Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Registriert
23. Februar 2003
Beiträge
34.932
Wird das Bild vom "bösen Deutschen" durch deutsche Rollenspielentwicklungen unterstrichen?

Von der lange vergessenen Glorifizierung des Mordens in Serials, über die Ästhetik des Ekels, wie sie von der "neuen deutschen Endzeit" - allen voran natürlich das (gar nicht so?) ungleiche Geschwisterpaar Endland und Degenesis - gerne überhöht wird, weiter zum systematisierten Kindesmissbrauch, und den Anleihen an die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, die die Chroniken der Engel zu ihrem Markenzeichen gemacht haben, hin schließlich zur Verharmlosung sexueller Gewalt im Bekanntenkreis, die Opus Anima propagiert - deutsche Rollenspiele(r?) scheinen solche Themen anzuziehen (wen wundert da noch die Übersetzung - inklusive liebevoller Neugestaltung - von little fears?).

Wird diese Auffälligkeit (ist es überhaupt eine Auffälligkeit? gibt es sie überhaupt?) auch von Aussenstehenden - speziell Rollenspielern aus dem Ausland - wahrgenommen?

mfG
bdd
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Kein Schwein außerhalb des deutschen Sprachraums kennt deutsche Rollenspiele.

Und selbst wenn sich mal ein Veirrter mit The Dark Eye, Engel oder Degenesis beschäftigen sollte, kommt dabei wohl 'raus das die deutschen auch nur 08/15 Fantasy spielen und ein paar coole Typen (garantiert mit Lacklatzhosen) die Rammsteins der Rollenspielszene sind.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Kein Schwein außerhalb des deutschen Sprachraums kennt deutsche Rollenspiele.
Wohl wahr.

Und vor allem: Wieso die Frage zur Außenwirkung von deutschen Rollenspielen auf Deutsch in einem deutschsprachigen Forum stellen?

Wer soll und wer KANN denn hier von einer echten Außenwirkung berichten, wenn er selbst ein Deutscher ist?

Nur die deutschssprachigen Ausländer wie Schweizer, Österreicher oder so.

Diese Frage sollte man besser in einem wirklich international besuchten Forum stellen, oder man kann keine Antwort erwarten, sondern nur Vermutungen der (stets) betroffenen Deutschen.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Ganz recht, die einzigen Stimmen zu den Spielen, die hier schon zu Exoten und Aussenseitern gehören, die man ausserhalb des deutschen Forenraumes zu hören bekommt, sind von Deutschen, die es hier nicht mehr aushalten. Wer auf der anderen Seite des großen Teiches interessiert sich für ein Spiel, in dem Afrika eine Weltmacht und Amerika nicht existent ist? Dessen Macher zwar gerne den Sprung wagen würden, aber letztlich an ihrem latenten Antiamerikanismus (gegen den ja nicht einzuwenden ist :D ) und ihrem scheinbar grenzenlosen Dilettantismus scheitern werden müssen.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Lieber Blut und Glas,

erstmal Glückwunsch zu deinem Sig. Als Chemiker sage ich, du hast völlig recht. ;-)

Zu deiner Frage:
Als ich mich mal in einem Rollenspielladen in Atlanta, Georgia, USA mit dem Verkäufer und einigen ZAR - DSKALZH (Zufällig anwesenden Rollenspieler-Die schienen kein anderes Leben zu haben) unterhalten habe, kamen folgende Statements von seiten unserer amerikanischen Freunde.
(Zitate aus der Erinnerung)
"Wie in Deutschland gibt es Rollenspieler ?!!" < Erkenntnis !
"Ja, The Dark Eye ist DAS DING in Deutschland !!" < Von der Spielerzahl her, klares JA !
Zitat eines deutschsprachigen Ami (JA ! die gibt es !!): Ich habe DSA gelesen und muss sagen ich finde es ziemlich deutsch. Jedes Eck ist beschrieben und dieses Briefspiel kommt mir wie ein Schrebergärtnerverein vor.......

