert.
Dass die hier kritisierten, deutlich aktuelleren Spiele (Degenesis, Engel, Endland usw.) eher "Bilderbücher" als "Spielbücher" sind, betrachte ich immer noch als kleineres Übel, denn es sind wenigstens alternative, originär deutsche Entwicklungen.
Dann sind diese bö-hösen Bilderbücher eben der "deutsche Stil" (zumindest so lange, bis andere Autoren und/oder Verlage aktiv werden und das Gegenteil beweisen). Wenn es etwas gibt, das diese Spiele gemein haben (und was sie von manchen erfolgreichen französischen und US-Spielen unterscheidet), dann ist es die von der Vision der Autoren getriebene Veröffentlichung. Degenesis, Engel, Endland sind nicht am Reißbrett entstanden, beruhen nicht auf Marketingstrategien, und das merkt man ihnen (im positiven Sinne) an. Lodland hingegen sind mir zu 100% nach Reißbrett aus.
Und dass wir uns zu ernst nehmen ... das erleben wir doch in allen Medien. Deutsche Sitcoms, Krimiserien, Seifenopern...
Dirk