Mein Eindruck ist folgender: Das deutsche Rollenspiel wird im Ausland ziemlich ignoriert. Die deutsche Szene ignoriert ja auch die anderen europäischen Szenen IMHO.
Wenn "man" etwas kennt, dann ist es DSA und die deutsche Szene wird über DSA definiert.
Serials, Opus Anima usw. kennt doch kein Mensch, auser den Freaks. O.K. ich kenne die Systeme aber ich bezeichne mich selbst als Rollenspiel NERD und bin stolz darauf.
Blut und Glas die Frage lautet für mich eher was passiert wenn ein Reporter oder ein unbedärfter Politiker "Serials" oder "Kult" oder "SLA" in die Finger kriegt....
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Serials, Opus Anima usw. kennt doch kein Mensch, auser den Freaks.

Um die geht es ja im Prinzip auch. ;)

Denn tatsächlich kann man (wenn man vielleicht die allergrössten englischsprachigen System ausnimmt) denke ich davon ausgehen, dass ein Grossteil der Spieler (und das ist ja auch schon eine gehörige Einschränkung!) nicht weit über den sprachlichen (oder gar nationalen?) Tellerrand hinaussieht.

Um französische Spiele in Skandinavien, skandinavische Spiele in den USA, amerikanische Spiele in Deutschland, oder eben auch deutsche Spiele in Frankreich überhaupt wahrzunehmen, muss man also ohnehin schon zu den übermäßig Interessierten zählen.

Was mich jetzt gerade bewegt, das sind im Prinzip drei aufeinander aufbauende Fragen:

Gibt es unter deutschen Rollenspielen tatsächlich eine (auffällige) Häufung von Spielen mit... ich nenne es einmal "problematischen" Inhalten?

Wird eine solche Häufung auch ausserhalb von Deutschland wahrgenommen (abhängig von der Antwort auf die erste Frage entweder berechtigter- oder fälschlicherweise)?

Wenn sie wahrgenommen wird, hat das einen Einfluss darauf, wie deutsche Spieler wahrgenommen werden?

(Wenn man wollte dann könnte man die erste Frage natürlich auch noch um ein "warum ist das so?" ergänzen.)

mfG
bdd
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Gibt es unter deutschen Rollenspielen tatsächlich eine (auffällige) Häufung von Spielen mit... ich nenne es einmal "problematischen" Inhalten?
Was sind für Dich "problematische" Inhalte? Das Spielen von Auftragsverbrechern wie in SR? Das Spielen von Kindern in einer Welt in der ihnen alles Böses will wie in Little Fears? Das Spielen von selbsternannten Helden, die aus niederen Motiven Wesen abschlachten nur weil die anders sind, wie es in vielen Hack&Slay- bzw. Dungeon Crawl-Spielen stattfindet?
Zumindest in Deiner Aufzählung in Deinem ersten Posting sehe ich nichts (das mit OA kommt mir arg an den Haaren herbeigezogen vor), was auch nur im Ansatz "problematisch" wäre.

Wird eine solche Häufung auch ausserhalb von Deutschland wahrgenommen (abhängig von der Antwort auf die erste Frage entweder berechtigter- oder fälschlicherweise)?
Falls es sie in Deutschland gibt, wieso sollte es sie dann nicht auch im Ausland geben?

Wenn sie wahrgenommen wird, hat das einen Einfluss darauf, wie deutsche Spieler wahrgenommen werden?
Was nicht da ist, kann auch nicht wahrgenommen werden.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Zumindest in Deiner Aufzählung in Deinem ersten Posting sehe ich nichts (das mit OA kommt mir arg an den Haaren herbeigezogen vor), was auch nur im Ansatz "problematisch" wäre.

Die Anführungszeichen haben nicht ohne Grund Verwendung gefunden.

Ich für meinen Teil halte manche Eigenschaften deutscher Rollenspiele durchaus für bemerkenswert. Nicht weil es sie andernorts nicht auch gäbe, sondern weil mir die Beispiele (siehe den Eingangsbeitrag - ob man sie nun mit dem Wort "problematisch" (mit oder ohne Anführungszeichen) belegen will hin oder her) in Deutschland besonders prominent (das ebenfalls angeführte little fears dürfte auf seinem Heimatmarkt lange nicht die Bedeutung haben, wie beispielsweise die Chroniken der Engel hierzulande) und besonders häufig (anteilsmäßig an den Projekten, die überhaupt gestartet werden/zur Veröffentlichung gelangen) erscheinen.

Wie sich auch andere Motive zu "Probleminhalten" (Anführungszeichen!) umdeuten lassen ist mir im übrigen hinlänglich bekannt, zumindest aus meiner persönlichen Warte allerdings gibt es hier jedoch (teils deutliche) Qualitätsunterschiede, was den Aufwand angeht, der betrieben werden muss, um schließlich bei einer solchen Deutung anzugelangen.
Meine Eingangsthese für diesen Thread ist - um das zu wiederholen -, dass dieser Aufwand bei einer Reihe deutscher Titel sehr gering ist (geringer als bei anderssprachigen).
Die simple Feststellung, dass Umdeutungen möglich sind (bekannt, und Teil der aufgestellten Behauptung (wie von Darkling und dir ja durch die Nachfrage bezüglich Opus Anima auch klar erkannt)), will mir als Gegenargument daher nicht recht einleuchten.

mfG
bdd
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Hammer,
mein Gehirn hat früher bis morgensfrüh funktioniert(subjektiv) und jetzt versteh ich überhaupt nichts...

Also ganz allgemein denke ich das deutscher Mainstream nicht weit vom US-Mainstream entfernt ist. Das dürfte auch die Fehlende Aussenwirkung erklären.

Wer war das mit "Die Typen die immer Shadowrun spielen" ?
Wo kommst du her Infernal? Ich will dich auch beleidigen.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Um die geht es ja im Prinzip auch. ;)

Denn tatsächlich kann man (wenn man vielleicht die allergrössten englischsprachigen System ausnimmt) denke ich davon ausgehen, dass ein Grossteil der Spieler (und das ist ja auch schon eine gehörige Einschränkung!) nicht weit über den sprachlichen (oder gar nationalen?) Tellerrand hinaussieht.

Um französische Spiele in Skandinavien, skandinavische Spiele in den USA, amerikanische Spiele in Deutschland, oder eben auch deutsche Spiele in Frankreich überhaupt wahrzunehmen, muss man also ohnehin schon zu den übermäßig Interessierten zählen.

Was mich jetzt gerade bewegt, das sind im Prinzip drei aufeinander aufbauende Fragen:

Gibt es unter deutschen Rollenspielen tatsächlich eine (auffällige) Häufung von Spielen mit... ich nenne es einmal "problematischen" Inhalten?

Wird eine solche Häufung auch ausserhalb von Deutschland wahrgenommen (abhängig von der Antwort auf die erste Frage entweder berechtigter- oder fälschlicherweise)?

Wenn sie wahrgenommen wird, hat das einen Einfluss darauf, wie deutsche Spieler wahrgenommen werden?

(Wenn man wollte dann könnte man die erste Frage natürlich auch noch um ein "warum ist das so?" ergänzen.)

mfG
bdd

Nö die deutschen Autoren sind auch nicht mehr krank als die "Anderen".
In Nomine ist AFAIK Französisch (Die Franzmänner habe einige sehr gute wenn auch sehr kranke Sache gemacht)
KULT kommt aus Schweden (Ich dachte nur norwegische Metaller zünden Kirchen an ;-))
SLA kommt aus GB ........
und gab es nicht mal ein apokalyptisches Rollenspiel aus den USA in dem man auch islamische Extremisten spielen konnte (o.k. war vor 09/11)

Auserdem gibt es da noch 1 oder 2 "braune" Spiele aus den Staaten.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Meine Eingangsthese für diesen Thread ist - um das zu wiederholen -, dass dieser Aufwand bei einer Reihe deutscher Titel sehr gering ist (geringer als bei anderssprachigen).
Dann formuliere ich es mal so: Da wir Deutschen es beim besten Willen nicht auf die Reihe bekommen, die Fesseln die wir uns vollkommen unbegründet aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds, an dem niemand unserer Generation beteiligt war, sind wir wesentlich sensitiver, was gewisse "problematische" Themen in deutschen Rollenspiel angeht. Ich behaupte einfach mal, dass z.B. der Faschismusvorwurf bei Engel in dieser Form nie aufgekommen wäre, wenn das Spiel im Orginal aus den USA, aus England oder aus Frankreich gekommen stammen würde.
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

In Nomine ist AFAIK Französisch (Die Franzmänner habe einige sehr gute wenn auch sehr kranke Sache gemacht)
KULT kommt aus Schweden (Ich dachte nur norwegische Metaller zünden Kirchen an ;-))
SLA kommt aus GB ........
und gab es nicht mal ein apokalyptisches Rollenspiel aus den USA in dem man auch islamische Extremisten spielen konnte (o.k. war vor 09/11)

Auserdem gibt es da noch 1 oder 2 "braune" Spiele aus den Staaten.

Was mir bei dieser Aufzählung fehlt, das ist ein Vergleich des Anteils dieser Spiele an der Masse des veröffentlichten Materials.
Wenn von zehn amerikanischen Spielen zwei "braun" sind, von zwei deutschen Spielen aber "nur" eines, dann kommen zwar aus den Staaten absolut gesehen doppelt so viele braune Spiele, in Deutschland würden sie aber dennoch einen grösseren Teil (die Hälfte) der gesamten Menge an Publikationen ausmachen.

Dass auch in anderen Ländern (in anderen Sprachen) Spiele, die ähnliche Themen berühren, veröffentlicht werden kann und will ich gar nicht bestreiten.
Was mich gewundert hat - als ich kürzlich einmal deutsche Projekte an mir Revue passieren ließ - ist schlicht die relative Häufigkeit gerade solcher Spiele.

mfG
bdd
 
AW: Aussenwirkung deutscher Rollenspiele

Dann formuliere ich es mal so: Da wir Deutschen es beim besten Willen nicht auf die Reihe bekommen, die Fesseln die wir uns vollkommen unbegründet aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds, an dem niemand unserer Generation beteiligt war, sind wir wesentlich sensitiver, was gewisse "problematische" Themen in deutschen Rollenspiel angeht.

Ich denke damit hast du recht.

Ich behaupte einfach mal, dass z.B. der Faschismusvorwurf bei Engel in dieser Form nie aufgekommen wäre, wenn das Spiel im Orginal aus den USA, aus England oder aus Frankreich gekommen stammen würde.

Und damit hast du sogar auf jeden Fall recht, denn mein ursprünglicher Vorwurf (hier nicht abgedruckt) bezog sich sogar ganz ausdrücklich auf die Herkunft von Engel aus Deutschland (wobei das damals auch Effekthascherei war, um meiner schlechten Meinung von Engel ein wenig mehr Nachdruck zu verleihen). ;)

Wenn also die besondere "deutsche Sensitivierung" eine so tragende Rolle spielt, dann ist es wahrscheinlicher, dass - auch unter denjenigen die sich im Ausland überhaupt mit deutschen Spielen auseinandersetzen - im Ausland eine Häufung wahrgenommen wird.

Das beantwortet aber noch nicht die Frage ob eine Häufung vorhanden ist (wahrgenommen wird), wenn man mit der "deutschen Sensitivierung" an das Thema herangeht (nicht nur an die deutschen sondern auch an die anderssprachigen Titel, denn schließlich geht es ja um den Vergleich, ob bestimmte "Themen" in Deutschland häufiger auftauchen als in anderen Ländern).
(Ich könnte mir im übrigen gut vorstellen, dass die "deutsche Sensitivierung" auch schon auf Autoren-/Designerseite eine Rolle spielt, und sich Vorhandensein und Wahrnehmung sozusagen aus der gleichen Quelle erklären.)

mfG
bdd
 
Zurück
Oben Unten